Lufthansa-Kapitänin Pflaum
Älter als 7 Tage

"Ich bin die Exotin geworden, die ich nie sein wollte"

Lufthansa Airbus A380
Lufthansa Airbus A380, © Lufthansa Airbus A380

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FRANKFURT - Cordula Pflaum war bei der Lufthansa eine der ersten Pilotinnen. Noch immer sind Frauen im Cockpit selten. Die 54-Jährige würde das gerne ändern - und hat ein Buch geschrieben. Das Nahziel der ersten Lufthansa-Langstreckenkapitänin in der eigenen Cockpit-Karriere: Der Airbus A380.

Schon als Kind war Cordula Pflaum von Flugzeugen begeistert. Auf dem Weg zum und vom Klavierunterricht musste ihre Mutter sie immer am Flugplatz in Ganderkesee bei Bremen vorbeifahren.

"Dort habe ich die Flugzeuge bestaunt", sagt die 54-Jährige, "ich habe jedes Mal gebettelt." Als sie 19 war, begann sie ihre Pilotenausbildung bei der Lufthansa an der Verkehrsfliegerschule in Bremen. "Ich war dort das Nesthäkchen", sagt sie.

Nach ihrer Ausbildung war sie erst die 20. Pilotin überhaupt bei der Lufthansa. Es folgte eine Bilderbuchkarriere: Nach rund zehn Jahren als Co-Pilotin durfte sie auf den linken Platz im Cockpit von Charterfliegern wechseln - als Flugkapitänin.

2008 avancierte sie zur ersten Flugkapitänin für die Langstrecke bei der Lufthansa, ein Jahr später wurde sie in diesem Bereich Ausbilderin - ebenfalls die erste Frau, die bei ihrem Arbeitgeber diese Aufgabe je innehatte. "Ich bin die Exotin geworden, die ich nie sein wollte", sagt die 54-Jährige. Das hat sich bis heute kaum geändert: "Von 600 Ausbildern bei uns sind ein halbes Dutzend Frauen." Mit anderen Worten: ein Prozent.

Knapp sechs Prozent Frauenanteil

Noch ein paar Zahlen: Unter den rund 6.000 Pilotinnen und Piloten bei der Lufthansa sind acht Prozent Frauen - Flugkapitäninnen sind nur zwei Prozent. Nach Angaben der International Society of Women Airline Pilots sind weltweit sogar nur 5,8 Prozent der Piloten weiblich.

Dass sie sich in einem männerdominierten Beruf behaupten musste, war Cordula Pflaum zunächst nicht bewusst. "Ich habe darüber gar nicht nachgedacht, ich habe einfach das gemacht, was mir Spaß macht", unterstreicht sie. Weil sie nach dem Abitur noch zu jung für die Pilotenausbildung war, studierte sie zur Überbrückung zwei Semester Maschinenbau und Physik. "Technik und Motoren, das hat mich immer interessiert", sagt sie.

Mit 18 kaufte sie sich einen alten VW-Käfer, an dem sie geschweißt und gebastelt hat. Für die Pilotenausbildung interessierte sie sich auch deshalb, weil sie gehofft hatte, "dass ich am Flugzeug schrauben kann". Das sah der Lehrplan allerdings nicht vor.

"Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder"

Damit mehr Menschen das beruflich tun, was ihnen Spaß macht, und nicht das, was ihnen ein vermeintliches Rollenbild vorgibt, hat Cordula Pflaum mit der Co-Autorin Heidi Friedrich ein Buch geschrieben. In "Guten Tag, hier spricht Ihre Kapitänin" berichtet sie von ihren langjährigen Erfahrungen in der Welt der Luftfahrt. "Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder", sagt Pflaum - und sie möchte eins sein. "Ich bekomme sehr viele Zuschriften, gerade hat mir eine Zwölfjährige geschrieben", berichtet sie. "Es muss einfach in die Köpfe rein, dass auch Frauen Pilotin werden können."

Auch Sprache sei wichtig für die Berufswahl - das habe sie inzwischen gelernt. "Noch bis vor einem Jahr habe ich von mir als Kapitän oder Pilot gesprochen. Für mich war das ein Titel, so wie im englischen Captain", sagt Pflaum, die mit ihrer Familie in Hallstadt im Landkreis Bamberg lebt. Inzwischen bezeichnet sie sich in ihren Bordansagen als Kapitänin. "Es fällt mir immer noch schwer, das über die Lippen zu bringen." Aber die Macht der Sprache sei nicht zu unterschätzen.

Beruf ist auch in Teilzeit möglich

Oft werde sie auf das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie angesprochen. Sie hat zwei Töchter, inzwischen 18 und 20 Jahre alt, und hat immer Vollzeit gearbeitet. "Es ist nicht einfach", räumt sie ein. Ihr Mann reduzierte seine Arbeitszeit, die Großeltern waren vor Ort und kümmerten sich um die Mädchen. Ab der 6. Klasse gingen die Kinder auf eigenen Wunsch aufs Internat.

"Man muss loslassen können und den Beruf wollen", sagt Cordula Pflaum. Teilzeit- und Jobsharing-Modelle seien aber auch für Piloten und Pilotinnen möglich. "Ich habe viele männliche Kollegen, die Elternzeit nehmen und in Teilzeit arbeiten."

1988 saßen die ersten Frauen für Lufthansa im Cockpit

Noch immer sei es selbst unter Kolleginnen und Kollegen ein Thema, dass sie als Frau im Cockpit das Sagen hat.

"Wir arbeiten in ständig wechselnden Teams, und auf jedem Flug wird das thematisiert." Dabei gab es eigentlich schon früh fliegende Frauen: Die Französin Élise Deroche war 1910 die erste Frau der Welt, die einen Pilotenschein machte.

Zugleich war sie auch die erste Frau, die einen Alleinflug unternahm. Melli Beese war 1911 die erste deutsche Frau, die eine Flugzeugführerlizenz erhielt. Im Jahr 1988 hoben mit Nicola Lisy und Evi Hetzmannseder die ersten beiden Pilotinnen für Lufthansa ab.

Im September beginnt für Cordula Pflaum schon wieder eine neue Ausbildung: Sie trainiert auf den Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt mit bis zu 853 Passagieren. "Ich freue mich, in die Technik neu eintauchen zu können." Pilotin sei für sie nach wie vor ihr Traumberuf. "Jedes Mal, wenn ich auf die Startbahn rolle und den Schub setze, ist das das Schönste der Welt."
© dpa, aero.de | Abb.: Lufthansa | 08.09.2024 07:57

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Beitrag vom 08.09.2024 - 14:25 Uhr
ein schöner artikel über cordula. ich kenne sie persönlich schon viele jahre und konnte ab und an mit ihr zusammen fliegen.
sie begegnet einem sehr auf augenhöhe , ist eine tolle und sehr zugewandte und offene pilotin.
sie hat eine tolle karriere bei lufthansa hingelegt. da ich selbst auf dem 380 fliege, freu ich mich, wenn ich sie bald als meine chefin an bord habe und wir wieder gemeinsam fliegen können.
sie ist ein geschenk für lufthansa.
Dominique
Beitrag vom 08.09.2024 - 13:07 Uhr
853 Paxe… süß 🤣


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