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Smartwings-737 fliegt nach Triebwerksausfall noch zwei Stunden

Boeing 737 der Smartwings
Smartwings Boeing 737, © Smartwings

Anmerkung

aero.de veröffentlicht in Lizenz ausgewählte Meldungen des Dienstes "The Aviation Herald" in deutscher Sprache.
PRAG - Eine nahezu vollbesetzte Boeing 737-800 der tschechischen Airline Smartwings ist am Donnerstag nach einem Triebwerksausfall möglicherweise mit nur einem Triebwerk noch mehr als zwei Stunden bis nach Prag geflogen. Dies berichten der Branchendienst "The Aviation Herald" sowie mehrere tschechische Medien.

Nach internationalen Vorschriften der EASA und FAA ist bei einem Triebwerksausfall der nächstgelegene geeignete Flughafen anzusteuern. An Bord der Smartwings-Maschine befanden sich 170 Personen.

Bei der Boeing 737-800 (Reg. OK-TVO) fiel das linke CFM56-Triebwerk kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe (FL360) nach dem Start im griechischen Samos aus. Die Piloten versuchten offenbar zwei Neustarts des Triebwerks, welche fehlschlugen. Da sich genug Kerosin an Bord befand, entschied sich die Crew mit nur einem Triebwerk bis nach Prag weiterzufliegen. Dazu sanken sie auf 24.000 Fuß (FL240) und erreichten Prag nach rund zwei Stunden und 20 Minuten.

Unbestätigten Informationen aus Fluglotsen-Kreisen zufolge wurden die Flugsicherungen mehrerer überflogener Länder nicht über Triebwerksausfall in Kenntnis gesetzt, sondern nur ein "technisches Problem" genannt. Der Triebwerksausfall wurde erst der tschechischen Luftraumkontrolle mitgeteilt.

Ein Triebwerkstest am Boden hat einen Fehler in der Kerosinzufuhr bestätigt. Das CFM56-Triebwerk konnte allerdings kurzfristig repariert und die Boeing 737 nach 17 Stunden wieder in Dienst gestellt werden.

Wie der "Aviation Herald" unter Berufung auf tschechische Medien berichtet, hat Smartwings den Zwischenfall mittlerweile bestätigt. "Die Besatzung agierte gemäß den Sicherheits- und Betriebsverfahren für solche Flälle und das Flugzeug landete sicher. Der Kapitän ist einer der erfahrensten im Unternehmen, die Besatzung hatte die Kontrolle über die Situation und würde mit Sicherheit nichts unterschätzen", so Smartwings.
© aero.de | Abb.: Smartwings, Archiv | 24.08.2019 20:55

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Beitrag vom 31.08.2019 - 12:11 Uhr
Interessanter Incident... Nach den rechtlichen Rahmenbedingungen sicherlich ein Verstoss, weil nicht am nächsten geeigneten Airport gelandet wurde. Aber was mir zu denken gibt ist folgendes: In manchen Kommentaren wird der Airline bzw. der Flightcrew höchst unprofessionell gehandelt zu haben und die Gefährdung aller Paxe billigend in Kauf genommen zu haben. Da das Flugzeug per se für ETOPS 180 zugelassen ist, haben die Komponenten die Entsprechenden Anforderungen für OEI-Operation nachgewiesen. Bedeutet also - sofern auch die Airline für die ETOPS zertifiziert ist - die Strecke kann so geplant werden, dass der nächste geeignete Airport 180 Minuten entfernt sein darf und es ist rechtlich in Ordnung (knapp) 3h über Wasser mit einer Engine zu fliegen - aber entgegen alle m Sicherheitsbewusstseins und höchst gefährlich unter gleichen Bedingungen 2h bis zur Homebase zu fliegen. Insofern müssten die Kriterien für ETOPS dringend überprüft werden, um eine Gefährdung der PAX bei OEI und z.B. A350 mit 5 1/2h ETOPS Zulassung auszuschließen. Und letztlich sind ETOPS auch NUR aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen eingeführt worden - schließlich gab und gibt es genügend LFZ mit 3 oder 4 Motoren.

Mit freundlichen Grüßen
Günter
Beitrag vom 27.08.2019 - 13:50 Uhr
Gibts eigentlich nichts zu diskutieren... geignete Landebahnen ohne Ende,und dass der Kapitän noch andere Aemtchen im Unternehmen begleitet sagt eigentlich alles über deren „safety“ Kultur... Der Plan war wohl Vertuschung.
Beitrag vom 27.08.2019 - 10:11 Uhr
Klar könnte man ein driftdown procedure mit MCT fliegen, aber in der Gegend einen 30-minütigen Sinkflug mit 300-400 ft/min descent rate gibt vermutlich Separation-Probleme und genauere Nachfrage seitens ATC. Und was die suitable aerodromes angeht sind wir uns ja hoffentlich einig, dass commercial aspects in so einem Fall ziemlich weit hinten auf der Prioritätsliste stehen.

Stimme ich uneingeschränkt zu. Und einen Mangel an „suitable“ dürfte es auf der Strecke auch nicht gegeben haben.


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