Brussels Airlines
Älter als 7 Tage

Lufthansa traut sich wieder Übernahmen zu

FRANKFURT - Brussels Airlines konnte nach Kernsanierung für 2015 wieder einen Gewinn von 41,3 Millionen Euro vorweisen. Lufthansa wird bald, das ist so gut wie abgemacht, auch die 55 Prozent kaufen, die ihr zur Komplettübernahme der Airline noch fehlen. In Frankfurt plant man bereits die nächsten Schritte.

Am 27. April tagt der Lufthansa-Aufsichtsrat und dürfte beraten, ob Lufthansa per Call-Option komplett in der Brussels-Zentrale einzieht. Bis 2018 ließ sich Lufthansa das Recht verbriefen, die übrigen rund 30 Gesellschafter der SN Airholding abzufinden. Der für alle Aktien optionierte Kaufpreis wird maximal 250 Millionen Euro betragen.

Kein wirklicher Hemmschuh, zumal Lufthansa 2008 bereits 65 Millionen Euro für die ersten 45 Prozent bezahlte und Brussels Airlines zwischenzeitlich 100 Millionen Euro für die Sanierung lieh - der Kredit wäre bei einer Übernahme in Aktien wandelbar, heißt es aus dem Konzern.

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Brussels Airlines Airbus A320, © Airbus

Carsten Spohr steht vor seinem ersten großen Airline-Deal als Lufthansa-Lenker und erkennt in Brüssel einen "sehr interessanten Markt". Zwar hat Brussels Airlines in der EU-Beamten-Stadt viel Konkurrenz aus dem Günstiglager, was Lufthansa bei der Integration der Airline aber sogar in die Karten spielt.

"Heute verdient Brussels Airlines auf der Kurzstrecke Geld und hat eine Kostenstruktur, die näher an Eurowings als an Lufthansa dran ist", sagte ein Insider. "Zumindest was Europa angeht" mache es Sinn, Brussels Airlines "an die Seite von Eurowings zu stellen". Lufthansa will sich derzeit noch nicht konkreter zu ihren Brüsseler Absichten äußern.

Die Airbus-Flotte der Belgier passt ebenfalls gut zur aktuellen Lufthansa-Linie. Verbliebene Avro-Jets wird Brussels Airlines in absehbarer Zeit gegen neue A320 eintauschen.

Eine Integration von Brussels Airlines in Eurowings fiele in den Zuständigkeitsbereich von Karl-Ulrich Garnadt. Der Lufthansa-Vorstand verantwortet die Eurowings-Strategie und wachte bereits über die Beteiligung an Brussels Airlines.

Langstrecke zu gut für günstig

Attraktiv ist für Lufthansa auch die Brüsseler Langstrecke. In Nordamerika und Afrika - ein Wachstumsmarkt, dem Lufthansa ohnehin mehr Aufmerksamkeit schenken will - schrieb Brussels Airlines 2015 schwarze Zahlen. "Dieser Teil von Brussels Airlines kann an das neue Modell der Hub-Airlines homologiert werden", sagte der Insider.

Die Lufthansa Group verzahnt ihre drei Kernmarken Lufthansa, Swiss und Austrian, um das Hub-Geschäft zu stärken. Hier laufen die Fäden bei Harry Hohmeister zusammen, der auch die Integration der Brussels-Langstrecke in die neue Team-Strategie "7 zu 1" koordinieren könnte.

Mit einer Komplettübernahme von Brussels Airlines würde Lufthansa nach mehrjähriger Zurückhaltung wieder eine aktivere Rolle in der Konsolidierung an Europas Himmel einnehmen. Soweit die Anzeichen nicht trügen, traut sich Lufthansa gerade bei der Aufstellung des Eurowings-Systems viel zu.

Vergangene Woche schossen Aktien von SAS um 7,2 Prozent in die Höhe. "Reuters" hatte gemeldet, dass Lufthansa an den staatlichen Eignerverbund von SAS herangetreten sei. Schweden, Norwegen und Dänemark halten 50 Prozent an SAS und möchten verkaufen.

SAS gilt ebenfalls als heißer Kandidat für eine Angliederung an Eurowings, obgleich das, wie Lufthansa in diesem Zusammenhang stets betont, keine Übernahme oder Beteiligung voraussetzt. Man tausche sich stets mit seinem Partner SAS aus, sagte Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf. "Alles andere ist pure Spekulation."
© aero.de | Abb.: Airbus | 19.04.2016 15:04

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Beitrag vom 19.04.2016 - 16:44 Uhr
Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt, aber Fakt ist, dass der europäische Flugmarkt viel kleinteiliger und zerfaserter ist als der nordamerikanische Markt.

Anders als Air Berlin mit dba und LTU oder Etihad bei Air Berlin, Jet Airways usw. scheint Lufthansa die Sanierung der einst maroden Beteiligungen und Übernahmen geschafft zu haben (Austrian, Swiss, ...). Das ist durchaus eine Leistung.

Weil mit der Kernmarke Lufthansa aufgrund tariflicher Bindungen kein Wachstum mehr möglich ist, kann es durchaus sinnvoll sein, noch ein paar Übernahmen zu stemmen, um bei der Konsolidierung des Flugmarktes in Europa eine aktive Rolle zu spielen und Marktanteile auszubauen.

Wie schon geschrieben wurde, ist Brussels in Afrika stark und profitabel, kannibalisiert kaum Lufthansa-Strecken, ist da aber eine Waffe gegen Turkish, Air-France-KLM und die Golf-Airlines.

Es ist immer einfach, nachher schlauer zu sein, aber aktuell erscheint die Brussels-Übernahme recht sinnvoll. Und 250 Mio. sind keine große Nummer.


Beitrag vom 19.04.2016 - 16:27 Uhr
Das mutet ein wenig nach "teile und herrsche" an, aber nichts anderes macht Lufthansa ja gerade auch im eigenen Haus. Die SN Afrikalinien sind ein"Profit Center" für sich und haben so gut wie keine Überschneidungen mit LH - eigentlich ist Brussels Airlines derzeit deutlich mehr wert, als der Preis, den Lufthansa sich vor acht Jahren garantieren ließ. Gutes Geschäft.
Beitrag vom 19.04.2016 - 16:16 Uhr
Das ist richtig von LH ...aber ob SAS auch so gut ist muss man sehen die haben doch sehr große Probleme bei der Kostenstruktur...und harte Konkurrenz.


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