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Beitrag 1 - 11 von 11
Beitrag vom 08.06.2016 - 09:14 Uhr
UserMHalblaub
User (764 Beiträge)
Fairer Wettbewerb beginnt auch im Flugverkehr bei fairen Arbeitnehmerrechten. Länder, die weder Rente- noch Sozialversicherung oder Kranken- und Mutterschutz kennen, sollten pro Flug in die EU einfach eine Fair-Tax entrichten, die sich an der Crew-Größe ausrichtet also Flugzeuggrösse. Viele Angestellte bei den sandigen 3 kommen aus der EU.
Beitrag vom 08.06.2016 - 11:26 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
Das jetzt skizzierte Abkommen riecht nach Ausverkauf unserer Interessen. Das die Engländer Steigbügelhalter spielen ist schon schlimm genug. Man muß m. E. nicht alles nachmachen und nachplappern, was irgendwelche Freihandelsromantiker vorgaukeln. So wie sich das für mich ließt, hat man unsere Luftfahrtindustrie schon preisgegeben. Irgendwie muß man den Sandbaronen mit anderen Strategien das Wasser abgraben. In Politik und Wirtschaft scheint angesichts solcher Vorstöße nur noch Ratlosigkeit zu herrschen.

@ MHalblaub - sehr gut. Es fehlt allerdings noch der Beitrag zum Umweltschutz. Alle reden davon, außer Europa macht es keiner. Wir haben aber die Kosten, die unsere Industrie natürlich belasten.

An die Europäische Politik - Bitte schaffen Sie einseitige die Belastungen unserer Industrie wieder ab, wenn Sie es nicht schaffen die anderen Marktteilnehmer davon zu überzeugen für die Umwelt auch was zu tun. To Hell with Global Warming!!!

Ich komme so langsam zur Überzeugung dass der Freihandel (auch die Liberalisierung des Luftverkehrs), gepaart mit dem weiteren Bevölkerungswachstum, das genaue Gegenteil von Nachhaltigkeit im Kern beinhaltet, weil es nur noch um "billiger" geht, nicht um besser für die Umwelt, und die Menschen die in dem Knebelsystem für einige Reiche deren Wohlstand mehren, während sie zunehmend ausgebeutet werden. Diese armen Leute sollen dann günstiger Tickets erwerben. Das ich nicht lache. Das ist eine Spirale nach unten für die Meisten.
Beitrag vom 08.06.2016 - 11:27 Uhr
UserA_380
User (132 Beiträge)
Das versteht mal einer! Natürlich ist "Protektionismus" bis zu einem gewissen Punkt nötig, wie sonst gedenken wir unsere Sozialstandards halten können? Ohne einen gewissen "Protektionismus" können wir mit Fluggesellschaften die in Ländern gebased sind in denen brutto = netto ist nicht konkurrieren...
Beitrag vom 08.06.2016 - 12:10 Uhr
UserA345
User (759 Beiträge)
wieso sollten sich die ME3 auf die angedachten "fairen Wettbewerbsbedingungen" einlassen? Viel mehr als weitere Verkehrsrechte innerhalb der EU kann man denen kaum bieten. Bleibt die Frage offen ob sie dann bereit wären ihre bisherigen Vorteile für eine Handvoll zusätzliche Start- und Landerechte herzugeben.
Beitrag vom 08.06.2016 - 12:38 Uhr
UserEricM
User (5496 Beiträge)
wieso sollten sich die ME3 auf die angedachten "fairen Wettbewerbsbedingungen" einlassen? Viel mehr als weitere Verkehrsrechte innerhalb der EU kann man denen kaum bieten. Bleibt die Frage offen ob sie dann bereit wären ihre bisherigen Vorteile für eine Handvoll zusätzliche Start- und Landerechte herzugeben.

Dabei sollte man die weitgehende Konditionierung der weltweiten MBA-Elite nicht unterschätzen. Der Pawlow'sche Reflex auf "Wachstum" ist "ja, will ich" und ein weitgehender Shutdown der höheren Hirnfunktionen.

Selbst Herr Mayrhuber hat seinerzeit den Frankfurter Ausbau entgegen der eigenen Interessen massiv unterstützt.

Sofern man ihnen daher tatsächlich Wachstum in Aussicht stellt, könnte das in der Tat funktionieren - ob sich dieses Wachtum unter den dann "fairen" Wettbewerbsbedingungen auch tatsächlich realisieren lässt, ist da fast schon nebenrangig...

Die Statements der Kommission zeigen allerdings, wohin die Reise gehen soll: 50% günstigere Tickets in einem globalen von Billigstanbietern dominierten Markt. Ryanair, Wizz und deren Steuervermeidungsmasche als Rollenmodell für alle.
Woher unter diesen Umständen die "Milliarden wirtschaftlichen Nutzens" und zehntausende Arbeitsplätze kommen sollen entbehrt jeder Logik.
Das erinnert doch stark an die 100.000 versprochenen neuen Arbeitsplätze durch den Ausbau des Frankfurter Flughafens ...
Beitrag vom 08.06.2016 - 16:14 Uhr
UserFrequentC
User (875 Beiträge)
Fairer Wettbewerb
Ausverkauf
Das versteht mal einer!
entbehrt jeder Logik
Wunderbare Kommentare...
Beitrag vom 08.06.2016 - 16:17 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@ EricM
Die gewerkschaftseigene Hans-Böckler Stiftung zitiert in ihrer Studie "Regionale Entwicklung und der
Frankfurter Flughafen", Seiten 24 ff. aus dem Jahr 2005, Seiten folgende Ergebnisse:
Prognose - Beschäftigung lt. Rürup 2015 94.961, Passagiere 2015 81,5 Mio, Flugbewegung 2015 656.000, Fracht 2015 2,8 Mio t.
Fraport Verkehrszahlen für das Jahr 2015 nennt folgende erreichte Größen
Beschäftigung über 80.000 (Zahlen und Fakten 2014), Passagiere 61,04 Mio , Flugbewegungen 468.153, Fracht 2,030 Mio t. ohne Luftpost. Die Höchststartgewichte sind weiter angestiegen (Trend zu größerem Gerät).

Man könnte nun zu dem Schluß kommen dass sich der gute Mann total verrechnet hat und damit die Begründung für den Ausbau nicht gegeben war. Dies übersieht jedoch einige Entwicklungen. Erstens die Finanzkrise 2008. Diese hat zu einer Wachstumsdelle nicht nur am Flughafen geführt, ausgeprägt zunächst bei Passagieren und im zweiten Schritt bei der Fracht. Zweitens zur Zeit der Ausbaustudie war der A380 noch ein Papierflieger. Man konnte die Auswirkung auf die Flugbewegung nicht genau kennen. Drittens hat das Nachtflugverbot seine Spuren hinterlassen. Die Attraktivität des Flughafens im Bereich Fracht hat stark gelitten, was die aktuellen Frachtzahlen belegen. Hier hat man die LH insbesondere geschwächt. Neues Frachtterminal deshalb auf Eis. Trotz dieser Negativauswirkungen wie auch die Hemmschuhe im Bereich zusätzlicher staatlicher Abgaben für deutsche Airlines, konnte die Passagierzahl trotz stark gefallener Flugbewegungen mehr als deutlich gesteigert werden. Viertens geht in die Richtung A380. Man konnte damals nicht wissen in welchem Umfang ME3 Carrier dies neue Geschäftsmodell etablieren würden. Dies hat zweifelsohne die Spielregeln verändert. Ja der A380 ist ein Game-Changer. Fünftens ist das neue Terminal Drei noch nicht am Start. Davon werden weitere Wachstumsimpulse ausgehen, ob mit Low Cost oder ohne. Das Ausmass letzteren Geschäftsmodells für die Entwicklung war so ebenfalls nicht vorhersehbar.

Ähnliche Entwicklungen der Vergangenheit wie Ölkrise in den Siebzigern, Irakkrieg, 9/11, SARS oder Finanzkrise haben lediglich vermocht das Wachstum etwas in die Zukunft zu verschieben, nicht aber es zu dämpfen. Das Fraport vor dem Hintergrund der damals verfügbaren Informationen zu Unrecht ausgebaut wurde läßt sich mit den Wachstumsdellen nicht argumentieren. Allenfalls muß man für die Zukunft die Frage stellen, wie stark der Flugverkehr weltweit angesichts der Klimaauswirkungen hier und anderswo wachsen sollte. Ohne regulierende Beschränkungen wird er dies nämlich weiter tun. Man schaue sich nur die gefüllten Orderbücher der Hersteller wie Airbus, Boeing, und Embraer an.

Der Deutsche Wunsch nach nachhaltiger Verkehrsentwicklung wird nicht von allen geteilt, insbesondere wenn um den Verzicht von Marktanteilen geht. Wieso sollten wir oder Europa dies also einseitig tun? Wenn die Anderen da nicht mitziehen muß die EU auf die Einhaltung vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen pochen. Anders macht der Wettbewerb für uns sonst keinen Sinn ausser man verhält sich wieder protektionistisch.

Ach ja was die MBA Elite angeht, ist dies reines Schubladendenken. Nicht alle MBA's sind ihrer Gehirnfunktionen beraubt. Man muss beide Seiten würdigen und kann dann zu einem Ergebnis kommen. Alles andere ist Polemik. Aber dies ist ja nur ein Enthusiasten-Forum und keine politische Streitbühne.
Beitrag vom 09.06.2016 - 08:47 Uhr
UserEricM
User (5496 Beiträge)
Man könnte nun zu dem Schluß kommen dass sich der gute Mann total verrechnet hat

Verschätzt trifft es denke ich besser, da die Berechnungen (die sicher exakt waren) ja auf Basis freihändig in den Raum gestellter Ausgangsparameter (%geschätztes Wachstum) vorgenommen wurden.
Im Endeffekt war der Ausgangswert für diese Prognose das Wachstum von 2001-2005 linear fortgeschrieben. Was natürlich Blödsinn war, da die Delle vom 11. September so mitgerechnet wurde.
 Grafische Darstellung der Prognose ggü der Realität

und damit die Begründung für den Ausbau nicht gegeben war. Dies übersieht jedoch einige Entwicklungen. Erstens [...] Zweitens [...]

Im Nachhinein lassen sich Kausalketten immer einfach darstellen.
Und genauso werden wir wahrscheinlich 2025, nachdem Frau Bulc das Billigmodell auch mittels neuer Abkommen europaweit zum alternativlosen Standard gemacht hat, uns fragen, warum sich denn die Milliarden an Wertschöpfung und die zehntausenden Arbeitsplätze nicht eingestellt haben.

Die genannten -50% beim Ticketpreis sind sicher so erreichbar. Allerdings nur unter starken Umsatz-, Gewinn- und Jobverlusten bei bestehenden Fluggesellschaften. Und genau deswegen werden Wertschöpfung und Arbeitsplatzbilanzen negativ ausfallen. Das ist eine simple Rechenaufgabe.

Aber auch 2015 werden wir wieder in der Lage sein, vermeintliche Kausalketten aus neuer Technik, markanten Einzelereignissen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu bilden, die zeigen, warum es nicht geklappt hat.

Allenfalls muß man für die Zukunft die Frage stellen, wie stark der Flugverkehr weltweit angesichts der Klimaauswirkungen hier und anderswo wachsen sollte.

Um beim Thema zu bleiben, sollte man auch fragen, wie er wachsen sollte. Lassen wir weiterhin Billigflieger ungebremst wachsen, die das "Billig" über Steuervermeidung und Sozialdumping erreichen? Genau das scheint Frau Bulc (Nachbar-Thread) ja zu fordern, wenn sie Ryanair und Wizz als Rollenmodelle anpreist.

Der Deutsche Wunsch nach nachhaltiger Verkehrsentwicklung wird nicht von allen geteilt, insbesondere wenn um den Verzicht von Marktanteilen geht. Wieso sollten wir oder Europa dies also einseitig tun? Wenn die Anderen da nicht mitziehen muß die EU auf die Einhaltung vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen pochen. Anders macht der Wettbewerb für uns sonst keinen Sinn ausser man verhält sich wieder protektionistisch.

Da stimme ich Ihnen vollkommen zu.

Ach ja was die MBA Elite angeht, ist dies reines Schubladendenken.
Stimmt :-)

Nicht alle MBA's sind ihrer Gehirnfunktionen beraubt.

Das habe ich auch nicht geschrieben. Die genannte Irrationalität trifft nur im Falle des Themas Wachstum zu, dort aber sehr zuverlässig. Die Aussicht auf Wachstum wird von dieser Personengruppe praktisch immer höher bewertet als ein zB hoher steady state Gewinn aus bestehendem Geschäft.

Man muss beide Seiten würdigen und kann dann zu einem Ergebnis kommen. Alles andere ist Polemik.

Auch das stimmt. Eine gewisse Polemik ist bei meinen Beiträgen durchaus beabsichtigt.
Gerade wenn man kontroverse Thesen in den Raum stellt kommt man um gewisse Vereinfachungen und Verdeutlichungen oft schlecht herum.

Dieser Beitrag wurde am 09.06.2016 08:58 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 09.06.2016 - 15:21 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@ EricM niemand hat einen Crystal Ball und niemand kann die Zukunft voraussehen. Der Sinn von Prognosen liegt nicht darin akkurat einzutreffen sondern unter Berücksichtigung bekannter Wirkungszusammenhänge eine "Order of Magnitude" zu erzielen. Im Gegenbeispiel BER war man bei den Prognosen der Passagierzahlen zu konservativ, weshalb der neue Flughafen zu klein dimensioniert ist. In Frankfurt wie auch auf allen anderen großen Hubs, kennen Passagierzahlen und Flugbewegungen nur eine Richtung, nämlich nach oben. Da beist die Maus keinen Faden ab. Was wir jetzt bei den Flugbewegungen erleben ist zum Großteil das Ergebnis sinkender Durchschnittserlöse und von Slotrestriktionen ab Flughäfen und im Luftraum, die es für die Airlines erfordern größeres Gerät einzusetzen.

Was nun die Polemik angeht, stimmt es, dass man manchmal Dinge überspitzt ausdrücken muß um den Kern der Sache zu treffen. Ich halte es jedoch lieber mit der Sachlichkeit.
Beitrag vom 09.06.2016 - 16:42 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@ EricM - Re. Grafik der Gegenüberstellung von Prognose und Realität. Schön gemacht aber was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?.

Der mir vorliegende Generalausbauplan von Fraport datiert aus 2000. Die ersten Bestellungen der LH für den A380 stammen vom 06.12. 2001. 9/11 war 2011, 2. Irak-Krig 2002/2003 die SARS-Krise 2003 und die Finanzkrise begann 2008. Alles Ereignisse die nach der Prognose der zukünftigen Verkehrsentwicklung lagen. Die von Rürup et al gemachten Aussagen basieren auf Zahlen der Verkehrsentwicklung von 1999 und davor.

Der Vollständigkeit halber müssten Sie jetzt aber noch die Entwicklung der Passagierzahlen und der Frachtzahlen bringen.
Beitrag vom 09.06.2016 - 19:15 Uhr
UserEricM
User (5496 Beiträge)
@ EricM - Re. Grafik der Gegenüberstellung von Prognose und Realität. Schön gemacht aber was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?.

Zum einen natürlich generell die Diskrepanz zwischen PFV-Prognose und Realität (gelbes Dreieck).
Bei der Dokumentation, aus der die Grafik stammt ging es um das prognostizierte Wachstum der Flugbewegungen, für das die neue Bahn gebraucht wurde und dass eben nicht mal die Richtung der Entwicklung (Abnahme statt Zunahme) geschweige denn die "Order of Magnitude" der Veränderung stimmte.
Primär aber (rotes Dreieck) ging es darum, wie der gleiche Fehler bei der Prognose, die 2014 zur Untermauerung des T3 dienen sollte schon wieder gemacht wurde. Diese neue Prognose, die es im Sommer nicht mal schafft, die erwarteten Flugbewegungen bis Ende des aktuellen Jahres zu prognostizieren (wieder: nicht mal die Richtung der Veränderung war korrekt), macht Aussagen über einen Zeitraum von 25 Jahren... Und mit der Begründung werden dann Milliarden investiert...

Der mir vorliegende Generalausbauplan von Fraport datiert aus 2000.

Die in der Grafik verwendeten Zahlen stellen die Werte der Intraplan-Prognose aus dem PFV dar (2007). Also aus einem Zeitraum in dem schon klar war, dass das starke Wachstum 2002-2005 gar nicht angehalten hatte.

Der Vollständigkeit halber müssten Sie jetzt aber noch die Entwicklung der Passagierzahlen und der Frachtzahlen bringen.

Die reinen Frachtflüge sind in den Flugbewegungszahlen anthalten.
Passagierzahlen waren für die Fragestellung nicht relevant, die Frachtzahlen (Tonnage) auch nicht.

Dieser Beitrag wurde am 09.06.2016 19:19 Uhr bearbeitet.