Beitrag vom 02.12.2018 - 18:24 Uhr
Mit einem Handy kann man in 36000 ft. Höhe auf herkömmlichen Wegen nicht telefonieren, egal wo man ist. Mit einem Satellitentelefon geht das, aber damit "funkt" man sich nicht den ganzen Weg nach Südamerika mal eben so durch.
Von AMS nach CGN ist es nicht weit. Bitte bedenken, dass die Flugbereitschaft in CGN ihre Basis inklusive Technik hat. Daher, sofern machbar, wird man immer versuchen auf der Basis zu landen wo eigene Technik etc. vorhanden ist.
Man hätte auch in AMS, BRU, LHR, LGW, STN, LTN, etc. landen können. Das entscheidet aber der Pilot. Nochmal: Landung an der Homebase wird immer bevorzugt werden. CGN ist kein Provinzflughafen. Die längste Bahn ist 3800m lang. Nur LHR bietet 100 m mehr. Der Pilot hat in CGN sogar die kürzere Bahn in Kauf genommen, Hauptsache der Airbus ist nach der Landung "zu hause".
Vielen Dank für die Antwort. Wie schwerwiegend muß ein Fehler sein, damit der Pilot sich entscheidet noch über 30 Minuten weiter zu fliegen (auch wenn es die Heimatbasis ist) statt innerhalb von wenigen Minuten notzulanden? Amsterdam hat wie Köln eine 3.800 m lange Bahn.
Naja ich sehe die Klassifizierung eines Flughafens weniger aus Sicht eines Piloten. Für ihn ist sicherlich die Länge und Lage der Start- & Landbahn entscheidend. Für mich als Wirtschaftswissenschaftler sind es mehr die wirtschaftlichen Gesamtumstände eines Unternehmens und seine Anspruchshaltung.
Beitrag vom 02.12.2018 - 20:32 Uhr
Will man etwas verbergen?
"Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf einen kriminellen Hintergrund", sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.
Man gehe von einem Fehler in einer elektronischen Verteilerbox aus, die sowohl die Funkanlage als auch das System zum Ablassen des Kerosins steuere. Das System zur Satellitenkommunikation hänge dagegen an einer anderen Verteilerbox. "
Die lange Bahn in Köln wegen Bauarbeiten Nachts geschlossen. Mit Übergewicht auf der kürzeren Bahn zu landen muss also schon einen wichtigen Grund gehabt haben. Prüft das LBA auch Fälle der Bundeswehr?
Beitrag vom 02.12.2018 - 21:03 Uhr
Prüft das LBA auch Fälle der Bundeswehr?
Nein, zuständig ist das Luftfahrtamt der Bundeswehr (LufABw) in Köln; die militärische Flugsicherheit wird von der Abteilung General Flugsicherheit in der Bundeswehr wahrgenommen.
Beitrag vom 03.12.2018 - 09:29 Uhr
Vielen Dank für die Antwort. Wie schwerwiegend muß ein Fehler sein, damit der Pilot sich entscheidet noch über 30 Minuten weiter zu fliegen (auch wenn es die Heimatbasis ist) statt innerhalb von wenigen Minuten notzulanden? Amsterdam hat wie Köln eine 3.800 m lange Bahn.
Bei Rauch/Feuer an Bord fliege ich niemals auch nur 30 Minuten weiter, da wird am nächsten passenden (Fire Fighting/Verfügbare Landebahn)Flughafen gelandet.Ebenso bei einem lebensbedrohlichen Medical ohne ärztliche Hilfe an Bord am nächsten (fürs Medical geeignetem) Flughafen. Mit allem anderen fliege ich auch noch 30 Minuten weiter zur Home Base wie in diesem Fall
Beitrag vom 03.12.2018 - 09:37 Uhr
Es gibt keine "Elektrikbox" welche die Stromversorgung für alle Funkgeräte führt, das ist absoluter Quatsch. Wenn alle Gleichstrombusse für sämtliche Kommunikationsanlagen keinen Saft mehr haben, ist der Flieger annähernd dunkel. Von der Wahrheit ist man wohl noch "etwas" weiter entfernt.
Das Refueling ging nicht mehr
Angeblich soll das Fuel Jettison System (hat mit Refueling nichts zu tun) nicht funktioniert haben. Auch hier gibt es kaum Gemeinsamkeiten mit der Versorgung der Funkgeräte. Außerdem sind auch hier die Motore für die Jettison Valves mehr als einmal stromversorgt, von unterschiedlichen Stromquellen versteht sich. Die ganze Geschichte ist unglaubwürdig, da hat flydc9 völlig recht.
Danke.
Im Kino wären sicher China, Russland oder ein Terrorkomplott für den Ausfall verantwortlich gewesen......
Aber vielleicht wird das ganze ja noch verfilmt. ;-)
Beitrag vom 03.12.2018 - 16:12 Uhr
Die lange Bahn in Köln wegen Bauarbeiten Nachts geschlossen. Mit Übergewicht auf der kürzeren Bahn zu landen muss also schon einen wichtigen Grund gehabt haben. Prüft das LBA auch Fälle der Bundeswehr?
Was hier für Mutmaßungen aufgestellt werden. Die Sanierung der langen Bahn in CGN war zum Zeitpunkt der Ausweichlandung bereits abgeschlossen. Die A340 "16+01" ist ganz regulär auf der RWY 14L gelandet und über den TWY A2 abgerollt.
Dieser Beitrag wurde am 03.12.2018 16:16 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.12.2018 - 16:18 Uhr
Die Kanzlerin ist auf dem Iberia-Flug sicher von Personenschützern (BKA) begleitet worden. Dürfen diese auf einem ausländischem Flug eigentlich Waffen mit sich tragen?
Beitrag vom 04.12.2018 - 06:49 Uhr
Über die technischen Hintergründe des Flugabbruchs kann und möchte ich als Halblaie keine Aussage treffen. Da ich bei der Flugbereitschaft gedient habe, kann ich aber einige Kommentare in diesem Thread nicht so stehen lassen.
1) Überalterung des Geräts. Die Flugbereitschaft hat als einziger fliegender Verband in der Luftwaffe in den vergangenen Jahren eine umfassende Flottenerneuerung/- verjüngung vollzogen. Die alten CL604 (auf denen Herr Oberst Henrich zu meiner Dienstzeit noch im Range eines Majors PIC/FI war) wurden ausgeschleust und durch die Global 5000 ersetzt, zusätzlich kamen Airbus A319 neu in die Flotte hinzu, die vor wenigen Wochen um eine A321-200 ergänzt wurde. Die "alten" A310 VIP (10+21/ 10+22) konnten aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht mehr modernisiert werden und wurden daher bekanntermaßen von der LH in gutem gebrauchten Zustand erworben und in HAM bei der LHT auf den aktuell vom BMVg definierten technischen Stand zur Beförderung von VIP gebracht. Die noch verbleibenden 5 A310er MRTT (10+23 bis 10+26) werden nach wie vor in ihrer Mehrrollenfähigkeit im täglichen Flugbetrieb mit hoher Klarstandsrate geflogen. Das war schon damals so und hat sich bis heute nicht verändert.
Perspektivisch werden die A310er durch A330MRTT ersetzt. Wenn ich mich an den Artikel in der Flug Revue richtig erinnere wohl ab 2020.
2) Technisch nicht ausgereift. Ich bin in meiner Dienstzeit 2 oder 3 mal mit der 10+21 geflogen. Wer noch nie in einer für solch einen Zweck umgerüsteten Maschine gesessen hat kann sich vielleicht nicht sonderlich leicht vorstellen, dass dieses Flugzeug außer Zelle und Triebwerken nicht mehr viel mit der Grundversion gemeinsam hat. Zugegeben: Stand der Technik von Anfang der 1990er Jahre, modular erweitert bis 2005. Sicherlich ist eine umfassende Neuplanung der ganzen Kabelstränge, der Energieversorgung etc. notwendig, um die heute in den beiden VIP´s (16+01/ 16+02) installierten Einrichtungen zu betreiben. Aber da waren keine Dilettanten am Werk, sondern ein renommierter Luftfahrttechnischer Betrieb. Und mit "Starfighter", wie ein User hier die Parallelen zog, hat das ganze sicher nichts zu tun.
3) Die FlBschftBMVg ist der Verband mit dem größten Flugstundenaufkommen innerhalb der gesamten Luftwaffe und sogar gemessen mit den anderen (noch) verbleibenden Transportgeschwadern (LTG 62/ LTG 63).
4) Piloten. Tja, das war schon immer ein Thema. Hier muss man beachten: in erster Linie sind die Bundeswehrpiloten OFFIZIERE, also Soldaten. Hier müssen erstmal für die Offizierlaufbahn geeignete Kandidaten vorhanden sein, die darüberhinaus auch die Eignung für den fliegerischen Dienst mitbringen. Da wird die Auswahl schon mal eng.
Dann kommen die offiziersspezifischen Unabkömmlichkeiten hinzu: Lehrgänge, Verwendungen in anderen Dienststellen (In- und Ausland) - dies alles reduziert die Anzahl verfügbarer Piloten.
Neben dem Fliegen und dem normalen Tages- und Bereitschaftsdienst haben diese noch jede Menge andere administrative Aufgaben wahrzunehmen, ganz ähnlich den Zivilpiloten, die neben dem Cockpit auch noch Managementaufgaben haben.
Fliegerei bei der Bundeswehr ist hinsichtlich Ausstattung in Sachen Personal und Technik (und Wirtschaftlichkeit :-) ) nicht mit einem kommerziellen Flugbetrieb zu vergleichen - hier ist man beim Militär.
Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.
Beitrag vom 04.12.2018 - 08:03 Uhr
@D-AQUI
Danke für die Hintergründe. Zwei Fragen hätte ich noch
3) Die FlBschftBMVg ist der Verband mit dem größten Flugstundenaufkommen innerhalb der gesamten Luftwaffe und sogar gemessen mit den anderen (noch) verbleibenden Transportgeschwadern (LTG 62/ LTG 63).
Das ist relativ. Hätten Sie da eine ungefähre Zahl?
Welche FTL kommen zu Anwendung und was bedarf es um diese auszusetzen. Orientiert man sich hier an der EASA? Auf den Rückflug musste man ja auch wg Ruhezeiten warten. Das lässt vermuten, dass man das sehr hoch hängt und, Militär hin oder her, nicht so einfach aussetzen kann.
Vielen Dank
Dieser Beitrag wurde am 04.12.2018 08:04 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.12.2018 - 10:33 Uhr
@D-AQUI
Danke für die Hintergründe.
Gerne.
>
>Zwei Fragen hätte ich noch
3) Die FlBschftBMVg ist der Verband mit dem größten Flugstundenaufkommen innerhalb der gesamten Luftwaffe und sogar gemessen mit den anderen (noch) verbleibenden Transportgeschwadern (LTG 62/ LTG 63).
Das ist relativ. Hätten Sie da eine ungefähre Zahl?
Nein, auf konkrete Zahlen kann ich heute aufgrund eingeschlafener Kontakte nicht mehr zugreifen.
Die Flugaktivitäten haben sich aber, nach dem die A310 neben Truppentransport/Fracht/MedEvac nun auch als Tanker unterwegs sind, stark erhöht. Dieses Mehraufkommen an Flugstunden durch Refuel-OPS kommt (wie auch für andere militärische Lufttransporte!) dadurch zustande, dass sich u.a. aus dem ehemaligen Lufttransportkommando (LTKdo in Münster) das EATC (europ. Lufttransportkommando) gebildet hat, welches aus einer Vielzahl euopäischer Luftwaffen Kontigentflüge für andere Nationen übernimmt. "Früher" haben die USA und GB die Luftbetankungen mit deren VC-10 und EC-135 übernommen. Das kann unsere Luftwaffe nun selbst machen. Wenn auch nicht in die Umfang. Auch Begleitflüge für Verlegungen zu taktischen Übungen (z.B. Red Flag) in die USA können jetzt von den deutschen Tankern begleitet werden (KÖNNEN...).
Die verbleibenden zwei LTG´s haben durch den Wegfall von Verpflichtungen im Rahmen der ISAF/SFOR etc. nicht mehr die hohen Einsatzflugdienstleistungen, sondern sind hauptsächlich in der taktischen Fliegerei (Sprungdienst, Lastenabwurf, Training) sowie kleinere Tranporteinsätze unterwegs (hauptsächlich, nicht ausschließlich !) Die A400er... gut, bei denen weiß ich es nicht. Aber die dürften nicht auf die hohen Stunden kommen, wie es der Parlamentsflugbetriebe mit den ständigen Shuttle-Services und Langstreckenflügen macht.
Welche FTL kommen zu Anwendung und was bedarf es um diese auszusetzen. Orientiert man sich hier an der EASA? Auf den Rückflug musste man ja auch wg Ruhezeiten warten. Das lässt vermuten, dass man das sehr hoch hängt und, Militär hin oder her, nicht so einfach aussetzen kann.
Das kann ich nicht beantworten. Hier wird es sicherlich eine Trennung zwischen Friedensflugberieb und Einsatzflugbetrieb geben. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sich die Flugdienstzeiten an die zivilen Regelungen anlehnen. Dies ist aber nur eine Vermutung von mir; ich weiß es nicht konkret.
Vielen Dank
Dieser Beitrag wurde am 04.12.2018 10:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.12.2018 - 11:27 Uhr
Nochmals Danke.
Bei den Flugstunden beziehe ich mich mit meiner Aussage, nehme an die meinten Sie, auf den Fall der dann verunglückten TU154. Da wurde das Orchester mit der Luftwaffe (anstatt Linie) nach CPT geflogen um Flugstunden zu schaffen. So die Aussage bei der öffentlichen Betrachtung der Reise/Unfalls. Irgendwas war auch mal mit einer Reise zweier Grünen Minister mit der Challenger nach Brasilien bekomme das aber so spontan nicht zusammen.
Das mag natürlich heute ganz anders aussehen und, da stimme ich zu, es lässt sich die Flugbereitschaft nicht mit einer Airline OPS vergleichen.
Dieser Beitrag wurde am 04.12.2018 11:28 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.12.2018 - 12:16 Uhr
Nochmals Danke.
Bei den Flugstunden beziehe ich mich mit meiner Aussage, nehme an die meinten Sie, auf den Fall der dann verunglückten TU154. Da wurde das Orchester mit der Luftwaffe (anstatt Linie) nach CPT geflogen um Flugstunden zu schaffen. So die Aussage bei der öffentlichen Betrachtung der Reise/Unfalls.
Das gibt es durchaus auch, dass im Rahmen von Trainingsflügen (Start-/Landetraining, fliegerische Inübunghaltung von abkommandierten Piloten) solche Zwecke miteinander kombiniert werden.
>
Irgendwas war auch mal mit einer Reise zweier Grünen Minister mit der Challenger nach Brasilien bekomme das aber so spontan nicht zusammen.
Das war der Herr Scharping (Stichwort: Challenger-Affäre)
Das mag natürlich heute ganz anders aussehen und, da stimme ich zu, es lässt sich die Flugbereitschaft nicht mit einer Airline OPS vergleichen.
Das Bild der Flugbereitschaft hat sich seit Gründung der Bundeswehr ernorm gewandelt. Ursprünglich hieß die FlBschft mal "Genscher-Airlines", weil Außenminister Genscher ein wohl "Frequent Traveller" war, so erzählt man sich. Heute geht das Aufgabenprofil schon alleine durch unsere Bündnisverpflichtungen weit über die originären Aufgaben hinaus. Die Flugbereitschaft übernimmt Verlegelufttransporte von Truppen in Krisenregionen (nach Afghanistan über Kunduz in Uzbekistanin) einem Umfang, den unsere eigentlichen Transportmaschinen aufgrund ihrer kleinen Ladekapazität, Betriebgrenzen (Hitze und hohe Dichtehöhen) sowie deren längeren Reisezeiten niemals stemmen könnten.
Hinzu kommen medizinische Evakuierungsflüge (Mexiko 2004, Ukraine 2015/16, Hurricanereignis in Costa Rica und und und).
Dieser Beitrag wurde am 04.12.2018 12:17 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.12.2018 - 12:28 Uhr
Beitrag vom 04.12.2018 - 13:53 Uhr
Ach, da gibt´s noch mehr Anekdoten. Wache schieben ist ein wahrer Quell an Stories.
Aber zum Thema: mir ist aus persönlicher Verbundenheit wichtig, dass hier kein Bashing auf die Flugbereitschaft betrieben wird. Die Betroffenen sind wohl so ziemlich die letzten, die das verdient hätten.
Beitrag vom 26.12.2018 - 23:24 Uhr