Community / Allgemeines aus der Luftfahrtbranche / DFS privatisieren?

Beitrag 1 - 7 von 7
Beitrag vom 21.07.2006 - 09:23 Uhr
UserTowerfunk
User (56 Beiträge)
Nachdem der Bundespräsident seine Zustimmung zum Gesetz verweigert, frage ich mal in die Runde, wie ihr zur Privatisierung der Deutschen Flugsicherung steht. Bin da auch nicht wirklich für - man hat schließlich in der Schweiz eindrucksvoll gesehen, wozu sowas führen kann (SkyGuide) - wobei die ja glaube ich nur teilprivatisiert sind.
Beitrag vom 21.07.2006 - 10:55 Uhr
Usersnob
User (27 Beiträge)
Ich finde, der Staat sollte durchaus noch eine Hand auf der Flugsicherheit haben. Nicht dass ich der DFS nicht vertrauen würde, aber gerade bei freien Unternehmen weiß man nie, wo eingespart wird, wenn das Geld knapp wird. Hab mal gehört, dass z.B. seit kurzem nachts im Tower am Airport Nürnberg nur noch ein Lotse sitzt. Hat durchschnittlich 5 Flüge pro Stunde abzuwickeln. Da muss es sicherlich doch ein System geben, wenn der k.o. geht, dass ein zweiter schnell den Flugverkehr weiterregeln kann.
Beitrag vom 21.07.2006 - 11:28 Uhr
UserAirTommy
User (804 Beiträge)
Naja, im Grunde obliegt es nicht dem Bundespräsidenten sowas zu entscheiden - seine Unterschrift unter ein Gesetz ist eigentlich eine reine Formsache. Das ganze wird wohl wieder am Verfassungsgericht enden - wie schon das Luftsicherheitsgesetz, das Köhler zwar unterzeichnete, aber gelichzeitig seine Überrpüfung in Karlsruhe anregte...
Beitrag vom 28.08.2006 - 21:06 Uhr
Usercaviation
User (4 Beiträge)
Ist hier noch Informationsbedarf zu diesem Topic? Schreibe gerade ein Proposal zu diesem Thema... wenn Interesse besteht...poste ich hier gerne was ....? Welche Fragen eurerseits würde es denn schon vorab geben... Vielen Dank für Euer Interesse
Beitrag vom 29.08.2006 - 10:48 Uhr
UserAirTommy
User (804 Beiträge)
Hi, Diskussionsbedarf besteht doch immer! 8) Großbritannien hat ja erfolgreich vorgemacht, wie man eine Flugsicherung privatisieren kann - inwieweit orientiert sich das detusche Vorhaben am englischen Vorbild? Gruß, AirTommy
Beitrag vom 29.08.2006 - 19:04 Uhr
Usercaviation
User (4 Beiträge)
Ja! Du hast recht; Die NATS dient sicher als Vorbild, für ATC Privatisierungen weltweit...nicht nur für "unsere" DFS... Betrachtet man die Geschichte der NATS aus einer etwas kritischen Perspektive, so findet man leicht Gefallen an dem Gedanken, dass der Privatisierungsgedanke, drastisch und extrem vereinfacht ausgedrückt, mehr die Effinzienz und die Wirtschaftlichkeit mancher Systeme fordert und umsetzen will. Gerade die Sicherheit, welches dieses System extrem kompliziert vielleicht sogar etwas zu unwirtschaftlich macht, fordert seinen Preis. Daher die Frage nach der Notwendigkeit, ob die Privatisierung im Bereich ATC Sinn macht. Viele Studien haben mehr oder weniger eindrucksvoll bewiesen, dass die Privatsierung gerade im ATC Bereich enrome Effizienzsteigerungen mit sich bringt. Ebenso erste "positive" Nebeneffekte mit der Gebührensenkung wurden ebenfalls erzielt. Die Frage stellt sich für mich jedoch, woher kommt es, dass auf einmal so schnell jedes Land seine ANSP ( Air Naviagtion Service Provider) auf den Pfad der Privatisierung bringen will. Viele Airlines und Airports kündigen bereits erste mögliche Investitionsvorhaben in ATC´s an...- mit Erfolg so versprechen erste Ergebnisse (NATS) Hatte aber gerade die NATS unheimliche Probleme nach dem 11 september...hier führte der drastische Trafficrückgang zu immensen Einnahmeeinbußen... Hier konnte/ musste der Staat einspringen um diese am Leben zu halten - aber gerade der Staat war doch "schon eigentlich nicht mehr erwünscht" (Privatsierungsgedanke) In der Tat hat aber das Modell der NATS in punkto Effizienzsteigerung viele Vorteile einer solchen Privatsierung eindrucksvoll aufgezeigt (gerne schreibe ich dazu mehr?!?) Daher die Frage gibt es einen Königsweg eine ATC zu privatsieren? - ein klares nein ! Ist die Privatsierung überhaupt der richtige weg - meiner meinung : "JA" Doch hierfür sollte erst die rechtliche Grundlage geschaffen werden. Ich bin der Ansicht, dass dies schon gemacht wird, doch habe ich den Eindruck - dass der Gesetzgeber gewaltig der Wirtschaft "hinterherhinkt" - Auch stellt sich für mich die Frage, warum die DFS gleich zu 74,9 % privatsiert werden soll und warum das alles so "schnell gehen muss" Ist man zu spät dran? Wo waren die Fehler, oder machen wir gerade einen Fehler? Fazit: Die NATS dient sicher als Vorbild..aus den gemachten Fehlern kann man lernen bzw. ihr Regelungsorgan die CAA kann z.B. als gute Grundlage für "die deutsche Variante " BFA dienen...
Beitrag vom 29.08.2006 - 19:24 Uhr
UserMonty
Moderator
Das Problem sehe ich auch - warum gleich 74,9%... Habe dazu aber noch eine andere Frage: wie sieht das mit dem DFS-Personal aus - sind da auch Beamte drunter, die nachher in den Vorruhestand verabschiedet werden und letztlich staatliche Mittel kosten? Das war bei der Post-Privatisierung ja mehrfach der Fall. Auch der angesprochene Risikoaspekt ist sicher nicht zu vernachlässigen. Wenn der Staat privatisiert und unvorhergesehene Risikoereignisse eintreten, zahlt dennoch der Steuerzahler. Wie sieht es derzeit eigentlich mit der Ertragslage der DFS aus - die erwirtschaften doch sicher auch ganz gute Überschüsse, oder? Denke zwar auch, dass eine Privatisierung der Luftsicherung auf lange Sicht sinnvoll ist, aber dennoch sollten da strikte Auflagen (z.B. hinsichtlich eines Mindespersonalbestands zur Luftraumüberwachung) gemacht werden. Gruß, monty