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Die 350 Münchner Fluglotsinnen und Fluglotsen kontrollieren den Flugverkehr ab sofort aus einem neuen Gebäude: Die DFS-Kontrollzentrale in München, die den unteren Luftraum bis rund neun Kilometer Höhe überwacht, hat das neue Flugsicherungssystem iCAS in Betrieb genommen.
iCAS beruht auf der sogenannten 4D-Trajektorie: "Für einen effizienten Verkehrsfluss berechnet das System für jedes Flugzeug sehr exakt den weiteren Flugweg im dreidimensionalen Raum, ergänzt um den Faktor Zeit", erklärt die DFS den Ansatz. "Mögliche Konflikte zwischen Luftfahrzeugen werden den Fluglotsen frühzeitig angezeigt und können somit gelöst werden."
Das System soll Fluglotsen schneller ein genaues Lagebild verschaffen. "Die exakten Flugwegberechnungen und die zusätzlichen Funktionen sowie das moderne Human-Machine-Interface ermöglichen unseren Fluglotsinnen und Fluglotsen ein vorausschauendes, modernes Flugverkehrsmanagement", erläutert Dirk Mahns, DFS-Geschäftsführer Betrieb, die Vorzüge des neuen Systems.
Die DFS ist die erste Flugsicherungsorganisation in Europa, welche mit iCAS ein Flugsicherungssystem der neuesten Generation in einem der komplexesten Lufträume der Welt in Betrieb genommen hat.
Die neue Systemgeneration wurde in Kooperation mit der niederländischen Flugsicherungsorganisation LVNL und dem spanischen Technologieunternehmen INDRA rund sechs Jahre entwickelt und innerhalb von sechs Monaten eingeführt. Die DFS Karlsruhe, die den oberen Luftraum überwacht, arbeitet bereits seit über fünf Jahren mit der ersten iCAS-Generation.
Der Systemwechsel erforderte einen Umzug der Kontrollzentrale München in ein neues Gebäude - so konnte vom alten auf das neue System umgeschaltet werden, ohne die technische und betriebliche Stabilität zu gefährden.
Um eine sichere Einführung zu gewährleisten, wurde iCAS vor der Inbetriebnahme vielfach getestet, zuletzt auch im Live-Betrieb in der Nacht und am Wochenende. "Dennoch können in der Einführungsphase aufgrund der Komplexität des Systems und der hohen Anzahl von Datenverbindungen Auffälligkeiten niemals ganz ausgeschlossen werden", erklärte die DFS.
Für solche Situationen stehen Ersatzsysteme bereit, auf die nahezu nahtlos umgeschaltet wird. "Solch eine Umschaltung musste zum Beispiel am 25. März vorgenommen werden", heißt es in der Mitteilung. "Sie dauerte wenige Stunden und verlief reibungslos."
Einschränkungen in München
Für eine dreimonatige Einführungsphase wird die aus München zu koordinierende Verkehrsmenge gedrosselt. Der Flughafen München muss bis Ende Juni mit Einschränkungen leben. "Auch dies dient der Sicherheit", verteidigte die DFS die Absenkung des sogenannten Eckwerts - der Zahl der möglichen Starts und Landungen pro Stunde.
"Trotz der Einschränkungen in der Einführungsphase geht die DFS davon aus, dass sich diese komplexe Systemeinführung auf die flüssige und geordnete Abwicklung des Luftverkehrs nicht stark auswirken wird", sagt Mahns. "Auf unser herausragendes Sicherheitsniveau kann sich die Luftfahrt verlassen."
Die Fluglotsen der DFS-Kontrollzentrale München überwachen einen riesigen Luftraum, der vom Bodensee bis zur tschechischen Grenze sowie von Leipzig bis zum Brenner und bis zu einer Höhe von 31.500 Fuß (9,6 Kilometer) reicht.
Auch die An- und Abflüge zu den Flughäfen München, Memmingen, Nürnberg, Leipzig, Erfurt und Dresden werden von München aus koordiniert. Im vergangenen Jahr kontrollierte die DFS München rund 860.000 Flugbewegungen.
© aero.de | Abb.: DFS | 31.03.2023 06:51
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