Airport vor Eröffnung
Älter als 7 Tage

Testpassagiere stellen BER auf die Probe

Probebetrieb am BER
Probebetrieb am BER, © FBB

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BERLIN - Dieses Mal soll es mit der Eröffnung klappen - unbedingt. Am Berliner Pannenflughafen BER laufen die Vorbereitungen auf die Inbetriebnahme. Tausende Freiwillige testen Abläufe und Wegführung. Wegen der aktuellen Krise spielt der Flughafen den Probebetrieb aber nur unter halber Last durch.

"Wo müssen wir denn jetzt hin?" In der großen Eingangshalle des neuen Hauptstadtflughafens BER ist manch einer schon zu Beginn verwirrt: Ein älteres Ehepaar sucht den richtigen Check-In-Schalter, um die Koffer loszuwerden und die Bordkarte in Empfang zu nehmen. "Da hinten", vermutet die Frau, doch ihr Mann ist schon in die andere Richtung unterwegs.

Es wird an diesem Tag nicht das letzte Mal sein, dass sie den richtigen Weg suchen. Wo liegen noch gleich die D-Gates? Treppe hoch oder rechts dran vorbei?

Gefahr, dass sie ihren Flieger verpassen, besteht nicht. Bis die ersten Flugzeuge am BER starten, dauert es noch knapp 100 Tage. Die beiden gehören zu rund 4.000 freiwilligen Komparsen, die an diesem Dienstag die Abläufe am geplanten Hauptstadtflughafen testen sollen: Check-In, Gepäckabgabe, Sicherheitskontrolle, Boarding, eine Runde mit dem Bus, Ankunft, Koffer abholen und alles noch einmal von vorn.

Zwei Mal die Woche kommen derzeit die Komparsen, um den Flughafen vor seiner Eröffnung auf Herz und Nieren zu testen. Fehler sind dabei ausdrücklich erwünscht. "Es ist Sinn und Zweck, dass so viel wie möglich schief geht", sagt Patrick Muller, am BER verantwortlich für die Abläufe. "Wir selbst sind inzwischen betriebsblind und nehmen vieles nicht mehr wahr. Wir sind auf frische Augen angewiesen, die uns Feedback geben."

Und tatsächlich läuft noch nicht alles reibungslos: Über Anzeigen können Komparsen zwar schnell erkennen, wenn eine Sicherheitskontrolle ausgelastet ist. Doch an welche sie dann ausweichen müssen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Auch manche Beschilderung löst Verwirrung aus und lässt viele Teilnehmer in die falsche Richtung laufen. "Aber wir haben ja noch knapp 100 Tage, um das ein oder andere zu korrigieren", sagt Muller.

Die letzte Flughafeneröffnung in Deutschland liegt inzwischen rund 18 Jahre zurück: In München ging im Mai 1992 der neue Flughafen im Norden der Stadt in Betrieb. Und auf den ersten Start am skandalreichen BER warten die Menschen nach mehreren verschobenen Terminen inzwischen rund neun Jahre. Kein Wunder also, dass das Interesse an einer vorzeitigen Besichtigung groß ist. Die 23 Jahre alten Freunde Kjell und Hendrik sind dafür extra aus Hamburg angereist.

"Wir sind selbst in der Luftfahrtbranche tätig und wollten uns das mal angucken", sagt Kjell. Auch ihnen ist aufgefallen, dass die Ausschilderung an manchen Stellen in die Irre führen kann. "Ansonsten ist aber alles wie immer", sagen die beiden mit Blick auf ihre Erfahrungen an anderen Flughäfen.

Neben den künftigen Passagieren sollen auch die Mitarbeiter ein Gefühl für die Wege und die Abläufe am neuen Standort bekommen. Rund 600 von ihnen sind bei den Tests jeweils dabei. Bis Mitte Oktober soll der Probebetrieb noch laufen. Rund 9.000 Komparsen sollen bis dahin daran teilgenommen haben.

Eigentlich waren mehr als doppelt so viele Freiwillige für den Prozess eingeplant. Aufgrund der Corona-Krise mussten die Zahlen aber drastisch reduziert werden. "Wir hätten natürlich gerne deutlich mehr Menschen dabei", sagt Paul Hoppe, der den Probebetrieb koordiniert. Ein Volllast-Szenario könne unter diesen Umständen nicht geprobt werden.

Um die Sicherheitskontrolleure trotzdem ins Schwitzen zu bringen, werden nur wenige Schleusen geöffnet. Und so offenbarte sich für den Operations-Leiter Muller ein mögliches Platzproblem: "An der Sicherheitskontrolle hat man durchaus gesehen, dass es relativ eng werden kann, wenn da 50, 60 Leute stehen", sagt er. Auch werden aus seiner Sicht nicht alle Passagiere stets die behördlich vorgegebenen Sicherheitswege freihalten. Noch bleibt also eine Menge zu tun.

Doch die Eröffnung des Flughafens sei dadurch nicht in Gefahr. "Dafür bräuchte es wirklich eine Katastrophe, ein Erdbeben oder ein großes Feuer", sagt Muller. Alles andere bekämen sie bis Ende Oktober in den Griff.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Günter Wicker, FBB | 28.07.2020 16:47

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Beitrag vom 28.07.2020 - 17:06 Uhr
Na, dann sollte man nichts beschreien. Katastrophen können schneller passieren als man denkt. Und beim BER wäre es so langsam wirklich einmal Zeit für "good news".


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