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Für die Ingenieure und Techniker im sibirischen Irkutsk war es ein besonderer Moment: Erstmals rollten sie am vergangenen Freitag den fertig zusammengesetzten fünften Prototypen der Irkut MS-21 aus der Montagehalle.
Für den Jet beginnt nun bald eine heiße Phase, auch wenn in Sibiren bereits Minusgrade herrschen: Noch vor Ende des Jahres soll er zu seinem Erstflug starten und im Anschluss daran die MS-21-Testflotte komplettieren.
Was dieses Ereignis so besonders macht? Ganz einfach: Die fünfte MS-21 unterscheidet sich von ihren Schwestermaschinen in einem wichtigen Detail. Denn die vom Hersteller als MS-21-310 bezeichnete Maschine ist die erste, die mit dem neuen russischen Turbofan PD-14 von Awiadwigatel bestückt ist.
Alle anderen MS-21, sie tragen die Bezeichnung MS-21-300, besitzen dagegen PW1000G-Motoren aus dem Hause Pratt & Whitney – dasselbe Triebwerk also, das auch in den Airbus-Jets A220 und A320neo zum Einsatz kommt.
Für die Geschichtsbücher
Der fünfte MS-21-Prototyp schreibt damit gleichzeitig russische Luftfahrtgeschichte: Er wird der erste postsowjetische Verkehrsjet sein, der mit einem rein russischen Antrieb fliegt.
Anatoly Serdjukow vom staatlichen Rostec-Konzern, zu dem auch Irkut gehört, fand entsprechend blumige Worte zum Rollout der MS-21-310: Die bevorstehenden Tests des Jets seien "ein Meilenstein für die Branche und eine klare Bestätigung dafür, dass die inländische zivile Flugzeugindustrie eine Zukunft hat." Nur wenige Länder auf der Welt seien in der Lage, "Luftfahrtausrüstung auf diesem Niveau herzustellen".
So sparsam wie die Konkurrenz
Das Awiadwigatel PD-14 ("perspektivisches Triebwerk mit 14 Tonnen Schub") wurde speziell für die MS-21 als zweite Antriebsoption neben dem PW1000G entwickelt.
Im Gegensatz zum aus den USA stammenden Pendant besitzt es kein Untersetzungsgetriebe zwischen Niederdruckturbine und Fan, sondern ist als gewöhnlicher Zweiwellen-Turbofan ausgelegt. Die Verbrauchswerte beider Triebwerksoptionen sollen jedoch identisch sein – so zumindest lautet der selbstauferlegte Anspruch der Russen.
Bevor die MS-21-310 diesen Anspruch auch in der Praxis untermauern kann, muss sie zunächst noch einige letzte Hürden am Boden überstehen. Dazu gehören Tests sämtlicher Systeme des Flugzeugs, außerdem erste Triebwerksläufe sowie im weiteren Verlauf Rollversuche und Startabbruchtests auf der Runway, die schließlich – möglichst zeitnah – im erfolgreichen Jungfernflug münden sollen.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Irkut (UAC) | 12.11.2020 11:26
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