Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Lufthansa: Nachtflugdebatte ist ein ...

Beitrag 16 - 30 von 42
Beitrag vom 12.03.2013 - 14:20 Uhr
UserReynolds
Rudergänger
Moderator
Warum gibt es für die sozialisierte Lärmquelle Auto strenge Lärmvorschriften?
Gibt deutlich mehr davon.

Den habe ich nicht verstanden. Deutlich mehr wovon?
PKWs

Warum fallen diese Lärmvorschriften für andere Gruppen (LKW, Bahn, Flugzeug) so gering aus?
GeringER. Weil sie der Gemeinschaft von größerem Vorteil sind.

Die Automobilindustrie ist der größte Arbeitgeber in D. Warum also? Die Autos könnten billiger hergestellt werden...
Und das geringER ist ganz oft wesentlich geringer. Betrachte die Vorschriften für PKW im Vergleich zum LKW, einen LKW sind je nach Messverfahren bis zu 10 db mehr erlaubt.
Ist dB ein zuverlässiges Maß um "Lärm" (ein subjektives Empfinden) zu messen? Nein. LKWs dienen als Nutzfahrzeuge genauso wie Bahnen und Flugzeuge dem Gemeinwohl.

Ist LKW-, Bahn- oder Fluglärm gesunder Lärm, oder hat das etwas mit Beeinflussung der Gesetzgebung zu tun?
Es hat was mit Abwägung zu tun. Nicht hinter jedem Zugeständnis steckt purer Lobbyismus.

Gewagte These. Wenn Du die EU oder Berliner Gesetzgebung betrachtest, da liegt die Initiative und die Ausgestaltung der Gesetze ausschließlich in Lobbyhand. Die Gesetzesentwürfe sind oft sogar buchstäblich deckungsgleich mit Lobbyschriften.
Noch gewagter ist es zu unterstellen, dass ja "sowieso" alles nur Lobbytum ist. Dieser absoluten Einschätzung möchte ich eher mein Misstrauen schenken.

Warum also dürfen die betroffenen Anwohner nicht ebenfalls versuchen, Einfluss zu nehmen?
Sie dürfen es ja versuchen. Aber sie dürfen auch irgendwann mal einsehen, wenn pro oder kontra entschieden wurde.

Wann wäre denn eine Einsicht Deiner Meinung nach angebracht? Alle Interessenvertretungen kämpfen bis zum Abwinken und akzeptieren ein Pro oder Kontra erst (vorläufig), wenn höchstrichterlich entschieden wurde. Danch werden Umwege gesucht und der Kampf geht weiter. Sogar die DLH macht sowas...

Wer den Weg über die Justiz und die gewählten politischen Vertreter geht, soll dies tun. Aber es verkommt in Deutschland langsam zu einer Unsitte alles mit Dauerblockaden zu überziehen, egal wie gering die Erfolgsaussichten sind. Es geht nicht mehr um die Sache, es geht ums Prinzip, und da knüpft die Haltung von oben an "Ist ja eh alles Lobby/Klüngel/whatsoever". Dann können auch die Nutzer des Flughafens polemisch-platt dagegenhalten: "Sind ja eh alles Querulanten, Grünwähler und Ökoimperialisten" - so gehts nicht. Von Seiten der Gegner wird auf Gedeih und Verderb torpediert, ohne die realistische Chance zu prüfen sich nicht einfach mit Alternativen zu beschäftigen, oder mit sich selbst nochmal ins Gericht zu gehen, ob man wirklich in verlängerter Anfluglinie von FRA leben "muss(te)". Nein, das ist ja indiskutabel, wir lassen uns nicht vertreiben. Auch wenn wir kein Auge zubekommen, wir ziehen hier nicht weg, sollen die doch den Flughafen zumachen. Ist das denn ein Miteinander? Wir leben in einem der dichtest bevölkerten Räume, trotzdem gibt es in Deutschland immer noch genug Platz um wirklich SEHR ruhig zu leben, wenn man es denn will.

Anderes Bsp.: Man macht ein tolles Schnäppchen, eine Wohnung im Hochparterre, nah am Zentrum einer großen deutschen Stadt. Sowas ist heute schon Mangelware, und meist ohne Makler nicht günstig zu haben. Man genießt es dort zu wohnen, alles ist nah dran, man benötigt nur selten Auto, alles ist gut erreichbar. Bis dahin ist es schön. Aber jetzt ergibt sich, dass man jedes Wochenende früh morgens fast aus dem Bett fällt, weil die stark angetrunkenen Gäste aus den naheliegenden Clubs, Bars usw. nachhause torkeln. Gegröhle, Erbrochenes auf dem Gehweg vor dem Haus, zerbrochene Flaschen, Kippen u.a. - sehr unschön. Hier Kinder haben? Eher bedenklich bis unschön, nun gut. Wochentags dann ein anderes Ärgernis: diese Kurierfahrer blockieren in der recht engen Strasse regelmäßig den Verkehrsfluss, Folgen sind dann Gehupe, Motorengebrumme und -aufheulen, Abgase. Linienbusse von der naheliegenden Haltestelle sind davon auch dauernd betroffen, fahren sie doch in kurzer Taktung auch hier lang, und der Diesel im Leerlauf lässt Ringe auf dem morgendlichen Kaffee entstehen, Altbau ist schon was schönes.

Am Ende steht aber eine Erkenntnis: Ich MUSS hier nicht wohnen, ich wollte es so. Von nahezu allen Störfaktoren profitiere ich auch ganz genauso, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin. Denn ich bin mittendrin, habe alles vor der Haustür, aber alles hat dann auch seinen Preis, und das wusste ich vorher. Wenn nicht, dann ist es nicht die Schuld der anderen.
Beitrag vom 12.03.2013 - 16:00 Uhr
UserReal Dreamliner
"Konstrukteur"
User (367 Beiträge)
@Reynolds:

Erstmal danke für die umfangreiche Antwort. Wir sind da garnicht so weit auseinander, ich sehe genau wie Du die unendliche Verfahrensdauer von Genehmigungen und die nicht mehr abnehmende Prozesswut. Mir fehlt z.B. auch jedes Verständnis für Anwohner, die neben die Autobahn/in die geplante Einflugschneise bauen und dann über den Lärm klagen. Über die freundlichen Nachbarn von KITA's oder Schulen möchte ich nicht schreiben, das verbietet die Netiquette ganz eindeutig :)

Ich argumentiere als ein ehemals Betoffener, der in einem ruhigen Gebiet gebaut hat (die Grundstückspreise waren entsprechend hoch), danach kam die Planfeststellung für die 18 WEST und schließlich die Bahn selbst. Mein Neubau war damals auf einen Schlag 80.000 DM weniger wert und es hat sehr lange gedauert, bis ich endlich 2010 einen Käufer finden konnte. Wer erstattet mir diesen Wertverlust? Ich verstehe jeden der "Alteingesessenen" der gegen den Fluglärm vorgeht. Ich bin letztendlich gewichen aber ich hatte auch das Glück, Job und Haus wechseln zu können. Viele können das nicht und haben statt der versprochenene Ruheoase an Waldrand nun freien Ausblick auf die Fahrwerke.
Vor diesem Hintergrund sind für mich viele der Poster unerträglich. Ich bin nicht zum Flughafen gezogen, der Flughafen ist sozusagen zu mir gezogen.
Ich ziehe es auch vor, daß, wenn sich jede Lobbygruppe in die Politik einbringt, ja Gesetzte sogar diktieren kann (Bespiele gibt es wahrhaft genug: Finanzgesetzgebung, Hartz-Gesetzgebung, Meldegesetzgebung,...) auch der Bürger sich entsprechend nachhaltig und dauerhaft wehren können soll. Gleiches Recht für alle. So ist unsere Zeit und es hat auch etwas Gutes, wenn die Obrigkeitshörigkeit der Bürger endlich nachlässt.
Beitrag vom 12.03.2013 - 16:33 Uhr
Usersixpence
*sixpence-pictures // fine art photography // design
User (727 Beiträge)
@Eric:

Wie Du merkst, ist ein Argumentieren mit den beiden (apollo und Sixpence) verschwendeter Strom. Der eine kennt die Proteste aus den 70ern und 80ern in FRA wg. 18 West nicht (Apollo 10.03. 19:26 Uhr), die Aussagen der LH während der Mediation (100.000 neue Jobs, etc) betet er als Gott gegeben und wider besseres Wissens (learnings aus den Versprechungen der FRAPORT und der LH aus den 70ern) an und unterstellt allen Leuten mit anderer Meinung (oder Erfahrung) Ignoranz.
Der andere wohnt in Spanien und braucht dringend das Flugzeug zu Zeiten, die ihm gefallen. Er ist ein besonderer Experte zum Thema Fluglärm in D.

es ist immer gut, erst zu reden und dann zu fragen. das gibt dann satte (und völlig nutzlose) debattenstränge.
aber so sind die erzeuger starker totschlagargumente. sie sie wissen nicht alles, aber alles besser!
ich lasse es dabei, weil es auf dieser basis keine möglichkeit gibt, ein gespräch weiter zu führen.

saludos a todos

charlie.f.kohn@sixpence-pictures.com
fine arft photography // design // madrid
Beitrag vom 12.03.2013 - 21:05 Uhr
UserApollo
User (394 Beiträge)
@Reynolds: Wow...so aufgebracht hab ich dich lang nicht schreiben sehen ;)
@Eric: Darf ich fragen wie viele KM vom Terminal 1 sie gebaut haben? Den dargestellten Fall verstehe ich, aber war nicht absehbar, dass der Flughafen irgendwann auch wieder wachsen wird??
Hat Ihnen niemand vom Bau auf Grund des Flughafens abgeraten?
Und um das Bspl. von Reynolds aufzugreifen: Was wäre gewesen wenn die DB sich entschlossen hätte eine Schnelltrasse an Ihrem Haus vorbeizubauen?

Und immer noch ist die Frage offen: Wieso protestieren heutzutage lieber alle für ihr persönliches Wohlergehen als auch mal an das "große Ganze" zu denken und sich auch über die Folgen für andere Gedanken zu machen, die direkt von ihrem protest betroffen sind.?! Zum Beispiel ich (wenn wir schon persönliche Beispiele geben). Ich liebe meinen Arbeitgeber und trotzdem kann ich demnächst meinen Hut nehmen, weil ich jung und kurz dabei bin. Stichwort: Score. Wissen sie was das für mich bedeutet?? Und wissen sie auch, dass "Leute wie sie" mit dafür verantwortlich sind (nicht nur, aber auch) Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, wie es uns (es sind nämlich viele denen es geht wie mir) dabei geht und wie es mit uns weitergeht?! Sorry für die Unterstellung, aber ich befürchte die Antwort lautet: Nein
Beitrag vom 12.03.2013 - 21:39 Uhr
UserEricM
User (5510 Beiträge)
1) Alleine in und am FRA arbeiten knapp 100.000 Menschen (Stand 2012), d.h. bei einem Faktor *3 (Ehepartner + 1 Kind) sind 300.000 Menschen vom FRA abhängig (konservativ gerechnet). All die Piloten + FB's sind hier nicht eingerechnet. Sie wollen mir nicht ernsthaft erzählen, dass 300.000 + Summe X vom Fluglärm betroffen sind?!

2012: 73.000 Beschäftigte stehen dem belasteten Teil der Einwohner von Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Offenbach, Hanau und vieler kleinerer Städte und Gemeinden gegenüber.
Doch, genau das will ich ernsthaft erzählen.


2) 100.000 Jobs entstehen nicht innerhalb von einem jahr, momentan werden durch "bestimmte Wutbürger" eher existenzen zerstört, glauben Sie mir, ich weiß sehr gut wovon ich in diesem Fall rede: Mitarbeitern zu sagen, dass sie teils nach 20-30 Jahren ihren Job leider verlieren werden (trotz Kinder etc.) weil bei LH ein SCORE, bei AB ein TURBINE und und und Programm läuft ist nicht besonders spaßig,

Nein, das ist es in der Tat nicht.

>und das die LH zumindest zu einem größeren teil SCORE aufgrund des nachtflugverbotes braucht, ist unbestreitbar.

Das ist falsch. Die LH möchte mit SCORE ihr Ergebnis um 1,5 Mrd pro Jahr verbessern. Verwaltungsangestellte werden nicht wg. dem Nachtflugverbot entlassen.

>Für FRA war 2012 ein LH Wachstum von 10% geplant, stattdessen herrschte Stagnation, erklären Sie mir wieso das so war?!


Starke Konkurrenz von den Golf-Airports? Hohe Kosten in DE? Generell: ein Wachsen eines stark flukturierenden Marktes kann man nicht planen. Man kann Annahmen treffen, die sich wie in diesem Fall als falsch herausstellen können.

3) Das Flughäfen sich schneller materialisieren als Autobahnen war hoffentlich ein Witz? menschen die in den 70er, 80er jahren in Kelsterbach für kleines geld eine Villa gebaut haben, DIREKT am drittgrößten Flughafen der EU´wundern sich, dass irgendwann eine neue Landebahn gebaut wird???

Ich sprach nicht von Flughäfen sondern von Routen. Wie gerade am BER beobachtet werden konnte, wurden Jahrelang falsche Routen wissentlich propagiert um keine schlafenenden Hunde zu wecken. Als es dann (scheinbar) Richtung Eröffnung ging, wurden plötzlich neue Routen veröffentlicht.

>Ich wiederhole es gerne zum 100 mal: FRA ist unter den top 10 Flughäfen der Welt an Stelle 9, und der EINZIGE mit totalem Nachtflugverbot. Erklären Sie mir das?!?! Wie kann das ein?

FRA ist unter den TOP10 einer der stadtnächsten Flughäfen und belastet ausser seiner "Heimatstadt" 5 weitere Großstädte ( s.o.). Diese Konstellation hat sonst keiner der TOP50 zu bieten.


4) Das Problem ist, dass "Menschen wie Sie" ihr persönliches (finanzielles) Wohl über die Wohlstands- und Wachstumsmöglichkeiten eines kompletten Landes stellen, weil sie
a) zu engstirnig sind und es nicht verstehen (Stichwort: "Die können doch EINFACH tagsüber landen")
b) So egoistisch sind, dass sie vor den durch sie zerstörten Existenzen die Augen verschließen, lieber rennen sie jeden Montag schreiend durch ein Terminal...

Wie war das, wir wollten sachlich bleiben? Seis drum.

zu4: Ein Nachtflugverbot zerstört die "Wohlstands- und Wachstumsmöglichkeiten eines kompletten Landes"?
Ich weiss dass ich die Flugindustrie gerne mit Wohlstand assoziiert - aber dass diese Aussage falsch sein muss, sollte Ihnen klar sein, wenn Sie den Umsatz und die Beschäftigten im Nachtbetrieb eines Flughafens der restlichen Volkswirtschaft gegenüberstellen. Wie soll denn das gehen?
zu 4a) Wenn das nicht geht, dann hätte der Ausbau nicht erfolgen dürfen. Der war hier in FRA nämlich von Anfang an mit dem Nachtflugverbot verknüpft.
zu 4b) Nochmal: Wenn das Nachtflugverbot in Frankfurt angeblich die Schuld an zerstörten Existenzen trägt - warum wurde dann der Ausbau von Fraport durchgeführt, wohl wissend dass ein Nachtflugverbot die Konsequenz ist?

Gruß
Eric
Beitrag vom 12.03.2013 - 21:56 Uhr
UserApollo
User (394 Beiträge)
Ok, also selbst wenn die 73000 Zahl stimmt. Meine lag konservativ bei 300.000. Und die Firmen in den angrenzenden Gemeinden, also der Bäcker, der vom LH Personal Zuzug profitiert, nicht mitgerechnet

Dem Nachtflugverbot wurde zugestimmt, ja,aber wie es praktiziert wird ist kleinbürgerlich und engstirnig.

Kaum eine Industrie ist noch so arbeitsintensiv wie die Luftfahrt. Jede Langstrecke schafft 300 Jobs, schauen Sie mal in die Zuliefer Listen von Airbus und Boeing und und und

Und das sie den umsatz und die Beschäftigungszahl im Nachtbetrieb der restlichen VWL ggü stellen wollen zeigt einfach, wie wenig Einblick sie in planerische prozesse von Airlines, Airports & Kunden haben...

Verwaltungsangestellte werden sehr wohl wg. des Nachtflugverbotes entlassen. Wieder ein Indiz, dass Sie, mit Verlaub, recht wenig einblick haben. Außerdem werden bei zahlreichen ops'lern die Stunden gekappt anstatt sie zu entlassen

Ihre Aussage zur Lage ist einfach falsch: CDG liegt grad mal 30 km vom Stadtzentrum entfernt und im Großraum Paris wohnen 18 Mio Menschen die von zwei internationalen Airports belästigt werden, für LHR zählt das gleiche, für Chicago und NY auch. Aber richtig, Wiesbaden und Kelsterbach sind natürlich der Nabel der Welt mit ihren 2,5 Einwohnern. Selbst im Großraum um DUS und BER wohnen mehr Menschen, mit Abstand...

Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 21:57 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.03.2013 - 21:59 Uhr
UserEricM
User (5510 Beiträge)
@Reynolds: Wow...so aufgebracht hab ich dich lang nicht schreiben sehen ;)
@Eric: Darf ich fragen wie viele KM vom Terminal 1 sie gebaut haben? Den dargestellten Fall verstehe ich, aber war nicht absehbar, dass der Flughafen irgendwann auch wieder wachsen wird??
ca 20 km, und ein weiteres Wachsen des Flughafens wurde von der Politik nach Bau der Startbahn West kategorisch ausgeschlossen...

Und um das Bspl. von Reynolds aufzugreifen: Was wäre gewesen wenn die DB sich entschlossen hätte eine Schnelltrasse an Ihrem Haus vorbeizubauen?

Hätte sie ein Planfeststellungsverfahren zu führen, in dem Lärmschtz völlig anders gehandhabt wird, als beim Fluglärm.

Und immer noch ist die Frage offen: Wieso protestieren heutzutage lieber alle für ihr persönliches Wohlergehen als auch mal an das "große Ganze" zu denken und sich auch über die Folgen für andere Gedanken zu machen, die direkt von ihrem protest betroffen sind.?!

Die Frage kann ich direkt zurückgeben, wenn ich die Gesundheitsfolgen für die Bevölkerung als das "große Ganze" betrachte, und die Jobs ab Flughafen als "persönliches Wohlergehen".

>Zum Beispiel ich (wenn wir schon persönliche Beispiele geben). Ich liebe meinen Arbeitgeber und trotzdem kann ich demnächst meinen Hut nehmen, weil ich jung und kurz dabei bin. Stichwort: Score. Wissen sie was das für mich bedeutet??

Ja, aus persönlicher Erfahrung ganz genau.

>Und wissen sie auch, dass "Leute wie sie" mit dafür verantwortlich sind (nicht nur, aber auch)
Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, wie es uns (es sind nämlich viele denen es geht wie mir) dabei geht und wie es mit uns weitergeht?! Sorry für die Unterstellung, aber ich befürchte die Antwort lautet: Nein

Ich möchte meine Antwort gerne selbst formulieren.
Es tut mir sehr leid, dass Sie Ihren Job verlieren.
Aber: Ich bekomme so ein bisschen den Eindruck, wir Fluglärmgegner werden als der betriebsinterne Sündenbock der Lufthansa benutzt, kann das sein? Oder glauben Sie wirklich, das Frankfurter Nachtflugverbot oder 1 x Demo pro Woche im Terminal 1 verursachen der LH Kosten von 1,5 Mrd/Jahr ( >4 Millionen/Tag) oder auch nur einen Bruchteil davon?
Das erscheint mir doch sehr naiv. Sorry.
Die Lufthansa möchte ihr Ergebnis verbessern, d.h. ihren Gewinn maximieren. Dafür verlieren Sie ihren Job. Nicht wegen Fluglärmgegnern oder Nachtflugverbot.

Sollte ich mich irren, möchte ich gerne den Wirkzusammenhang zwischen Fluglärmgegenern und 1,5 Mrd Kostenersparnis verstehen.

Gruß
Eric

Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 22:02 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.03.2013 - 22:09 Uhr
UserApollo
User (394 Beiträge)
Ganz im Gegenteil, grade intern wirbt die LH immer für ein gemeinsames Miteinander, (mit Ausnahme als "Ja zu FRA" Protestanten von Fluglärmgegnern zusammengeschlagen wurden)
Die 1,5 Mrd. stehen meiner Meinung nach so im Zusammenhang:
- 500 Mio. Managementfehler, Arroganz
- 200 Mio.: Im Vergleich zum Golf zu hohe Betriebskosten
- 800 Mio: Direkte und indirekte Kosten die durch das Flugindustrie-feindliche Klima in der BRD,welches sich in der Politik wiederspiegelt verursacht werden, und sorry, aber da hat der FRA nun mal eine "Lighthouse" Position.

Ganz wichtig zu sagen ist mir: Die LH benutzt die Fluglärmgegner wirklich nicht um Stimmung zu machen. Das ist meine persönliche Meinung, die allerdings viele Teilen.

Wieso sind die Gesundheitsfolgen eigtl. erst seit diesem Jahrtausend so schlimm. Und wenn es mit Fluglärmfolgen losgeht möchte ich mal weiterdenken. Dürfen wir dann in 20 Jahren alle nur noch still in unseren wiederverwertbaren Ökohäusern sitzen und nichts tun außer atmen (überspitzt ausgedrückt)

Ernsthaft: Wo soll das denn alles hinführen?

Dieser Beitrag wurde am 12.03.2013 22:10 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.03.2013 - 22:39 Uhr
UserEricM
User (5510 Beiträge)
Ganz im Gegenteil, grade intern wirbt die LH immer für ein gemeinsames Miteinander, (mit Ausnahme als "Ja zu FRA" Protestanten von Fluglärmgegnern zusammengeschlagen wurden)

Ist mir da was entgangen? Quelle?

Die 1,5 Mrd. stehen meiner Meinung nach so im Zusammenhang:
- 500 Mio. Managementfehler, Arroganz
- 200 Mio.: Im Vergleich zum Golf zu hohe Betriebskosten
- 800 Mio: Direkte und indirekte Kosten die durch das Flugindustrie-feindliche Klima in der BRD,welches sich in der Politik wiederspiegelt verursacht werden, und sorry, aber da hat der FRA nun mal eine "Lighthouse" Position.

Die Luftfahrt erhält in DE sehr hohe Subventionen, wie kommen diese 800 Mio zustande? Würde ich wirklich gerne verstehen. Welche Qellen gibt es auch hier?

Ganz wichtig zu sagen ist mir: Die LH benutzt die Fluglärmgegner wirklich nicht um Stimmung zu machen. Das ist meine persönliche Meinung, die allerdings viele Teilen.
>
OK.

Wieso sind die Gesundheitsfolgen eigtl. erst seit diesem Jahrtausend so schlimm.

Das sind sie nicht erst heute. Wir lernen nur ständig dazu.
Asbest war auch mal DER Baustoff schlechthin. Bevor man die schädliche Wirkung erkannte.
Rauchende Eltern im Kinderzimmer waren normal. Bevor man die schädliche Wirkung erkannte
Ständig steigender Fluglärm in Ballungsgebieten war normal. Bevor...

Und wenn es mit Fluglärmfolgen losgeht möchte ich mal weiterdenken. Dürfen wir dann in 20 Jahren alle nur noch still in unseren wiederverwertbaren Ökohäusern sitzen und nichts tun außer atmen (überspitzt ausgedrückt)

Ernsthaft: Wo soll das denn alles hinführen?

Ernsthaft: Zu einem vernünftigen Miteinander, in dem nicht das wirtschaftliche Interesse von wenigen Großunternehmen das gesundheitliche Interesse eine breiten Bevölkerung dominiert.

Gruß
Eric
Beitrag vom 13.03.2013 - 19:38 Uhr
UserApollo
User (394 Beiträge)
Also die Quelle für den verprügelten Demonstranden wäre eine Ausgabe des Lufthanseat.

Die Hohen Subventionen, darüber lässt sich sehr wohl streiten, dass wissen Sie auch. Quellen für die Summen gibt's ja nicht, das hab ich mir so zurecht gelegt. Sicherlich fallen aber durch die Luftverkehrsabgabe knapp 1 Mrd. im Jahr an, von denen der Großteil auf die LH entfällt.

 http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iw-nachrichten/beitrag/luftverkehrssteuer-job-killer-fuer-hunsrueck-und-niederrhein-67737

Außerdem kostet es ca. 5 mal soviel in FRA zu landen (5000 noch was Euro für nen großen Jet) wie in DXB.
Diese Kosten entstehen unter anderem durch die großen Aufwendungen die die Fraport tätigt, um Anrainern ihre Häuser abzukaufen bzw. schallfest zu machen (wir wollen mal nicht vergessen das der FRA ja bereits eine ganze Menge tut)

Ich find's toll das Sie das "vernüftige" Miteinander ansprechen. Weil eine Kompromissbereitschaft der Fluglärmgegner lässt bislang sehr auf sich warten, hier lass ich mich aber gerne eines besseren belehren. Dies gilt übrigens auch für MUC & BER
Beitrag vom 14.03.2013 - 21:25 Uhr
UserEricM
User (5510 Beiträge)
Also die Quelle für den verprügelten Demonstranden wäre eine Ausgabe des Lufthanseat.
>
Also wenn da wirklich was gewesen wäre, hätten Fraport, Lufthansa und die hessische Landesregierung das in der Presse so was von breit getreten - es wird ja nur darauf gewartet, dass sich die Fluglärmgegner endlich als Chaoten und Schläger outen, gegen die man vorgehen muss ...

Die Hohen Subventionen, darüber lässt sich sehr wohl streiten, dass wissen Sie auch. Quellen für die Summen gibt's ja nicht, das hab ich mir so zurecht gelegt. Sicherlich fallen aber durch die Luftverkehrsabgabe knapp 1 Mrd. im Jahr an, von denen der Großteil auf die LH entfällt.

 http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iw-nachrichten/beitrag/luftverkehrssteuer-job-killer-fuer-hunsrueck-und-niederrhein-67737

Die Luftverkehrsabgabe wird aber doch von den Passagieren bezahlt, oder?

Außerdem kostet es ca. 5 mal soviel in FRA zu landen (5000 noch was Euro für nen großen Jet) wie in DXB.
Diese Kosten entstehen unter anderem durch die großen Aufwendungen die die Fraport tätigt, um Anrainern ihre Häuser abzukaufen bzw. schallfest zu machen (wir wollen mal nicht vergessen das der FRA ja bereits eine ganze Menge tut)

Nein, wollen wir nicht, auch wenn das Land Hessen einen guten Teil dieser Kosten übernimmt und ich das quasi auch noch mit meinen Steuern zahle - blöderweise sind aber noch viel mehr betroffen, als die bei denen etwas getan wird. Das ist schlicht die Folge, wenn man einen extrem stadtnahen Flughafen als Drehkreuz betriebt und dann auch noch ausbaut. Ich hätte gehofft, das hätte Fraport vorher durchgerechnet...


Ich find's toll das Sie das "vernüftige" Miteinander ansprechen. Weil eine Kompromissbereitschaft der Fluglärmgegner lässt bislang sehr auf sich warten, hier lass ich mich aber gerne eines besseren belehren. Dies gilt übrigens auch für MUC & BER

Also hier in FRA _war_ der Kompromiss Ausbau, aber mit Nachtflugbverbot - womit wir wieder beim Thema der Meldung wären . Das Nachtflugverbot ist eben bereits Teil des Kompromisses.

Eric
Beitrag vom 14.03.2013 - 22:00 Uhr
UserSoarHigh
User (137 Beiträge)


Ernsthaft: Zu einem vernünftigen Miteinander, in dem nicht das wirtschaftliche Interesse von wenigen Großunternehmen das gesundheitliche Interesse eine breiten Bevölkerung dominiert.

Sorry, das ist aber nun wirklich nicht richtig. Firmen kommen / bzw. sind in Frankfurt, weil es hier eine gute Anbindung
gibt. In den Firmen arbeiten viele, viele Leute. Und diese Leute wollen auch noch in den Urlaub fliegen. Einige
Leute arbeiten nicht für diese Firmen und stören sich daher daran. Nur - wie viele dieser Personen arbeiten wiederum
indirekt für die erst genannte Gruppe..... Nicht wenige.

Also, alles in allem ist nun der Flughafen ein Wirtschaftsfaktor ohne den sich hier nicht in der heutigen Qualität leben
lassen würde. Natürlich gibt es eine Klientel, die dies alles nicht möchte. Es ist aber vermessen, zu behaupten, es ist das Interesse weniger Grossunternehmen. Letztendlich bedient z.B. die Lufthansa hier nur eine gewisse Nachfrage. Das in
der Folge eben auch Umsteigeverkehr dazu gehört, ist eben auch ein Faktor.

Ja nicht vor meiner Haustür... sagt aber jeder. Aber sich beschweren, wenn morgens die Kiwi aus Neuseeland nicht
im Obstladen ist.... Und unsere Wirtschaftssystem lebet eben auch von Wachstum, ob wir das mögen oder nicht.....
Und für sehr viele Personen war der Flughafen vorher da. Wo es berechtigte Einwände gibt, da soll FRAPort auch zahlen, wo Leute im Wissen eines Flughafens erst hinziehen (ich zum Beispiel) sollten dann auch mit den Folgen
Ihrer Entscheidung leben - oder warum ist man hierhin gezogen? Ach ja, wegen Arbeit in den Unternehmen, die auf
einen Flughafen, oder gute Anbindung angewiesen sind....

Und diese Thema könnten wir auch gerne mit ICE Trassen, etc... diskutieren. Ist eben eine grundsätzliche
Einstellung dt. Bürger. Da können wir noch sehr viel von anderen Ländern lernen.

Beitrag vom 16.03.2013 - 12:16 Uhr
UserApollo
User (394 Beiträge)

Und diese Thema könnten wir auch gerne mit ICE Trassen, etc... diskutieren. Ist eben eine grundsätzliche
Einstellung dt. Bürger. Da können wir noch sehr viel von anderen Ländern lernen.


Werden wir nicht. Dafür können wir uns alle über "die da oben" aufregen, wenn die Arbeitslosigkeit wieder steigt, die Löhne weiter sinken und der Wirtschaftsstandort D für In und ausländische Unternehmen zunehmend unattraktiver wird, weil a) schlecht zu erreichen und b) Investitionen mit erheblichen sekundären Ausgaben für den Schutz der armen deutschen die ja ach so sensibel sind behaftet sind.
Wär fast lustig wenn's nicht so ein ernstes Thema wär....

@EricM: Nochmal, der FRA ist auch nicht stadtnäher als andere Hubs.
Und wo würden Sie denn gern das deutsche Drehkreuz (welches aus der Historie heraus gewachsen ist) hinstellen, wenn nicht in FRA?
Beitrag vom 16.03.2013 - 17:29 Uhr
UserEricM
User (5510 Beiträge)

[...]Also, alles in allem ist nun der Flughafen ein Wirtschaftsfaktor ohne den sich hier nicht in der heutigen Qualität leben lassen würde[...].

@SoarHigh
Niemand, nichtmal wir Fluglärmgegener, bestreiten, dass ein Flughafen ein Wirtschaftsfaktor ist. Aber eben keiner, dem sich alle anderen Interessen, speziell die Gesundheitsinteressen der Anwohner, automatisch und vollständig unterzuordnen haben.
Alle lokalen Standortfaktoren, die Sie aufzählen, sind durchaus richtig, allerdings sind diese mit einem Spoke statt einem Hub genauso zu erreichen. Dazu muss ein Flughafen kein internationales Drehkreuz sein.
Und z.B. hier in Frankfurt sind aktuell >50% Umsteigebetrieb. Ohne diese Drehkreuzfunktion kämen die meisten Anwohner mit Frankfurt auch deutlich besser zurecht.

Wenn man als Unternehmen unbedingt Wachstum benötigt, muss man sich eben die Voraussetzungen dafür nachhaltig schaffen und nicht einfach das Problem des Lärms ignorieren.

Womit wir zu @Apollo kommen:
Stadtnah zu 6 Großstädten mit zusammen >1,5 Mio Einwohnern? Plus unzählige Gemeinden? Da möchte ich gerne _ein_ Beispiel sehen wo das noch der Fall ist.
Leider ist die nachteilige Lage in FRA zu allem Überfluss kombiniert mit Anflugverfahren, die knapp 50km in jeder der beiden Hauptrichtungen tiefe Überflüge garantieren...

Wo ein HUB, wenn nicht in FRA? Ist natürlich eine schwer zu beantwortende Frage, Historisch gewachsene Standorte scheiden denke ich alle aus, da sie alle zu stadtnah sind. MUC ist ein Schritt ein eine ganz richtige Richtung gewesen ( wenn auch nicht als HUB geeignet). Raus auf die grüne Wiese. Selbst in DE haben wir noch jede Menge strukturschwache Regionen, wo man An- und Abflugrouten mit minimalem Aufwand absiedeln könnte.
Kurz, ich denke keiner der bestehenden Flughäfen taugt wirklich gut als deutscher HUB.
Wahrscheinlich kommt dank BER jetzt gleich jemand und spricht uns auch die Kompetenz für Neubauten ab. Allerdings glaube ich dass man, wenn man die wichtigen Posten nach Fachkenntnissen statt nach Parteibuch vergibt, sich eine derartige Katastrophe nicht wiederholen muss.

>Da können wir noch sehr viel von anderen Ländern lernen.

Von welchen? China?

Gruß
Eric


Beitrag vom 16.03.2013 - 19:27 Uhr
UserReynolds
Rudergänger
Moderator
Womit wir zu @Apollo kommen:
Stadtnah zu 6 Großstädten mit zusammen >1,5 Mio Einwohnern? Plus unzählige Gemeinden? Da möchte ich gerne _ein_ Beispiel sehen wo das noch der Fall ist.
Leider ist die nachteilige Lage in FRA zu allem Überfluss kombiniert mit Anflugverfahren, die knapp 50km in jeder der beiden Hauptrichtungen tiefe Überflüge garantieren...

Diese Anflugverfahren sind sogar noch viel länger in voller Länge, nur werden diese schon mit viel Aufwand kurz gehalten und optimiert, um nicht noch größere Flächen zu überstreichen. Ist ja nicht so, dass nicht schon einiges getan wird, um die Belastung so gering wie möglich zu halten.

Wo ein HUB, wenn nicht in FRA? Ist natürlich eine schwer zu beantwortende Frage, Historisch gewachsene Standorte scheiden denke ich alle aus, da sie alle zu stadtnah sind. MUC ist ein Schritt ein eine ganz richtige Richtung gewesen ( wenn auch nicht als HUB geeignet). Raus auf die grüne Wiese.

Auf dieser "grünen Wiese" sind etliche Gemeinden, die erst kürzlich völlig unrepräsentativ darüber entschieden haben ob MUC ausgebaut wird. Aber für Anwohner des FRA ist das natürlich eine grüne Wiese, da ist er nämlich wieder, der heilige Florian: "Hauptsache nicht vor meiner Tür". Moral von der Geschicht: Es wird immer jemanden geben, dem es nicht gefällt, dass ein Drehkreuz aufgebaut wird. Und die wird es IMMER geben müssen. Airlines können sich nicht auf das ganze Land verteilen, Schwerpunkte sind immer zu setzen, und FRA ist historisch nunmal dazu herangewachsen. Ob das geschickt ist oder nicht, darüber kann man herrlich diskutieren, aber dann können wir auch nachträglich beklagen, dass das Ruhrgebiet und seine Einwohner durch die industrielle Vorgeschichte so in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenn die Schwerindustrie dort noch völlig intakt wäre, dann würden spätestens jetzt genug Menschen fordern, dass es woanders stattfinden muss.

Dieser Beitrag wurde am 16.03.2013 19:28 Uhr bearbeitet.