Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Franz fordert Schranken gegen Golf-A...

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Beitrag vom 20.03.2012 - 11:26 Uhr
UserReynolds
Rudergänger
Moderator
Muss auch sagen: in der Äußerung vom LH-Obersten steckt recht unverblümt die beleidigte Aussage: "Wettbewerb macht nur Spass, solange man bequem am Gewinnen ist."

Wenn ich in Interviews schon lese, dass man "noch mehr sparen will, aber der Passagier es nicht merken soll" dann fange ich nach dem Augenrollen sofort an zu kichern. Es sind solche Aussagen, bei denen ich mir häufig denke "Wie betriebsblind und wenig offen für das, was anderswo gemacht wird muss man sein, um immer noch zu glauben, man könne selbst mit dem alten Produkt (vor Score) den Hering vom Teller ziehen?"

Es ist traurig und amüsant zugleich diese maßlose Selbstüberschätzung immer wieder zu erleben, und gleichzeitig wundern einen dann gewisse Konzernentscheidungen auch nicht mehr - wie soll man sich auch adequat selber neu positionieren wenn man scheinbar gar nicht weiss, wo man selbst genau steht. Das ist direkt aus navigatorischen Problemstellungen übertragbar.

Lufthansa wird mit den derzeitigen Zielsetzungen seine stärkste Konkurrenz nicht verdrängen, im besten Fall ist ein Status Quo zu erwarten. Das Score-Programm wird in der Tat die nächste Zeit die Gewinne maximieren, die Folgen werden in meinen Augen aber immer tönernere Füsse sein, die Maxime "wir müssen immer billiger werden in der Produktion" ist die übliche, krankhafte Manager-Bulimie, die am Ende im Meeting für bestimmte Etagen und Abteilungen ein karrierebevorteilendes PLUS in einem Kuchendiagramm erzeugt. Aber nur dort. In der Realität wird dieses Plus faktisch nicht geben. Das Produkt wird ein ausgemergeltes sein, Abfertigung, Cabin Services, IFE, etc. - alles wird vom billigsten Anbieter bereitgestellt werden, und mit einem Lufthansa-Logo verfranchised und outgesourced.

Also "Golf-Airlines" müssen beschränkt werden, aha. Da hat jemand gemerkt, dass alles drücken und knautschen immer noch nicht reicht. Warum ist das so? Weil es nicht NUR um die Kosten geht hier. Auf der innerdeutschen oder grenznahen Rennstrecke - DA kann und muss man jeden Cent beäugen und sinnvoll ausgeben, weil: kleine Margen. Auf der Langstrecke zählen ganz klar auch Annehmlichkeiten, und ob man sich kompromisslos bis ins Detail so ausstattet, dass es den Gästen auf diesen Strecken das bietet, was sie aufgrund der Streckenprofile gerne hätten. Die Gewinnmarge ist höher, und deswegen darfs auch "etwas mehr sein" - Großzügigkeit kommt an. Während ein konzernweit abgespecktes Catering-Konzept da dann schon wieder aneckt. Erfrischungstücher werden abgezählt, Salz und Pfeffer ebenso und nur noch in Kombination mit Messer&Gabel im Set. Man verliert sich in Pfennigfuchserei und ebenso den Blick für das wesentliche: Ist da noch genug Fleisch am Knochen, noch Herz, noch Substanz? Man kann die Rücklichter noch sehen, Herr Franz...
Beitrag vom 20.03.2012 - 11:35 Uhr
Usertraveller
User (47 Beiträge)
Man muss kein Wüstenfan sein, um zu erkennen, dass die Araber einfach eine gute Arbeit machen. Sie haben moderne und effiziente Flieger, eine gute Kabine usw. Dass die Staatschefs die Bedeutung der Luftfahrt schon früh erkannt haben und dementsprechend agieren, kann man ihnen wohl nicht zum Vorwurf machen. Eher sollte man von kaufmännischer Weitsicht sprechen.

Die Scheichs sind nicht nur Politiker, sondern auch sehr aktive Geschäftsleute. Das ist der wesentliche Unterschied zu "unseren" Politikern. Ich finde, schon daher kann man eine arabische Staatsairline nicht mit einer vormals verstaatlichten Fluglinie vergleichen. Die Politik hat in Europa bei ihren damals verstaatlichten Airlines vieles verbockt. Klar ist aber auch, dass eine über viele Jahrzehnte gewachsene Fluglinie von der Struktur her Speck angesetzt hat, der nicht so leicht loszuwerden ist. Ein Start-up hat es hier wesentlich leichter (Vergleich OS und HG).

Immer wieder wird behauptet, die Produktionsbedingungen seien unfair, weil die Staatsairlines die Infrastruktur vor Ort quasi gratis bekommen. Antinori & Co widersprechen dem regelmäßig und vehement. Es wäre interessant, mal genaue Zahlen zu sehen. Das wird aber wohl ein Wunschdenken bleiben. So wie ich arabische Geschäftsleute aber kennengelernt habe, nehmen sie zwar viel Geld in die Hand, aber nur für einen wirklich guten Businessplan. Investitionen müssen sich auch rechnen, langes Verlusteschreiben wird in der Regel nicht akzeptiert. Deshalb halte ich es für sehr unrealistisch, dass z.B. EK zulasten von DXB unterstützt wird.

Was mich bei der ganzen Diskussion stört: Dass die Nahost-Carrier für in Europa hausgemachte Probleme verantwortlich gemacht werden. Anstatt die zu "hauen", die es richtig machen, sollte man die Produktionsbedingungen hier optimieren. Die LH hat – wie die Zahlen der letzten Jahre beweisen – vieles richtig gemacht. Und dass Verlustbringer wie BMI und OS gekauft worden sind, dafür können die Araber ja nichts. Ich finde es vielmehr unmoralisch, dass ein privates Unternehmen seine Regierung auffordert, Mitbewerber aus einer bestimmten Region der Welt zu reglementieren. Ich nehme nicht an, dass die LH, wäre sie in der Position der EK, vieles anders machen würde.

Beitrag vom 20.03.2012 - 11:45 Uhr
Usertraveller
User (47 Beiträge)
Reynolds, da bin ich absolut Deiner Meinung. Die europäischen Fluglinien sind meiner Meinung nach zu sehr mit sich und Sparprogrammen beschäftigt. Der Kunde wird vergessen. Bei der OS wird gespart, gespart, gespart. Das früher exzellente Catering auch in der Eco (vor allem Lauda Air!) ist Geschichte. Der Kunde merkt's, wenn der Service an allen Ecken immer weniger wird und registriert das als negativ.

Derzeit fliege ich OS auf der Langstrecke nicht, weil vor allem die B767 eine Zumutung sind. Dass die Tickets mit zu den teuersten zählen, schreckt weiter ab. Gut, dass die Kabine jetzt erneuert wird. Ich hoffe, dass man dann auf der Langstrecke wieder OS buchen kann. Aber noch bin ich skeptisch, auch wenn ich die neue Europakabine gut finde (vom Sparcatering abgesehen).
Beitrag vom 20.03.2012 - 15:06 Uhr
UserTrojaner
User (235 Beiträge)
Bravo ganz genau, ich kann da meinen Vorrednern nur zustimmen,
das sinnfreie sparen in letzter Instanz am Kunden wird langfristig keine Kuinden gewinnen.
Und
Manager ohne Visionen gehoeren ins Mittelalter. Herr Franz sollte sich mal ein Beispiel an einem Tom Enders,
oder vor allem auch einem Steven Jobs nehmen, das Produkt ist das wichtige wenn das stimmt wirds uch gekauft.
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