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Gerber: Corona-Tests Basis für Erholung des Flugverkehrs

Peter Gerber
Peter Gerber, © Lufthansa Cargo

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BERLIN - BDL-Präsident Gerber sieht die Testpflicht für Reisende aus Corona-Risikogebieten als Grundlage zur Wiederbelebung des weltweiten Flugverkehrs. "Wir müssen das Reisen wieder stärker ermöglichen, mit einem Instrumentarium, das uns erlaubt, verantwortlich und flexibel auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens zu reagieren".

Dies sagte der neue Luftfahrt-Präsident Peter Gerber den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX.

"Selbst wenn sich die Lage in einem Reiseland plötzlich von 'sicher' zu 'unsicher' ändert, kann man mit einem Test bei der Rückkehr sicherstellen, dass die Menschen ihr Leben ganz normal weiterleben können und nicht in Quarantäne müssen", sagte der Manager, der im Hauptberuf Chef der Frachtfluggesellschaft Lufthansa Cargo ist.

Kurzfristige Änderungen, wie sie die britische Regierung mit der Einführung einer 14-tägigen Quarantäne-Pflicht für Spanien-Urlauber am Wochenende verhängt hat, sollten deutsche Urlauber laut Gerber nicht fürchten müssen. "Ich lege Wert darauf, dass diese Entscheidung nicht in der EU gefallen ist", sagte der Manager, der seit 1. Juni als Präsident den Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) führt. "Ich glaube, in der EU herrscht bei allen Unstimmigkeiten, die es gibt, ein gewisses Maß an Rationalität und Verlässlichkeit."

Eine der größten Herausforderungen sieht der BDL-Präsident nun darin, die jeweiligen nationalen Regelungen des Gesundheitswesens in den einzelnen Staaten mit den Regeln des internationalen Luftverkehrs zusammenzubringen. "Die Erholung unseres Geschäfts hängt davon ab, einigermaßen behinderungsfrei von A nach B zu reisen, vor allem im Interkontinental-Bereich", sagte Gerber. "Hier darf es keinen Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen geben. Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen, auf die die Reisenden vertrauen können."

Als Vorbild könnte ihm zufolge das Luftfrachtgeschäft dienen. "Da hat es praktisch nur einen Tag gedauert, bis alle wieder an einem Strang gezogen haben." Nicht nur Unternehmen und Mitarbeiter, sondern auch alle Behörden weltweit hätten sehr gut zusammengearbeitet, um die internationalen Warenströme trotz der Pandemie aufrechtzuerhalten. "So etwas brauchen wir auf der Passagierseite auch."

Gerber plädiert für Regeln und Instrumentarien wie die neuen Corona-Tests an Flughäfen, um die Einreise in Zeiten der Pandemie für die Kunden sicher und verlässlich zu machen. "Es ist gut, dass diese Testkapazitäten aufgebaut werden, damit bei Negativ-Tests Quarantäne vermieden wird. Und je besser diese Tests werden und je besser die Ergebnisse, desto einfacher wird es für alle Beteiligten."

Wünschenswert wäre aus Sicht Gerbers, wenn die Politik auf diesem Weg einen Schritt weiter ginge. "Im Luftverkehr mit Risikoländern gibt es ja Personenkreise, für die es heute komplette Einreiseverbote gibt. Dabei handelt sich vor allem um Privatreisende, die Freunde und Verwandte in den betroffenen Ländern besuchen wollen. Hier wären Tests ein geeigneter Weg, um auch für diese Personen das Einreiseverbot aufzuheben." Klare weltweite Regeln seien auch wichtig für die Zukunft - "für den Fall, dass es noch einmal so ein Ereignis wie die Pandemie gibt".
© dpa-AFX, aero.de | 29.07.2020 05:29

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Beitrag vom 29.07.2020 - 09:29 Uhr
"Ich glaube, in der EU herrscht bei allen Unstimmigkeiten, die es gibt, ein gewisses Maß an Rationalität und Verlässlichkeit."

Das glaube ich auch. Allerdings ist es durchaus rational, den Schutz der Bevölkerung vor vermeidbaren Infektionen und den Schutz der Gesamtwirtschaft vor einem weiteren Lockdown höher zu gewichten als das (wenn auch sehr verständliche) Bedürfnis einer Branche nach Umsatz durch das Wiederhochfahren des Massentourismus.

"Selbst wenn sich die Lage in einem Reiseland plötzlich von 'sicher' zu 'unsicher' ändert, kann man mit einem Test bei der Rückkehr sicherstellen, dass die Menschen ihr Leben ganz normal weiterleben können und nicht in Quarantäne müssen", sagte der Manager

Es wäre klasse, wenn das so einfach wäre ...
Die verfügbaren Tests auf eine aktive Infektion sprechen erst mehrere Tage nach der Infektion an. Ein negativer Test nach der Rückkehr stellt so nicht sicher, dass die Person nicht infiziert ist.
So wäre tatsächlich ein mehrfaches Testen im Zeitraum von 14 Tagen notwendig um tatsächlich Sicherheit ohne Quarantäne zu erreichen.
Ein Test nach der Rückkehr ist wichtig, um bereits länger infizierte Personen zu erkennen und zu isolieren.
Aber er kann nicht als Ersatz für andere Maßnahmen wie Quarantäne dienen.

Als Vorbild könnte ihm zufolge das Luftfrachtgeschäft dienen. "Da hat es praktisch nur einen Tag gedauert, bis alle wieder an einem Strang gezogen haben."

Klar. Luftfracht fliegt auch nicht hunderte potentielle Infektionsquellen durch die Gegend, die sich am Zielort verteilen, sondern nur 2-3 mit nur kurzem Aufenthalt und keinem oder begrenztem Bewegungsradius am Zielort.

Ja, Tests sind wichtig, um ein gewisses Maß an Betrieb wieder aufnehmen zu können und die damit verbundenen Risiken aktiv zu managen.
Sie sind - in ihrer aktuell verfügbaren Form - aber nicht geeignet um Massentourismus in Risikogebiete allein auf Basis eines einzigen Tests bei der Rückkehr wieder aufnehmen zu können.

Alles in allem muss man aufgrund dieses Interviews entweder dem Herrn Gerber eine große Naivität im Umgang mit Risiken oder ausgeprägten Manipulationswillen unterstellen.
Basierend auf seinem Job tendiere ich zu letzterem ...

Dieser Beitrag wurde am 29.07.2020 09:51 Uhr bearbeitet.


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