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Beitrag 1 - 6 von 6
Beitrag vom 24.03.2014 - 13:52 Uhr
Userbinaer
User (34 Beiträge)
ich glaube langsam nicht mehr, dass die Lufthansa ein Problem mit zu hohen Preisen (Kerosin, Gebühren und Steuern) hat, sondern dass die immer wiederkehrenden Streiks (ob gerechtfertigt oder nicht kann ich nicht beurteilen) der Firma einen beträchtlich höheren Schaden verursachen...

Man sollte sich hier Gedanken machen, ob das dem Standort Deutschland langfristig viel hilft. Die Gewerkschaften haben bislang nicht viel erreicht durch die Streikerein - der Lohn reicht teilweise nicht zum leben. Das Problem ist wohl hauptsächlich politisch, doch die Gewerkschaften verstehen das scheinbar noch nicht so.
Beitrag vom 24.03.2014 - 18:34 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
Welchen Ruf genießt made in Germany eigentlich noch?
Jetzt sind wir bald soweit wie früher Italien und Spanien. Die ständigen Streikaktioneni werden nachhaltig an unserem guten Ruf als zuverlässiger Leistungserbringer nagen. Wo Spanien und Italien und Griechenland, respektive deren Airlines, sich wirtschaftlich befinden wissen wir nun auch.
Können wir uns das wirklich leisten?
Gerechte Löhne zu erhalten ist eine Seite, aber dafür am Ast zu sägen auf dem man sitzt ist kontraproduktiv. Speziell die armen Piloten sollten das verstehen. Die Streiksuchenden sollten verstehen dass ihre Arbeitgeber gerade eine strategische Krise erfahren. Die Öffentlichkeit will weniger Fluglärm, weil Fluglärm krank macht. Noch weniger Flugbetrieb aufgrund von Nachtflugverboten schädigen die heimischen Carrier, (regionale Airlines können nicht mehr profitabel operieren, Air Berlin steht quasi vor der Pleite, Lufthansa ist konfrontiert mit steigenden Kosten bei zusätzlicher Konkurrenzgefahr auf der Langstrecke bzw. Low Cost Operators auf der Mittelstrecke).

Die noch funktionierende Lufthansa kriegt durch all diese Maßnahmen faktisch die Flügel gestutzt. Ohne eine funktionierende Lufthansa funktionieren auch die Flughäfen nicht mehr. Und Deutschland als Exportnation gerät in immer größere Abhängigkeit von ausländischen Transport- und Logistikangeboten. Das dies nicht ohne Folge für den Wirtschaftsstandort bleiben kann müsste eigentlich jeder DEPP verstehen (excuse my language). Ca. ein Drittel unseres Exports läuft wertmäßig über die Luftfracht, nur mal so nebenbei angemerkt. Aber wir können es uns ja leisten. Nur weiter so - Deutschland schafft sich ab, jetzt fällt es einem wie Schuppen von den Augen.
Beitrag vom 24.03.2014 - 19:30 Uhr
Userschwabe61
User (112 Beiträge)
Nachdem CDU/CSU und FDP alles daran setzen, die Reichen reicher zu machen und die Armen ärmer zu machen, müssen sich binaer und Avokus nicht wundern, wenn es zu Streik kommt. Im Übrigen steht Ihnen beiden auch das Recht zu, sich in einem anderen Land niederzulassen!

Der Streik im modernen Sinne des Wortes - als gemeinsame Arbeitsniederlegung (lohn-)abhängiger Erwerbsgruppen zur Durchsetzung von Forderungen nach einer Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen - ist eigentlich eine "Erfindung" der Handwerksgesellen aus vor- bzw. protoindustriellen Zeiten. Bereits die Gesellenstreiks des 18. und frühen 19. Jahrhunderts weisen einen Großteil jener Verhaltensmuster und Handlungselemente auf, ohne deren Ausprägung Arbeitskämpfe ohnmächtige Proteste geblieben wären.

Der Standort Deutschland hat deshalb bis heute nicht darunter gelitten. Deutschland gehört heute zu den reichsten Länder der Erde!

Ansatzpunkt der Streikerlaubnis ist Art.9 Abs.3 Grundgesetz (GG), d.h. die Koalitionsfreiheit, die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ein von staatlicher Einflussnahme weitgehend freies Betätigungsfeld bei der Regelung der "Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen" eröffnet. Und da Gewerkschaften ohne die effektive und daher auch von der Rechtsordnung anerkannte Möglichkeit des Streikens nur ein Schatten ihrer selbst wären, d.h. mit der Arbeitgeberseite nicht "druckvoll verhandeln" könnten, ist die Streikfreiheit als Grundrecht (!) von der Koalitionsfreiheit (Art.9 Abs.3 GG) mit umfasst.

Diese Begründung der Streikfreiheit begründet von vornherein auch eine Begrenzung dieses Rechts: Jeder legale Streik muss von einer Gewerkschaft getragen und einen positiven Beitrag zur gewerkschaftlicher Tarifpolitik leisten, d.h. in diesem Rahmen sinnvoll sein.

Also sollten Avokus und binaer der Ansicht sein, dass diesem so nicht ist, müssten diese beiden es substantiiert nachweisen.

Im Übrigen ist die Lufthansa durch falsche Unternehmenspolitik in eine Schieflage geraten, ebenso wie Air Berlin! Dies ist im Übrigen nachgewiesen. Nicht nur von Gewerkschaftsseiten!

Und zur Luftfracht: Luftfracht lebt von der hohen Geschwindigkeit, da gebe ich Avokus recht. Aber, nach Angaben von Lufthansa Cargo, sind die Transporte für die Kunden 20 Mal so teuer wie die Beförderung per Schiff. Spezialtransporte etwa per Nachtflug in die USA werden sogar 50 Mal so gut bezahlt. Die Tarife für Luftfracht sind allerdings seit langem unter Druck, weil das Angebot die Nachfrage oft übersteigt.

Insofern sollte man die berühmte Kirche im berühmten Dorf lassen oder auswandern! Ob es aber woanders besser ist, wage ich zu bezweifeln!
Beitrag vom 24.03.2014 - 23:48 Uhr
Usernighthawk
EDDF
User (353 Beiträge)
@schwabe61
Ich weiß nicht recht -- was Du schreibst klingt sehr nach verstaubter Gewerkschafterrhetorik, die auch nicht wahrer wird, wenn man sie immer aufs Neue wiederholt und das Gesagte mit der Realität so viel gemeinsam hat wie Wowereit mit wirtschaftlichem Sachverstand. ;)

Streikrecht gut und schön, aber ich kann in diesen "Warnstreiks" nichts Produktives erkennen. Natürlich gehören immer zwei Seiten dazu: auch die Arbeitgeber machen es sich vielleicht zu einfach. Angesichts leerer öffentlicher Kassen würde ich mir wünschen, dass sich beide Seiten mit vernünftigen Argumenten an einen Tisch setzen und nicht immer Reisende oder Bürger als Geiseln nehmen, um von der eigenen Konzeptlosigkeit abzulenken.

Wenn gestreikt wird verlieren beide Seiten: die Arbeitnehmer schwächen ihren Arbeitgeber, und der Arbeitgeber verliert Umsätze und Kunden.

Mit ein bisschen mehr Realismus auf beiden Seiten wären Gewerkschaften in vielen Bereichen nicht mehr nötig, denn die Zeit der Industrialisierung und Ausbeutung von Mitarbeitern liegt zum Glück hinter uns, auch wenn die Gewerkschaften das gar nicht gerne hören.

Dieser Beitrag wurde am 24.03.2014 23:49 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.03.2014 - 07:20 Uhr
UserSoarHigh
User (137 Beiträge)

Wenn gestreikt wird verlieren beide Seiten: die Arbeitnehmer schwächen ihren Arbeitgeber, und der Arbeitgeber verliert Umsätze und Kunden.

Ich denke, das ist den Gewerkschaften egal. Lufthansa wurde in der Vergangenheit einfach zu viel "indirekt" bestreikt. Und ich
würde mich nicht wundern, wenn da ein gewisser Plan dahinter steckt..... Schliesslich hat Verdi zum Beispiel noch nie
richtig bei der LH Fuss fassen können, bzw. vernünftige Abschlüsse im Sinne der Arbeitnehmer erzielen können.

Und Herr Bsirske sass im Aufsichtsrat der LH als Verdi LH bestreikt hatte. Er hätte aber Schaden von der LH in seiner Funktion
als AR Mitglied abwenden müssen. Angeblich 5 Mio pro Tag Schaden. Auf den Posten nicht verzichten können / wollen, aber
dann so etwas.....

So lange Verdi in ihrem eigenen Hause nicht so handelt, wie sie es bei anderen Firmen sehen wollen, gibt es auch keine Glaubwürdigkeit.
Und da ein Betriebsrat nicht zum Streik aufrufen darf, sondern nur die Gewerkschaft, wird man bei Verdi wohl keinen
Streik sehen....

In so fern .....
Beitrag vom 25.03.2014 - 09:05 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@schwabe61
Ich weiß nicht recht -- was Du schreibst klingt sehr nach verstaubter Gewerkschafterrhetorik, die auch nicht wahrer wird, wenn man sie immer aufs Neue wiederholt und das Gesagte mit der Realität so viel gemeinsam hat wie Wowereit mit wirtschaftlichem Sachverstand. ;)

Streikrecht gut und schön, aber ich kann in diesen "Warnstreiks" nichts Produktives erkennen. Natürlich gehören immer zwei Seiten dazu: auch die Arbeitgeber machen es sich vielleicht zu einfach. Angesichts leerer öffentlicher Kassen würde ich mir wünschen, dass sich beide Seiten mit vernünftigen Argumenten an einen Tisch setzen und nicht immer Reisende oder Bürger als Geiseln nehmen, um von der eigenen Konzeptlosigkeit abzulenken.

Wenn gestreikt wird verlieren beide Seiten: die Arbeitnehmer schwächen ihren Arbeitgeber, und der Arbeitgeber verliert Umsätze und Kunden.

Mit ein bisschen mehr Realismus auf beiden Seiten wären Gewerkschaften in vielen Bereichen nicht mehr nötig, denn die Zeit der Industrialisierung und Ausbeutung von Mitarbeitern liegt zum Glück hinter uns, auch wenn die Gewerkschaften das gar nicht gerne hören.

Vielen Dank Nighthawk, genau dies kam mir ebenfalls in den Sinn. Was Schwabe61 mit seinem geistigen Aderlass von sich gab verstehe ich allenfalls als altbekannten Reflex. Es geht nicht darum jemanden das Streikrecht zu nehmen. Aber wem nützt es eigentlich, im Rahmen ständiger Streiks das Land runterzuziehen nur um am Ende sein Recht erlangt zu haben. Schlacht gewonnen, Krieg verloren, oder in Bezug auf Tarifverhandlungen mehr Geld auf dem Lohnzettel für eine kleine Gruppe und dafür Jobverluste für andere. Man gewinnt leider zu oft den Eindruck dass Gewerkschaften nur ihre Klientel bedienen um ihre eine Existenzberechtigung zu verstetigen.