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Lufthansa verschärft Sparkurs bei Tochterfirmen

Lufthansa Airbus A350-900
Lufthansa Airbus A350-900, © Lufthansa

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FRANKFURT - Die Lufthansa-Führung greift bei den Tochtergesellschaften durch. Nach den Einschnitten bei der Billigtochter Eurowings verordnete Vorstandschef Carsten Spohr auch den schwächelnden Konzerntöchtern Austrian, Brussels und Lufthansa Cargo neue Sparprogramme.

Bei Austrian fallen hunderte Jobs weg. Und Lufthansa Cargo soll künftig nur noch mit halb so vielen, dafür aber größeren Jets abheben. Mit Blick auf einen möglichen Einstieg bei der angeschlagenen Fluglinie Alitalia bleibt Spohr in Wartestellung.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Lufthansa-Aktie legte bis zum Nachmittag um 7,24 Prozent auf 17,325 Euro zu und war damit einsamer Spitzenreiter im Dax.

Während die Flugbegleiter der Gewerkschaft Ufo am Donnerstag Flüge der Lufthansa-Kernmarke bestreikten, bekräftigte Spohr sein Gewinnziel für 2019. So soll das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) allerdings wie geplant 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro erreichen. Das ist deutlich weniger als in den beiden Vorjahren, als die Lufthansa teils an der Marke von 3,0 Milliarden Euro kratzte.

Sein ursprüngliches Ziel für 2019 hatte Spohr wegen roter Zahlen bei Eurowings im Juni deutlich zusammengestrichen. Jetzt dürften auch noch die Treibstoffkosten stärker steigen als gedacht: Die Kerosin-Rechnung des Konzerns dürfte in diesem Jahr mit 6,8 Milliarden Euro noch um 100 Millionen höher ausfallen als angekündigt. Im Vergleich zu 2018 beläuft sich der Anstieg sogar auf 650 Millionen Euro.

Um gegenzusteuern, dreht Spohr an vielen Schrauben. Eurowings konzentriert sich komplett auf Kurz- und Mittelstreckenflüge, strafft ihre Organisation und schrumpft ihre Flotte bis zum Jahr 2022 auf 120 Airbus-Maschinen. "Unprofitable Strecken werden konsequent aus dem Flugplan genommen" sagte Spohr.

Im wichtigen Sommerquartal habe die Strategie bereits erste Erfolge gebracht: Eurowings verdiente im Tagesgeschäft fast 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Harte Einschnitte drohen nun bei der Tochter Austrian, deren operativer Gewinn in den ersten neun Monaten um 85 Prozent einbrach. Die einstige österreichische Staatsfluglinie soll sich künftig komplett auf das Drehkreuz Wien konzentrieren. "Alle dezentralen Basen werden geschlossen", stellte die Konzernführung klar. 700 bis 800 Vollzeitstellen sollen wegfallen. Um die Kosten zu senken und den Gewinn zu steigern, ersetzt Austrian zudem ihre kleinen Bombardier-Propellermaschinen durch größere Mittelstreckenjets vom Typ Airbus A320.

Unterdessen soll die belgische Tochter Brussels Airlines, deren Integration in Eurowings der Vorstand bereits im Sommer gestoppt hatte, enger an die Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian andocken. Das soll Kosten einsparen. Auch das Streckennetz der Airline will der Vorstand neu ausrichten. "Brüssel wird aber nicht zum vierten Drehkreuz des Konzerns", sagte ein Sprecher.

Vor Einschnitten steht auch die Frachtsparte Lufthansa Cargo, die in den ersten neun Monaten wegen schwacher Nachfrage in die roten Zahlen flog. Spohr führte dies vor allem auf den Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie die Unsicherheit durch den Brexit zurück.

Bis Ende 2020 soll Lufthansa Cargo ihre zehn alten Frachtjets vom Typ MD-11 ausmustern und komplett auf den neueren und sparsameren Typ Boeing 777 setzen. Weil nur zwei neue Maschinen hinzukommen, halbiert sich die fliegende Frachterflotte auf neun Maschinen. Die überzähligen Piloten kämen bei der Muttergesellschaft Lufthansa unter, sagte Spohr. Die neuen Flugzeuge können deutlich mehr Fracht befördern als ihre Vorgänger. Zudem soll Lufthansa Cargo mehr Unterstützung von ihrem Ableger Aerologic bekommen. Die Fracht-Airline bekomme damit die Chance, ihre Marktanteile zu halten, sagte Spohr.

Im wichtigen Sommerquartal schnitt die Lufthansa trotz eines Gewinnrückgangs im Tagesgeschäft insgesamt besser ab als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um zwei Prozent auf knapp 10,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging hingegen um acht Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro zurück.

Die Billigmarke Eurowings konnte ihr operatives Ergebnis allerdings um 39 Prozent steigern. Die Maßnahmen bei Eurowings zeigten Wirkung, sagte Spohr.

Unter dem Strich verdiente der Lufthansa-Konzern im dritten Quartal mit 1,15 Milliarden Euro sogar vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor, da sich Geschäfte zur Preisabsicherung positiv auf das Ergebnis auswirkten.

Schlichtung mit Ufo

Offen ist, wie teuer der Streik des Kabinenpersonals den Konzern zu stehen kommt. Die Flugbegleiter von der Gewerkschaft Ufo hatten am Donnerstag die Arbeit bei der Kerngesellschaft Lufthansa niedergelegt. Zwar einigten sich beide Seiten am Morgen darauf, über eine Schlichtung des Tarifkonflikts einzutreten. Der Streik soll aber unverändert auch am Freitag stattfinden.

Ufo will nach eigenen Angaben aber von einer Ausweitung auf andere Flugbetriebe des Konzerns absehen. Die Lufthansa hat für beide Tage zusammen bereits rund 1300 Flüge abgesagt.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 07.11.2019 07:53


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