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Langstrecken am BER oft unrentabel

Norse Boeing 787
Norse Boeing 787, © Günter Wicker, FBB

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BERLIN - Die geringe Anzahl von Langstreckenflügen vom Hauptstadtflughafen BER hat aus Sicht des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften in erster Linie wirtschaftliche Gründe - Berlin sei als reiner O&D-Markt nicht groß genug, Zubringerverkehre rechneten sich nicht.

"Die Nachfrage und damit das Potenzial, Langstreckenflüge wirtschaftlich sinnvoll auszulasten, ist in der Hauptstadtregion nicht groß genug", sagte Michael Engel, Geschäftsführer des Verbandes, am Montag in Potsdam. Dieser Aspekt komme aus Sicht des Verbandes in der Diskussion meist zu kurz.

Gerade für interkontinentale Langstrecken aus Deutschland heraus gelte, dass nur "Drehkreuz-Verkehre mit einem Mix aus Lokal- und Umsteigepassagieren die erforderliche Auslastung und eine breite Konnektivität gewährleisten können", sagte Engel. Dieses Modell sei nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ökologisch klar im Vorteil.

Die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg wollen sich für mehr Lang- und Mittelstreckenverbindungen am BER einsetzen. "Der Flughafen Berlin-Brandenburg soll seiner Funktion als Drehkreuz für Ostdeutschland gerecht werden können", hieß es in einer Erklärung nach einer Kabinettssitzung beider Regierungen.

Nach Angaben der Berliner Landesregierung starten am BER täglich bis zu sechs Langstreckenflüge - wenig im Vergleich zu westdeutschen Flughäfen.

Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) bemüht sich seit Jahren um mehr Angebote auf der Langstrecke.

Im vergangenen Jahr nahm die norwegische Billigfluglinie Norse Atlantic Verbindungen zwischen Schönefeld und Los Angeles, Florida sowie New York ins Programm, hat aber zumindest die Verbindungen an die Westküste wieder gestrichen.

United kappt Linie nach Washington

Delta Airlines hat in diesem Jahr eine tägliche Nonstop-Linie vom BER nach New York JFK eingerichtet. Der Konkurrent United hat seine Hauptstädtelinie zwischen Berlin und Washington zum Winter wieder gestrichen und wird sie auch 2024 nicht reaktivieren.

Berlin setzt sich zudem für erweiterte Verkehrsrechte für Emirates ein, die den BER gerne zusätzlich in ihr Programm aufnehmen, hierfür aber kein anderes Anflugziel in Deutschland streichen möchte. Der Bund blockt das bisher ab, Emirates machte dafür 2022 "massive Lobbyarbeit" von Lufthansa verantwortlich.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: FBB | 06.11.2023 13:21

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Beitrag vom 12.11.2023 - 12:04 Uhr
Wäre es möglich, dem Norden/Osten auch ein Passagier-Interkontinental-Drehkreuz nahe der Hauptstadt zu "gönnen"? Wäre es möglich, Menschen u. a. aus Hamburg und Hannover ab BER interkontinental fliegen zu lassen? Mehr als 80 Millionen Menschen: 3 IK-Drehkreuze: Süden (MUC), Mitte/Westen (FRA), Norden/Osten (BER): "Das Drehkreuz-Dreieck für Deutschland"?

Rein theoretisch ja. Was vielleicht einige nicht verstehen ist, dass ein Flughafen interkontinentale Strecken haben kann, also unter anderem auch Fernstrecken, nicht aber zwangsläufig Drehkreuz sein muss.

Das ist vollkommen richtig. Ergänzend kann man noch sagen, dass es so gut wie keine interkontinentale Strecke gibt, die nicht zumindest auf einer Seite ein Drehkreuz besitzt. Und da es Berlin nun mal nicht ist (solange sich kein "Gönner" findet), muss dieses wohl auf der anderen Seite sein.

Jetzt gibt es aber nur ein Ziel auf der Welt, dass (vor Corona, lt. Statistischem Bundesamt) genügend Nachfrage für eine Direktverbindung aus Berlin gehabt hat; das war New York. Entsprechend zögerlich sind die Hubbetreiber auf der Welt, Berlin in ihr Programm aufzunehmen.
Beitrag vom 12.11.2023 - 10:58 Uhr
Vielleicht hat das politische Statement "Der Flughafen Berlin-Brandenburg soll seiner Funktion als Drehkreuz für Ostdeutschland gerecht werden können" ja nichts mit der in der Luftfahrt gebräuchlichen Definition eines Drehkreuzes einer Fluggesellschaft zu tun.
Man wünscht sich mehr Langstrecke, mehr nicht. Dass sich nach AB keine realen Chancen mehr ergeben, dass am BER eine Fluggesellschaft einen Hub aufmacht, hat man wohl schon realisiert.
Wenn mehr internationale Verbindungen als förderlich für die Wirtschaft angesehen werden, dann ist es grundsätzlich auch eine (regional-)politische Pflicht, etwas dafür zu tun. Man verlangt ja auch nichts, man bemüht sich um mehr Angebote auf der Langstrecke. Wie erfolgreich das ist, sieht man. Wie erfolgreich es vielleicht mal wird, muss man abwarten.
Beitrag vom 12.11.2023 - 09:58 Uhr
Wäre es möglich, dem Norden/Osten auch ein Passagier-Interkontinental-Drehkreuz nahe der Hauptstadt zu "gönnen"? Wäre es möglich, Menschen u. a. aus Hamburg und Hannover ab BER interkontinental fliegen zu lassen? Mehr als 80 Millionen Menschen: 3 IK-Drehkreuze: Süden (MUC), Mitte/Westen (FRA), Norden/Osten (BER): "Das Drehkreuz-Dreieck für Deutschland"?

Rein theoretisch ja. Was vielleicht einige nicht verstehen ist, dass ein Flughafen interkontinentale Strecken haben kann, also unter anderem auch Fernstrecken, nicht aber zwangsläufig Drehkreuz sein muss. Ein Drehkreuz ist ein "Knotenpunkt", ein Umsteigepunkt wo ich von einem Flugzeug ins andere wechsle, das mich zum Ziel weiterbringt. Als Beispiel, ich fange meine Reise in München an, steige in London-Heathrow um ins nächste Flugzeug, das mich nach Miami bringt. In dem Fall ist London-Heathrow das Drehkreuz (auf englisch Hub). Jetzt stellt sich die Frage, wenn Berlin ein paar Direktverbindungen zu interkontinentalen Strecken haben kann/will, wieso gleichzeitig Hub werden? Ein bißchen was von allem geht sehe schwer. Die beiden Drehkreuze Frankfurt und München können das, weil sie lange im Geschäft sind, viel Erfahrung besitzen, hoch spezialisiert sind und gut planen und umsetzen können. Meine Meinung, nicht jeder Flughafen, auch wenn es der Hauptstadtflughafen ist, muss oder kann Drehkreuz werden. Viele Faktoren spielen eine Rolle wie die geografische Lage. Beispiele von Hubs die nicht (hauptsächlich) zur Hauptstadt gehören:
USA Hubs: New York-JFK, Atlanta
Hauptstadt: Washington
Schweiz Hub: Zürich
Hauptstadt: Bern
Italien wichtigster Hub: Mailand,
zweitrangig Rom
Hauptstadt: Rom
Kanada Hub: Toronto
Hauptstadt: Ottawa

Wegen seiner geografischen Lage kann ich mir Berlin höchstens als Drehkreuz Richtung Asien vorstellen, das gespannte Verhältnis zu Russland würde allerdings zu Schwierigkeiten führen (eventuell keine Überflugrechte?). Es gäbe außerdem Konkurrenz von benachbarten Ländern wie die skandinavischen und ex UdSSR Staaten.


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