Community / / Lufthansa baut Flugschule 2023 aus

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Beitrag vom 06.04.2022 - 15:02 Uhr
UserFloSchuler1996
User (7 Beiträge)
Leider kann man allen Interessierten jungen Menschen nur davon abraten... Mit der "alten" Flugschule der Lufthansa hat das leider nichts mehr gemeinsam. Zwar soll die Theorie noch in Bremen stattfinden, aber nicht mehr durch das alte klassische Flugschulpersonal. Diese wurden alle in einem IASP (Interessensausgleich und Sozialplan) gegangen. Auch Phoenix wurde an United verkauft und die neue Flugschule kauft sich hier nur Kapazitäten ein. Auch die Fluglehrer sind nicht mehr aus dem Lufthansa Cockpit und es gibt keine aktuellen Tarifverträge, die einen Direkteinstieg bei Lufthansa ermöglichen. Viel mehr gilt man als Absolvent des neuen Konzepts als Ready Entry, wie jeder andere auch und muss NACH der Ausbildung die Selektion durchlaufen.

Die Tücke dabei wird sein, dass keiner VOR der Ausbildung weiß wie seine eigene Performance sein wird. In die Selektion NACH der Ausbildung werden die Airlines dies aber sehr wohl mit einfließen lassen. Hatte man also während der Ausbildung mal kleinste Probleme, Additional Training oder gar gefailte Checks, kann es schnell schlecht aussehen und man landet am Ende entweder nirgendwo im Cockpit der Lufthansa Gruppe oder bei den Fluggesellschaften mit den schlechtesten Bedingungen. Aktuell ist dies Eurowings Discover, wo ein möglicher Absolvent aktuell 4.300EUR monatlich verdient (davon sind 602.67EUR steuerfrei), sodass ein Nettolohn von vielleicht 2900EUR übrig bleiben dürfte, wenn es wirklich richtig gut läuft. Wenn man davon dann noch ein Darlehen i.H.v. 105.000EUR (oder zu Beginn 80.000EUR) abstottern muss (wohl gemerkt reine Ausbildungskosten - dazu kommen noch Unterkunft, Uniform, Visum, Flüge, ggf. BAFöG und und und), welches zudem noch verzinst ist, bleiben dem jungen Piloten vielleicht noch knapp über 2000EUR netto am Ende zum Leben übrig. Dazu noch eine Loss of License Versicherung, die gut und gerne mal 300EUR monatlich kosten kann. Das ganze in einer Umgebung wie Frankfurt oder München, wo die Miete alleine schon ganz schnell über 1000EUR monatlich liegt. Da bleibt nicht mehr viel übrig.
Und das ENDgehalt als Kapitän bei Eurowings Discover liegt bspw. auch nur bei 10.000EUR im Monat. Bis man dort ist (>8000h PIC (nur Kapitänsstunden)) ist es ein SEEEEEEHR weiter weg bei etwa 600h pro Jahr. Insbesondere da nur PIC Stunden zählen.
Auch eine Eurowings Deutschland (Kurzstrecke LowCost Eurowings) zahlt zu Beginn übrigens "nur" 4300EUR - das ist die gleiche Rechnung wie oben.

Dazu muss man noch bedenken, dass es kein Darlehen der Flugschule oder gar Lufthansa gibt, wie in alten Zeiten. Man muss sich einen Privatkredit der Bank holen und ist danach hoch verschuldet. Dieser hohe Kredit (inkl. Lebenshaltungskosten ganz sicher 120.000EUR plus Zinsen) muss später IMMER wieder angegeben werden bei einem Hauskredit o.ä.
Ganz ehrlich: Lasst die Finger davon!

Dazu kommt, dass aktuell noch mind. 600 Flugschüler in der Pipeline sind. Und neue Schüler stellen sich ganz hinten an. Von diesen 600 sind noch fast 200 NFF der so genannten Berücksichtigungsreihenfolge, welche eine Einstellung bei Lufthansa zugesichert haben. Bevor ein neuer Flugschüler also dort zum Zuge käme, müssten erst einmal 200 bis 600 alte Flugschüler eingestellt werden.

Neben diesen ganzen finanziellen Punkten, bleibt noch zu sagen, dass man am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit fernab seiner Wunsch Homebase anfangen wird müssen und sein Privatleben nie so gestalten kann, wie man sich dies wünscht. Das Privatleben wird immer weiter nach hinten geschoben und die Unzufriedenheit wächst. Dazu noch die Sorgen um die finanzielle Notlage in die man sich begibt.

Ich würde nach einigen Jahren im Konzern nicht einmal mehr zum klassischen Lufthansa NFF-Lehrgang raten. Denn auch hier sind bereits Wartezeiten von 10 Jahren und mehr seit Lehrgangsstart vergangen ohne dass diejenigen bei Lufthansa, geschweigedenn irgendwoanders, fliegen. Deren Vorteil ist nur, dass es kein Darlehen mehr zurückzuzahlen gibt. Denn damals war das Darlehen noch an eine Einstellung bei LUFTHANSA (nicht Lufthansa GROUP) gekoppelt und verfiel nach einigen Jahren einer Nicht-Einstellung.

Wer es UNBEDINGT machen möchte, dem rate ich eine Ausbildung an einer völlig losgelösten Flugschule. Denn dann hat die Lufthansa Gruppe immerhin keinen Einblick in die Trainingsakte und man bewirbt sich als unbeschriebenes Blatt. Und die Ausbildung ist zudem noch günstiger!
Abschließender kleiner Lacher noch: Schaut mal auf der neuen Website der Flugschule unter Bewerbung -> 1.Selektionsschritt -> und dann dem blau verlinkten "hier" nach den Voraussetzungen um an der EFA anfangen zu dürfen. Als communication skill genügt künftig ein "below standard" und stress coping ein "marginal"... Sofern die Lufthansa Gruppe aber weiterhin etwas Wert auf gute Piloten legt, wird man mit unterdurchschnittlicher Kommunikationsfähigkeit und marginaler Stressfähigkeit nirgendwo in der Gruppe eine Anstellung nach der Ausbildung finden. Die wollen einfach möglichst viele Leute schulen und Geld an denen verdienen und danach muss jeder selber sehen, wo er bleibt.
Beitrag vom 06.04.2022 - 15:32 Uhr
UserFloCo
Vielflieger
User (1641 Beiträge)
Nur mal eine Antwort auf einige der Punkte:

Die Tücke dabei wird sein, dass keiner VOR der Ausbildung weiß wie seine eigene Performance sein wird. In die Selektion NACH der Ausbildung werden die Airlines dies aber sehr wohl mit einfließen lassen. Hatte man also während der Ausbildung mal kleinste Probleme, Additional Training oder gar gefailte Checks, kann es schnell schlecht aussehen und man landet am Ende entweder nirgendwo im Cockpit der Lufthansa Gruppe oder bei den Fluggesellschaften mit den schlechtesten Bedingungen.

Hm? Aber sagen Sie das nicht in einem anderen Thread gerade, dass man ja vom Preis den man bei der Fluggesellschaft zahlt auch auf die Qualität der Mitarbeiter schließen sollte? Und hohe Gehälter auch bessere Qualität bedeuten würden?
Dann verstehe ich Ihr Problem hier nicht: wenn jemand schlecht ist, bekommt er auch keinen Platz bei den Premium Airlines...genau das, was der Kunde doch erwarten sollte nach Ihrer Meinung, oder nicht?

Aktuell ist dies Eurowings Discover, wo ein möglicher Absolvent aktuell 4.300EUR monatlich verdient (davon sind 602.67EUR steuerfrei), sodass ein Nettolohn von vielleicht 2900EUR übrig bleiben dürfte, wenn es wirklich richtig gut läuft. Wenn man davon dann noch ein Darlehen i.H.v. 105.000EUR (oder zu Beginn 80.000EUR) abstottern muss (wohl gemerkt reine Ausbildungskosten - dazu kommen noch Unterkunft, Uniform, Visum, Flüge, ggf. BAFöG und und und), welches zudem noch verzinst ist, bleiben dem jungen Piloten vielleicht noch knapp über 2000EUR netto am Ende zum Leben übrig. Dazu noch eine Loss of License Versicherung, die gut und gerne mal 300EUR monatlich kosten kann. Das ganze in einer Umgebung wie Frankfurt oder München, wo die Miete alleine schon ganz schnell über 1000EUR monatlich liegt. Da bleibt nicht mehr viel übrig.

Das ist ja quasi ein Hungerlohn. Ja, wie soll man denn davon leben? Fragen Sie mal jemanden, der 3 Jahre eine Ausbildung gemacht hat um am Ende Frisör, Pflegekraft o.ä. zu werden. Und falls wieder das Argument mit den Schulden kommt: Kaum ein student geht schuldenfrei aus seiner Ausbildung. Ein Arzt beispielsweise ist auch hoch verschuldet und verdient auch am Anfang nicht deutlich mehr.
Und nein: Ich sage nicht, dass ich es gut finde, dass die Gehälter immer weniger, aber man sollte endlich mal aufhören diese Einstiegsgehälter, die selbst schon immer dem Durchschnittsgehalt in Deutschland liegen (nicht Einstiegsdurchschnittsgehalt, sondern Durchschnittsgehalt), als Hungerlohn abzutun, von der es quasi unmöglich ist ein lebenswertes Leben zu führen.

Und das ENDgehalt als Kapitän bei Eurowings Discover liegt bspw. auch nur bei 10.000EUR im Monat. Bis man dort ist (>8000h PIC (nur Kapitänsstunden)) ist es ein SEEEEEEHR weiter weg bei etwa 600h pro Jahr. Insbesondere da nur PIC Stunden zählen.

10.000 € pro Monat nach erst 13 Jahren Arbeit? Ja wie können die nur! Oh man...


Neben diesen ganzen finanziellen Punkten, bleibt noch zu sagen, dass man am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit fernab seiner Wunsch Homebase anfangen wird müssen und sein Privatleben nie so gestalten kann, wie man sich dies wünscht. Das Privatleben wird immer weiter nach hinten geschoben und die Unzufriedenheit wächst. Dazu noch die Sorgen um die finanzielle Notlage in die man sich begibt.

Jetzt muss man auch noch mobil sein um seinen Wunschjob zu machen? Das wird ja immer abartiger. Ich finde jeder sollte ein Anrecht haben innerhalb von 10 km Umkreis zu seinem Wunschort, am besten noch Geburtsort, jeden Job machen zu können, den man machen will.



Sorry für die Überspitzung, aber bei solchen Aussagen sieht man, in was für einer Blase man da seit Jahrzehnten lebt, fernab der heutigen Realität.
Beitrag vom 06.04.2022 - 15:37 Uhr
UserSonnenbar
User (206 Beiträge)
finde das neue konzept super.
Beitrag vom 06.04.2022 - 15:42 Uhr
UserA330BR
YSSY
User (62 Beiträge)

Trotzdem finde ich den Kommentar von FloSchuler1996 insgesamt gut dargelegt !
Beitrag vom 06.04.2022 - 15:48 Uhr
UserSonnenbar
User (206 Beiträge)
naja…finde ich nicht. die alte Struktur war aus einer anderen Zeit und einfach nicht zweckdienlich.

Beitrag vom 06.04.2022 - 17:33 Uhr
User6062
User (185 Beiträge)
naja…finde ich nicht. die alte Struktur war aus einer anderen Zeit und einfach nicht zweckdienlich.

>

Was genau ist an einer Airline eigenen Flugschule welche der gleichen Airline gut ausgebildetes Personal liefert nicht zweckdienlich?

Die LFT Bremen und das damit verbundene klassische Ausbildungskonzept wurde aus rein politischen Gründen abgewickelt.


Auch die Tatsache das United im Grunde das alte lufthansa Konzept weiter fährt (und mit dem Erwerb der Infrastruktur in gyr sogar ein großes Ausrufezeichen dahinter setzt) verdeutlicht doch, welchen Irrweg das lh Management eingeschlagen hat.
Beitrag vom 06.04.2022 - 17:35 Uhr
UserLunte
User (387 Beiträge)
@ Sonnenbar
Das neue Konzept iss ja super,haufen Kohle rausschmeissen um dann
wenns gut geht einen Saisonjob zu finden bis die Firma wieder Pleite geht und nebenbei die Rückzahlung stemmen.Wer sich sowas heute antut dem ist wirklich nicht mehr zh helfen.🤮
Beitrag vom 06.04.2022 - 17:38 Uhr
UserSonnenbar
User (206 Beiträge)
Naja…die qualität ist überall die gleiche. ob ich jetzt die ausbildung in buxtehude oder halt in bremen. letztendlich muss der bewerber beim auswahlverfahren fliegerisch sowie charakterlich überzeugen.

Ich sehe jetzt bei Eurowings etc. keine vermehrten Unfälle oder sondergleichen. Eher Leute die nicht meinen auf irgend einen Sockel
zu stehen, weil es ihnen in der damaligen Zeit so eingetrichtert wurde.

Endlich Schluß mit dem Murks!
Beitrag vom 06.04.2022 - 17:42 Uhr
UserSonnenbar
User (206 Beiträge)
der großteil der pilotenschaft war nicht auf der LFT und hatz durch viel Ehrgeiz den zugeben risikoreichen Weg beschritten. Dies mit mehrheitlich guten Bedingungen.

Wenn man weiß wohin die Reise geht passt das doch. Es ist dort dann wie überall. Manche schaffen es bei den etablieren und tarifieren Airlines, manche halt nicht.

Mir ist so jemand aber deutlich symphatischer als jemand der mal einen guten Tag in Hamburg hatte und sich dann darauf was einbildet.
Beitrag vom 06.04.2022 - 18:01 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
naja…finde ich nicht. die alte Struktur war aus einer anderen Zeit und einfach nicht zweckdienlich.

>

Was genau ist an einer Airline eigenen Flugschule welche der gleichen Airline gut ausgebildetes Personal liefert nicht zweckdienlich?

Die LFT Bremen und das damit verbundene klassische Ausbildungskonzept wurde aus rein politischen Gründen abgewickelt.

Naja, laut @SaintEx war der in der Flugschule erzeugte Korpsgeist hauptverantwortlich dafür, daß die VC immer wieder zu wirksamen Arbeitskämpfen aufrufen konnte.

Da ist es doch kein Wunder, dass man da einen Schlussstrich zieht.
Beitrag vom 06.04.2022 - 18:18 Uhr
UserDanTheMan
User (32 Beiträge)
Aktuell ist dies Eurowings Discover, wo ein möglicher Absolvent aktuell 4.300EUR monatlich verdient (davon sind 602.67EUR steuerfrei), sodass ein Nettolohn von vielleicht 2900EUR übrig bleiben dürfte, wenn es wirklich richtig gut läuft

Afaik bietet OCN nur 70%-Verträge an, Nettogehalt ist somit geringer als behauptet.


Dazu noch eine Loss of License Versicherung, die gut und gerne mal 300EUR monatlich kosten kann.

LOL richtet sich nach dem Nettogehalt. Wo nicht viel Netto ist, ist auch kein derart hoher LOL-Beitrag.


Das ganze in einer Umgebung wie Frankfurt oder München, wo die Miete alleine schon ganz schnell über 1000EUR monatlich liegt.

Mehr als 1000€ Miete in Frankfurt als Einzelperson? Man gönnt sich ja sonst nichts…


Auch eine Eurowings Deutschland (Kurzstrecke LowCost Eurowings) zahlt zu Beginn übrigens "nur" 4300EUR - das ist die gleiche Rechnung wie oben.

Falsch. Hattest wohl nur eine alte Gehaltstabelle zur Hand? Oder Beträge aus den Fingern gesogen?
Beitrag vom 06.04.2022 - 20:15 Uhr
Userh
User (159 Beiträge)
Aktuell ist dies Eurowings Discover, wo ein möglicher Absolvent aktuell 4.300EUR monatlich verdient (davon sind 602.67EUR steuerfrei), sodass ein Nettolohn von vielleicht 2900EUR übrig bleiben dürfte, wenn es wirklich richtig gut läuft

Afaik bietet OCN nur 70%-Verträge an, Nettogehalt ist somit geringer als behauptet.
>
Alles Vollzeitverträge mittlerweile + fetter Gehaltserhöhung im September (auf 5000€/ Monat Brutto).


Auch eine Eurowings Deutschland (Kurzstrecke LowCost Eurowings) zahlt zu Beginn übrigens "nur" 4300EUR - das ist die gleiche Rechnung wie oben.

Falsch. Hattest wohl nur eine alte Gehaltstabelle zur Hand? Oder Beträge aus den Fingern gesogen?
>
Das kommt schon hin in Vo1, davon dann noch 20% abziehen für den TV Ready Entry und dann ist man ganz schnell bei den schlechtbezahltesten Co Piloten in ganz Europa.
Beitrag vom 06.04.2022 - 23:02 Uhr
UserIg2
User (16 Beiträge)
Dazu noch eine Loss of License Versicherung, die gut und gerne mal 300EUR monatlich kosten kann.

LOL richtet sich nach dem Nettogehalt. Wo nicht viel Netto ist, ist auch kein derart hoher LOL-Beitrag.



Die Kosten der LOL richten sich nicht nach dem Netto Gehalt, sondern nach der zur versichernden Summe. Alles andere würde keine Versicherung mitmachen. Wenn man einen vernünftigen Betrag versichern will, ist man schnell über 200 Euro Monatsbetrag.
Beitrag vom 06.04.2022 - 23:10 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
Eurowings Discover ist derzeit noch nicht mal für Flugschul-Absolventen verfügbar.
Beitrag vom 06.04.2022 - 23:12 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
Naja…die qualität ist überall die gleiche. ob ich jetzt die ausbildung in buxtehude oder halt in bremen. letztendlich muss der bewerber beim auswahlverfahren fliegerisch sowie charakterlich überzeugen.

Wenn die Qualität überall die gleiche ist, warum dann der LH 105.000€ hinterherschmeißen, wenn ich das auch woanders viel günstiger kriege? Was hebt denn die LH von anderen Flugschulen ab?
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