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Beitrag 1 - 9 von 9
Beitrag vom 24.02.2023 - 10:22 Uhr
UserMike8202
User (117 Beiträge)
Die Tarifautonomie und damit verbunden das Streikrecht ist ein hohes Gute, welches sich die Arbeitnehmer hart erarbeitet haben.

Leider entsteht bei mir immer mehr der Eindruck, dass diverse Gewerkschaften sich dessen nicht mehr so bewusst sind und lieber die große Keule schwingen statt mit diesem Gut sorgfältig umzugehen. An erster Stelle sollten vertrauensvolle Verhandlungen stehen, und genau dieses Vertrauen dürfte bei allzu großzügigen Umgang mit dem Mittel Streik auf der Strecke bleiben. Ich kann die Menschen verstehen, die ob der "exzessiven Ausnutzung" dieses Rechts auch nach Einschränkungen selbiges rufen.

Dass es auch anders geht hat aus meiner Sicht z.B. der aktuelle Abschluss in der Chemieindustrie gezeigt. Einmalzahlung im letzten Frühjahr und Aussetzung der Verhandlung bis zum Herbst (aufgrund der Covid-Situation und dem UA-Krieg), dann zum 01.01.2023 eine Tariferhöhung von 3,5 % + 1500 Euro Einmalzahlung (Brutto=Netto), ab 01.01.2024 nochmal 3,5% + 1500 Euro, bei Laufzeit bis Sommer 2024. Ein - aus meiner Sicht - für beide Seiten guter Abschluss, und vor allem ohne öffentlichem Getöse oder Warnstreiks. So geht es also auch.

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2023 10:37 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 24.02.2023 - 10:52 Uhr
UserDaedalos1504
User (517 Beiträge)

Dass es auch anders geht hat aus meiner Sicht z.B. der aktuelle Abschluss in der Chemieindustrie gezeigt. Einmalzahlung im letzten Frühjahr und Aussetzung der Verhandlung bis zum Herbst (aufgrund der Covid-Situation und dem UA-Krieg), dann zum 01.01.2023 eine Tariferhöhung von 3,5 % + 1500 Euro Einmalzahlung (Brutto=Netto), ab 01.01.2024 nochmal 3,5% + 1500 Euro, bei Laufzeit bis Sommer 2024. Ein - aus meiner Sicht - für beide Seiten guter Abschluss, und vor allem ohne öffentlichem Getöse oder Warnstreiks. So geht es also auch.

Klar geht das in der Chemieindustrie ohne öffentliches Getöse. Ob dort gestreikt wird oder in China ein Sack reisumfällt...
Wenn der "öffentliche" Dienst oder ein Verkehrsträger streikt, ist das immer mit "öffentlichem" Getöse verbunden, weil es fast jeden trifft.
Beitrag vom 24.02.2023 - 12:31 Uhr
UserEricM
User (5496 Beiträge)
Für einen Konflikt zwischen 2 Parteien reicht Einer, der den Konflikt vorzieht.
Für eine Einigung braucht man beide Parteien.

Von daher kann man auch im öffentlichen Dienst schlecht den Gewerkschaften alleine die Schuld am Scheitern von Verhandlungen zuschustern...
Und klar läuft das in der Chemie anders - da muss man aber auch bedenken, dass die chemische Indutrie traditionell in DE zu den besser verdienenden gehört.
Beitrag vom 24.02.2023 - 12:45 Uhr
Userzappa42m
User (136 Beiträge)
Jetzt reiten Sie doch nicht auf dem Beispiel "Chemie" herum . Bei der IG Metall klappt das verhandeln auch. (Da gibt es mal einen Warnstreik der seinem Namen gerecht wird so für 3Stunden um die Mitglieder bei Laune zu halten).Nur bei Verdi scheinen die Probleme damit zu haben. Und von wegen Tarifautonomie, im indirekten Sinne wird Verdi ja noch durch Gesetze unterstützt. (Airlines müssen umbuchen, EU-Fluggastrechteverordnung 261/2004 etc.)
Beitrag vom 24.02.2023 - 13:08 Uhr
UserMike8202
User (117 Beiträge)
Der Chemieabschluss war tatsächlich nur als Beispiel genannt, wie es auch geht. Und auch in der Chemie gibt es sicherlich Menschen, die nicht zu den Spitzenverdienern gehören :-)

Aber nehmen wir doch mal den Abschluss der Chemie und vergleichen den mit dem AG-Angebot an Verdi:
Chemie Einmalzahlung 3000 Euro + 2 x 3,5 % bei 18-20 Monaten Laufzeit, je nachdem, ab wann man rechnet.

Angebot an Verdi 2500 Euro + insgesamt 5 % in zwei Schritten. Je nach Laufzeitangebot (habe dazu noch nichts gefunden) nicht so weit entfern von dem Abschluss in der Chemie, also aus meiner Sicht durchaus als Basis für weitere Verhandlungen geeignet, ohne dass direkt wieder der nächste Streik angekündigt werden muss. Und wenn die Info stimmt, dass erst am 27.03. wieder verhandelt werden soll, dann kann man sich ja in etwa ausmalen, was uns bis dahin noch an Maßnahmen von Verdi erwartet. Und genau darauf bezog sich mein Eingangspost, dass die Gewerkschaften (nicht nur Verdi) das hohe Gut des Streikrechts mit Augenmaß einsetzen sollten. Mir wäre es lieber, hier würde zeitnah weiter verhandelt und auch Verdi würde sich ein Stück weit bewegen, um einen Kompromiss zu erzielen. Ich gönnen jeden AN das Mehr in der Tasche, in der aktuellen Zeit erst recht. Aber ich möchte auch nicht, dass die Politik irgendwann auf die Idee kommt, an der Tarifautonomie zu sägen, weil der volkswirtschaftliche Schaden zu hoch wird.
Beitrag vom 24.02.2023 - 13:53 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
Der Chemieabschluss war tatsächlich nur als Beispiel genannt, wie es auch geht. Und auch in der Chemie gibt es sicherlich Menschen, die nicht zu den Spitzenverdienern gehören :-)

Aber nehmen wir doch mal den Abschluss der Chemie und vergleichen den mit dem AG-Angebot an Verdi:
Chemie Einmalzahlung 3000 Euro + 2 x 3,5 % bei 18-20 Monaten Laufzeit, je nachdem, ab wann man rechnet.

Angebot an Verdi 2500 Euro + insgesamt 5 % in zwei Schritten. Je nach Laufzeitangebot (habe dazu noch nichts gefunden) nicht so weit entfern von dem Abschluss in der Chemie, also aus meiner Sicht durchaus als Basis für weitere Verhandlungen geeignet, ohne dass direkt wieder der nächste Streik angekündigt werden muss.

Wie ist denn bei der Chemie die Ausgangslage bei den Gehältern und wie bei den Beschäftigten, die von Verdi vertreten werden? Das Problem bei Prozentangaben ist immer dann gegeben, wenn man nicht von der selben Basis ausgeht. 3% ist für einen gut verdienenden Mitarbeiter in der Chemie womöglich deutlich mehr als 3% bei einem Flughafenmitarbeiter.
Beitrag vom 24.02.2023 - 14:19 Uhr
UserMike8202
User (117 Beiträge)
Dazu müsste erst einmal abgesteckt werden, ab welcher Summen man "gut verdient". :-)

Nehmen wir mal eine Gabelstaplerfahrer, der im Chemieunternehmen die LKW belädt. Gehört dieser nun im Chemietarif zu den "Gutverdienern" oder doch eher zu der Personengruppe, die aktuell trotzdem stark rechnen muss, damit es reicht. Die Frage darf sich jeder selber beantworten.

Mir geht es ja auch nicht darum, dass dieses Angebot ohne weitere Verhandlungen akzeptiert werden soll, aber ich sehe es durchaus als eine Verhandlungsbasis. Und wenn in der Forderung steht "mindestens 500 Euro mehr", dann kann sich jeder ausrechnen, welches derzeitige Gehalt gezahlt werden müsste, damit dies den angepeilten 10,5 % Gehaltssteigerung entspricht.
Beitrag vom 24.02.2023 - 14:39 Uhr
UserChristian159
User (871 Beiträge)
Und klar läuft das in der Chemie anders - da muss man aber auch bedenken, dass die chemische Indutrie traditionell in DE zu den besser verdienenden gehört.

Das liest sich ja so, als hätte die Streikfreudigkeit etwas mit der Einkommenshöhe zu tun.
Also das halte ich für ein Gerücht ... :)
Beitrag vom 24.02.2023 - 15:34 Uhr
UserMike8202
User (117 Beiträge)
Grade gelesen, dass die prozentuale Tariferhöhung erst Ende 2023 und Mitte 2024 kommen sollte. Sofern das stimmt ist das auch aus meiner Sicht natürlich nicht abschlussfähig. Trotzdem wäre kurzfristiges Weiterverhandeln sicher sinnvoller als weitere Streikwellen bis Ende März....