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Beitrag vom 21.03.2024 - 00:25 Uhr
UserWeideblitz
Moderator

Ob man alles so gründlich testen muss wie die NASA welche an der Stelle ja im Grunde die Wernher-von-Braun Mentalität übernommen hat weiß ich nicht.

Eigentlich stammt diese Herangehensweise aus einer Zeit in der man zwar schon viel Muskel- aber noch kaum Denkkraft durch Maschinenkraft ersetzt hatte und so auf viel mehr und viel aufwändigere Mess- und Versuchskampagnien angewiesen war um ungefähr zu wissen was man da gerade eigentlich macht.

Wenn eine V2 abgestürzt ist standen die Konstrukteure erstmal vor einem großen Rätsel also hat man natürlich versucht das zu vermeiden. Heute kennt man dank Telemetrie die Ursache oft schon bevor die Trümmer am Boden sind.

Das Vorhandensein von Telemetriedaten verkürzt die Fehlerursache immens, hat aber auf den Testumfang und Testtiefe Null Auswirkung.
Und zwar einfach deswegen, weil man objektiv die Reife eines technischen Systems anhand der Zahl und Qualität der Probleme an fehlgeschlagenen Tests bestimmen und den Abstand zur geforderten Zielreife vorhersagen kann. Und diese Vorhersge besagt, dass das Starship noch ewig von bemannten Flügen weg ist. Der 2. SLS-Start wird aber schon bemannt sein.

Diese Zielreife ist für einen reinen Satelliten.Trägersystem eine ganz andere als für einen bemannten Träger, weswegen der Träger dafür auch extra zertifiziert werden muss. Das ist der eine Grund, warum die NASA testet, und vor allem Tests von Teilsystemen durchführt. Der zweite Grund ist, das jeder halbwegs normale Entwicklungsprozess solche Tests erfordert. Daher hat das Testen an sich weder mit damals schlechteren Analysemethoden noch mit Mentalität zu tun. Allerdings hat es mit Mentalität zu tun, wenn man meint, grundlegende Erkenntnisse der Ingenieurswissenschaften über Validierungsanforderunfen abkürzen zu können, so wie es SpaceX tut.

Wie gesagt, sie können so weitermachen und werden damit vielleicht um 2035 Menschen zum Mond und wieder zurück bringen, aber mit dieser Herangehensweise niemals bis 2027, wie es das Artemis.Programm erfordert.
Beitrag vom 21.03.2024 - 08:28 Uhr
UserEricM
User (5501 Beiträge)
Bis auf die Wiederverwendbarkeit ... die war revolutionär
Revolutionär war das gar nicht. Das ganze hatte schon Herge schon 1952 in der Tim-und-Struppi-Folge "Schritte auf dem Kond" genauso beschrieben: Wendemanöver mit Seitentriebwerken und Wiederzündung der Haupttriebwerke zur Abbremsung bis zur Landung. Auch weitere Details zur Schwerelosigkeit sind da weitgehend korrekt beschrieben worden. Und in der Tat hat sich Elon Musik beim Starship-Design von dieser mehr als 60 Jahre alten Geschichte inspirieren lassen (!).

???
Also ich erkenne eeinen deutlichen Unterschied darin, etwas als Graphic Novel zu zeichnen oder es tatsächlich funktionsfähig zu bauen... oder verstehe ich den Witz nicht?

Nee, kein Witz ;-) Das Thema Wiederverwendbarkeit ist so alt wie es Raketen gibt. Eine der ersten Umsetzungen war das in den 70ern entwickelte Space Shuttle, bei den ausser dem Tank alles wiederverwendbar gewesen ist. Nur leider waren pro Neustart 40.000 Prüfungen alleine beim Shuttle erforderlich, damit sie wieder fliegen konnte, was Ihrer Konzeption geschuldet gewesen ist. Finanziell war das ein Desaster.

Genau das meinte ich weiter oben mit Komplexität, die der Falcon und hoffentlich weitgehend auch der Super Heavy fehlen.
Die Systeme sind für bezahlbaren kommerziellen Betrieb entwickelt.
Und ja, das wurde mit gewissen Schwächen erkauft.

Danach hatte die NASA die Kistler K-1 finanziert, die ebenfalls vollständig auf Wiederverwendung ausgelegt war. Nur leider war Kistler pleite, bevor sie fliegen konnten. Und dann kam die Falcon. Siehe  https://www.bernd-leitenberger.de/kistler.shtml

Sehr interessantes Blog, kannte ich noch nicht. Danke.

Die Comic-Geschichte soll einfach das Alter der Idee belegen, und auch bei der praktischen Umsetzung war SpaceX nicht der erste. Was SpaceX aber geschafft hat, ist dies mit einem zum Shuttle verhältnismäßig einfachen System zu realisieren, so dass eine Kostenreduktion erzielt werden konnte. Aber die lag bei der Falcon auch nur bei 20%, als große Sprünge hat SpaceX hier auch nicht erreicht. Das ist aber die eigentliche anerkennenswerte Leistung von SpaceX beim Thema Wiederverwendung, sonst aber nix.
Die Falcon hat keine neuen Technologien eingeführt, sondern ist relativ konventionell gestaltet. Für die Wiederverwendung benötigt man diese Dinge: eine robustere Konstruktion (Tanks..), eine Steuerung, ggf. Fallschirme und wiederzündbare Triebwerke. Nichts davon ist bahn rechend neu. Deswegen ist weder die Idee noch die Realisierung an sich revolutionär.
Revolutionär ist hingegen das Marketing und der Medien-Buzz um SpaceX-Events - das muss man SpaceX lassen, denn darin sind sie Weltmeister.

Ich möchte mich dieser etwas zynischen Betrachtungsweise jetzt nicht anschließen, da ich die Fähigkeit, etwas tatsächlich zu bauen, das a) technisch und b) wirtschaftlich funktioniert deutlich höher einschätze, da es schwieriger ist, als eine reine Idee zu haben und die aufzuschreiben.

Auch die Geschichte von Kistler zeigt, wie es der gleichen Idee ergehen kann, wenn sie mit anderen Mitteln und anderen Verfahren versucht wird umzusetzen.

Zum Marketing: Ja, schön ist es nicht was man da teilweise so liest und sieht.
Andererseits erzwingt unsere global sehr überreizte Aufmerksamkeitsökonomie denke ich ein entsprechendes mediales Vorgehen, wenn man relevant werden/bleiben und weitere Investorengelder einsammeln bzw. den Kurs seiner Aktie stützen möchte, was ja nun mal der eigentliche Zweck jeder Firma in unserem westlichen Wirtschaftssystem ist ...

Auf jeden Fall schon mal vielen Dank für diese sehr interessante Diskussion.
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