NTSB-Anhörung
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Asiana-Crash: Kapitän unsicher bei Sichtanflug auf SFO

NTSB-Präsidentin Deborah Hersman
NTSB-Präsidentin Deborah Hersman, © NTSB, CCBYSA

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WASHINGTON - Vor einem halben Jahr endete Asiana Flug 214 in einem Desaster. Nach einem missglückten Sichtanflug auf die Landebahn 28L berührte die Boeing 777-200 die wasserseitige Pistenkante, überschlug sich und ging in Flammen auf. Drei Menschen verloren am 06. Juni ihre Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Die US Untersuchungsbehörde NTSB ist sich sicher - die Crew hätte den Unfall verhindern können.

"Wir haben heute viel über Training, Erfahrung und Wissen über die automatisierten Systeme der 777 gesprochen", sagte NTSB-Präsidentin Deborah Hersman am Mittwoch nach einer zwölfstündigen Anhörung in Washington. Alle drei Piloten des Unglücksflugs hätten sich "sehr kooperativ" an den Ermittlungen beteiligt.

Wegen Arbeiten am Runway stand das Instrumentenlandesystem den Piloten nicht zur Verfügung - sie mussten einen anspruchsvollen Sichtanflug auf SFO durchführen. Bei der Landung assistierte 777 Trainingskapitän Lee Jung Min Kapitän Lee Kang Kuk. Im Cockpit hielt sich zudem Copilot Bong Dong Won auf.

Kapitän Lee Kang Kuk räumte gegenüber dem NTSB ein, er habe sich bei seiner unter Instruktorenaufsicht durchgeführten Erstlandung in SFO "unsicher" gefühlt. Ihm sei seit dem Start klar gewesen, dass die Landung anspruchsvoll werde.

Bong gab zu Protokoll, dass ihm schon früh im Anflug die hohe Sinkrate aufgefallen sei. Er habe bei einer Resthöhe von etwa 1.000 Fuß die Kapitäne "vier Mal" darauf hingewiesen, aber keinen Landeabbruch ausgerufen. Die Kapitäne sollen auf die Warnungen nicht reagiert haben.

Die Boeing verlor im Anflug kurz vor der Pistenschwelle zunehmend an Geschwindigkeit und Höhe. Kapitän Lee ging nach seiner Aussage davon aus, dass die Boeing ihre Geschwindigkeit über die automatische Schubregelung halten würde. Ein fataler Irrtum - das System war abgeschaltet.

Insoweit dürfte sich auch der Begriff "Mode Awareness" öfter im späteren Abschlussbericht wiederfinden, der laut Hersman noch vor dem ersten Jahrestag des Unglücks vorliegen soll.

Die Kommunikation der Crew bei der Landung beschrieb Hersman als konzentriert aber wortkarg. Ein vom NTSB veröffentlichtes Transkript der Mitschnitte des Cockpit Voice Recorders lässt darauf schließen, dass den Piloten der tatsächliche Ernst der Lage erst sehr spät bewusst wurde - zwei Sekunden vor dem Aufschlag des Flugzeugs zeichnte das Gerät zwei "Go Around" auf.

Das NTSB zeigte am Mittwoch zudem ein bislang unveröffentlichtes Video, das die letzten Momente des Anflugs und den Unfall festhielt:

Asiana Flug 214 verunfallte am 06. Juni 2013 bei der Landung in SFO, © NTSB, YouTube

© aero.at | Abb.: NTSB, CCBYSA | 12.12.2013 17:15

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Beitrag vom 20.12.2013 - 00:42 Uhr
@ Reynolds vielen Dank für den kleinen Einblick ins Tagesgeschäft eins Cpt

Als Laie bekommt man immer zu schnell die Vorstellung, dass durch die vielen technischen Hilfen und der Automation, im Ckpt gähnende Langeweile herrscht. Vielleicht auf dem heimischen FSX-Simulator. In real ist dem sicher nicht so.
Was da bei dem Asiana-Crash wirklich schief gelaufen ist, bleibt mir rätselhaft.
Mal vom AF447 Crash ganz abgesehen. Der hat mich sehr lange beschäftigt. Mir wird der Fehler immer einfach zu schnell bei den Piloten gesucht. In beiden Fällen waren mehr als einer im Ckpt. Ich mag nicht glauben wollen, dass 3 Piloten den gleichen Fehler machen.
Beitrag vom 19.12.2013 - 22:32 Uhr
@olum_04:

Prima, den Ryanair-Vorfall von Riga diesem Asiana-Crash gegenüberzustellen. Die Crew hat exakt DAS gemacht, was die Asiana-Piloten unterlassen hatten und zu dem bekannten Ergebnis führte: Sich auf die für das Fliegen einzig wichtigen Werte konzentrieren: horizontale und vertikale Geschwindigkeit, Höhe, Flugzeuglage.
Beitrag vom 19.12.2013 - 20:48 Uhr
(......> Empfehlungen stehen in den meisten Dienst-Handbüchern, strikte Vorgaben kenne ich nicht. Und ich sehe diese offene Formulierung auch als gutes Mittel der Wahl an.


Nach den Ereignissen bei AF447 bin ich überzeugt daß bei allen airlines und Piloten nach wie vor große Risiken systematischer Defizite bestehen. Ich habe nicht gesehen daß sich airlines selbstkritisch mit den Arbeitsroutinen ihrer Rudergänger beschäftigt und dies der Öffentlichkeit gegenüber kommuniziert hätten. Ich beschränke dies explizit nicht nur auf AF, da scheint es in der ganzen Branche noch viel Selbstüberschätzung zu geben.


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