Nach "Ausnahmesommer"
Älter als 7 Tage

Lufthansa sieht neue A320ceo als Reserve gegen Verspätungen

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Lufthansa

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HAMBURG - Die von der Lufthansa in diesem Jahr bestellten zusätzlichen insgesamt neun A320ceo sollen in der aktuellen Debatte über Engpässe im deutschen Luftverkehr als zusätzliche Reserve die Europa-Flotte kurzfristig verstärken. Die ersten davon hofft Lufthansa noch in diesem Jahr einsetzen zu können.

Das sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Freitag am Rande des Luftfahrtgipfels in Hamburg zu aero.de. Erst im Mai hatte Lufthansa kurzfristig sechs A320ceo geordert, vor dem "Ausnahmesommer" (Spohr). Als Reaktion darauf ist dann die Aufstockung der A320ceo um drei weitere Flugzeuge im August zu werten. "Wir haben diese zusätzlichen A320ceo bestellt, um verlässlicher zu sein", so Spohr.

Spohr hatte Freitag auch bei den internen Gesprächen in Hamburg die anhaltenden Probleme mit den Triebwerken bei der neuen A320neo angesprochen als Ursache dafür, dass der Lufthansa derzeit weniger Flugzeuge als geplant zur Verfügung stehen.

"Da wurde ich sehr schnell darauf hingewiesen dass dies ja nicht auf den Flugzeughersteller Airbus zurückfalle sondern auf Lieferanten der Triebwerke wie Pratt und Whitney", so Spohr zu aero.de, "da habe ich gleich gemerkt, dass ich in der Airbus-Stadt Hamburg bin."

Erst vor gut einer Woche hatte die Lufthansa-Gruppe eine weitere Festbestellung von 24 A320neo und drei A321neo bekanntgegeben,
womit die Anzahl der von der Kranich-Linie und ihrer Töchter künftig betriebenen "Neos" auf insgesamt 149 steigen wird. "Die jetzt bestellten Neos werden aber erst ab 2023 ausgeliefert, bis dahin gehen wir fest davon aus dass die gegenwärtigen Triebwerksprobleme gelöst sein werden," so Spohr.

Spohr hatte sich auf dem Luftfahrtgipfel überrascht gezeigt über das Ausmaß der Unregelmäßigkeiten im deutschen Luftverkehr im abgelaufenen Sommer. "Wir befördern zu einem Drittel Transfer-Passagiere, an unseren Hubs Frankfurt und München steigen zwei Drittel unserer Kunden um, da wirken sich derartige Verspätungen massiv aus", sagte Spohr.

Dafür müsse Lufthansa ihren verspätet beförderten Kunden derzeit 250 Millionen Euro allein an Kompensationsleistungen nach EU-Recht auszahlen. Das Fluggastportal Airhelp hat ausgerechnet dass in Deutschland seit Jahresbeginn insgesamt 29 Prozent aller Flüge von Annullierungen oder Verspätungen betroffen waren, was Entschädigungsansprüche von 823 Millionen Euro allein für Passagiere in Deutschland bedeute.

Lufthansa Airbus A320
Lufthansa Airbus A320, © world-of-aviation.de Björn Schmitt Aviation Photography

Obwohl in Großbritannien 60.000 Passagierflüge mehr anfielen als in Deutschland liegen die fälligen Entschädigungen dort mit 713 Millionen Euro deutlich niedriger, in Spanien wird die Höhe der fälligen Ausgleichszahlungen auf 512 Millionen Euro geschätzt, obwohl es nur knapp 40.000 Flugbewegungen weniger gab als in Deutschland.

Da nach wie vor viele Passagiere ihre Rechte nicht kennen oder davor zurückschrecken ihre Ansprüche geltend zu machen ist allerdings davon auszugehen dass diese Summen nicht in vollem Umfang ausgezahlt werden.

Eurowings trennt Ferienumläufe von innerdeutschen Flügen

Carsten Spohr erklärte in Hamburg: "Wir hätten unser Drehkreuz in Frankfurt zwei Wochen lang schließen können, das entspräche der Anzahl der im Sommer bei uns gestrichenen Flüge." Seine umstrittene Idee, die Verkehrs-Eckwerte in Frankfurt und München zu senken, hält er unter den gegebenen Umständen aufrecht, auch wenn sie in Hamburg offiziell nicht Thema waren.

"Es darf dort nicht mehr Flugverkehr hineingepresst werden", forderte Spohr. Fraport-Chef Stefan Schulte hingegen stellte in Aussicht dass die jetzt zu ergreifenden Maßnahmen dazu führen würden dass im Sommer 2019 diese Maßnahme nicht mehr nötig sei.

Auch bei der von Verspätungen besonders betroffenen Eurowings gibt es Anpassungen: "Wir trennen jetzt die Flugzeugumläufe für Ferienflüge etwa auf die Balearen oder Kanaren von jenen auf innerdeutschen Flügen, so wie es bei Lufthansa selbst schon lange gerade innerdeutsch nur Pendelverkehre gibt", kündigte Carsten Spohr an.

"Damit stellen wir sicher dass die gerade im französischen Luftraum besonders von Verzögerungen betroffene Flüge nicht mehr im Dominoeffekt für Verspätungen auf innerdeutschen Strecken sorgen", so der Lufthansa-Chef.
© Andreas Spaeth, aero.de | Abb.: Lufthansa | 06.10.2018 09:00

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Beitrag vom 07.10.2018 - 15:50 Uhr
Es gibt 400 wartende NFF, die immer noch keine Arbeit haben. und die Kurse an der Flugschule EFA sind voll, da sollten nun mittlerweile mindestens 300 pro Jahr fertig werden.
Und neue Capos zu machen sollte ja intern kein Problem sein, Stunden werden die Besten der Besten ja mittlerweile schon genug haben, um qualifiziert zu sein
Beitrag vom 07.10.2018 - 12:38 Uhr
Wie immer scheint die Wahrheit irgendwo in der Mitte zu liegen ...
Beitrag vom 07.10.2018 - 12:35 Uhr
Wie kommt man eigentlich darauf dass man zu jedem zusätzlichen Flugzeug eine (oder mehrere) zusätzliche Besatzung braucht? Wenn morgen in FRA ein Flugzeug aus technischem Grund ausfällt, wechselt die gleiche Besatzung zum Reserveflugzeug und das defekte Flugzeug muss stehenbleiben und repariert werden. Mehr Personal ist in diesem Fall also gar nicht hilfreich, höchstens bei der Wartung. Es geht doch um Reserveflugzeuge zur Flugplanstabilisierung und nicht um eine Ausweitung des Angebots.
Ja, wir wissen alle dass es auch einzelne Fälle gibt, wo es etwas anders ist, z.B. weil der Flieger nicht kaputt ist sondern im Holding steckt oder noch am letzten Flughafen. Braucht also keiner mehr drauf rumzuhacken. Aber für neun Flieger 110 Piloten ist dann doch "etwas" daneben.


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