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Etihad will Niki-Anteile von Air Berlin ankaufen

flyniki Airbus A320 mit Sharklets
flyniki Airbus A320 mit Sharklets, © airberlin

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BERLIN / WIEN - Die um ihre Existenz kämpfende Fluggesellschaft Air Berlin versucht bei ihrer Aufspaltung laut Insidern auch an frisches Geld vom Persischen Golf zu kommen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtet, soll die Finanzspritze im Zuge der Abtrennung der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki fließen.

Diese soll laut Insidern mit der deutschen Tui-Fluglinie Tuifly in einem neuen Ferienflieger-Bündnis unter Beteiligung der Air-Berlin-Großaktionärin Etihad aufgehen. Sprecher der Fluglinien wollten sich nicht zu der Finanzierungsfrage äußern. Der Tui-Aufsichtsrat soll an diesem Mittwoch über das Vorhaben entscheiden.

Der von Etihad arrangierte Touristikverbund werde nach einem neuen Plan 19 Flugzeuge von Niki, 14 von Air Berlin und 30 von TUIfly umfassen, berichten mit der Sache vertraute Personen.

Wie viel Geld die Araber Air Berlin zuschießen können, hängt davon ab, mit welcher Summe Niki bei dem Deal bewertet wird. Denn Etihad kann ihre Beteiligung an der deutschen Gesellschaft nicht beliebig aufstocken. Die Fluglinie aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi hält derzeit knapp 30 Prozent der Anteile. Als nicht-europäisches Unternehmen darf sie ihre Beteiligung zwar bis auf 49,9 Prozent erhöhen. Allerdings müsste Etihad schon bei der Überschreitung von 30 Prozent ein öffentliches Übernahmeangebot abgeben.

Air Berlin hatte in den vergangenen Jahren einen Rekordverlust nach dem anderen eingeflogen - allein 2015 belief er sich auf fast 450 Millionen Euro. 2016 sackte sie selbst im sonst gewinnträchtigen dritten Quartal in die roten Zahlen. Der Schuldenberg wuchs bis Ende September auf mehr als eine Milliarde Euro, das Eigenkapital war ebenfalls mit mehr als einer Milliarde Euro negativ. Die Gesellschaft hält sich seit Jahren nur noch mit Finanzspritzen von Etihad in der Luft. Die Araber haben sich Air Berlin als Zubringer zu ihrem Drehkreuz Abu Dhabi aufgebaut. Wirtschaftlich erwies sich die Beteiligung aber als teures Zuschussgeschäft.

Unter dem Druck vom Persischen Golf hatte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler Ende September ihre Aufspaltung von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie angekündigt. Mit nur noch 75 Maschinen soll sie sich künftig auf den Netzwerkverkehr auf der Kurz- und Langstrecke konzentrieren. 40 Flugzeuge sollen samt Personal an den Lufthansa-Konzern vermietet werden, der sie vor allem bei seiner Billigtochter Eurowings einsetzen will.

Die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki soll zusammen mit Tuifly in ein neues Ferienflieger-Bündnis mit insgesamt rund 60 Flugzeugen eingehen. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge soll der Tui-Konzern daran mit 24 Prozent und Etihad mit 25 Prozent beteiligt sein. Die Mehrheit soll demzufolge eine österreichische Stiftung halten, für deren Führung Air-Berlin-Chef Stefan Pichler vorgesehen sei. Ein Air-Berlin-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob die Gesellschaft ihre Beteiligung an Niki im Zuge des Deals zurückfahren wird.
© dpa-AFX, Bloomberg, aero.de | 22.11.2016 08:43

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Beitrag vom 22.11.2016 - 17:23 Uhr
Partnerschaft mit TUI, sehr schlechte Eintscheidung!
TUI hat selbst eigentlich keine Marke mehr auf dem Markt, siehe TUI-Cruises, RIU, TUIfly, Magic Life Clubs . . . alles TUI Marken, aber alle auf Billigniveau von 3. Anbietern betrieben.
Leider muss das der Endkunde erst noch kapieren, dann wird auch diese Marke wieder vom Markt verschwinden.
Gibt es denn bei EY keine Revision, dass man solch einen Fehler schon vorneweg bemerkt??
Kein Zweifel, AIR BERLIN muss sich neu aufstellen und innovativer und moderner werden und vielleicht ist es auch ratsam von EY zu trennen?

Dieser Beitrag wurde am 22.11.2016 17:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.11.2016 - 13:11 Uhr
@ Guido3
Bis auf den letzten Absatz eine sehr gute Analyse. Würde ich so auch fast unterschreiben. Da im Markt erhebliche Überkapazitäten herrschen werden die Kapazitäten von Air Berlin sicherlich nicht eins-zu-eins ersetzt. Für das Verwaltungspersonal sehe ich wenig Chancen, eher schon für das Fliegende oder in der Wartung und einiger Spezialisten. Der Wettbewerb wird sich die Paxe schnell einverleiben, aber nicht unbedingt über mehr Kapazität sondern über bessere Auslastungen. Einige Strecken werden werden schneller übernommen als andere. Nischenmärkte werden erstmal brachliegen und dann irgendwann von anderen Airlines bedient werden, wenn die Kostenbasis stimmt.
@MUC123
Eine Rückkehr nach DUS entbehrt schon nicht ganz einer gewissen Komik. Vielleicht benennt man sich ja wieder in LTU. Die Marke war ja positiv besetzt, auch wenn sie nicht den Anforderungen des heutigen Reisenden mehr gerecht würde. Aber daran könnte man marketing-technisch feilen. Allerdings bleibt die Frage der aussichtsreichen Märkte. Wegen der bereits erwähnten Überkapazität und der Tatsache dass zur Zeit alle glauben ihr Heil im Nordatlantikverkehr zu finden ist doch stark zu bezweifeln, ob eine neue "LTU", so nenne ich sie mal, gegenüber der Konkurrenz irgendetwas besser oder günstiger machen kann. Insofern teile ich auch den Schlusssatz das Geschäft lieber anderen zu überlassen.
Beitrag vom 22.11.2016 - 11:20 Uhr
Etihad ist Retter aber auch gleichzeitig Sargnagel für Air Berlin. Ohne die Gelder von Etihad wäre Air Berlin schon lange tot. Aber mit Etihad kann Air Berlin auch nicht gesunden. Nach Asien und Afrika darf Air Berlin nicht mehr fliegen. All diese Strecken musste Air Berlin aufgeben, weil sich dieser Verkehr über Abu Dhabi routen lässt und Etihad in diesen Zielregionen wachsen will.

Air Berlin darf deshalb nur den Verkehr bedienen, der nicht sinnvoll über Abu Dhabi geroutet werden kann. Das ist zum einen der Verkehr in Europa. Da hat Air Berlin null Chance gegen die Effizienz von Ryanair, Easyjet, Wizz. Und jedes mal wenn Lufthansa auf einer Strecke ein halbes Jahr Kampfbepreisung gegen Air Berlin fährt, muss sich Air Berlin von der Strecke zurück ziehen. Es ist einfach keine Substanz mehr da, um einen auch über den Preis ausgetragenen Wettbewerb auszuhalten.

Daneben darf Air Berlin Nordafrika bedienen. Der Markt ist seit 5 Jahren aber ziemlich tot oder wird im Fall von Marokko auch aggressiv von Ryanair bedient.

Dann bleiben noch die Amerikastrecken, auf denen AB nun wachsen will, auf denen es aber auch hammerharte Konkurrenz gibt. Die amerikanischen Airlines haben ihre Konkurs- und Sanierungsrunden hinter sich und sind wirtschaftlich wieder bärenstark.

Sein Heil sucht Air Berlin nun darin, Full-Service-Network-Carrier zu werden. Aber bei den Zielen ist AB durch Etihad auf Regionen beschränkt, die nur etwa 1/3 der Weltbevölkerung repräsentieren und die nicht unbedingt zu den Wachstumsstärksten gehören. Das ist eine große Bürde.

Air Berlin hat auch nicht die starke oder extrem positiv besetzte Marke. In Summe sehe ich einfach nicht, auf welcher Basis man die Dinge bei Air Berlin ins Positive wenden will. Es ist keine Basis, keine Substanz mehr da. AB gehört kein einziges Flugzeug mehr, man schiebt einen riesigen Schuldenberg vor sich her. Eine Airlines die bei Null beginnt, hat wahrscheinlich eine bessere Perspektive als AB, denn AB steht nicht bei Null sondern weit im Minusbereich.

Früher hatte ich Angst, das ein Ausscheiden von AB zu einem Monopol von Lufthansa auf diversen Strecken führt, aber die Gefahr stellt sich heute nicht mehr. Der Markt kann die Kapazität von AB locker auffangen. Andere europäische Airlines müssten dazu im Durchschnitt um ca. 3% wachsen. Das geleaste Fluggerät und die Manpower von AB verschwindet nicht, wenn AB vom Markt verschwindet. Sondern das kann kurzfristig von anderen Airlines genutzt werden. Insofern darf man die künstliche Zwangsbeatmung dieser seit Jahren todkranken Airline auch mal einstellen und das Geschäft denen überlassen, die es besser können.







Dieser Beitrag wurde am 22.11.2016 11:27 Uhr bearbeitet.


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