Abu Dhabi wird eingestellt
Älter als 7 Tage

Lufthansa gibt sich 56 wöchentlichen Etihad-Flügen geschlagen

Lufthansa und Etihad am Flughafen Frankfurt
Lufthansa und Etihad am Flughafen Frankfurt, © world-of-aviation.de

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FRANKFURT / ABU DHABI - Die Lufthansa streicht in der Wüste die Segel. Wer künftig hierzulande nach Abu Dhabi will, muss sein Ticket wohl bei der Etihad und deren deutschem Partner Air Berlin buchen. Der Konkurrenzkampf mit den staatlich geförderten Fluglinien vom Persischen Golf werde immer härter, heißt es bei der Lufthansa.

Und Vorstandschef Carsten Spohr hat keine Lust mehr, bei den Flügen Geld draufzulegen. Doch die Entscheidung ist vor allem ein Signal an die Politik und das Luftfahrt-Bundesamt: Haltet die arabische Konkurrenz in Schach, sonst sind bei uns Arbeitsplätze in Gefahr.

Offiziell geht der Lufthansa-Spitze die Geduld aus. "In Folge massiver Überkapazitäten wurde die Strecke Frankfurt-Abu Dhabi für Lufthansa immer unwirtschaftlicher", sagt Konzernsprecher Boris Ogursky. Zu niedrig sind die Preise, die die Lufthansa für den sechs oder sieben Stunden dauernden Flug bei ihren Kunden durchsetzen kann. Sieben Mal pro Woche fliegt die Lufthansa bislang aus Deutschland nach Abu Dhabi. Etihad und Air Berlin starten zusammen 49 Mal von deutschen Flughäfen zu dem Ziel am Golf, sieben weitere Flüge sind geplant.

Seit Jahren versucht die Lufthansa in der Golfregion einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Insidern zufolge waren die Flüge nach Abu Dhabi schon immer ein schwieriges Geschäft - nicht erst seit der Expansion von Etihad. Auch heute ist die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate nicht das wichtigste Lufthansa-Ziel in der Region. 13 Mal wöchentlich fliegt die Kranichlinie in Abu Dhabis Nachbar-Metropole Dubai, die Stadt steuern auch die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian an. Auch Kuwait und Riad sind auf dem Flugplan.

Seit Jahren setzen asiatische und arabische Fluglinien mit neuen Maschinen und üppigem Service die einstigen Staatsfluglinien Europas unter Druck. Am Persischen Golf ist es neben Etihad und Qatar Airways vor allem die in Dubai ansässige Emirates, die seit einiger Zeit mit neuen Maschinen und üppigem Service gegen den Kranich punktet. Lufthansa kämpft nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit stärkeren Hürden auf dem Heimatmarkt: Ein Nachtflugverbot wie in Frankfurt oder gar eine Ticketsteuer wäre an den Flughäfen in der Wüste kaum denkbar.

Die drei durchweg staatlichen arabischen Fluglinien haben zwar keinen großen Heimatmarkt, doch an ihren Drehkreuzen treffen ihre Flüge aus Asien und Europa zusammen - und das praktisch rund um die Uhr. Während Emirates mit rund 230 eigenen Flugzeugen weitgehend eigenständig arbeitet, hat sich Qatar Airways dem Luftfahrtbündnis Oneworld um British Airways angeschlossen. Etihad hat sich bei schwächelnden anderen Airlines eingekauft - und hält mit dreistelligen Millionensummen die defizitäre Air Berlin am Leben. Noch ist die Etihad-Flotte mit gut 70 Maschinen etwa halb so groß wie die ihres deutschen Partners. Doch neue Flugzeuge sind bestellt, in wenigen Jahren will sie Air Berlin überholt haben.

Die zweitgrößte deutsche Fluglinie verschafft ihrem arabischen Partner bislang den Zugang zu deutschen Flughäfen, die dieser wegen der staatlichen Regulierungspraxis nicht alle selbst anfliegen dürfte. Der Lufthansa ist das seit langem ein Dorn im Auge, in Berlin dringt sie auf eine stärkere Beschränkung der arabischen Konkurrenz. Vergangene Woche untersagte das Luftfahrt-Bundesamt nun gleich reihenweise Kooperationsflüge von Etihad und Air Berlin - darunter 14 Verbindungen pro Woche nach Abu Dhabi. Sie dürfen nun nur noch in diesem Winter gemeinsam vermarktet werden.

Statt die Sektgläser auszupacken, zieht sich die Lufthansa nun aus der Stadt am Golf zurück. Mit jeder aus Deutschland gestrichenen Strecke schwänden hierzulande Arbeitsplätze in der Branche, lässt Sprecher Ogursky wissen. Doch als Lufthansa-Flugziel ohne Anschlussverbindung war Abu Dhabi ohnehin nur beschränkt interessant. Für Etihad und seinen Partner Air Berlin ist es dagegen das Tor zur Welt. Von hier starten ihre Flieger nach Asien, Afrika, Amerika und Australien. Ab Dezember soll auch aus Stuttgart täglich eine Air-Berlin-Maschine nach Abu Dhabi abheben. Ob die Gesellschaft damit Geld verdient, bleibt offen. Das Ziel schwarzer Zahlen hat Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer längst auf das Jahr 2016 verschoben.
© Steffen Weyer, dpa-AFX | Abb.: Bjoern Schmitt / world-of-aviation.de | 17.10.2014 05:47

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Beitrag vom 18.10.2014 - 12:42 Uhr
Stimme A345 und auch sixpence zu: Wenn es politisch und gesellschaftlich nicht gewollt ist, muss man eben zusehen, wie andere Unternehmen die Geschäfte machen. Zuerst die eigene Leistungsfähigkeit im Land beschneiden und dann mit dem Finger auf andere zu zeigen, die das nicht getan haben, ist schon leicht naiv. Wobei man hier die Schuld nicht der LH oder den anderen dt. Luftfahrtbetrieben zuschieben kann, die waren gewiss keine Befürworter der Schaffung von einseitigen Nachteilen. Ich kann auch Noggers Argument gut nachvollziehen, zum Glück gibt es bei uns ja auch überhaupt eine Debatte zu dem Thema - fraglich ist, ob man einen guten Kompromiss gefunden hat, oder ob man im Branchenvergeleich nicht schon mit den Regelungen über das Ziel hinausgeschossen ist.

Wirklich erschreckend finde ich außerdem, um auf sixpences Kommentar zurückzukommen, die offenbare Ideenlosigkeit des neuen LH-Managements. Es gibt schon Planungen, ja, letztlich reduzieren sich Projekte wie JUMP oder WINGS allerdings auf ein einziges Prinzip: billig, billig, billig... Selbst Austrian wollte man im Falle einer Nichteinigung zu einer Billigairline umbauen - wäre dann alles gut? Das Prinzip ist weder neu, noch innovativ, noch wird LH, denke ich persönlich, damit überzeugend gegen die Konkurrenz auf dem Sektor (Easyjet, Ryanair, Vueling,...) antreten können.
Beitrag vom 17.10.2014 - 23:11 Uhr
Völlig korrekt. Nur darf man sich nicht über Wettbewerbsverzerrung beschweren, wenn die Probleme hausgemacht sind. Oder sollen jetzt DXB und AUH Nachtflugverbote erhalten, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt ist?
Beitrag vom 17.10.2014 - 22:58 Uhr
Das Nachtflugverbot in Frankfurt haben wohl immer noch einige nicht verstanden. Siehe heute DLH510 nach EZE muß auf morgen, den 18.10. verlegt werden, da der Flieger nicht vor 23.00 starten kann. Solche Wettbewerbsnachteile gibt es in Dubai und Abhu Dhabi nicht. Auch wenn mann eine Stunde kreise fliegen muß um in Dubai zu landen, landen kann man, egal zu welcher Uhrzeit!


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