"Sehr komplexe Flugzeuge"
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Wann bekommt Boeing die neue Air Force One fertig?

Next Air Force One
Next Air Force One, © USAF

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LONG BEACH - Für Boeing selbst ist das Projekt finanziell gesehen ein Desaster: Mehr als zwei Milliarden US-Dollar Verlust hat der Umbau der beiden 747-8 Intercontinental bislang verursacht, die einmal dem US-Präsidenten als VIP-Flugzeuge dienen sollen. Und die Probleme hören nicht auf.

Eigentlich müssten die beiden neuen "Air Force One"-Jumbos kurz vor der Fertigstellung stehen: Dezember 2024 war als Übergabezeitraum vereinbart, als Boeing im Jahr 2018 den damals mit 3,9 Milliarden US-Dollar bezifferten Auftrag erhielt, zwei bereits gebaute 747-8I in die neuen Dienstflugzeuge des US-Präsidenten zu transformieren.

Aber weder von der einen noch von der anderen 747 hat man bislang viel gesehen, fertig sind die Regierungsjets jedenfalls noch lange nicht. Offiziell geht Boeing derzeit davon aus, die erste Maschine 2027, die zweite 2028 auszuliefern.

Ob wenigstens dieser Termin zu halten ist? Das wird sich zeigen. Die Herausforderungen für Boeing Defense-Chef Ted Colbert und sein Unternehmen werden jedenfalls nicht kleiner. Es knackt und knirscht an allen Ecken: Lieferkette, Inflation, Personal - die Liste ist lang.

"Unser Team kämpft sich durch ein sehr, sehr schwieriges Programm - zwei sehr komplexe Flugzeuge", konstatierte Colbert jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die technischen Anforderungen an das neue, im Doppelpack entstehende "Flying Oval Office" sind enorm. Das schlägt auch ein Loch in die Finanzen: Mehr als zwei Milliarden US-Dollar hat Boeing bislang durch die beiden zukünftigen "Air Force One"-Jets verloren. "Wir haben massiv in unsere Belegschaft und Ausbildung, Effizienz und Arbeit in der Fabrik investiert", so Boeing Defense-Boss Colbert.

Leere Tequila-Flaschen

Tatsächlich stand das gesamte Projekt bislang unter keinem wirklich guten Stern. So ging 2021 der für die Inneneinrichtung der als VC-25B bezeichneten Flugzeuge zuständige Zulieferer GDC Technics pleite - und Boeing musste sich einen anderen Partner suchen. Corona-Pandemie und Fachkräftemangel taten ihr Übriges und sorgten nicht zuletzt für massive Personalengpässe.

Das wirkte sich auch auf die Qualität aus: Bei einer Zwischeninspektion der beiden 747-8I wurden im Herbst 2021 zwei leere Fläschchen Tequila sichergestellt. Entwicklungsfehler bei der Verkabelung bescherten weitere Verzögerungen. Außerdem stellte sich heraus, dass zeitweise Personen direkt an den VC-25B arbeiteten, ohne die dafür vorgeschriebene Sicherheitsfreigabe zu besitzen.

Das Kreuz mit dem Festpreis

Die Indienststellung der beiden Jumbo-Jets, die das Erbe der beiden seit 1990 eingesetzten 747-200 (VC-25A) antreten sollen, rückte folgerichtig immer weiter nach hinten. Im Juni 2021 musste Boeing erstmals eine zwölfmonatige Verspätung bekannt geben. Seither wurde der Zeitplan mehrfach weiter ausgedehnt.

Die Boeing-Chefetage hadert indes vor allem mit dem Festpreisvertrag, den der damalige Konzernchef Dennis Muilenburg 2018 mit dem Pentagon vereinbarte. Dieser sei "ein Risiko gewesen, das Boeing wohl nicht hätte eingehen sollen", kommentierte Muilenburgs Nachfolger David Calhoun 2022 auf der Bilanzpressekonferenz.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: USAF, DVIDS | 28.07.2024 06:15

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Beitrag vom 29.07.2024 - 15:58 Uhr
Boeing hätte nicht auf Trump hereinfallen müssen: Vgl @MHalblaub.
Dann hätte eben eine andere Firma den Umbau machen müssen - vgl. E-4B Nightwatch.
Beitrag vom 29.07.2024 - 14:26 Uhr
In Russland gibt's ne Alternative - die bauen IL 96 Regierungsjets....traurig was aus Boeing geworden ist
Beitrag vom 29.07.2024 - 12:21 Uhr
Aber auf welches Flugzeugmodell hätten sie sonst gehen sollen? Man hätte auf die 777x warten können, aber die ist vermutlich auch zu klein und Airbus hat sich aus verständlichen Gründen gar nicht erst beteiligt.
Die 747-8 ist daher alternativlos.


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