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Beitrag vom 09.05.2008 - 15:25 Uhr
UserRainer Dahlmann
User (1 Beiträge)
Die Studie ist aus meiner Sicht aber irgendwie nicht schlüssig. Auf der einen Seite wird behauptet, dass die Luftfahrtindustrie 700 Mio DOLLAR (!) mit RFID Technologie einsparen kann, auf der anderen Seite sprechen Fachleute davon, dass ein einziges Gepäckstück welches fehlgeleitet ist, Kosten zwischen 100 %u2013 800 EURO verursachen kann. Nimmt man die positivere Seite ein und berechnet nur 100 EURO pro Fehlleitung, ergeben sich bei 42,2 Mio Fehlleitungen, einen 4.22 Mrd (!) EURO Schaden, selbst wenn man nur die Hälfte an Kosten berechnen würde, also 50 EURO pro Fehlleitung, wäre man hier weitab von %u201Enur%u201C 700 Mio DOLLAR. Hinzu kommt, ich glaube nicht das diese Kosten in dieser Studie bereits berücksichtigt wurden, Kosten für Verspätungen beim Abflug durch Fehlleitungen %u2013 quasi entschärfte Fehlleitungen, die noch vor dem Abflug wieder ausgeladen wurden und eine Bearbeitungszeit dafür benötigt haben - sowie Kosten für Personal, dass dafür länger am Flugzeug verharren musste, wenn Gepäckzahlendifferenzen auftauchen.

Die Zahl der %u201EEntschärften%u201C Fehlleitungen dürften sicherlich nochmals bei der Hälfte liegen, also rund 21 Mio Gepäckstücken, die vielleicht pro Gepäckstück etwa 5 Minuten Arbeit in Anspruch nehmen würden. Somit also etwa 105 Mio Arbeitsminuten bzw. 17,7 Mio unnötige Arbeitsstunden, dessen Kosten auf die Dienstleister hängen bleiben. Nimmt man nun an, dass ein AN pro Stunde 15 EURO kostet %u2013 nicht verwechseln mit dem was man selber verdient, denn das ist nur ein Teil der Kosten pro AN und pro Stunde die der AG tragen muss %u2013 kommt hier alleine schon ein Schaden in Höhe von etwa 266 Mio EURO zusammen, allerdings für die Dienstleister ;)

Ich habe Informationen, wonach 5 Minuten Verspätung, Kosten von 5.000 %u2013 7.000 EURO für den Flughafen verursacht, ob diese richtig sind weiss ich nicht, vielleicht weiss jemand diesbezüglich mehr und kann mich verbessern, kommen hier nochmals bei 105 Mio Minuten %u2013 sollten sie sich als Delayfaktor erweisen - extremst hohe Kosten bzw. Millionen EURO Schäden hinzu. Jetzt können wir noch über Folgekosten durch Verspätungen und verpasste Anschlussflüge reden, Imageverlust, Passagierschwund durch Unzuverlässigkeit, gerade dann, wenn der Anschlussflug so verpasst wurde, dass erst am anderen Tag der nächste Flug geht, oder darüber, dass Flugzeuge auf die zugewiesenen Position warten müssen weil eine Verspätung durch o.g. Gründe erfolgen wird und dieser wartende Flug dadurch auch wieder später rausgeht und solange unnötig Kerosin in die Luft bläst, Sprit wird ja auch immer teurer. Von der Umwelt garnicht zu reden, diese Schäden können nämlich nicht so einfach wieder hergestellt werden ;)

Alles im allem also eher ernüchternd und für mich persönlich sehr (!) unglaubwürdig weil nur halbherzig und mit stumpfer Miene geschrieben ;) Eines ist aber richtig, mit RFID kann man richtig viel Geld sparen und auch die gesamte Arbeit im Dienstleistungssektor im hohen Maße optimieren, perfektionieren und an wichtigen Schnittpunkten auch sicherer machen %u2013 letzteres war allerdings nicht Gegenstand dieser Studie!

"RFID for baggage: no longer a question of %u2018if%u2019 but %u2018when%u2019"

Das ist wohl wahr!

Zu meiner Person:

Mein Name ist Rainer Dahlmann. Ich bin seit 18 Jahren auf den Berliner Flughäfen beschäftigt und darf somit sicherlich behaupten, dass ich weiss wovon ich hier schreibe. Wen es interessiert, ich habe einige Projekte bezüglich RFID auf Flughäfen, Fehlleitungen von Gepäckstücken und vielem mehr derzeit am laufen. Mehr Infos dazu gibt es hier:

 http://projekte.realisr.com/1288/RFID_auf_Flughaefen___Konzept_Phoenix-Deutschland

Es ist also eigentlich bereits alles seit langem da und teilweise sogar patentiert, nur interessiert das seit etwa 2003 nicht wirklich jemanden!