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Lufthansa leitet Konsolidierung mit Herbsthochzeiten ein

FRANKFURT - Lufthansa-Chef Carsten Spohr arbeitete seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren an einer engen Vernetzung mit Air China. Mit dem am Dienstag besiegelten Deal hat Lufthansa im wichtigsten Wachstumsmarkt der Airlinewelt einen Fuß in der Tür. Im Herbst 2016 treibt Lufthansa die Konsolidierung der Branche voran.

Nach den Joint Ventures mit der japanischen Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) und mit Singapore Airlines (SIA) ist der Pakt mit Air China für Lufthansa die dritte Kooperation dieser Art in Asien - und die wichtigste ihrer Art im weltweiten Linien- und Allianzsystem der Lufthansa Group.

Lufthansa, Swiss und Austrian fliegen auf vielen Linien mit ANA, SIA, United und Air Canada Seite an Seite - das garantiert solide Gewinne, viel Wachstum sei in diesen "befestigten Märkten allerdings nicht zu holen", ordnet ein Unternehmens-Insider die bisherigen Allianzen ein. Air China biete Lufthansa dagegen eine neue Perspektive im Fernost-Verkehr.

China sei der wichtigste Markt für Lufthansa und werde eines Tages auch die USA als größten Luftverkehrsmarkt überholen, sagte Spohr am Dienstag in Peking. Lufthansa müsse deswegen mehr Ziele in China bedienen. "Wir werden das auf keinen Fall alleine meistern können."

Carsten Spohr
Carsten Spohr, © Lufthansa

Ohne die staatliche Air China hätte sich Lufthansa an tieferem Zugang ins schwer regulierte China vermutlich ohnehin aufgerieben. Der Deal mit Air China berge zwar auch Risiken - etwa eine keinesfalls gesetzte Akzeptanz der Passagiere für ungleiche Produktstandards - aber eben auch Chancen, heißt es im Lufthansa-Umfeld.

"Auf vielen Strecken zwischen China und Europa wächst die Premiumquote", sagt der Insider. Gut ausgelastete Sitze in First und Business Class verheißen höhere Profite.

Allerdings überziehen chinesische Airlines - einschließlich Air China - Europa gerade mit Kapazitäten, öffnen neue Nonstop-Strecken und bringen so nicht nur Preisstrukturen sondern auch Hub-Systeme ins Wanken. Dabei setzen auch Chinas Airlineriesen fallende Durchschnittserlöse wirtschaftlich gerade schwer zu.

Letztlich will Lufthansa mit Air China Marktanteile zurückerobern, die der Konzern in den letzten Jahren an die Golfairlines verlor. Doch im Spannungsfeld mit Emirates, Etihad und Qatar Airways könnte Spohr bald einen handfesten Tabubruch verkünden.

Lufthansa lote mit Etihad Airways "strategische Schnittmengen" aus, lässt eines der heißesten aktuellen Branchengerüchte viel Spielraum für Interpretationen. Lufthansa und Etihad schweigen beharrlich.

Strecken-Bollwerk mit Air Berlin

Spohr soll seinem Aufsichtsrat allerdings schon Ende September eine Übernahme von 40 Flugzeugen der taumelden Etihad-Beteiligung Air Berlin vorschlagen. Ein Drittel des Flugbetriebs - alle Air-Berlin-Linien abseits der Drehkreuze Berlin und Düsseldorf - könnten in einem Wet Lease zu Eurowings wandern.

Der beidseitige Nutzen eines solchen Geschäfts ist umstritten. Bei Eurowings wären die Air-Berlin-Strecken zumindest sicher - Lufthansa fürchtet, dass Ryanair und Easyjet nur auf ihre Chance warten und sich auf innerdeutsche Tagesrand-Slots von Air Berlin setzen, sollte Air Berlin weiter schrumpfen.

Eurowings-Chef Karl-Ulrich Garnadt warnte unlängst vor einem Ansturm der Billigflieger auf große Flughäfen, die bisher fest in den Händen von Lufthansa und Air Berlin waren. "Wir kriegen eine Intensität des Wettbewerbs, wie wir ihn bisher noch nicht gesehen haben", sagte der Manager.

Eurowings ist daher zu schnellem Wachstum verdammt. Neben den Strecken von Air Berlin und einer wahrscheinlichen Komplettübernahme von Brussels Airlines könnte Lufthansa - vielleicht noch im Herbst - auch SAS und sogar Condor an Bord holen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 20.09.2016 19:24


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