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14 Großaktionäre drohen Wizz Air mit dem Ausstieg. Die Gruppe sorgt sich um den Stand der Arbeitnehmerrechte beim ungarischen Preisbreicher.
"Wir fordern Wizz Air auf, das Recht der Mitarbeitenden, Gewerkschaften zu gründen und ihnen beizutreten, öffentlich und rechtsgültig anzuerkennen", heißt es in einem Schreiben der Investoren an Wizz-Air-Chef József Váradi. Über den Brief hatte zunächst die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtet.
Sofern Wizz Air der Forderung nicht nachkomme, werde man die Aktienbeteiligung auflösen - und Wizz Air auf eine Sperrliste für künftige Investments setzen. Unterzeichnet ist der Brief unter anderem vom dänischen Versorgungswerk AkademikerPension und weiteren finanzstarken Rentenfonds.
Die Investoren untermauern den Vorstoß mit Sicherheitsbedenken im Kontext von insider-Berichten aus dem Frühjahr 2021.
Bei Entlassungswellen in der Frühphase der Pandemie hatte Wizz Air nach Ansicht von Pilotengewerkschaften teils grob willkürliche Maßstäbe angelegt. Darunter habe die Sicherheitskultur in der Airline "gefährlich gelitten", berichtete ein Whistleblower später der Londoner Zeitung "City A.M."
Nur Vertragspiloten hatten ihre Jobs bei Wizz Air seinerzeit halbwegs sicher. "Die sind unglaublich billig (...) und wir können sie jederzeit feuern", hieß es in einem Mitschnitt aus einer Konferenz, der lange in Pilotenkreisen kursierte. Die Äußerung wurde einem Wizz-Air-Personalmanager zugeschrieben.
Wizz Air hatte im Nachgang Fehler bei "Auswahl- und Umsetzungsprozessen" der Kündigungen eingeräumt - und sich von dem Manager getrennt.
"Gewerkschaften zerstören das Geschäft"
Váradi will Gewerkschaften aus dem Unternehmen fernhalten. "Gewerkschaften zerstören das Geschäft", bekannte der Manager im Juni 2020 in einem viel beachteten Interview mit dem Portal "aeroTelegraph" freimütig. "Wenn die Gewerkschaften versuchen, uns zu erwischen, dann schließen wir einfach die Basis und ziehen weiter."
Ob die Investorenrüge Wizz Air zum Umdenken bewegt? Zumindest will sich die Airline mit den Unterzeichnern in Kürze zu Beratungen treffen, erfuhr aero.de am Donnerstag aus sicherer Quelle.
© aero.de | Abb.: Airbus | 24.12.2021 07:59
Kommentare (7) Zur Startseite
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Dies sollte Schule machen. Es gibt ja noch andere sehr große LCC mit einem eigenen Verständnis gegenüber der Belegschaft...
Das ganze Thema Nachhaltigkeit in der Ausprägung "social responsibility" treibt gerade die großen Investoren immer mehr um. Da geht es um mangelnde Arbeitnehmerrechte, mangelhafte Produkt- und Produktions-Sicherheit, mangelnden Gesundheitsschutz von Arbeitern oder zB. von Anwohnern von Fabriken, zu viel Müll- und Abwasser, Nutzung von Steueroasen, mangelnden Klimaschutz und viele andere Themen.
Das wird gerade in der kommerziellen Luftfahrt noch einige weitere Auswirkungen haben.
Am stärksten auf diejenigen Firmen, die ihre Vorteile primär in der Ausnutzung der eigenen Belegschaft und in Gesetzeslücken suchen.
Und nein, dazu rechne ich die LH auch nicht. Da gibt es andere Vorreiter.
Können sich die Lufthansa Investoren eine Scheibe von abschneiden. Immer wenn Lufthansa Verträge mit den Gewerkschaften kündigt, geht hier der Aktienkurs stark hoch, als Bestätigung an das Management das richtige zu tun und nicht nachzulassen.
Was ein blödsinniger Apfel-Birne Vergleich!
WIZZ - FR wäre hier die richtige Relation.
Mutig hier auch nur ansatzweise die Lufthansa mit Wizzair zu vergleichen.
Zeigt wieder das man sich noch nicht einmal bewusst ist, wo man im deutschen vergleich steht.