TOULOUSE - Airbus ist seinem kriselnden Rivalen Boeing 2024 trotz knapper Bauteile noch weiter enteilt. Insgesamt fanden im abgelaufenen Jahr 766 Airbus-Maschinen den Weg zu den Kunden - ganze 31 Stück mehr als im Vorjahr. Damit schaffte der Dax-Konzern sein bereits gekapptes Jahresziel allerdings nur knapp.
Engpässe bei Zulieferern machen Airbus weiterhin zu schaffen. Ursprünglich hatte Airbus-Chef Guillaume Faury rund 800 Maschinen angepeilt, dieses Ziel aber im Juni auf rund 770 Jets gekappt. Analysten hatten im Schnitt sogar mit noch weniger gerechnet.
Doch der Airbus-Belegschaft gelang es, allein im Dezember 123 Passagierjets an deren Käufer zu übergeben.
Seinem einzigen großen Konkurrenten Boeing dürfte Airbus damit noch weiter davongeflogen sein. Der einstige Weltmarktführer aus den USA steckt seit Jahren in einer Krise - und die wurde im vergangenen Jahr noch schlimmer.
Von Januar bis November lieferte Boeing gerade einmal 318 Maschinen aus, auch weil die Luftfahrtbehörde FAA nach mehreren Zwischenfällen ihre Aufsicht über den Hersteller verschärft hat. Seine Absatzzahlen für das Gesamtjahr will der US-Konzern am kommenden Dienstag (14. Januar) veröffentlichen.
Im Vorjahr hatte Boeing noch 528 Jets geschafft. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass Airbus seinem Rivalen 2024 auch im Segment der Großraumjets den Rang abgelaufen haben könnte.
An Aufträgen herrscht bei den Flugzeugherstellern kein Mangel - im Gegenteil. So sammelte Airbus im vergangenen Jahr Bestellungen über 878 Passagier- und Frachtjets ein. Nach Abzug von Stornierungen waren es noch 826 Stück. Der Auftragsbestand wuchs zum Jahresende auf 8.658 Maschinen.
Verkaufschef Benoit de Saint-Exupéry zeigte sich in einer Videokonferenz am Abend zuversichtlich, dass Airbus in den nächsten Jahren jeweils ähnlich viele Aufträge einsammeln kann wie 2024.
Bei den Produktionszahlen kommt der Hersteller der Nachfrage seit dem Ende der Corona-Pandemie kaum hinterher. Allerdings habe der Konzern in der Produktion zuletzt viel mehr Fortschritte gemacht, als die Produktionszahlen zeigten, sagte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Christian Scherer.
2025 werde es weiter aufwärtsgehen. Und in absehbarer Zeit werde Airbus wieder so viele Maschinen ausliefern wie vor der Corona-Pandemie. Damals hatte der Konzern im Jahr 2019 mit 863 Jets seinen Rekord aufgestellt, bevor die Corona-Krise die Luftfahrtbranche in die Knie zwang.
Schon 2019 hatte Airbus seinen Rivalen Boeing als größten Flugzeugbauer der Welt abgelöst. Damals war der US-Konzern nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 MAX in eine schwere Krise gerutscht. Die Maschinen des Typs durften wegen technischer Mängel mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben.
Seither kämpft Boeing auch bei anderen Modellen wie dem Großraumjet 787 "Dreamliner" und dem Raumschiff "Starliner" mit Pannen und Qualitätsmängeln. Vor rund einem Jahr brach aus einer Boeing 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil heraus. Seither darf der Hersteller die Produktion seiner absatzstärksten Modellreihe nicht mehr ausweiten. Zudem hatte er sich nach mehreren Verlustjahren in Folge Milliardensummen von Anlegern besorgt.
75 A320neo pro Monat ab 2027Airbus kann von Boeings Krise nur begrenzt profitieren. Zwar haben die Europäer ihre Führungsrolle im Segment der Mittelstreckenjets weiter ausgebaut. Doch die Produktion dieser Jets aus der A320-Neo-Familie ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Airbus-Chef Faury will die Produktion der Reihe zwar auf 75 Maschinen pro Monat ausweiten, musste dieses Ziel wegen anhaltender Engpässe bei Zulieferern aber schon mehrmals verschieben. Jetzt soll es erst 2027 so weit sein.
Im abgelaufenen Jahr stellte die A320-Neo-Familie mit 602 Maschinen erneut den Löwenanteil der ausgelieferten Airbus-Jets. Mehr als 60 Prozent der Standardrumpf-Flugzeuge entfielen auf die Langversion A321neo. Während solche Maschinen bisher auf Kurz- und Mittelstreckenflüge beschränkt waren, lieferte Airbus im vergangenen Jahr die ersten Exemplare der neuen Langstreckenversion A321XLR aus.
Von seinen großen Langstreckenjets der Reihen A350 und A330neo übergab Airbus insgesamt 89 Exemplare an seine Kunden - und damit sogar weniger als im Vorjahr. Vom kleinsten Passagierjet-Modell A220 lieferte der Hersteller 75 Maschinen aus.
Spartenchef Scherer sprach trotz der Engpässe bei wichtigen Bauteilen wie Triebwerken von einem guten Jahr für Airbus. Bei den Aufträgen für Großraumjets habe es "eine unglaubliche Dynamik" gegeben. Was die Auslieferungen des vergangenen Jahres für Umsatz und Gewinn des Konzerns bedeuten, will der Vorstand bei der Bilanzvorlage am 20. Februar bekanntgeben.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 09.01.2025 18:16
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Beitrag vom 15.01.2025 - 13:37 Uhr
@Runway:
Wäre jetzt nicht eigentlich die Zeit, massiv in das Produktportfolio zu investieren, da quasi nichts mehr in Entwicklung ist ausser der A35F?
Denn eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, einen A35KK und einen A225 anzugehen, sowie die Überlegungen zu einem A321N Nachfolger und evtl. sogar ein neuen mittelgrossen Twin im Bereich der ehemaligen B762ER - A332.
Der A225 ist ja auch schon von Airbus selbst thematisiert worden mit der Ausssage, dass dessen Einführung nur noch eine Frage der Zeit und nicht des Obs sei. Das der A225 dann im Gebiet des A320neo wildert, ist mittlerweile für Airbus wohl kein Problem mehr, da heute schon der A321 das mit Abstand erfolgreichste Modell der A320-Familie ist. Man hat ja zusätzlich noch die Möglichkeit, einen A322 nachzulegen, so das man die A320-Familie insgesamt nochmal nach oben verschiebt, so dass die Konkurrenzsituation mit der A220 unproblematisch ist. Selbst bei neuem Flügel bleibt der A322 eine Option, die rein betriebswirtschaftlich an der zu erwartenenden Nachfrage hängt.
Aktuell fährt Airbus hier sehr klug auf Sicht, da der Markt und die Konkurrenzsituation mit Boeing keinen Entscheidungsdruck aufbaut und Airbus die Zeit lässt, auf stratgische Entscheidungen aus Seattle zu warten und dann reagieren zu können. In Seatlle ist der Entscheidungsdruck aktuell weitaus größer.
Zudem gibt es beim A220 wie zuvor schon erwähnt ein Stückzahl- und Rentabilitätsproblem und nun zusätzlich wohl auch ein Qualitätsproblem. Bevor diese Dinge nicht alle im Lot sind, macht es betriebswirtschaftlich auch keinen Sinn, momentan mit dem A225 eine neue Risikoquelle aufzumachen.
Beim A35KK sieht es ähnlich aus: kein Entscheidungsdruck, und vermutloich zu geringe Nachfrage, um hier trotz des 777X-Dramas schnell reagieren zu müssen.
Wichtiger wäre für Airbus, vollendete Konzepte und Konfigurationen für den A320 und A330-Nachfolger in der Schublade zu haben, um bei Bedarf hier zügig einen Programmlaunch plazieren zu können. Denn gerade den A330neo wird Airbus nur noch über den Preis länger im Markt halten können.
Dieser Beitrag wurde am 15.01.2025 13:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 15.01.2025 - 13:24 Uhr
Daran anknüpfend: Warum hat Airbus denn jetzt weniger WBs ausgeliefert als im VOrjahr?
Man wollte doch die Produktion ausbauen, beim A33N wollte man doch von 2,5 auf 3 und dann auf 4.
Beim A350 soll es in Richtung 10 gehen. 89 kombiniert sind da schon eher naja.
Gute Frage, da vor allem der A350-Backlog eine höhere Naurate rechtfertigen würde.
Wie 2023 wurden auch 2024 32 A330neo ausgeliefert. Bei der A350 gab es einen Rückgang von 64 auf nur 57 Flugzeuge (
https://www.airbus.com/en/newsroom/press-releases/2025-01-airbus-reports-766-commercial-aircraft-deliveries-in-2024). Also ingesamt 89 Widebodies.
Boeing hat nur 83 Widebodies geschafft: 51 787, 18 767, 14 777.
Damit hat Airbus das erste Mal mehr Widebodies ausgeliefert als Boeing. Allerdings sieht die Lage hier etwas anders aus als bei Single Aisle: solange Boeing keinen 737-Nachfolger in den Markt bringt, wird Airbus den Marktanteilsvorspung halten oder ggf. ausbauen. Bei den Widebodies profitiert Airbus von den 787-Qualitätsproblemen und den 777X-Verzögerungen. Sollten diese überwunden sein, womit man in den kommenden 2-3 Jahren rechnen kann, ist mit deutlich höheren Widebody-Auslieferungen von Boeing zu rechnen - und vermutlich dann auch wieder mehr als Airbus, weil das A330neo wird weiter auf der Stelle treten. Beim A350 bleibt das Fragezeichnen beim Produktionsausbau und Anstieg der monatlichen Rate.
Dieser Beitrag wurde am 15.01.2025 13:42 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.01.2025 - 09:56 Uhr
Wäre es nicht dringend an der Zeit grundsätzlich neue/ andere Flieger/ Antriebskonzepte anzugehen?
Ankündigungen:
Ja bestimmt!
https://www.aero.de/news-39254/Airbus-Chef-Nurfluegel-Airliner-bis-2035-machbar.html
gab es genug.
Der in diesem Artikel aufgezeigten Zeitplan ist ja nur noch Makulatur.
Aber klar: solange 'der Rubel rollt' glaubt man das nicht zu müssen. Wie in der deutschen Automobilindustrie... .
Wenn staatliche Hilfen die Flugzeugindustrie genauso unterstützen würde wie z.B. die chinesische Regierung deren Automobilindustrie, könnte man da bestimmt Fahrt aufnehmen.
Aber staatliche Unterstützung für den Umschwung auf klimafreundlichere Antriebe (oder auch Treibstoffe) sind angesichts der Haushaltslage schwierig. Und von vielen auch nicht gewollt.
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Wäre jetzt nicht eigentlich die Zeit, massiv in das Produktportfolio zu investieren, da quasi nichts mehr in Entwicklung ist ausser der A35F?
Denn eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, einen A35KK und einen A225 anzugehen, sowie die Überlegungen zu einem A321N Nachfolger und evtl. sogar ein neuen mittelgrossen Twin im Bereich der ehemaligen B762ER - A332.
Der A225 ist ja auch schon von Airbus selbst thematisiert worden mit der Ausssage, dass dessen Einführung nur noch eine Frage der Zeit und nicht des Obs sei. Das der A225 dann im Gebiet des A320neo wildert, ist mittlerweile für Airbus wohl kein Problem mehr, da heute schon der A321 das mit Abstand erfolgreichste Modell der A320-Familie ist. Man hat ja zusätzlich noch die Möglichkeit, einen A322 nachzulegen, so das man die A320-Familie insgesamt nochmal nach oben verschiebt, so dass die Konkurrenzsituation mit der A220 unproblematisch ist. Selbst bei neuem Flügel bleibt der A322 eine Option, die rein betriebswirtschaftlich an der zu erwartenenden Nachfrage hängt.
Aktuell fährt Airbus hier sehr klug auf Sicht, da der Markt und die Konkurrenzsituation mit Boeing keinen Entscheidungsdruck aufbaut und Airbus die Zeit lässt, auf stratgische Entscheidungen aus Seattle zu warten und dann reagieren zu können. In Seatlle ist der Entscheidungsdruck aktuell weitaus größer.
Zudem gibt es beim A220 wie zuvor schon erwähnt ein Stückzahl- und Rentabilitätsproblem und nun zusätzlich wohl auch ein Qualitätsproblem. Bevor diese Dinge nicht alle im Lot sind, macht es betriebswirtschaftlich auch keinen Sinn, momentan mit dem A225 eine neue Risikoquelle aufzumachen.
Beim A35KK sieht es ähnlich aus: kein Entscheidungsdruck, und vermutloich zu geringe Nachfrage, um hier trotz des 777X-Dramas schnell reagieren zu müssen.
Wichtiger wäre für Airbus, vollendete Konzepte und Konfigurationen für den A320 und A330-Nachfolger in der Schublade zu haben, um bei Bedarf hier zügig einen Programmlaunch plazieren zu können. Denn gerade den A330neo wird Airbus nur noch über den Preis länger im Markt halten können.
Dieser Beitrag wurde am 15.01.2025 13:40 Uhr bearbeitet.
Man wollte doch die Produktion ausbauen, beim A33N wollte man doch von 2,5 auf 3 und dann auf 4.
Beim A350 soll es in Richtung 10 gehen. 89 kombiniert sind da schon eher naja.
Gute Frage, da vor allem der A350-Backlog eine höhere Naurate rechtfertigen würde.
Wie 2023 wurden auch 2024 32 A330neo ausgeliefert. Bei der A350 gab es einen Rückgang von 64 auf nur 57 Flugzeuge ( https://www.airbus.com/en/newsroom/press-releases/2025-01-airbus-reports-766-commercial-aircraft-deliveries-in-2024). Also ingesamt 89 Widebodies.
Boeing hat nur 83 Widebodies geschafft: 51 787, 18 767, 14 777.
Damit hat Airbus das erste Mal mehr Widebodies ausgeliefert als Boeing. Allerdings sieht die Lage hier etwas anders aus als bei Single Aisle: solange Boeing keinen 737-Nachfolger in den Markt bringt, wird Airbus den Marktanteilsvorspung halten oder ggf. ausbauen. Bei den Widebodies profitiert Airbus von den 787-Qualitätsproblemen und den 777X-Verzögerungen. Sollten diese überwunden sein, womit man in den kommenden 2-3 Jahren rechnen kann, ist mit deutlich höheren Widebody-Auslieferungen von Boeing zu rechnen - und vermutlich dann auch wieder mehr als Airbus, weil das A330neo wird weiter auf der Stelle treten. Beim A350 bleibt das Fragezeichnen beim Produktionsausbau und Anstieg der monatlichen Rate.
Dieser Beitrag wurde am 15.01.2025 13:42 Uhr bearbeitet.
Ankündigungen:
Ja bestimmt!
https://www.aero.de/news-39254/Airbus-Chef-Nurfluegel-Airliner-bis-2035-machbar.html
gab es genug.
Der in diesem Artikel aufgezeigten Zeitplan ist ja nur noch Makulatur.
Aber klar: solange 'der Rubel rollt' glaubt man das nicht zu müssen. Wie in der deutschen Automobilindustrie... .
Wenn staatliche Hilfen die Flugzeugindustrie genauso unterstützen würde wie z.B. die chinesische Regierung deren Automobilindustrie, könnte man da bestimmt Fahrt aufnehmen.
Aber staatliche Unterstützung für den Umschwung auf klimafreundlichere Antriebe (oder auch Treibstoffe) sind angesichts der Haushaltslage schwierig. Und von vielen auch nicht gewollt.