737 MAX
Älter als 7 Tage

Boeing und FAA führen ersten Testflug durch

Boeing 737 MAX
Boeing 737 MAX, © Tui

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SEATTLE - Boeing hat nach dem mehr als einjährigen Startverbot für seinen Krisenjet 737 MAX eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Wiederzulassung genommen. Am Montag (Ortszeit) absolvierte eine 737 MAX den ersten Testflug für die Wiederzulassung des Jets.

Gesteuert wurde die Maschine von einem Piloten der US-Luftfahrtbehörde FAA und Boeing-Chefpilot Jim Webb. Zwei weitere Tage mit Testflügen sollen folgen. Dabei will die FAA überprüfen, ob der Flugzeugtyp nach etlichen Verbesserungen wieder für den Flugverkehr freigegeben werden kann.

Nach dem Start vom Boeing-Feld testeten die Piloten die 737 MAX im Langsamflug zwischen 12.000 und 15.000 Fuß, sagte eine Quelle der Nachrichtenagentur "Reuters".

Später steigerten sie die Fluggeschwindigkeit auf 470 Knoten bei 14.000 Fuß - mutmaßlich wurde unter diesen Bedingungen überprüft, ob sich das Höhenruder auch bei höheren Fluggeschwindigkeiten noch leicht manuell verstellen lässt.

Nach zwei tödlichen Abstürzen darf die Boeing 737 MAX bereits seit März 2019 nicht mehr eingesetzt werden. Für eine erneute Zertifizierung sind allerdings noch einige weitere Hürden zu nehmen. Der Test der verbesserten Steuerungstechnik war seit dem vergangenen Jahr immer weiter verschoben worden, da Ingenieure und Kontrolleure immer neue Sicherheitsbedenken äußerten.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Boeing-Aktie ging am Montag angesichts der Aussicht auf eine baldige Wiederzulassung mit einem Kursplus mehr als 14 Prozent aus dem Handel. Allerdings hat sie seit dem Jahreswechsel im Zuge der Corona-Krise immer noch rund 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Ein Ende der weltweiten Startverbote würde Boeing erlauben, die seit mehr als 15 Monaten gestoppte Auslieferung der Jets wieder aufzunehmen. Das würde auch wieder Geld in die Kasse des kriselnden Konzerns bringen. Der Start- und Auslieferungsstopp hat Boeing bereits rund 20 Milliarden US-Dollar (rund 18 Mrd Euro) gekostet.

Der Einbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie brachte den Konzern inzwischen zusätzlich in die Bredouille, weil viele Airlines derzeit gar keine neue Maschinen gebrauchen können. Rund 450 bereits fertige Jets der 737-MAX-Reihe warten bei Boeing auf ihre Auslieferung. Die FAA will jedes der Exemplare einzeln inspizieren und freigeben.

Über den Flugzeugtyp 737 MAX waren im März 2019 als Konsequenz aus zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten weltweit Flugverbote verhängt worden. Als Hauptursache der Unglücke gilt ein speziell für das Modell entwickeltes Steuerungsprogramm namens MCAS.

Boeing hatte die Probleme mit dieser Software eigentlich schon vor dem zweiten Absturz behoben haben wollen, stattdessen kamen jedoch etliche neue Mängel hinzu. Das Debakel um die 737 MAX verursachte enorme Kosten und erschütterte das Vertrauen in den Erzrivalen von Airbus.

Kein öffentlicher Zeitplan

Sollte bei der nun gestarteten Testphase alles glattgehen, könnte Boeing sich gute Chancen auf eine Wiederzulassung der 737 MAX in den kommenden Monaten ausrechnen. Zum Jahresende hin könnten Fluggesellschaften die Unglücksjets womöglich wieder in Betrieb nehmen. Zum genaueren Zeitplan machten weder die FAA noch Boeing Angaben.

Neben Boeing steht auch die FAA wegen der Abstürze stark unter Druck. Dem Hersteller wird angelastet, die 737 MAX im Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Behörde wird vorgeworfen, sie habe bei der ursprünglichen Zertifizierung die Augen zugedrückt und sich vom Hersteller an der Nase herumführen lassen.

Umso genauer will der erst seit August 2019 amtierende FAA-Leiter Steve Dickson - selbst ein ehemaliger Pilot - die Maschinen prüfen lassen, bevor sie wieder zugelassen werden. Dickson betont stets, dass es beim Verfahren zur Wiederzulassung keine Fristen für seine Mitarbeiter gebe.

Der FAA-Chef hat gute Gründe, penibel zu sein. Denn eine erneute Blamage könnte sich die Behörde kaum leisten. Ob bei der ursprünglichen Zertifizierung der 737 MAX alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand verschiedener Ermittlungen. Es gibt den Verdacht, dass Boeing wichtige Informationen unterschlagen hat, was sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 30.06.2020 08:49

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Beitrag vom 04.07.2020 - 13:57 Uhr
Also ich glaube schon, dass bei einem gewissen Teil der Fluggäste die MAX jetzt ein mulmiges Gefühl erzeugt. Ich glaube auch, dass ein paar mehr Passagiere als die oben angesprochenen 10 % ihr Buchungsverhalten anpassen werden, es ist ja relativ einfach in Erfahrung zu bringen, welche Gesellschaft das Ding auf welcher Strecke (gewöhnlich) einsetzt. Ich wäre einer, der sich NICHT in das Ding setzt und der das im Bekanntenkreis auch so kommuniziert, wenn einer um Auskunft bittet.
Beitrag vom 04.07.2020 - 11:36 Uhr
Wenn dann dieses aerodynamische Wunderwerk endlich wieder in Luft darf, wer zertifiziert eigentlich die Passagiere, die da einsteigen sollen -Ryanair und Easyjet Kunden mal ausgenommen?
In allen Berichterstattungen zum laufenden Neuzertifizierungsverfahren wird diese Frage geflissentlich ausgeklammert. Für Boing kann man nur hoffen, daß es hierzu auch entsprechende Szenarien gibt. Mein Lieblingshub über Reykjavik in die USA mit Islandair (und dann 737 Max), ist für mich damit gestorben.

Icelandair möchte zumindest die restlichen MAX nicht mehr abnehmen:  https://www.aero.de/news-35867/Icelandair-will-737-MAX-nicht-mehr.html
Beitrag vom 03.07.2020 - 21:56 Uhr
Auch wenn die FAA den Flugzeugtypen wieder als flugtauglich einstuft, heisst das nicht, dass die ganze Welt folgen muss!

- also bei den Chinesen kann ich mir gut vorstellen, dass die politisch motiviert die Zulassung für China torpedieren und auch noch Bestellungen von 737 absagen. Hier könnte dann noch eintreffen, was ein anderer Forist bereits vermutet, dass Boeing doppelt unter Corona leiden wird. Damit ist gemeint, dass Airlines z.B. ihre 737 Bestellung abbestellen, wie z.B. gerade Norwegeaen ABER auch airlines Abbestellung von Airbus nutzen, um selbst ihre Boeing Bestung los zu werden und auf Airbus zu wechseln, wie eventuell die Chinesen eventuell...aber die Chinesen sind auch abhängig von Boeing, weil sie selbst keine Flugzeuge produzieren und weil Comac auch viele Teile hat, die in der USA gebaut werden. Mal sehen wie die Chinesen sich zur Zulassung stellen????

 https://www.seattletimes.com/business/boeing-aerospace/foreign-regulators-demand-substantial-new-changes-to-boeing-737-max-flight-controls/

- Die Europäer haben 2 Probleme aber beide können nach Meinung der ESA auch erst z.B. mit der Zulassung der MAX10 behoben werden
- die wollen einen dritten AoA Sensor eventuell auch einen virtuellen Sensor
- sie wollen eine Überarbeitung des Alarmhandling, denn aktuell kann ein Fehler zu mehreren Alarmen im Cockpit führen und das ist nicht hilfreich
Beides ist noch strittig bei Boeing.

- die Kanadier wollen, dass man den Stickchacker bei Fehlalarmen eines Stall abschalten kann, was aktuell nicht geht. Das will Boeing umsetzen.

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