Beitrag vom 15.04.2022 - 19:04 Uhr
Die "ruhmreiche" russische Luftfahrtindustrie verkündet eine beeindruckende Entwicklungsleistung. Binnen zweier Jahre sollen 27 Systeme für die MS-21 (darunter Triebwerke, Fahrgestell, Avionik, Fly-by-Wire etc., etc.) als Ersatz für Importe zur Serienreife gebracht werden. Übrigens wird man für den Superjet im besten Fall noch 27 Modifikationen entwickeln müssen. Wenn auch nur ein System fehlt, wird es wegen der Embargos gar keine Neubauten der beiden Typen geben.
Die Produktion soll in wenigen Jahren auf über 70 MS-21 plus 30 Superjets hochgefahren werden. Wer glaubt denn an so etwas?
Das Ganze will eine Staatsindustrie leisten, die im letzten Jahr genau ein Dutzend Superjets, eine TU 214 und zwei IL-96 gefertigt hat. Mit mehr als 20 Superjets pro Jahr war die Industrie - auch nach eigenen Angaben - schon völlig überfordert. Die zahlreichen, geparkten Reklamationsrückläufer beweisen es. In Russland fehlt nicht nur in der Luftfahrtindustrie das Grundverständnis für die Serienproduktion.
Gruß Gustl
Beitrag vom 15.04.2022 - 21:32 Uhr
In den Flugzeugen stecken so viele Subsysteme aus westlicher Produktion drin, dass man die nicht alle in zwei Jahren nach Luftfahrtstandards entwickeln und produzieren kann. die russische Industrie war in den letzten Jahren auch nicht dafür bekannt, Systeme fertig zu entwickeln und die Produktion hochzufahren. Es gibt unzählige Projekte, die nicht für mehr als Paraden gut sind.
Beitrag vom 15.04.2022 - 22:10 Uhr
Könnte Irkut die MS21 innerhalb von 2 Jahren von westlichen Importen unabhängig machen so hätte man dies von Beginn an so gemacht. Es ist zudem davon auszugehen, dass russische Austauschteile prinzipiell wegen der Zeitnot und der mangelnden Ingineurskapazität weniger effizient arbeiten und schwerer sind. Damit wird die MS21 dann doch kein Konkurrent für B737 und A321, denn am Ende wird die Effizienz zu schlecht sein, das Gewicht zu hoch und dazu kommen die Risiken mit den Serviceleistungen. Ausser russischen Airlines wird man da weitere Kunden sehr überschaubar abzählen können.
Welches Triebwerk soll den die MS21 dann antreiben. Im PD8 Triebwerk werden ja ebenfalls 50% der Teile aus dem Westen importiert. Und wie lange arbeitet man bereits an einem russischen Superjet? 8 Jahre reichen da nicht aus.
Wer nun glaubt, dass die russische Luftfahrtindustrie in der Lage ist Superjet und MS21 ohne westliche Teile innerhab von 2 Jahren in Serie zu fertigen der kann sich ja morgen auf die Suche nach dem Osterhasen machen. Wenn ich die Zahlen der geplanten Produktionen sehe muss ich schon schmunzeln, selbst wenn die MS21 aus Lego gebaut würde wäre das nicht umsetzbar.
Beitrag vom 15.04.2022 - 23:39 Uhr
Rein "russische" MS-21 oder Superjets kann es also zunächst nicht geben.
Mit den vorhanden Importteilen will man in den nächsten 2 Jahren 19 Superjets und 2 MS-21 bauen. Für die Produktionsausweitung der russischen Oldtimer auf jährlich 10 TU-214 plus 3 – 4 IL-96 wird man bis 2025 brauchen.
Die embargo-gebeutelte russische Luftfahrt muss also ihre Zukunfts-Planung auf maximal ein Dutzend neue Jets pro Jahr reduzieren.
Gruß Gustl
Beitrag vom 16.04.2022 - 07:49 Uhr
Wer nun glaubt, dass die russische Luftfahrtindustrie in der Lage ist Superjet und MS21 ohne westliche Teile innerhab von 2 Jahren in Serie zu fertigen der kann sich ja morgen auf die Suche nach dem Osterhasen machen. Wenn ich die Zahlen der geplanten Produktionen sehe muss ich schon schmunzeln, selbst wenn die MS21 aus Lego gebaut würde wäre das nicht umsetzbar.
Stimmt, mich erinnert die aktuelle Phase Russlands etwas an das Ende der Sowjetunion 1986-1989 - im Zeitraffer.
Auch damals wurde die Propaganda immer schriller und die Abgrenzung Realität vs. Propaganda/Lüge für die sowjetische Seite scheinbar immer schwieriger.
Je mehr es objektiv gesehen bergab ging, desto mehr musste dem kollektiven Erwartungsdruck nachgegeben werden.
Eine kognitive Dissonanz auf nationaler Ebene.
Beitrag vom 16.04.2022 - 20:24 Uhr
Die Chinesen werden dankend einspringen. Der "böse" Westen wird durch den ach so lieben Süden ausgetauscht. Das dürfte aber Indien nicht gefallen.
Russland ist in der Klemme: Moderne Raumfahrt, Luftfahrt und Waffenindustrie kann Russland nicht allein schaffen.
Beitrag vom 17.04.2022 - 10:16 Uhr
Die Chinesen werden dankend einspringen. Der "böse" Westen wird durch den ach so lieben Süden ausgetauscht. Das dürfte aber Indien nicht gefallen.
Russland ist in der Klemme: Moderne Raumfahrt, Luftfahrt und Waffenindustrie kann Russland nicht allein schaffen.
Genau so wird’s kommen!
Auch wenn die Chinesen noch etwas Zeit benötigen, bis sie konkurrenzfähige Flugzeuge produzieren, aber wenn man sieht, wie schnell sie in anderen Bereichen nicht nur mithalten können , wird man auch in der Luftfahrt bald vorne dabei sein.
Gerade ist eine Crew nach 6 Monaten von der chinesischen Raumstation zurückgekehrt, auch in diesem Sektor können sie mittlerweile mithalten.
Ebenso im Eisenbahnbau, wo sie die Magnetschwebebahn weiterentwickelt haben, die von ThyssenKrupp in Shanghai als funktionsfähige "Teststrecke" gebaut wurde, auch im Automobilsektor, eigentlich in fast allen Bereichen!
Beitrag vom 17.04.2022 - 11:38 Uhr
Den Chinesen ist vieles zuzutrauen aber bei Verkehrsflugzeugen wird es doch relativ lange dauern. Einmal wegen der Verzögerungen durch die Entwicklungsprobleme zum anderen weil der Produktionshochlauf erst den eigenen Bedarf decken wird und das dauert sehr lang.
Zudem ist dies nicht das was Russland eigentlich nach dem Selbstverständnis will. Die sehen sich immer noch als Weltmacht die alles allein kann. Deswegen auch MS 21 was nach kaufmännischen Gesichtpunkten völliger Schwachsinn ist da absehbar war das die Welt nicht darauf wartet und Russland als Absatzmarkt zu klein ist.
Militärisch (trotz derzeitiger Probleme) und nach Rohstoffvorkommen und Landmasse sind sie das auch. Das war's dann aber auch. Als Industrienation im Weltmassstab absolut unterentwickelt. E