"Spiegel"-Bericht
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Lufthansa will Schlichter im Tarifkonflikt der Piloten

Lufthansa am Flughafen Frankfurt
Lufthansa am Flughafen Frankfurt, © Fraport AG

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FRANKFURT/M. - Im Tarifkonflikt mit ihren Piloten setzt die Lufthansa möglicherweise auf einen Schlichter. Dafür plädierten hochrangige Manager, schreibt das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Eine Lufthansa-Sprecherin wollte am Samstag in Frankfurt den Vorstoß nicht bestätigten. Man werde die kommende Woche nutzen, um die Verhandlungen voran zu bringen und den für die Zeit nach Ostern bereits angekündigten Streik abzuwenden, sagte sie.

Schon 2001 hatte nach einem Pilotenstreik der frühere Außenminister Hans- Dietrich Genscher (FDP) erfolgreich zwischen den Parteien vermittelt.

Die Lufthansa hält aber an ihrem Ziel fest, die 1992 mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vereinbarte Geschäftsgrundlage zum Konzerntarifvertrag zu modernisieren. Dieses Papier schützt die Piloten vor dem Einsatz von schlechter bezahlten Kollegen im Konzernkern der Lufthansa. Dort sind gut die Hälfte der 8900 Piloten des nach Zukäufen größten Luftfahrtkonzerns Europas beschäftigt. Die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung der Vereinbarung sei auch bei den Treffen der Vorstandsmitglieder mit hunderten Piloten in der vergangenen Woche bestätigt worden.

Auch die VC will das Papier ändern, aber in eine gänzlich entgegengesetzte Richtung. Die Gewerkschaft verlangt klare Abgrenzungen für den Einsatz der verschiedenen Lufthansa- Gesellschaften und hat bereits im Februar einen Tag lang gestreikt. Das Thema ist bei einer Schlichtung schwierig zu lösen, weil sich dort für eine schnelle Lösung in aller Regel auf Fragen von Gehalt und Arbeitsbedingungen beschränkt werden muss.

VC-Sprecher Jörg Handwerg sagte, dass ihm kein Vorstoß der Lufthansa-Führung zur Schlichtung bekannt sei. Sie sei theoretisch zwar denkbar, an den schwierigen Abgrenzungsfragen werde sich aber nach seiner Ansicht jeder Schlichter die Zähne ausbeißen. Falls diese Frage ausgeklammert werde, entstehe kein Frieden im Unternehmen.

Sollten die Cockpit-Funktionäre ein Schlichtungsverfahren ablehnen oder es nur unter massiven Auflagen akzeptieren, will der Vorstand mit aller Härte reagieren, schreibt der "Spiegel". Nach Aussagen von Konzern-Insidern erwäge Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber für diesen Fall, die Geschäftsgrundlage zum Konzerntarifvertrag einseitig zu kündigen. Die VC sieht darin kein Problem, weil der Vertrag dann weiterhin in Kraft bleibe.
© dpa | Abb.: Deutsche Lufthansa | 27.03.2010 12:16

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Beitrag vom 02.04.2010 - 22:56 Uhr
@ scholle:

Na, dann hoffen wir mal, dass die "Spartengewerkschaften" über den Tellerrand hinaus denken und nicht nur ihren kleinen Karos verhaftet sind...

Sonst kann es passieren, dass das "freigebende Personal" nichts mehr freizugeben hat, die FB's den wesentlichen Teil ihres Jobs, die Verantwortung für die Sicherheit an Bord, vergessen können, und statttdessen abgepackte Speisen und Getränke bei McD, Starbucks & Co. servieren dürfen (bei entsprechend der Verantwortung angepassten Bezügen...), und der 747-Kapitän zum Busfahrer umschulen kann. Neu für ihn dürfte dann nur sein, dass er da auch die Tickets verkaufen und kontrollieren darf...

Und wir fliegen dann demnächst HAM-MUC mit Air China (oder dann doch lieber Air Berlin? Vielleicht sehen sich dann passagier0815 an Bord und der ex-LH-Kapitän im Cockpit von ABxxxx wieder, aber dann zu deren Konditionen...)

Und um drei Ecken werden Unbeteiligte zu Arbeitslosigkeit und Hartz IV verdonnert, weil einige meinen, der güldene Löffel stehe ihnen und allen nachfolgenden bis in alle Ewigkeit zu...

Au Mann, wann begreifen die Luftlord und -ladies endlich, was sie an der Lufthansa haben?
Dass sich die Geschäftsbedingungen seit dem vergangenen Jahrtausend geringfügig verändert haben, sollte allen schon aufgefallen sein. Globalisierung (von der LH, und damit auch das Personal, mit der lukrativen Langstrecke gut profitiert) und Billigflieger (hier trifft low cost carrier eindeutig besser, obwohl ich Anglizismen sonst meist ablehne...) haben eine stark veränderte, wenn nicht sogar völlig neue Marktumgebung geschaffen. Ein Geschäftsmodell, dass 19xx für LH und VC tragbar war, muss heute nicht mehr passen. Die, die damals zugestimmt haben oder die zu diesen Bedingungen ein Arbeitsverhältnis eingegangen sind, sollen / müssen (!) weiterhin davon profitieren. Dafür zu streiken, mag legitim sein. Die, die sich jetzt um einen solchen Arbeitsplatz bemühen, sollten sich auf abweichende Arbeitsbedingungen einstellen. Wem das nicht passt, der braucht eine solche Ausbildung gar nicht erst anzustreben. Dagegen zu streiken, ist schlicht eine verbotene Einmischung in die Geschäftsführung.

Und bitte jetzt nicht wieder über hohe Zuschläge im Topmanagement jammern... Da haben im Aufsichtsrat sicher auch die Arbeitnehmervertreter zugestimmt.

passagier0815,
der gerne LH fliegt und nicht alle "Enhancements" der Vergangenheit begrüßt hat...
Und bitte kein Neid-Totschlagargument... Ich verdiene gut, bin aber auf zuverlässige Transportmöglichkeiten angewiesen. Globaliserung halt ,-)
Beitrag vom 02.04.2010 - 19:34 Uhr
Ein Schlichter ist auf jeden Fall zu begrüßen!
Selten hat die VC größere Erfolge errungen als 2001 Während der Schlichtung unter H.D. Genscher.
Beitrag vom 28.03.2010 - 10:57 Uhr
Diese Auseinandersetzung zeigt eines ganz Deutlich: Spartengewerkschaften gehört die Zukunft!
Bleiben wir mal im LH-Konzern, der Bodenmitarbeiter der Technik hat ebenfalls die Verantwortung für Gerät was mehrere Millionen Euro kostet, und auch Verantwortung für die Menschung die damit Fliegen. Er ist es, der das Flugzeug wartet, Beanstandungen behebt und anschließend die Lufttüchtigkeit beurteilt und feststellt indem er das CRS gibt. Und was bekommt ein Techniker? Ein Bruchteil von dem, was ein Pilot bekommt, teilweise sogar weniger als eine Flugbegleiterin für eine hoch Anspruchsvolle Aufgabe, die viel Spezialwissen erfordert! Die Piloten machen es mit der VC vor, die FB's haben mit der UFO nachgezogen, und auch das Freigabeberechtige Personal der Technik hat eine eigene Spartengewerkschaft, die in absehbarer Zeit eine Tarifautonomie erreicht!

Ich wünsche den Kollegen von der VC auf jeden Fall viel Erfolg für Ihre Verhandlungen, denn Lufthansa soll bleiben was es immer schon war: Ein Name der für Zuverlässigkeit, Qualität und Sicherheit steht, und kein Imitat von AirBerlin und Co!


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