Community / / Spohr: Gewinnziel in der Komfortzone

Beitrag 1 - 15 von 15
Beitrag vom 06.09.2015 - 10:22 Uhr
User6062
User (185 Beiträge)
Aber ist nicht im Tarifkonflikt die fehlende Wettbewerbsfähigkeit das einzige Argument der Geschäftsleitung ?
Beitrag vom 06.09.2015 - 12:08 Uhr
UserUser33
User (43 Beiträge)
Ein Schelm der Böses denkt...
Beitrag vom 06.09.2015 - 12:39 Uhr
UserEricM
User (5500 Beiträge)
Aber ist nicht im Tarifkonflikt die fehlende Wettbewerbsfähigkeit das einzige Argument der Geschäftsleitung ?

Ja, und wenn man bedenkt, dass in anderen Threads dieses Forum gerade sogar wüst über eine Insolvenz der Lufthansa spekuliert wird, damit die arme, notleidende LH endlich ihre völlig überteuerten Piloten per betriebsbedingter Kündigung loswerden kann ... dann merkt man mal wie überspitzt dieser Tarifkonflikt in die Medien getragen wird.

Das Bild der Lufthansa in der Öffentlichkeit ist das eines krisengeschütteleten Konzerns, der zwischen der Billigkonkurrenz wie Ryanair und einer kleinen elitären Minderheit der Piloten ausgepresst wird.

Dieses Bild wird extern und in weiten Bereichen des Unternehmens selbst wahrgenommen.
Auch in den Foren wie diesen sind immer wieder vermeintlich übezeugte Anhänger dieser extremen Sichtweise zu finden.

Tatsächlich steuert die Firma auf 1500 Millionen Gewinn zu, was ungefähr das doppelte des Gewinns von Ryanair ist, trotz der angeblich viel zu teuren Piloten als singulärem Problem.

Die Firma, an die der Auftrag für das Astroturfing auf Seiten der Lufthansa vergeben ist macht das richtig gut.

Dieser Beitrag wurde am 06.09.2015 12:41 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.09.2015 - 13:32 Uhr
UserRunway
User (2880 Beiträge)
Tatsächlich steuert die Firma auf 1500 Millionen Gewinn zu, was ungefähr das doppelte des Gewinns von Ryanair ist, trotz der angeblich viel zu teuren Piloten als singulärem Problem.

1,5 Mrd. Ebit nicht Gewinn, bitte klar trennen. Ebit ist nur eine rein betriebswirtschaftliche Größe. Es liegen mitunter Welten zwischen den beiden Werten. Das hier zu erläutern sprengt den Rahmen und mein Wissen. Ist auch ein weites Feld für Fachleute. Wikepidia und Co helfen da etwas weiter.

LH-Zahlen sind mir im Detail nicht so geläufig. Deswegen mal zum Vergleich Zahlen anderer Unternehmen von 2014:

Daimler AG
Ebit 10,78 Mrd. Euro
Konzernergebnis 7,3 Mrd. Euro

Telekom AG
Ebit 7,20 Mrd.
Konzernüberschuß 2,1 Mrd

Außerdem sind bei solchen Zahlen immer noch besondere Umstände wie Sondererlöse, Branchenbesonderheiten usw. zu beachten so das Zahlen allein nicht immer alles sagen.

Zu LH fällt mir noch ein das sie die Abschreibungspraxis auf 20 Jahre verlängert haben. Das soll nach meiner Erinnerung allein einen positiven Bucheffekt von 320 Mill. Euro bringen. Schön für die Bilanz aber kein echter Fortschritt. Es soll (AUA?) ja Airlines gegeben haben bei denen der Buchwert der Flieger höher liegt als das was am Markt beim Verkauf real zu erzielen wäre.Da könnte man dann fast von Bilanzfälschung sprechen.


Beitrag vom 06.09.2015 - 13:52 Uhr
UserRotas
User (219 Beiträge)
Zu LH fällt mir noch ein das sie die Abschreibungspraxis auf 20 Jahre verlängert haben. Das soll nach meiner Erinnerung allein einen positiven Bucheffekt von 320 Mill. Euro bringen. Schön für die Bilanz aber kein echter Fortschritt. Es soll (AUA?) ja Airlines gegeben haben bei denen der Buchwert der Flieger höher liegt als das was am Markt beim Verkauf real zu erzielen wäre.Da könnte man dann fast von Bilanzfälschung sprechen.

Die Änderung der Abschreibung erfolgte schon letztes Jahr. Was Bilanzen angeht, gibt es gesetzliche Vorschriften, die befolgt werden müssen. Diese Vorschriften lassen einen Spielraum und bilden die Realität nicht 1:1 ab. Von Bilanzfälschung kann also keine Rede sein, wenn man gesetzeskonform abgeschrieben hat. Das ganze funktioniert auch anders herum: Gebäude, die schon lange abgeschrieben sind und somit nicht mehr als Gegenwert in der Bilanz auftauchen, haben natürlich trotzdem noch einen Wert. Das gleiche gilt für Flugzeuge, sobald diese komplett abgeschrieben sind.

Daher muss man zwischen internem und externem Rechnungswesen unterscheiden. Ersteres ist deutlich aussagekräftiger - allerdings werden wir als Außenstehende dort keinen Einblick bekommen.

Dieser Beitrag wurde am 06.09.2015 17:35 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.09.2015 - 14:27 Uhr
UserFrequentC
User (875 Beiträge)
@EricM schrieb
Tatsächlich steuert die Firma auf 1500 Millionen Gewinn zu, was ungefähr das doppelte des Gewinns von Ryanair ist, trotz der angeblich viel zu teuren Piloten als singulärem Problem.
Oh mein Gott.
Die LH erwirtschaftet den "ungefähr doppelten Gewinn" aus dem sechsfachem Umsatz. Erst wenn das Verhältnis 1:1 oder zugunsten der LH ist, kann man sich teureres Personal leisten als die Konkurrenz.
Und was die LH unter dem Strich tatsächlich raus hat, hat @Runway geschrieben.
Beitrag vom 06.09.2015 - 14:40 Uhr
UserBurntime
User (176 Beiträge)
Ging da etwas an mir vorbei? Grundstücke kann ich doch nicht abschreiben, weil sie sich nicht abnutzen können?

Zu LH fällt mir noch ein das sie die Abschreibungspraxis auf 20 Jahre verlängert haben. Das soll nach meiner Erinnerung allein einen positiven Bucheffekt von 320 Mill. Euro bringen. Schön für die Bilanz aber kein echter Fortschritt. Es soll (AUA?) ja Airlines gegeben haben bei denen der Buchwert der Flieger höher liegt als das was am Markt beim Verkauf real zu erzielen wäre.Da könnte man dann fast von Bilanzfälschung sprechen.

Die Änderung der Abschreibung erfolgte schon letztes Jahr. Was Bilanzen angeht, gibt es gesetzliche Vorschriften, die befolgt werden müssen. Diese Vorschriften lassen einen Spielraum und bilden die Realität nicht 1:1 ab. Von Bilanzfälschung kann also keine Rede sein, wenn man gesetzeskonform abgeschrieben hat. Das ganze funktioniert auch anders herum: Gebäude und Grundstücke, die schon lange abgeschrieben sind und somit nicht mehr als Gegenwert in der Bilanz auftauchen, haben natürlich trotzdem noch einen Wert. Das gleiche gilt für Flugzeuge, sobald diese komplett abgeschrieben sind.

Daher muss man zwischen internem und externem Rechnungswesen unterscheiden. Ersteres ist deutlich aussagekräftiger - allerdings werden wir als Außenstehende dort keinen Einblick bekommen.
Beitrag vom 06.09.2015 - 17:35 Uhr
UserRotas
User (219 Beiträge)
Ging da etwas an mir vorbei? Grundstücke kann ich doch nicht abschreiben, weil sie sich nicht abnutzen können?
Stimmt natürlich, danke für den Hinweis.
Beitrag vom 06.09.2015 - 19:32 Uhr
UserOldblueeyes
User (50 Beiträge)

Tatsächlich steuert die Firma auf 1500 Millionen Gewinn zu, was ungefähr das doppelte des Gewinns von Ryanair ist, trotz der angeblich viel zu teuren Piloten als singulärem Problem.

>


Zum Vergleich... IAG hat bei kleinerer Betriebsgrösse eine EBIT Erwartung von 2,2Mrd..also ca 50% über die LH.

Man muss auch sehen wo dieser Gewinn erwirtschaftet wird. Die Techniksparte, mit gerade mal 5Mrd. Umsatz steuert um die 500 Mio bei, Catering und co den Rest bis ca. 600 Mio. Aus der Fliegerei generiert die LH einen EBIT von ca 900 Mio, bei einer Umsatzgrösse von ca 25 Mrd., also weniger als 4% Umsatzrendite.Ca 300 Mio davon ergeben sich aus der neuen Abschreibungsmethode - die allerdings eher Industriestandard ist als die alte.

Bei 105 Mio.PAssagiere sind es im Schnitt 9 Euro pro Passagier. Das Gleiche erwirtschaften auch Ryanair und Easyjet, allerdings als 11-12% des Umsatzes und ohne der traditionell profitablen Langstrecke (Germanwings/Eurowings hat bei der LH noch nie Geld verdient).

Zusammenfassend:

-die LH erwirtschaftet mit der Fliegerei eine zu geringe Umsatzrendite ; Technik und Catering sind die Profitsäulen im Konzern

- die Kurzstrecke ist besonders problematisch - während Easy, Ryan oder wizz um die 11-12% Umsatzrendite erwirtschaften hat Germanwings nie Geld verdient; die Hoffnung für 2015 ist da eine schwarze Null

- es gibt konzernintern auch andere Wackelkandidaten - die AUA war über Jahre ein Sanierungsfall und ist bis heute nur knapp über Null; dazu hat sie hausinterne Probleme - geringe LF, Zusammenbruch des eigenen Geschäftsmodells Focus East, zu wenig Ressourcen um die eigene Flotte aus eigener Kraft zu erneuern etc.



Dieser Beitrag wurde am 06.09.2015 19:38 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.09.2015 - 22:54 Uhr
UserEricM
User (5500 Beiträge)
@alle die auf meinen Profit-Vergleich geantwortet haben.

Ok, ich habe sicher hier etwas Äpfel mit Birnen verglichen ... point taken.
Mein Ziel war, darauf hinzuweisen, wie weit her die aktuell geführte Insolvenz-Diskussion geholt ist, da sich einige schon darauf freuen zu scheinen, den Piloten betriebsbedingte Kündigungen wünschen zu können.

Und wie stark doch das Mediale Bild der Lufthansa als Krisenkonzern von den real verfügbaren Zahlen abweicht.
Beitrag vom 06.09.2015 - 23:01 Uhr
UserEricM
User (5500 Beiträge)
(Germanwings/Eurowings hat bei der LH noch nie Geld verdient).

Die Zahlen werden in den Geschäftsberichten immer nur summarisch als Lufthansa "classic" plus Germanwings ausgewiesen.
Die Zahlen der Lufthansa classic alleine sind also besser als die öffentlichen Zahlen, die ja beides beinhalten.
Um wieviel ist öffentlich nicht bekannt.

Zusammenfassend:

-die LH erwirtschaftet mit der Fliegerei eine zu geringe Umsatzrendite ;
Ja, was etwas anderes ist als ein Verlust.


Technik und Catering sind die Profitsäulen im Konzern

Wobei der Lufthansa da uU nicht alle Möglichkeiten der Kostensenkung in diesen beiden Bereichen offenstehen ...

- die Kurzstrecke ist besonders problematisch - während Easy, Ryan oder wizz um die 11-12% Umsatzrendite erwirtschaften hat Germanwings nie Geld verdient; die Hoffnung für 2015 ist da eine schwarze Null

Und trotzdem ist das das Modell für EW ... einer der Fakten, die ich nicht verstehe. Die zukünftige Strategie ist genau das, was die LH bisher noch nicht hinbekommen hat.
Beitrag vom 06.09.2015 - 23:41 Uhr
UserOldblueeyes
User (50 Beiträge)
Bei 30 Mrd Umsatz müsste die LH um die 3,5 Mrd EBIT liefern um in der Nähe von Easyjet und co zu kommen.

Wenn Eurowings nicht funktionieren sollte, gibt es nur eine Option- verkaufen! Mercedes konnte auch nicht "billig" mit Chrysler. Oder man macht es wie IAG, kauft einen Billigladen a la Norvegian oder Wizz und überlässt Eurowings denen.

Beitrag vom 07.09.2015 - 14:14 Uhr
Usermarbu
User (285 Beiträge)

Man muss auch sehen wo dieser Gewinn erwirtschaftet wird. Die Techniksparte, mit gerade mal 5Mrd. Umsatz steuert um die 500 Mio bei, Catering und co den Rest bis ca. 600 Mio. Aus der Fliegerei generiert die LH einen EBIT von ca 900 Mio, bei einer Umsatzgrösse von ca 25 Mrd., also weniger als 4% Umsatzrendite.Ca 300 Mio davon ergeben sich aus der neuen Abschreibungsmethode - die allerdings eher Industriestandard ist als die alte.

Zusammenfassend:

-die LH erwirtschaftet mit der Fliegerei eine zu geringe Umsatzrendite ; Technik und Catering sind die Profitsäulen im Konzern


Der Witz an der ganzen Geschichte: Womit bzw mit WEM verdienen denn Catering und Technik ihren Profit? Na? Na? Mit dem Flugbetrieb !!!
Wenn der Flugbetrieb so unrentabel ist soll CS doch alle Flieger verkaufen und ein Technik + Catering Unternehmen draus machen. Dann ist er auch seine lästigen Piloten los.
Ach halt nee, dann sind ja auch 90-95% seiner Technik und Catering Kunden weg.

Natürlich gibt's gerade bei der Technik auch ein Fremdkundengeschäft. Hier kommt dann der Witz am Witz: Der Lufthansa Flugbetrieb zahlt bei seiner eigenen Technik / Catering MEHR als Fremdkunden!

Ich brauche übrigens ganz dringend eine 20% Lohnerhöhung. Hab mir nämlich selbst die Miete im eigenen Haus um 30% erhöht dadurch sind meine Lebenshaltungskosten massiv gestiegen. Ohne 20%ige Lohnerhöhung würde ich also Obdachlos werden - sorry Management es geht nicht anders
Beitrag vom 07.09.2015 - 16:04 Uhr
UserEricM
User (5500 Beiträge)
Natürlich gibt's gerade bei der Technik auch ein Fremdkundengeschäft. Hier kommt dann der Witz am Witz: Der Lufthansa Flugbetrieb zahlt bei seiner eigenen Technik / Catering MEHR als Fremdkunden!

Ja, diese Gerüchte gab es schon öfter. Das meinte ich weiter oben mit den nicht offenstehenden Möglichkeiten zu Kostensenkung.
Damit könnte in der Bilanz relativ einfach Geld aus der LH classic heraus- und in die LHT hineingeschaufelt werden um den richtigen Eindruck zu erwecken und eine Drohkulisse für Tarifkonflikte zu bekommen.
Gibt es diese Info zur weiteren Verwertung in Diskussionen auch öffentlich nachlesbar in etwaigen Geschäftsberichten oÄ?

Dieser Beitrag wurde am 07.09.2015 16:11 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.09.2015 - 16:13 Uhr
UserOldblueeyes
User (50 Beiträge)
@Marbu.. mittlerweile ist der interne Kunde Lufthansa Passage nur bei ca 40% des Auftragsvolumens der Techniksparte.

@EricM..den Geschäftsbericht findest du hier... http://investor-relations.lufthansagroup.com/fileadmin/downloads/en/charts-speeches/LH-APC-2015-charts-Spohr-Menne.pdf