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Beitrag 1 - 7 von 7
Beitrag vom 25.10.2019 - 16:20 Uhr
Userfliegerschmunz
User (623 Beiträge)
So ist es. Und es wird auch Zeit, mit dem Finger auf all die Laudas und O'Learys dieser Welt zu zeigen, an deren Bilanzen Blut klebt.
Beitrag vom 25.10.2019 - 16:27 Uhr
UserNur_ein_Y_PAX
User (680 Beiträge)
"Sorgen um die Ingenieurskunst muss man sich deshalb nicht machen. Das zuweilen schlampig wirkende Arbeiten hat vielmehr mit dem enormen Zeit- und Kostendruck zu tun, unter dem Hersteller, Zulieferer und Airlines stehen und der manch einen dazu verleitet, von Fall zu Fall Fünfe gerade sein zu lassen."

Gerade deshalb mus man sich um die "Ingenieurskunst" Sorgen machen. Den die Ingenieurswissenschaften( nicht Künste) werden dem "enormen Zeit- und Kostendruck" seitens der BWLer geopfert.

Dieser Beitrag wurde am 25.10.2019 16:27 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.10.2019 - 17:47 Uhr
UserEricM
User (5544 Beiträge)
Sicherheit und Qualität kosten schlicht Geld bei der Herstellung.
Da werden dann auf allen Ebenen börsennotierter Unternehmen Entscheidungen getroffen, die den kurzfristigen Gewinn-Mximierungs-Zielen der aktuellen Shareholder zum jeweils nächsten Quartals-Ende entsprechen - und damit Sicherheit und Qualität zuwiderlaufen.

R&D ganz, QC soweit möglich zurückfahren, die Qualitätsanforderungen nur noch am gesetzlichen Minimum ausrichten, erfahrenen Mitarbeiter durch Neuzugänge ersetzen, etc.
Alles Rezepte, die den "Shareholder Value" steigern sollen.
Und die das kurzfristig ja auch erreichen, da Kosten gesenkt werden.

Das Grundproblem - zu dem auch die Börsenzeitung als Teil des "Systems" beiträgt - ist die mangelnde Beachtung der langfristigen Auswirkungen kurzfristiger Optimierung eines Konzerns durch die Börse, Analysten und die Presse.

Und wenn die Sache für Boeing nicht _richtig_ teuer wird, stehen die Nachahmer schon in den Startlöchern.

Dieser Beitrag wurde am 25.10.2019 17:53 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.10.2019 - 19:47 Uhr
UserNeilArmstrong
User (422 Beiträge)
Kein Fehler im System. Wenn man das liest, bekommt man den Eindruck, jeder ist ein altruistischer,hypersozialer Mensch, der von Luft und Liebe lebt. Dem ist aber nicht so, sondern jeder Mensch strebt nach seiner persönlichen Gewinnmaximierung. Oder wieso werden soviele Klagen gegen Airlines aus jedem popeligen Grunde geführt, selbst wenn man für 20 € das Ticket kaufte. Nein, die Hauptschuld ist die ungeheuerlich überhebliche Ignoranz einer für die Zulassung verantwortlichen Behörde, welche aus Faulheit ihrer Pflicht nicht nachkommt. Die Prüfung und Zulassung des Flugzeuges dem Hersteller überläßt. Es liegt in der Natur der Sache, daß der das möglichst billig (noch nicht einmal preiswert) durchführt. Aus diesem Grunde werden Gesetze erlassen und Behörden eingerichtet, welche das ausschließen sollen. Es ist das bekannte Lied der Kommunisten, die schon immer wußten, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Es wird Zeit, daß wieder mehr negative, aber realitätsbezogene Kritik geübt wird.
Beitrag vom 25.10.2019 - 20:38 Uhr
Usersciing
User (392 Beiträge)
Der Text wirkt in seiner undifferenzierte Gleichmacherei einfach nur inkompetent.
Warum sollen Sicherheitsanweisungen ein Zeichen von geringer Sicherheit sein?
Die Beispiele A220 grounding bei Swiss, Sperrung der letzten Sitze beim A321neo ACF sind doch genaue Gegenteil. Hier wird vorsorglich ein Risiko überprüft bzw. reduziert anstatt zu warten, dass was passiert.
Das widerlegt doch die These des Text, das zu wenig Zeit und Geld da ist.
Die Forderung nach absoluter Fehlerfreiheit ist doch völlig unrealistisch. Genau dieses Denken hat zur Boeing Katastrophe geführt. Weil man Fehler und Probleme lieber nicht zu gibt und jede Neuentwicklung scheut, weil man ja damit Fehler machen könnte.
Beitrag vom 25.10.2019 - 20:49 Uhr
Usersciing
User (392 Beiträge)
Sicherheit und Qualität kosten schlicht Geld bei der Herstellung
Kurzfristig vielleicht, langfristig beweist Boeing gerade das Gegenteil. Gewöhnlich ist fehlende Qualität sehr teuer. Es gibt einige Unternehmen, die durch Qualitätsprobleme bankrott gegangen sind.
Beitrag vom 26.10.2019 - 06:30 Uhr
UserEricM
User (5544 Beiträge)
Nein, die Hauptschuld ist die ungeheuerlich überhebliche Ignoranz einer für die Zulassung verantwortlichen Behörde, welche aus Faulheit ihrer Pflicht nicht nachkommt. Die Prüfung und Zulassung des Flugzeuges dem Hersteller überläßt.

Nach allem was (mir, aktuell) bekannt ist, hat Boeing für MCAS in der letztendlich verbauten Konfiguration mit starken und häufigen Trim-Inputs basierend auf einem einzigen Sensor nicht mal eine Zulassung beantragt. Das System wurde in der Form gegenüber den Behörden und den Piloten gar nicht erst dokumentiert.

Unabhängig davon gebe ich Ihnen beim obrigen Statement generell recht. Der Staat darf seine Kontroll- und Überwachungsfunktionen gegenüber der Wirtschaft nicht an ebendiese delegieren.
Das sollte man auch im Hinterkopf haben, wenn politische Parteien den "schlanken Staat für freie Bürger" oder Steuererleichterungen versprechen.
Denn im Gegenzug müssen die Ausgaben des Staates sinken, was zB die Budgets der Behörden betrifft, die Kontrollfunktionen der Wirtschaft ausüben.

Was aber denke ich noch stärker wirkt, ist das grottenfalsche, aber immer wieder auftauchende Argument, staatliche Kontrollen würden die Wirtschaft behindern und Arbeitsplätze kosten.
Gerne auch angewendet auf z.B. die deutsche Lebensmittelindustrie.
Die Firma Wilke genoss aufgrund des zaghaften Vorgehens der Behörden jahrelang quasi Narrenfreiheit und auch hier hat das Wegsehen Menschenleben gekostet.
Weil die Arbeitsplätze ja so wichtig waren... die jetzt _alle_ weg sind.
Realistische Kontrollen hätten im Nachhinein also Menschenleben gerettet UND möglicherweise sogar mehr Arbeitsplätze erhalten als Nachsichtigkeit.

Dieser Beitrag wurde am 26.10.2019 07:36 Uhr bearbeitet.