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In einer geplanten Urabstimmung sollen die Gewerkschaftsmitglieder unter den rund 400 in Deutschland stationierten Ryanair-Piloten über einen "längeren Streik" abstimmen. "In Anbetracht der letzten Entwicklungen werden wir anders anscheinend nicht zu Tarifverträgen kommen", schrieb die Tarifkommission an die VC-Mitglieder.
Die VC hatte die Tarifverhandlungen mit dem irischen Billigflieger am Dienstag für gescheitert erklärt, wie ein Sprecher am Mittwoch in Frankfurt bestätigte.
Die Unternehmensvertreter hätten sich in den Verhandlungen extrem unkooperativ gezeigt und seien zuletzt auch nicht mehr zu vereinbarten Gesprächsterminen erschienen, sagte ein Sprecher der VC am Mittwoch in Frankfurt. Zuerst hatte airliners.de berichtet.
Ein Grund für das Zerwürfnis sind auseinanderdriftende Vorstellungen von Airline und Piloten zur Anwendbarkeit deutschen Arbeitsrechts. Ryanair beharrte zudem auf in englischer Sprache abgefassten Tarifverträgen, heißt es in einem Papier der Piloten.
Nun droht ein koordinierter Streik an den deutschen und irischen Standorten des Billigfliegers. Die Iren haben ihre Urabstimmung bereits begonnen und wollen sie nach bisherigen Ankündigungen am 3. Juli abschließen.
Bei der deutschen VC muss zunächst noch der Gewerkschaftsvorstand einem möglichen Arbeitskampf zustimmen. Geplant ist dem Sprecher zufolge, die zuvor notwendige Urabstimmung bis Ende Juli abzuschließen. Ob Piloten in weiteren Ländern hinzukommen, blieb zunächst offen.
Die jeweils nationalen Gewerkschaften stehen untereinander im Kontakt und wollen auch einen gemeinsamen europäischen Regelungsrahmen erreichen.
Ryanair ist mit rund 430 Flugzeugen, 130 Millionen Passagieren pro Jahr und mehr als 4000 Piloten der größte Anbieter von Europaflügen. Wichtige Basen in Deutschland sind unter anderem Berlin-Schönefeld, Frankfurt, Weeze und Hahn. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht zu dem Konflikt.
Einen ersten Warnstreik hatte die VC kurz vor Weihnachten gestartet. Damals hatte es Ryanair allerdings geschafft, sämtliche geplanten Flüge mit Ersatzmannschaften in die Luft zu bekommen. In diesem Jahr hat es zudem Streiks portugiesischer Flugbegleiter gegeben, die zu mehreren Flugausfällen führten.
Ryanair hatte im vergangenen Herbst aus Pilotenmangel erhebliche Schwierigkeiten beim Abfliegen seines Flugplans und musste schließlich rund 20 000 Verbindungen streichen. Im Anschluss gab Ryanair-Chef Michael O'Leary einen spektakulären Kurswechsel bekannt und erklärte, dass man die bis dahin strikt anti-gewerkschaftliche Linie aufgebe und Verhandlungen für das gesamte fliegende Personal anstrebe.
Jährliche Mehrkosten von bis zu 100 Millionen Pfund (114 Mio Euro) haben die Iren bereits eingerechnet und einzelne Gewerkschaften offiziell als Verhandlungspartner anerkannt, ohne bislang zu Verträgen gekommen zu sein.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ryanair | 20.06.2018 13:43
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