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Luft Hansa, Lufthansa, Lufthansa Group - 100 Jahre im Zeichen des Kranichs: Lufthansa blickt 2026 auf Fluggeschichte seit 1926 zurück. Und das Jubiläumsjahr hat es in sich.
Konzernumbau
Ein Kranich (ohne Kreis) steht jetzt der ganzen "Lufthansa Group" Pate: Lufthansa spannt 2026 ein neues Konzernabzeichen über ihre Airlinemarkenwelt. Die einende Dachmarke durchdringt Lufthansa auch im Inneren - am 1. Januar 2026 schaltet Lufthansa auf eine neue Konzernorganisation um, die Verhältnisse der Lufthansa-Airlines zueinander werden neu definiert.
Die Steuerung der Drehkreuze sowie die Themen Technologie, Personal und Finanzen laufen auf Konzernebene künftig in vier sogenannten "Group Function Boards" zusammen, Schnittstellen zwischen Vertretern der Lufthansa-Netzgesellschaften und des Konzerns.
Nur noch den Service für die Passagiere und den Flugbetrieb sollen die einzelnen Gesellschaften weiterhin selbst regeln.
Lufthansa verspricht sich von der gestrafften Konzernorganisation einen Abbau von Doppelstrukturen - und ein viel effizienteres Flugsystem. Zwischen Lufthansa-Airlines soll es künftig nicht nur auf der Lang-, sondern auch auf der Kurzstrecke flutschen. Lufthansa will so ihr Interkontsystem zwischen den Drehkreuzen hebeln.
"Wir werden jetzt noch stärker in unser Hub-System integrieren, was es uns ermöglicht, das Wachstum auf der Kurzstrecke begrenzt zu halten und dennoch auf der Langstrecke zu expandieren", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr das Konzept gerade in einem Interview mit "Reuters". "Wir müssen nicht mehr jeden einzelnen Hub mit jedem einzelnen Kurzstreckenziel verbinden."
Die Strategie wird bereits 2026 sichtbar - Lufthansa will ihr Interkontangebot mit sechs Prozent viel stärker ausbauen als die Gesamtkapazität.
Turnaround
Hohe Personal- und Wartungskosten und schleppende Buchungen von Firmenkunden - Lufthansa ist im Kernbereich Lufthansa Airlines mit hartnäckigen Ertrags- und Kostenproblemen konfrontiert.
Die Baustellen geht das Management um Bereichsvorstand Jens Ritter mit dem Maßnahmenpaket "Turnaround" an. Bis 2028 soll das Programm das Betriebsergebnis um 2,5 Milliarden Euro anheben, zu zwei Drittel über Einsparungen und zu einem Drittel über höhere Erlöse. Die Strategie geht inzwischen auf.
Lufthansa Airlines werde "alle Turnaround-Ziele, die wir uns für 2025 vorgenommen haben" erreichen, zog Ritter im November eine Zwischenbilanz. Lufthansa Airlines ist nach Verlusten wieder auf dem Weg in die schwarzen Zahlen.
Lufthansa Classic, der Kern des Lufthansa-Kerns, wird stark auf Langstrecke getrimmt. "Die Zielsetzung ist sehr klar", sagte Lufthansa-Netzwerkmanager Stefan Kreuzpainter. "Bis 2030 werden wir 50 Prozent der Lufthansa-Airlines-Kurzstreckenflotte bei den effizienteren Flugbetrieben Discover Airlines und City Airlines haben."
Zum Vergleich: Ende 2024 hatte Lufthansa Classic noch 80 Prozent der Kurzstreckenflotte von Lufthansa Airlines unter sich. Die Gewichte verschieben sich zu City Airlines: Lufthansa spannt den neuen Hub-Zu-und-Abbringer nach dem Start im München ab Februar 2026 auch am Frankfurter Flughafen ein.
Gegen Ende 2026 erwartet Lufthansa erste Airbus A220-300 bei City Airlines. Der bisherige Lufthansa-Vernetzer Cityline fährt Flugzeug um Flugzeug runter.
Der Konzern dreht auch an anderen Stellen an der Kostenschraube - in der Verwaltung will Lufthansa - gestreckt über fünf Jahre - 4.000 Stellen abbauen.
Lufthansa Classic flog 2025 unterdessen so pünktlich wie seit zehn Jahren nicht mehr. Auch das ist Turnaround. Der Konzern hat am Drehkreuz München die Flugtaktung entzerrt, in Frankfurt stabilisierte Lufthansa den Flugplan mit einer ganzen Flotte aus Reserveflugzeugen - die Maßnahmen waren kostspielig aber wirksam.
Langsam können die teuren Puffer wieder abgebaut werde - Lufthansa erwartet 2026 viel neues Fluggerät, das weniger Wartungs- und Reservekapazitäten bindet. Für Lufthansa ist die Flottenerneuerung der Schlüssel zu einem anspruchsvollen Margenziel - acht bis zehn Prozent vom Umsatz sollen spätestens ab 2030 als Gewinn hängen bleiben.
Flottenzugänge
Die intensivierte Langstreckenstrategie bestimmt die Lufthansa-Flottenpolitik. "Unsere Investitionen in Großraumflugzeuge sind substanziell und sehr strategisch", sagte Lufthansa-Flottenmanager Alexander Feuersänger im September auf dem Lufthansa-Kapitalmarkttag in München.
Lufthansa wird bis Ende 2030 - Stand jetzt - mindestens 20 777-9, 15 A350-1000, 22 A350-900 und 33 weitere 787-9 einspulen. Der Schwerpunkt der Flotteninvestitionen liegt damit "klar auf der Großraumseite", sagte Feuersänger.
Zwei Drittel der Neuauslieferungen werden älteres Fluggerät ersetzen - Lufthansa sortiert bis 2028 alle Airbus A330-200, A340-300 und A340-600 sowie alle Boeing 767-300, 777-200 und 747-400 aus. Ein Drittel der Auslieferungen sieht Lufthansa aber für Wachstum der Großraumflotte vor, unterstrich Feuersänger.
Demgegenüber wird Lufthansa in der Kurz- und Mittelstreckenflotte die Gesamtzahl der Flugzeuge unverändert lassen - aber verstärkt beim Rollover größeres Fluggerät wie Airbus A321neo oder 737 MAX 8 einführen. Dies soll bei einem gesteigerten Angebot Stückkosten drücken.
Um das Kompaktlangstreckenmodell Airbus A321XLR hat Lufthansa bisher einen Bogen gemacht. Das könnte sich 2026 ändern. "Wir analysieren derzeit, ob und wie dieses Flugzeugmuster Mehrwert für die Lufthansa-Gruppe schaffen könnte", sagte Lufthansa-Konzernvorstand Dieter Vranckx laut "Handelsblatt" im Oktober vor Mitarbeitern in Frankfurt.
Insgesamt rechnet Lufthansa in den nächsten fünf Jahren mit 230 neuen Flugzeugen von Airbus und Boeing. Nach Lieferkettenproblemen erwartet Lufthansa kurzfristig so viele Neuzugänge in der Flotte wie nie zuvor: 2026 soll im Schnitt alle zwei Wochen ein neues Großraumflugzeug die Konzernflotte verstärken.
Produktupdates
Die neuen Großraumjets gehen vor allem zu Lufthansa und Swiss - und haben jeweils das aktuelle Interkontprodukt "Lufthansa Allegris" beziehungsweise "Swiss Senses" verbaut. Die neuen Sitze schlagen sich laut Lufthansa-Kreisen im Vertrieb extrem gut - bereiten Lufthansa aber an anderer Stelle noch Kopfzerbrechen.
Die Teilsperrung der Allegris Business Class in neuen Boeing 787-9 wird Lufthansa-Passagiere am Frankfurter Drehkreuz noch bis mindestens Ende April 2026 begleiten - die US-Luftfahrtbehörde FAA lässt sich mit der Zulassung weiter Zeit, 24 der 28 Sitze fliegen im Dreamliner bis auf Weiteres leer durchs Netz.
Lufthansa rüstet Allegris inzwischen auch in Bestandsflugzeuge an. In der Teilflotte 747-8 ist der Kabinenumbau alles andere als trivial. Aus technischen Gründen nutzt Lufthansa die bisherige Business Class im Jumbo-Oberdeck zunächst weiter. Die First Class erhält zwar ein Produktupdate, aber nicht die neuen Allegris-Suiten.
Zwei 747-8 muss Lufthansa nicht mehr umbauen - der Konzern gibt die D-ABYD und die D-ABYG für stattliche 400 Millionen US-Dollar 2026 an die US Air Force ab. Mit den Lufthansa-Maschinen werden Piloten der nächsten Air Force One trainieren, später sollen Ersatzteile der Lufthansa-Jumbos in den US-Präsidentenmaschinen genutzt werden.
Lufthansa zündet 2026 nach der Allegris-Einführung eine weitere Produktstufe - das Projekt "Future Onboard-Experience", kurz "FOX", geht im Frühjahr in Serie. Passagiere haben dann mehr Möglichkeiten, das Flugerlebnis selbst zu gestalten.
"Besonders deutlich wird dies in der Business Class", heißt es von Lufthansa. "FOX ermöglicht es Gästen künftig, ihre zweite Mahlzeit zeitlich flexibel und nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu wählen." In Economy und Premium Economy Class können Passagiere künftig zwischen drei statt zwei Mahlzeiten wählen.
Lufthansa verspricht zudem hochwertige Amenities, aufgewertete Textilien - und komplett neues Geschirr in allen vier Klassen.
Übernahmen
ITA Airways rückt 2026 endgültig eng an Lufthansa heran. Im Sommer 2026 öffnet sich im Übernahmevertrag mit Italien das nächste Zeitfenster, in dem Lufthansa von 41 auf 90 Prozent Kapitalanteil an ITA Airways aufstocken darf. Höchstwahrscheinlich wird Lufthansa die Option ziehen - und ITA Airways weiter mit dem eigenen System verweben.
ITA Airways soll als Lufthansa-Airline 2026 die Star Alliance verstärken. Lufthansa will die Airline und das Drehkreuz Rom zudem in das Transatlantiksystem A++ einspulen. Lufthansa betreibt das Joint Venture mit United Airlines und Air Canada.
Lufthansa ist schon an der nächsten Übernahme dran. Der Konzern wirft neben Air France-KLM und IAG seinen Hut bei der Teilprivatisierung von TAP Air Portugal in den Ring.
"Unser Ziel ist es, die globale Anbindung Portugals zu stärken, die portugiesische Identität von TAP zu bewahren und das Wachstum der Airline nachhaltig zu sichern", bestätigte Spohr im November neue Übernahmeambitionen. Lissabon könne im Lufthansa-Konzern zum atlantischen Drehkreuz ausgebaut werden.
Die portugiesische Regierung will 44,9 Prozent der Airline an einen Investor aus der Branche verkaufen. Weitere 5 Prozent der Anteile sind für TAP-Beschäftigte reserviert. Damit bliebe der Staat zunächst weiterhin Mehrheitsgesellschafter mit etwas über 50 Prozent der Anteile.
Tarifstress
Neue Forderungen und alte Rechnungen: Lufthansa-Piloten im Kernbereich um Lufthansa Classic und Lufthansa Cargo machen bei Betriebsrenten Druck.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ist mit einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils bei Fondseinzahlungen in die Verhandlungen gegangen. Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter hatte die Forderung bei erwarteten Mehrkosten von 228 Millionen Euro pro Jahr als "schlichtweg nicht bezahlbar" zurückgewiesen.
Gesprächsbedarf sieht die Cockpit unterdessen bei der Frage, wie viele Flugzeuge Lufthansa unter den höchsten Tarifbedigungen im Konzern bereedern muss - oder müsste. Jetzt soll ein Schiedsgericht unterschiedliche Rechtsauffassungen von Lufthansa und Cockpit zur sogenannten PPV-Flottenzusage aufdröseln.
Ärger mit dem Flugpersonal droht Lufthansa auch bei der Abwicklung von Cityline. Die Kabinengewerkschaft Ufo drängt auf einen Sozialplan. Den neuen Hubfeeder City Airlines wird Lufthansa Anfang 2026 sehr wahrscheinlich für Piloten und Flugbegleiter mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi tarifieren.
100 Jahre Lufthansa
Die erste Lufthansa firmierte sich 1926. Der aktuelle Konzern geht hingegen auf die 1953 neu gegründeten Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf zurück. Seit 1954 trägt das Unternehmen den Namen Deutsche Lufthansa AG, zum 1. April 1955 wurde der Flugbetrieb aufgenommen. Sei es drum - Lufthansa feiert 2026 die 100 Jahre!
Zum 100. Gründungsjahr öffnet Lufthansa neben der Frankfurter Konzernzentrale am Flughafen ein neues Konferenz- und Besucherzentrum - mit zwei besonderen Ausstellungsstücken im Foyer: Einer Ju 52 und einer Lockheed L-1649A Super Star - die Flugzeuge stehen für die Vor- und Nachkriegs-Lufthansa.
In der aktiven Flotte greift Lufthansa das Jubiläum mit einer Sonderlackierung an sechs Flugzeugen auf.
© aero.de, dpa | Abb.: Lufthansa | 24.12.2025 06:46











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