Beitrag vom 21.03.2024 - 00:25 Uhr
Beitrag vom 21.03.2024 - 08:28 Uhr
Bis auf die Wiederverwendbarkeit ... die war revolutionär
Revolutionär war das gar nicht. Das ganze hatte schon Herge schon 1952 in der Tim-und-Struppi-Folge "Schritte auf dem Kond" genauso beschrieben: Wendemanöver mit Seitentriebwerken und Wiederzündung der Haupttriebwerke zur Abbremsung bis zur Landung. Auch weitere Details zur Schwerelosigkeit sind da weitgehend korrekt beschrieben worden. Und in der Tat hat sich Elon Musik beim Starship-Design von dieser mehr als 60 Jahre alten Geschichte inspirieren lassen (!).
???
Also ich erkenne eeinen deutlichen Unterschied darin, etwas als Graphic Novel zu zeichnen oder es tatsächlich funktionsfähig zu bauen... oder verstehe ich den Witz nicht?
Nee, kein Witz ;-) Das Thema Wiederverwendbarkeit ist so alt wie es Raketen gibt. Eine der ersten Umsetzungen war das in den 70ern entwickelte Space Shuttle, bei den ausser dem Tank alles wiederverwendbar gewesen ist. Nur leider waren pro Neustart 40.000 Prüfungen alleine beim Shuttle erforderlich, damit sie wieder fliegen konnte, was Ihrer Konzeption geschuldet gewesen ist. Finanziell war das ein Desaster.
Genau das meinte ich weiter oben mit Komplexität, die der Falcon und hoffentlich weitgehend auch der Super Heavy fehlen.
Die Systeme sind für bezahlbaren kommerziellen Betrieb entwickelt.
Und ja, das wurde mit gewissen Schwächen erkauft.
Danach hatte die NASA die Kistler K-1 finanziert, die ebenfalls vollständig auf Wiederverwendung ausgelegt war. Nur leider war Kistler pleite, bevor sie fliegen konnten. Und dann kam die Falcon. Siehe https://www.bernd-leitenberger.de/kistler.shtml
Sehr interessantes Blog, kannte ich noch nicht. Danke.
Die Comic-Geschichte soll einfach das Alter der Idee belegen, und auch bei der praktischen Umsetzung war SpaceX nicht der erste. Was SpaceX aber geschafft hat, ist dies mit einem zum Shuttle verhältnismäßig einfachen System zu realisieren, so dass eine Kostenreduktion erzielt werden konnte. Aber die lag bei der Falcon auch nur bei 20%, als große Sprünge hat SpaceX hier auch nicht erreicht. Das ist aber die eigentliche anerkennenswerte Leistung von SpaceX beim Thema Wiederverwendung, sonst aber nix.
Die Falcon hat keine neuen Technologien eingeführt, sondern ist relativ konventionell gestaltet. Für die Wiederverwendung benötigt man diese Dinge: eine robustere Konstruktion (Tanks..), eine Steuerung, ggf. Fallschirme und wiederzündbare Triebwerke. Nichts davon ist bahn rechend neu. Deswegen ist weder die Idee noch die Realisierung an sich revolutionär.
Revolutionär ist hingegen das Marketing und der Medien-Buzz um SpaceX-Events - das muss man SpaceX lassen, denn darin sind sie Weltmeister.
Ich möchte mich dieser etwas zynischen Betrachtungsweise jetzt nicht anschließen, da ich die Fähigkeit, etwas tatsächlich zu bauen, das a) technisch und b) wirtschaftlich funktioniert deutlich höher einschätze, da es schwieriger ist, als eine reine Idee zu haben und die aufzuschreiben.
Auch die Geschichte von Kistler zeigt, wie es der gleichen Idee ergehen kann, wenn sie mit anderen Mitteln und anderen Verfahren versucht wird umzusetzen.
Zum Marketing: Ja, schön ist es nicht was man da teilweise so liest und sieht.
Andererseits erzwingt unsere global sehr überreizte Aufmerksamkeitsökonomie denke ich ein entsprechendes mediales Vorgehen, wenn man relevant werden/bleiben und weitere Investorengelder einsammeln bzw. den Kurs seiner Aktie stützen möchte, was ja nun mal der eigentliche Zweck jeder Firma in unserem westlichen Wirtschaftssystem ist ...
Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für diese sehr interessante Diskussion.