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Älter als 7 Tage

Airbus übernimmt das Steuer bei der CSeries

TOULOUSE - Airbus steigt mehrheitlich bei der Mittelstrecken-Baureihe des kanadischen Herstellers Bombardier ein. Eine entsprechende Vereinbarung für die Bombardier CSeries sei am Montag unterschrieben worden, teilten die Unternehmen in Toulouse und Montreal in der Nacht zum Dienstag mit.

Der Schritt ist wegen eines Handelsstreits in Nordamerika politisch delikat. Denn die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Strafzölle auf Flugzeuge von Bombardier angeordnet.

Bombardier CSeries FTV1
Bombardier CSeries FTV1, © Bombardier Aerospace

Das US-Handelsministerium verhängte in den vergangenen Wochen Anti-Dumping-Zölle in Höhe von 300 Prozent auf bestimmte Bombardier-Jets. Zuvor hatte sich Bombardiers US-Rivale Boeing über angeblich staatlich subventionierte Schleuderpreise bei der CSeries beschwert.

Die US-Regierung schlug sich in dem Streit auf die Seite des US-Konzerns. Es handelt sich bei den verhängten Strafzöllen bislang noch um vorläufige Entscheidungen.

Airbus steigt mit 50,01 Prozent in die 6-Milliarden-US-Dollar Entwicklungskosten schwere Flugzeugserie ein. Nach Abschluss der Transaktion bleiben Bombardier mit 31 Prozent und die Provinzregierung Quebec mit 19 Prozent an der CSeries beteiligt.

Um US-Importzölle zu umfliegen will Airbus die CSeries auch auf seiner amerikanischen Endmontagelinie Mobile (Alabama) produzieren.

Die Zentrale der CSeries Aircraft Limited Partnership (CSALP) werde im kanadischen Quebec verbleiben, teilten Airbus und Bombardier mit.

"Das ist genau die richtige Partnerschaft für Bombardier", sagte Konzern-Chef Alain Bellemare. Durch den Pakt mit Airbus werde sich der Programmwert der CSeries von zwei auf vier Milliarden US-Dollar verdoppeln.

Airbus-Chef Tom Enders sagte, die Gespräche für die Partnerschaft hätten im August begonnen. Aus dem Unternehmen hieß es, für die Partnerschaft solle kein Bargeld fließen, da Airbus seine Kapazitäten für Verkauf und Marketing einbringe.

Bombardier werde in den kommenden drei Jahren für finanzielle Lücken von bis zu 700 Millionen Dollar geradestehen. Bombardier kämpft seit einiger Zeit mit finanziellen Problemen und wollte deshalb die Mehrheit an der CSeries an Airbus verkaufen, blitzte dabei aber ab. Die Kanadier sollen im Sommer auch mit dem chinesischen Flugzeugkonzern COMAC über eine Allianz gesprochen haben.
© dpa-AFX | Abb.: Bombardier | 17.10.2017 06:15

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Beitrag vom 17.10.2017 - 12:25 Uhr
Da hat Boeing sich ein Eigentor geschossen. Statt America first wird es nun Europe first. Bombardier wird nun deutlich gestärkt, und die neue Airbus Bombardier Plattform wird Boeing das Leben schwerer machen.
Beitrag vom 17.10.2017 - 12:25 Uhr
Da hat Boeing sich ein Eigentor geschossen. Statt America first wird es nun Europe first. Bombardier wird nun deutlich gestärkt, und die neue Airbus Bombardier Plattform wird Boeing das Leben schwerer machen.
Beitrag vom 17.10.2017 - 11:22 Uhr
Ich bin gespannt wie es mit dem Programm weiter geht. Die CS300 ist um ein vielfaches besser als das was Airbus und Boeing in diesem Segment zu bieten haben (737-7
MAX und A319NEO). Eine potentielle CS500 würde sogar dem A320NEO und Der 737-8MAX das Leben schwerer machen.

Deswegen macht der Schritt aus Sicht von Airbus strategisch Sinn: Die klassischen Standard-Rumpf Flugzeuge von beiden, Airbus und Boeing orientieren sich tendenziell eher in Richtung 200+ PAXe - dort spielt sich derzeit ein Großteil der Auftragseingänge ab, wohingegen die Varianten um und bei 150 PAX und weniger eher Ladenhüter geworden sind.

Die CSeries passt da perfekt rein - mit etwas kleinerem Rumpfquerschnitt, kleineren Tragflächen und passenderen Antrieben für die Größe und Gewichtsklasse dürfte sie einfach im Betrieb wirtschaftlicher sein also die verkürzten Derivate der 737 und A320 Familie.

Wird Airbus das Programm langfristig stützen, oder versucht man sich hier einen möglichen Konkurrenten vom Hals zu halten?

Wenn ich den Artikel richtig interpretiere, reißt Airbus sich das Programm unter den Nagel, ohne direkt Cash dafür auf den Tisch zu legen. Die Konkurrenz (sprich: Boeing) müsste dafür entweder in eine Eigenentwicklung investieren, oder aber die bestehende Vertriebspartnerschaft mit Embraer auch auf den Zivilsektor erweitern. Embraer hat jedoch anders als Bombardier ein sehr gut laufendes Prorgamm mit den E-Jets, und keine Not, den Kuchen ohne Gegenleistung zu teilen (sprich: Boeing wird da wohl Geld mitbringen müssen, wenn sie da ran wollen).

Insofern würde ich mal behaupten, war das von Airbus ein strategischer Zug, um eine Lücke im eigenen Portfolio zu schließen, und eine Lücke in Boeing's Portfolio sichtbar zu machen. Da die CSeries momentan noch nicht viel zählbares abwirft, würde ich mal auf ein langfristiges Engagement tippen - der Deal muss sich für Airbus erst noch auszahlen, und das wird dauern.

Hoffnungen, sich eine Konkurrenz für die A319 vom Hals zu schaffen, sind hingegen wohl kaum gegeben: Die CSeries ist ja nicht der einzige Wettbewerber in dem Segment; wenn die vom Markt wäre, würden Regionalcarrier wohl eher zur E-195 greifen als zur A319...

Die CS500 dürfte mit diesem Schritt wohl auf absehbare Zeit erstmal nicht kommen.

Damit gebe ich Ihnen recht; allerdings könnte Airbus mit der CSeries im Portfolio einen Nachfolger der A320-Familie weiter oben ansiedeln (Basis-Version bei 220+ PAX, mit Streckungen bis 250+ PAX). Eine CS500 könnte dann die Lücke dazwischen schließen, und langfristig könnte so auch die A330-800 auslaufen, eventuell sogar das ganze A330-Programm, wenn die Lücke zur A350-900 klein genug ist (oder eine A350-800 nachgereicht wird).

Dieser Beitrag wurde am 17.10.2017 11:26 Uhr bearbeitet.


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