"Es ist klar, dass wir bei den letzten Aufträgen eine aggressivere Linie gefahren sind", gestand Bellemare ein. In kommenden Verkaufsverhandlungen werde Bombardier mehr auf die eigene Marge achten, das CSeries-Programm habe den hierfür notwendigen "Reifegrad" erreicht.
Delta nimmt ab 2018 zunächst 75 CS100 in ihre Flotte und zeichnete Optionen, mit denen der Auftrag nachträglich noch auf 125 Flugzeuge ausgebaut werden kann.
Das Geschäftsvolumen gab Bombardier Ende April mit 5,6 Milliarden US-Dollar an. Tatsächlich wird Delta sehr viel weniger Geld für die Flugzeuge überweisen - der Vertrag soll (aus Sicht der Airline) so gut sein, dass andere Hersteller Preisdumping jenseits branchenüblicher Rabatte wittern.
Glaubt man der Konkurrenz, dann legt Bombardier bei jeder CS100 des Delta-Deals 7,0 Millionen US-Dollar drauf - diese Zahl stellte Airbus Vorstand John Leahy am Dienstag in den Raum. Dem "kleinen, niedlichen Flugzeug" fehle das "Geschäftsmodell", stichelte der Manager.
Ist Airbus angesäuert, dann ist Embraer ist richtig. Eine von Bombardier gebuchte Rückstellung für einen verlustbringenden Vertrag über 500 Millionen US-Dollar "lässt uns darauf schließen, dass die Flugzeuge kräftigst subventioniert werden", sagte Embraer Chief Commercial Officer John Slattery in Dublin.
"Die im Raum stehenden Konditionen, zu denen Delta Flugzeuge gekauft haben soll, führen dazu, dass andere Airlines den Markt in einem anderen Licht sehen", ärgerte sich Slattery. Der Delta-Discount wirke sich bereits negativ auf die Preiserwartung von Airlines aus, die sich für Alternativen wie die Embraer E2 interessieren.
Embraer schließt eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WHO) gegen den kanadischen Konkurrenten nicht aus.
Bombardier äußert sich zu konkreten Zahlen oder Konditionen des Geschäfts mit Delta nicht. Geschäftsgeheimnis. Offenbar war der Name Delta als Referenz auf der Kundenliste der CSeries Bombardier aber sehr viel Geld wert.
Als erste Airline wird Swiss Ende Juni eine CS100 erhalten und das Flugzeug am 15. Juli auf der Linie Zürich - Paris in Dienst stellen.
Bombardier sprengte in der Entwicklung der CSeries den Zeitplan um zweieinhalb Jahre und das Budget um gut 2,0 Milliarden US-Dollar. Seit einem Neuanfang Ende 2015, der eine Programmbeteiligung der Provinzregierung von Quebec einschloss, haben die Kanadier wieder Rückenwind.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Bombardier | 02.06.2016 08:15
Kommentare (5) Zur Startseite
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Leahy hat doch in einem Interview hier sinngemäß gesagt (konnte man damals auf aero.de lesen): Da bestellen 2 Lowcost Carrier bei uns riesige Flotten und wollen beide in den selben kleinen lokalen Markt gehen. Wie soll sich so was ausgehen? Einer von beiden wird scheitern, wir schauen uns solche Bestellungen daher immer sehr genau an...
Find den Artikel aber leider nicht mehr im Archiv.
Airbus weiß genau, was strategische Aufträge kosten, nicht nur bei Bombardier