Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Chipkrise erfasst Luftfahrt-Industrie

Beitrag 1 - 9 von 9
Beitrag vom 21.06.2022 - 07:32 Uhr
UserFRAHAM
User (614 Beiträge)
Typische Lobby-Arbeit:
Für das Rüstungsgeschäft richtet der Airbus-Manager klare Forderungen an die Politik.

"Wir haben zu viele national aufgestellte Unternehmen, die alle darum kämpfen, Aufträge zu bekommen."

Lieber Topmanager, der Du selber über Lieferketten mit entscheidest. Es war Deine freie Entscheidung die Komponenten in der ganzen Welt fertigen zu lassen und alle Lager abzubauen wegen toten Kapitals. Jetzt, wo mal sehr deutlich die Grenzen von Just-in-time delivery aufgezeigt werden, bitte nicht die Verantwortung zur Lösung an die Politik richten. Ihr habt es ja auch ohne Politik geschafft, diese Lieferketten so einzurichten. Dann sollte es für Euch ja auch möglich sein, diese wieder aufzulösen.
Beitrag vom 21.06.2022 - 07:55 Uhr
Useren-zym
User (413 Beiträge)
Typische Lobby-Arbeit:
Für das Rüstungsgeschäft richtet der Airbus-Manager klare Forderungen an die Politik.

"Wir haben zu viele national aufgestellte Unternehmen, die alle darum kämpfen, Aufträge zu bekommen."

Lieber Topmanager, der Du selber über Lieferketten mit entscheidest. Es war Deine freie Entscheidung die Komponenten in der ganzen Welt fertigen zu lassen und alle Lager abzubauen wegen toten Kapitals. Jetzt, wo mal sehr deutlich die Grenzen von Just-in-time delivery aufgezeigt werden, bitte nicht die Verantwortung zur Lösung an die Politik richten. Ihr habt es ja auch ohne Politik geschafft, diese Lieferketten so einzurichten. Dann sollte es für Euch ja auch möglich sein, diese wieder aufzulösen.

Dann bau halt für 10 Mrd. Euro deine Chipfabrik in Niederkaltenkirchen die es in Asien schon so schon gibt und dort viel besser und günstiger betrieben werden kann wenn du der Meinung bist dass das richtige ist du Schlaumeier.

Also ohne Subventionen vom Staat bzw. der EU.
Beitrag vom 21.06.2022 - 08:30 Uhr
UserEricM
User (5487 Beiträge)
Dann bau halt für 10 Mrd. Euro deine Chipfabrik in Niederkaltenkirchen die es in Asien schon so schon gibt und dort viel besser und günstiger betrieben werden kann.

Das ist ja das Problem: Nein, günstiger wird das nicht.
In der global aufgestellten Marktwirtschaft wurden globalisierte Produktionsstandorte und deren Produkte primär nach "günstig" bewertet.
Das hat in den letzten 30 Jahren dazu geführt, dass ein ständig wachsender Anteil an Halbleiter-Komponenten von immer weniger Herstellern gefertigt wurden. Teilweise nur noch in 1-2 Produktionsstandorten. Vornehmlich in Asien.

Und 2020 -2022 hat es zum Einen eine starke Nachfrageverschiebung in den Bereich Cryptomining und Consumer gegeben und zudem einige dieser wenigen verblieben Hersteller auf die eine oder andere Weise übel erwischt.

 Bei ZDNet ist das schön zusammengefasst

Wenn man sich gegen so ein Szenario (Stichwort: Taiwan) absichern will, benötigt man mehr (kleinere) Firmen als aktuell mit einem hohen Anteil an lokalen Standorten in Europa. Hohe Löhne, hohe Umweltauflagen - günstiger wird das mit Sicherheit nicht.
Daher wird es sich alleine nach marktwirtschaftlichen Regeln von alleine nicht bilden.

Wenn man diese Art der Versorgungssicherheit haben will, die der Herr Schöllhorn da anmahnt (bei der Politik :) ) , muss man (dauerhaft) dafür mehr zahlen als für rein kommerziell orientierte Produkte.
Als Konsequenz würden seine Produkte teurer und auf dem Mart benachteiligt.

Inwiefern die aktuelle Krise da schon zum Umdenken, weg von rein martwirtschaftlichen Kriterien zu Versorgungssicherheit aureicht, aktuell glaube ich daran nicht.

Ich denke ab 2025 werden wieder - wie bisher- günstigste Anbieter gesucht und damit die Marktkonzentration nach rein kommerziellen Kriterien wie bisher weiter vorangetrieben.


Dieser Beitrag wurde am 21.06.2022 08:38 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.06.2022 - 10:26 Uhr
UserFRAHAM
User (614 Beiträge)
Ich denke ab 2025 werden wieder - wie bisher- günstigste Anbieter gesucht und damit die Marktkonzentration nach rein kommerziellen Kriterien wie bisher weiter vorangetrieben.

Ich teile Deine Befürchtung. Dennoch - ohne Schlaumeierei - muss man auch sagen, dass selbst bei einer Verdopplung der Einstandskosten sich die Verkaufspreise sehr oft nicht dramatisch ändern müssten, wenn man die Margen der einzelnen Veredelungsschritte berücksichtitgt. Ist also nun die Frage wie viel Schaden durch Situationen wie jetzt entsteht vs. entgangener Gewinn bei einer mehr lokalen Produktion.
Beitrag vom 21.06.2022 - 12:36 Uhr
UserEricM
User (5487 Beiträge)
Ich denke ab 2025 werden wieder - wie bisher- günstigste Anbieter gesucht und damit die Marktkonzentration nach rein kommerziellen Kriterien wie bisher weiter vorangetrieben.

Ich teile Deine Befürchtung. Dennoch - ohne Schlaumeierei - muss man auch sagen, dass selbst bei einer Verdopplung der Einstandskosten sich die Verkaufspreise sehr oft nicht dramatisch ändern müssten, wenn man die Margen der einzelnen Veredelungsschritte berücksichtitgt. Ist also nun die Frage wie viel Schaden durch Situationen wie jetzt entsteht vs. entgangener Gewinn bei einer mehr lokalen Produktion.

Der Preis eines Endprodukts Flugzeug wäre wohl nicht dramatisch betroffen.
Wenn ich aber heute (wie von @enzym vorgeschlagen) einen Produktionsstandort für sagen wir mal NPX Chips in Deutschland aufbaue, dann hätte ich vermutlich nur dann eine Chance auf schwarze Zahlen, wenn ich meine Produkte dauerhaft für 200-300% des Weltmarktpreises in hohen Stückzahlen verkauft bekomme.

Klar, in einer Situation wie aktuell, wenn Mondpreise für alle Halbleiter gezahlt werden, die am Markt zu bekommen sind, rechnet sich das.
In bestenfalls 3 Jahren, wenn die neue Fertigung in Betrieb geht, wird das wieder ganz anders aussehen.

Da blieben dann nur massive dauerhafte Subventionen, die gegen Wettbewerbsrecht und Handelsvereinbarungen verstoßen oder der gesetzliche Zwang zur Abnahme von deutschen/europäischen Herstellern.
Ich sehe in einer freien Wirtschaft mit internationalem Handel keinen juristisch/betriebswirtschaftlich gangbaren Weg, wie sich krisensichere Produkte, egal auf welcher EBene, durchsetzen könnten, da sie immer teurer sein werden als importierte Konkurrenzware und daher von ganz grundlegenden Marktmechanismen eliminiert werden.
Beitrag vom 21.06.2022 - 22:35 Uhr
Useren-zym
User (413 Beiträge)
@Erik Richtig, in 3 Jahren ist alles wieder vorbei.

Das ist aber auch gut so denn zum einen sind krisensichere iPhones, Grafikkarten oder Neuwagen unwichtig da man in der Krise nunmal kein neues iPhone braucht sondern neue Eurofighter und die sind krisensicher und sollte der A320 mal in großen Stückzahlen als Truppentransporter etc. gebraucht werden wird man die fehlende zivile Elektronik schon durch militärische ersetzen können.

Zum anderen wären europäische Chips nur teurer und keinen Deut besser.
In der Anfangsphase wären sie sogar massiv teurer und qualitativ evtl. sogar schlechter.
Beitrag vom 22.06.2022 - 08:05 Uhr
UserFRAHAM
User (614 Beiträge)
Das ist alles richtig. Ausgangslage hier im Artikel war aber der Ruf der Rüstungsindustrie an die Politik - hier ging es also ursächlich nicht um das Auto, iPhone oder den A320.

Zitat aus der Einleitung:
"Für das Rüstungsgeschäft richtet der Airbus-Manager klare Forderungen an die Politik."

Und ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn in 3 Jahren die geopolitische Situation wieder entspannt ist. Obgleich ich befürchte, dass es eher noch schlimmer wird. Gibt noch genügend Krisenherde.

Interessanterweise findet schon seit Jahren ein schleichender Wandel in vielen Branchen weg von billig hin zu regional und "zuverlässig" (im Sinne von: ich habe einen Ansprechpartner aus dem gleichen Kulturkreis, ich habe eine verlässlich gleichbleibende Qualität, ich habe eine gewisse Garantie zur Lieferbarkeit von Ersatzteilen). Je nach Branche ist das mehr oder weniger ausgeprägt. Ebenso wurde wieder mehr in Richtung Lagerhaltung vor Ort anstelle von Just-in-time nachgedacht, sicherlich auch ein Resultat des niedrigen Zinses und kann sich damit in Zukunft wieder erledigen.
Beitrag vom 22.06.2022 - 09:01 Uhr
UserJoachimE
User (459 Beiträge)
Intel fängt dieses Jahr noch an bei mir um die Ecke ihre Mega-Fabrik zu bauen und wollen innerhalb von 12 Monaten die ersten Chips ausliefern. Das sollte dann schon etwas Entspannung bringen ...

Zumal die Chips aus Magdeburg nur für Automobil und ähnliches sind.
Beitrag vom 22.06.2022 - 21:25 Uhr
Useren-zym
User (413 Beiträge)
Intel fängt dieses Jahr noch an bei mir um die Ecke ihre Mega-Fabrik zu bauen und wollen innerhalb von 12 Monaten die ersten Chips ausliefern. Das sollte dann schon etwas Entspannung bringen ...

Zumal die Chips aus Magdeburg nur für Automobil und ähnliches sind.
Du kannst dir garnicht vorstellen wie froh ich bin dass die nicht in Penzing gebaut wird.