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Beitrag 1 - 9 von 9
Beitrag vom 20.02.2010 - 15:27 Uhr
Userpolyglotz
User (6 Beiträge)
Das Lufthansa-Dilemma ist wirtschaftlich-strategisch gesehen ein Zielkonflikt, rechtlich eine Idealkonkurrenz.
Die - weltweit bekannt - verwöhnten und verhätschelten Piloten von Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo wollen mehr Salair, mehr Mitspracherechte und eine Job-Status-Garantie. Ihre minimale Verhandlungs- position, auf die sie sich letzlich zurückziehen werden, ist quasi ein Konzern-Beamten-Status, wonach sie nicht - sofern sie nicht wollen - innerhalb des Konzerns zu einer der vielen Billlig-Töchter innnerhalb oder auuserhalb Deutschlands versetzt werden dürfen. Wenn sie sich aber freiwillig versetzen lassen, was ja schon oft geschehen ist, dann wollen sie bei AUA, SWISS usw. dasselbe Salair und Senioritätspronzip geniessen wie bei Original-Lufthansa. DAS wollen die bei ihrer Pilotengewerkschaft "Vereinigung COCKPIT e.V." (CV) eingeschriebenen Piloten, also fast alle. Genau damit schaffen die 4.500 Lufthansa-Piloten, die zu 80-90 Prozent bei CV organisiert sind, genau die Zwei-Klassen Pilotencommunity, die sie angeblich doch so gern verhindern möchten. Die Piloten der Auslandstöchter wie AUA, SWISS, British Midlands, Air Dolomiti sind in Deutschland NICHT gewerkschschaftlich organisiert oder vertreten. Die Piloten der deutsch-inländischen Lufthansa-Tochter-Fluglinien werden, wenn sie es denn wollen, durch die öffentliche Gewerkschaft VER.DI
vertreten, ( "Vereinigte Dienstleistungs-Gewerkschaft) eine vor einigen Jahren fusionierte Grossgewerkschaft mit den Wurzeln in der Alt-Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr, (ÖTV), seinerzeit voll auf SPD-Kurs, und der Deutsche Angestellten-Gewerkschaft, (DAG), seinerzeit eher CDU-affin. Ein von VER.DI organisierter Streik der deutschen Lufthansa-Regional-Airlines in 2009 hatte wenig Erfolg. Lufthansa kann sich mittlerweile ihre Nachwuchspiloten beliebig aussuchen. Dann streikten auch noch die Flugbegleiter,
organisiert in ihrer eigenen Privatgewerkschaft á la COCKPIT, genannt UFO - United Flight Attendants Org.
Wieder nichts. Lufthansa ist stärker. Die ganze SAS ( Scandinavian Airlines System) wartet eigentlich drauf, dass sie von Lufthansa übernommen wird. Quasi zum Nulltarif. Die original-Lufthansa-Piloten sollten sich warm anziehen. Ihr von VC-organsierter Streik wird wenig bringen. Lufthansa sitzt am längeren Hebel. Die
Leidtragenden sind zunächst mal die Lufthansa-Passagiere, die ja am Schluss ohnehin alles bezahlen.

Beitrag vom 20.02.2010 - 16:08 Uhr
UserAvionicer
User (2 Beiträge)
--- Es gebe "deutliche Missverständnisse" über die Forderungen der Piloten. ---

Da verhandelt man schon seit Jahren und es noch nicht einmal verständlich geworden, was die andere Seite eigentlich will?
Beitrag vom 20.02.2010 - 18:24 Uhr
UserMFischer
User (5 Beiträge)
@Polyglotz:
Ihr Kommentar strotzt nur so vor Fehlern. Es fängt schon bei banalen Dingen an: Vereinigung Cockpit = VC / UFO - Unabhängige Flugbegleiter Organisation (so auch eingetragen und nicht in Englisch!).

Sie behaupten, dass es um die ANÜ von LH zu Swiss und AUA geht. Dem ist nicht so, es geht vielmehr um die vermehrte Ausflaggung der Lufthansa. Der Nichteinhaltung von Abkommen (Embraer - 70Sitzer Regelung) und der Verschiebung von Arbeitsplätzen von der LH (KTV) zu Nicht-KTV Gesellschaften. Das die VC deswegen streikt, ist vollkommen nachvollziehbar. Die Arbeitnehmerseite hatte übrigens auch O% Gehaltssteigerung angeboten, nur mal so zur Information.
Ferner stellen Sie es so dar, als wären nur LH-(KTV)Piloten bei VC organisiert, auch dies ist nicht so. Vielmehr sind auch Piloten der CLH (LH, aber nicht KTV), EW dort organisiert. Ausserdem ein Großteil der Piloten der LTU und von AirBerlin.

Die Fluggesellschaften, die sie weiterhin anführen, welche nicht in Deutschland gewerkschaftlich organisiert sind, sind allesamt aus dem europäischen Ausland, mit Ausnahme der Swiss. Mithin, wäre eine Organisation wohl schon nicht möglich. Nur mal so am Rande, Swiss, AUA, als auch Air Dolomiti Piloten haben sich geweigert als Streikbrecher zu fliegen...mithin, ist es auch im Interesse der Auslandstöchter, dass die VC ein gutes Ergebnis erzielt! Ein guter Tarifabschluss ist für alle Piloten in Deutschland gut. Ein starker KTV, sichert auch, dass die Arbeitsbedingungen bei anderen deutschen Fluglinien nicht (noch) auf Niveau der US-regionalgesellschaften sinkt. (Siehe ColganAir)

Sie führen an, dass Piloten auch durch VER.DI vertreten werden können. Dies ist so richtig, allerdings ausser weniger CLH-Piloten sind nur sehr wenige bei VER.DI organisiert, gerade aus dem Grund, dass VER.DI noch beim letzten Streik der Lufthansa polemische Hasstiraden gegen Piloten und deren Gehalt initiert hat, getreu dem Motto "Neiddebatte". Das diese Gewerkschaft nun die Piloten vertreten soll, ist schon insofern äusserst unglaubwürdig. Die Mitgliedszahlen zeugen davon.

Lufthansa Piloten (KTV) wollen gar keine Zwei-Klassen Gesellschaft waren, vielmehr vertreten sie durch die VC ihre Interessen, so wie dies auch die AB vor kurzem tat. Wenn sie nun aber kritisieren, dass die KTV-Piloten eine Zwei-Klassengesellschaft wollen, weil sie für ihre Interessen einstehen udn einem Absinken der Löhne auf die von ihnen als "Billig"-Gesellschaften abgestempelte "zweite"-Klasse nicht zustimmen, so geht ihre Argumentation ins Leere und ihr fehlt schon jedliche Logik. Ein starker KTV ist für den gesamte deutsche Fluglinien-Landschaft gut. Zur Info: Vielmehr offerierte die VC eine Nullrunde.

Warum sie nun aufklären, wie die historische Entwicklung von VER.DI war, kann ihrer Argumentation nun auch nicht weiterhelfen und ist vollkommen überflüssig.

Sie führen weiterhin aus, dass SAS zum Nulltarif übernommen werden kann....dies ist fraglich, zwar ist es durchweg denkbar, dass die Summe für einen Kauf gering sein würde, allerdings beachten sie nicht die Folgekosten und wenn sie sich die Übernahme der AUA anschauen, so werden sie feststellen, dass auch Übernahmen "zum Nulltarif" mitunter sehr teuer sind.

Ihr Kommentar geht insofern ins Leere. Unsubstantiiert sozusagen.
Mit freundlichen Grüßen,

@Avionicer: Die Verhandlungen wurden von Seiten der LH-GF abgebrochen, nachdem man schon sehr weit gekommen war. Man könnte der LH-GF auch Kalkül unterstellen, da die Presse immer hinter der PR der Lufthansa steht. Siehe Artikel in anderen Magazinen. Traurig. Der schwarze Peter wird immer der VC und den Piloten zugeschoben.
Beitrag vom 20.02.2010 - 18:58 Uhr
UserH.Reis
JEF.MANT.
User (257 Beiträge)
Looks like AUA will help,.....in someway.
Saludos
Beitrag vom 20.02.2010 - 19:53 Uhr
Usersnowbird
User (211 Beiträge)
@MFischer

Ihr Kommentar ist der wohl fundierteste und beste, den ich in den letzten Tagen gelesen habe (inklusive Foren im Spiegel, n-tv, etc.)

Jeder, (wie Polyglotz), der so tut als wuesste er worum es geht, sollte sich Ihren Beitrag genau durchlesen!

Ich behaupte Mal, dass es einen fundierten Grund gibt, warum 94% aller Piloten mit "Ja" gestimmt haben und nicht nur weil Sie blind den Aufruf der VC gefolgt sind. Es handelt sich um verantwortungsbewusste Profis. Das sollte sich jeder mal vor Augen fuehren.

Ich jedenfalls unterstuetze die Forderungen der Piloten, gerade auch weil ich als Vielflieger unbedingt darauf Wert lege von gut ausgebildeten Profis und nicht von 'billigen' Arbeitskraeften geflogen zu werden (auch wenn ich diesmal direkt vom Streit betroffen bin und meine Reise kommende Woche verschieben muss)
Beitrag vom 20.02.2010 - 21:22 Uhr
UserMFischer
User (5 Beiträge)
@AUA: Hmm...ja ich glaube Tyrolean. Allerdings hat die AUA im Kollektivvertrag Punkt 4,5 so weit ich weiß ein Verweigerungsrecht (die Piloten) wenn es um das fliegen für streikende Fluglinien geht. Und so weit ich weiß, wird davon Gebrauch gemacht werden. Vielleicht haben sie diesbezüglich aber bessere Informationen. Wir werden es sehen =).

Mit freundlichen Grüßen
Beitrag vom 21.02.2010 - 01:29 Uhr
UserVMSJ
User (31 Beiträge)
@MFischer: Wer kritisiert, sollte gute Argumente haben, ohne nur zu beleidigen. Polyglotz hat in der Sache die Tatsachen voellig korrekt wiedergegeben: es geht wie oft in Tarifauseinandersetzungen in diesem Bereich eben schon genau um Einheitlichkeit oder Pluralitaet der tarifvertraglichen Landschaft innerhalb eines Konzerns. Es ist daher unertraeglich, dass Sie ihm hier fehlende Substanz unterstellen. Ich hoffe fuer VC, dass Ihre Reaktion nicht Symbol dafuer ist, wie die VC argumentiert: irrational, in persoenlichen Angriffen, und am Thema bewusst vorbei argumentierend.

Es waere fuer die VC tunlich, einen Blick ueber den Atlantik zu wagen. Die Todesspirale amerikanischer Fluggesellschaften zeigt, was egoistische Standpunkte (auf beiden Seiten uebrigens) bewirken koennen. Und es waere fuer VC wuenschenswert, wenn sie sich einmal in die politische Theorie der wirtschaftlichen Interdependenz einlesen wuerden. Dann wuerden sie die Kurzsichtigkeit ihres Handelns verstehen. Es ist schlichtweg die falsche Langfriststrategie.

Beitrag vom 21.02.2010 - 11:55 Uhr
UserMFischer
User (5 Beiträge)
@VMSJ:
Ich habe nicht beleidigt, ich habe insofern nur klargestellt, dass viele von Ihm angeführte Punkte sachlich falsch sind. Dies war so auch substantiiert. Es geht eben nicht (zumindest primär in diesem Tarifstreit) um den Einsatz von KTV-Piloten bei Swiss und AUA, sondern primär um die Ausflaggung der Pilotenstellen zu "billigeren" Airlines, ohne diese deswegen schlecht reden zu wollen. Polyglotz hat insofern die Tatsachen leider falsch wiedergegeben.

Vielmehr argumentieren Sie hier am Thema vorbei. Wenn Sie nun schreiben, dass es um Einheitlichkeit und Pluralität in der Tariflandschaft geht, dann möchte ich Sie doch freundlichst bitten, dies weiter auszuführen. Meinen Sie das nun innerhalb des Konzern, dann würde dass so schon keinen Bestand haben vor Gericht, oder sollte man jetzt die Verwaltungsangestellten der LH mit den Piloten vergleichen? Dies ist schon gar kein Bezugspunkt...siehe Tarifrecht/Arbeitsrecht.

Wenn Sie mir nun unterstellen, dass ich bewusst vorbei argumentiere, so wären doch nähere Ausführungen sehr interessant. Vielmehr habe ich falsche Tatsachen richtig gestellt.

Die Todesspirale der amerikanischen Airlines, die Sie so schön nennen, inwiefern sollte die VC jetzt dort nachgucken?? Denn eins ist klar Southwest eine der profitabelsten Airlines zahlt mit am Besten, genau so wie UPS und FedEx, dass dies nicht mehr die Gehälter von früher sind, ist klar. Die genannten Airlines zahlen aber immer noch besser, als die LH!! EasyJet zahlt/zahlte übrigens auch nicht schlecht. (vgl. ppjn.com / pprune.org) Aber wie gesagt, es geht hier gar nicht um die Gehälter! [LH behauptet schon immer die Piloten würden die Fluggesellschaft ruinieren und wenn man einmal die Gewinne der letzten Jahre mit denen anderer Fluggesellschaften vergleicht, so erscheint einem dieses Argument doch sehr fragwürdig]

Wenn sie allerdings meinen, dass die VC versucht zu verhindern, dass die Strecken an Contracter ausgelagert werden (so weit ist es zum Glück noch nicht in Dtl.), so wie auf dem amerikanischen Regionalmarkt, dann tut sie das im besten Interesse der Piloten und mittelbar auch der Passagiere. Denn wenn es hier so wird wie auf dem amerikanischen RegionalMarkt ("Connection"-Airlines) und Piloten nur 22.000 $ verdienen (siehe ColganAir nur um eine zu nennen), dann sind fatigue-related Accidents nur eine Frage der Zeit (ColganAir und anderer über die letzten Jahre, was zahlreiche Menschenleben gekostet hat). Dort wird übrigens der Contracter ausgetauscht, wenn die Kosten zu hoch sind. Getreu dem Motto, es gibt immer noch einen, der es noch billiger macht.

Sie fordern nun, dass sich die VC mässigt und argumentieren, dass der Streik die Lufthansa ruinieren kann ( so wie dies sicherlich bei Alitalia war), dies schreckte die LH aber nicht davon zurück, die Verhandlungen mit der VC abzubrechen, nach dem man schon sehr weit war. Vielmehr wirkte es wie eine kalkulierte Provokation. Und welche Langfriststrategie ist jetzt falsch? Die, dass die VC versucht Arbeitsplätze zu erhalten im KTV? Zumindest aus Tarifrechtlicher Sicht unbedenklich. Nun aus wirtschaftlicher könnte man auch überlegen, die hohen Standards der CLH wurden erst dann eingeführt, als es zu einem Unfall mit Todesopfern kam. Als der Imageschaden so groß war, dass man sich auf Seiten der GF überlegte, dass das Geld investiert in die Piloten und Sicherheit, vielleicht doch gut angelegtes wäre. Ob dies nun immer so stimmt, sei einmal dahingestellt, aber man frage sich einmal, wie es aussehe wenn die Spirale so weitergehen würde. Dann würde immer weiter ausgelagert werden bis auch hier das Gehalt eines Piloten, dem eines Busfahrers entspricht (nicht böse gemeint). Der Aufschrei wenn dann ein übermüdeter Pilot mit drei Jobs (analog zu FO Shaw im ColganAir Absturz) wegen Übermüdung Leute tötet wäre riesig und der Schaden für die Lufthansa viel größer. Zufriedene Piloten sind eventuell auch das "Kapital" der Lufthansa. Vielleicht ist insofern, es doch keine so schlechte Langfriststrategie, sonst kommen wir bald wieder im ManchesterKapitalismus an.

Mit freundlichen Grüßen
Beitrag vom 21.02.2010 - 19:59 Uhr
Usersf260
User (829 Beiträge)
@MFischer:
Das mit den schlecht ausgebildetetn Billigpiloten finde ich unverschämt! Bei EW, CLH, Contactair,. etc. verdient man zwar weniger als bei LH Classic, dennoch sind diese Piloten bei weitem nicht schlechter ausgebildet als ihre Kollegen bei Hansens, da unter anderem nach ähnlichen, wenn nicht gleichen Procedures gehandelt und ausgebildet wird!!!