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Kelly Ortberg wird neuer Boeing-Chef

Boeing 777-9
Boeing 777-9, © Lufthansa

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ARLINGTON - Boeing kämpft seit Jahren mit Problemen. Jetzt soll es ein erfahrener Branchenmanager richten. Er kommt nach einem Quartal, in dem Boeing die Erwartungen verfehlte.

Ein Branchenveteran soll Boeing aus der Krise führen. Der US-Flugzeugbauer stellte den 64-jährigen Kelly Ortberg als neuen Chef vor. Er führte zuvor unter anderem den großen Zulieferer Rockwell Collins.

Boeing steht nach einer Pannenserie unter Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Erst dann wird der Airbus-Konkurrent die Produktion seines wichtigen Modells Boeing 737 ausbauen können.

Im vergangenen Quartal verfehlte Boeing die Erwartungen der Wall Street: Der Umsatz lag unter den Schätzungen der Analysten - und zugleich fiel der Verlust höher aus. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel nach Ortbergs Berufung dennoch zeitweise um mehr als drei Prozent zu. Er soll am 8. August die Führung übernehmen. Sein Vorgänger Dave Calhoun hatte zuvor den Rückzug bis zum Jahresende angekündigt.

Boeing steckt schon seit den Abstürzen zweier 737-MAX-Jets mit 346 Toten vor mehr als fünf Jahren in einer Dauerkrise. Ein mehr als 20-monatiges Startverbot für die Maschinen der Reihe und Probleme mit weiteren Modellen warfen den Hersteller weit hinter den europäischen Rivalen Airbus zurück.

Als Anfang dieses Jahres ein Rumpfteil aus einer fast neuen 737-9 Max von Alaska Airlines herausbrach, griff die US-Luftfahrtbehörde FAA durch. Boeing darf die Produktion der gesamten 737-Reihe vorerst nicht mehr über 38 Maschinen pro Monat ausweiten. Boeing wollte auf 50 Flugzeuge pro Monat gehen, um Lieferrückstände abzubauen. Airlines wie Southwest und Ryanair mussten nun ihre Pläne zum Kapazitätsausbau zusammenstreichen.

Einbruch bei Auslieferungen

Im vergangenen Quartal fielen die Auslieferungen in der Verkehrsflugzeug-Sparte im Jahresvergleich um 32 Prozent auf 92 Maschinen. Die Erlöse schrumpften in ähnlicher Größenordnung auf sechs Milliarden Dollar.

Konzernweit sank der Umsatz um 15 Prozent auf knapp 16,9 Milliarden Dollar (15,57 Mrd Euro). Analysten hatten im Schnitt mit über 17,4 Milliarden Dollar gerechnet. Unterm Strich verbuchte Boeing einen Verlust von 1,44 Milliarden Dollar nach roten Zahlen von 149 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.
© dpa-AFX | 31.07.2024 14:08

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Beitrag vom 08.08.2024 - 05:48 Uhr
@Scio
Viele Leute hier in D haben immer noch nicht begriffen, dass wir uns einen Renteneintritt mit 65 schon lange nicht mehr leisten können. Nur weil der junge Mann 64 ist, hat er doch nicht zwangsläufig sein Gehirn abgeschaltet. Die meisten Bürojobs - auch die eines CEOs - kann man locker bis 70 machen.

Zustimmung zum Grundtenor, aber nicht zur Kernaussage.

Entgegen aller Klischees vom faulen Despoten, dem man die Dukaten dafür in den Rachen stopft, dass er nur in schnieken Konferenzräumen herumsitzt, arbeiten Manager tatsächlich ziemlich viel. 50-, 60-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit. Führungskräfte sind bei Herzkrankheiten, Drogenmissbrauch, Burnout und Suizid überdurchschnittlich vertreten. Es gibt eigene Sanatorien, die sich auf ausgebrannte Manager spezialisieren. Anselm Grün hat über seine Gespräche mit solchen Leuten ein Buch geschrieben.

Ganz so sicher, dass man in dem Alter noch ein Riesenunternehmen führen kann, bin ich mir nicht.
Beitrag vom 08.08.2024 - 03:21 Uhr
Ortsberg ist Ingenieur. Damit ist es eher unwahrscheinlich, das er die Shareholder-Value-Führungsprämisse der letzten CEOs weiterführt. Ausschließen kann man das natürlich nicht, siehe Muilenberg. Aber er hat keinen Boeing-Stallgeruch und auch keine Abhängigkeiten in irgendeine Richtung bei Boeing, so dass er im Unterschied zu den Vorgängern unbelastet, frei und objektiv an die Sache herangehen kann.

Ein gutes Zeichen ist, dass er seinen CEO-Job lt. eigener Ankündigung wieder aus Seattle machen möchte daraus kann man interpretieren, dass er das Verständnis mitbringt, Boeings Probleme nur aus nächster Nähe lösen zu können und diese auch in den eigenen Produktionshallen verortet und nicht in Chicago bei anderen CEOs oder in Arlington beim Pentagon.

Selchen Mindset er sonst noch mitbringt, wird sich zeigen. Aus seiner Collins-Vergangenheit lässt sich dazu nicht viel ablesen.
Beitrag vom 01.08.2024 - 11:45 Uhr
Gute Entscheidung. Viel Erfolg Kelly! Wäre schön wen Boing wieder zu der tollen Firma würde, die es früher war. Den ganzen MBA Unsinn zurückzudrehen dürfte aber nicht leicht sein.


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