Streiks bei Lufthansa
Älter als 7 Tage

Buchungseinbruch – Flüge teils nur mit 10 Prozent Auslastung

Enteisung einer Lufthansa Boeing 747-400
Enteisung einer Lufthansa Boeing 747-400 am Flughafen Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT / MÜNCHEN - Die Pilotenstreiks bei der Lufthansa gehen am Mittwoch weiter. Nach Angaben der Airline sind für diesen Tag 890 Verbindungen mit 98 000 Passagieren gestrichen. Flüge der Töchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti sind erneut nicht betroffen.

Die Fluggesellschaft hatte am Montagabend ihren Versuch aufgegeben, die Ausstände noch vor Gericht stoppen zu wollen.

Ob es bald zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommt, blieb zunächst offen. Weitere Streiks sind nach Angaben des VC-Sprechers Jörg Handwerg jederzeit mit einem Vorlauf von 24 Stunden möglich.

Deutlich weniger Buchungen

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Mittwoch) haben zuletzt deutlich weniger Menschen Flüge bei der Lufthansa gebucht. Die Kapazitätsauslastung bei den trotz des Streiks durchgeführten Langstreckenflügen sei erheblich gesunken, berichtete die "Bild" (Mittwochsausgabe) mit Bezug auf ein Schreiben der Pilotenvereinigung Cockpit an die eigenen Mitglieder. Die Auslastung liege teilweise bei weniger als zehn Prozent.

Zudem gebe es laut dem Schreiben Rückmeldungen aus dem Lufthansa-Management, wonach die Buchungsrückgänge "deutlich spürbar sind". Dem Unternehmen entstehen dem Zeitungsbericht zufolge durch den Streik mittlerweile Kosten in Höhe von rund 15 Millionen Euro täglich. Der vergangene Woche begonnene Ausstand habe damit schon Kosten von rund 75 Millionen Euro verursacht.

Aus Cockpit-Kreisen habe es außerdem Hinweise gegeben, dass der Streik bei der Lufthansa im Dezember enden könnte. Dafür könnten die Piloten bei Germanwings in den Ausstand treten.

Streit innerhalb der Belegschaft spitzt sich zu

In dem zugespitzten Arbeitskampf kommt es nun auch zu einem öffentlichen Kräftemessen zwischen den streikenden Piloten und Teilen der übrigen Belegschaft. Für diesen Mittwoch haben sowohl die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) als auch der Betriebsrat des Frankfurter Bodenpersonals zu entgegengesetzten Demonstrationen vor der Lufthansa-Unternehmenszentrale aufgerufen.

Der Boden-Betriebsrat Frankfurt fordert in seinem Aufruf ein schnelles Ende des "zerstörerischen Streits" und verlangt von der VC, in eine Schlichtung einzuwilligen. Die Durchsetzung von Partikularinteressen gehe auf Kosten aller anderen Kollegen. "Vielmehr muss es darum gehen, den notwendigen Konzernumbau im Sinne aller Lufthanseaten konstruktiv und in die Zukunft gerichtet zu begleiten. Tarifforderungen müssen sich den realen Marktbedingungen stellen", heißt es in dem nicht namentlich unterzeichneten Aufruf.

Boden-Betriebsrat: Es herrscht große Angst

Der Streik der Piloten wird von Teilen der Lufthansa-Belegschaft als zunehmende Bedrohung für das Unternehmen wahrgenommen. "Was immer die Piloten herausholen, muss am Ende des Tages an anderen Stellen im Unternehmen gegenfinanziert werden", sagte das Mitglied des Lufthansa-Betriebsrates Frankfurt Boden, Ruediger Fell, der Deutschen Presse-Agentur.

"Es herrscht große Angst um die Unternehmenszukunft am Boden, bei der Technik und der Cargo", sagte das Betriebsratsmitglied, das sich der nicht-gewerkschaftlichen "Vereinigung Boden" zugehörig fühlt. Die Piloten nähmen mit ihren fortgesetzten Streiks die Lufthansa- Mitarbeiter ebenso in Geiselhaft wie die Passagiere. Bei Lufthansa gebe es eine schweigende Mehrheit, die von den Streiks die Nase voll hätten.

Kabinengewerkschaft Ufo verurteilt Anti-Piloten-Demo

Die Kabinengewerkschaft Ufo distanzierte sich ausdrücklich von der Demonstration gegen die Piloten. Der Aufruf sei ein "bitteres Armutszeugnis" für das Gremium, erklärte Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies. Verdi distanzierte sich ebenfalls. "Wir halten die Demonstration für falsch und haben unsere Mitglieder aufgefordert, daran nicht teilzunehmen", sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle der Deutschen Presse-Agentur. Die Verdi-Vertreter im Betriebsrat hätten sich ausdrücklich gegen die Aktion gewendet.

Lufthansa und Cockpit streiten im Moment um die Gehälter von rund 5400 Piloten der Lufthansa, Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings. Die VC verlangt für einen Zeitraum von fünf Jahren Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent bis April 2017. Lufthansa hatte für einen noch längeren Zeitraum 2,5 Prozent angeboten. Bei der Lösung weiterer offener Tariffragen lautete die Offerte 4,4 Prozent plus einer Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern. VC hatte am Sonntagabend nach ergebnislosen Gesprächen mit Lufthansa abermals zu Streiks aufgerufen.
© dpa-AFX | 30.11.2016 06:22
#11122
Beitrag vom 30.11.2016 - 15:50 Uhr
Das ist richtig. Aber wie so häufig den Piloten vorgehalten, könnte ja auch Herr Spohr zu IAG gehen und das vierfache verdienen. Tut er aber nicht oder kann er nicht.

Es werden weltweit tausende Piloten gesucht. Es wird gerade kein Vorstandschef bei IAG, United, Emirates usw. gesucht. Davon abgesehen will ich Spohr da eigentlich gar nicht verteidigen. Die ganzen Vorstandsbezüge sind generell zu hoch. Nur wenn man den Vergleich führen will, was Leute mit vergleichbaren Positionen anderswo verdienen, dann hat Spohr sicher die besseren Argumente als LH-KTV-Piloten. Nur das war mein Punkt.

Ich glaube schon, dass auch der Kunde einen Vorteil davon hat, wenn ein Dienstleister sein Personal gut behandelt und vernünftig bezahlt.

In harten Zahlen und Statistiken: Eindeutig Nein.

Ökonomie ist nun keine Naturwissenschaft, sodass Aussagen wie "es steht absolut fest" dort nicht zulässig sind;-)

Richtig. In der Ökonomie gibt es anders als in der Physik oder Mathematik kaum Gesetzmäßigkeiten sondern zunächst nur Theorien. Aber in der Ökonomie gelten in weiten Bereichen die mathematischen Gesetze. Wenn Airline A für 10 Taler fliegen kann und Airline B das nur für 11 Taler hinbekommt, dann muss Airline B diesen einen Taler zusätzlich wieder herein holen. Ohne für den Kunden wahrnehmbare Mehrleistung kann man den höheren Preis angesichts des brutalen Wettbewerbes aber nicht am Markt durchsetzen.

Die Vergangenheit hat doch gezeigt, dass diese Veränderungen so oder so kommen, egal, ob man einen guten oder einen schlechten Tarifabschluss gemacht hat!

In dem einen Fall kommen Sie eben viel früher, weil der Anpassungsdruck größer ist.
Beitrag vom 30.11.2016 - 13:50 Uhr
Von mir aus soll der Vorstand das Spiel mitspielen und den Laden von den Piloten in die Pleite steuern lassen.
Dann kann man das Unternehmen von Grund auf erneuern und wird auch sozialunverträgliche Piloten los.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da wird ein Instrument "Streik" dermaßen übertrieben eingesetzt, das traditionell sein zu Hause in der Arbeiterschicht hat. Folge wird sein, dass diejenigen, die ohnehin viel weniger Einkommen haben, noch mehr abdriften. Zum Wohle und auf Initiative der Piloten.

Die Piloten werfen dem Vorstand ja gerne so etwas wie Turbokapitalismus vor. Wenn es um die eigene Mission geht, um völlig wahnwitzige Zusagen seitens des Arbeitgebers, sind die Piloten doch selbst Turbokapitalisten.

Mir tun alle Lufthansa-Mitarbeiter, die nicht Pilot sind, leid, dass sie derart unmögliche Kollegen haben. Es gibt angesichts der Gesamtsituation keine Argumente für die Forderungen der Piloten. Gutscheine für Workshops, die sich mit der Realität beschäftigen und Stunden beim Psychiater - das käme mir für Lufthansa-Piloten am ehesten in den Sinn.

Dieser Beitrag wurde am 30.11.2016 13:51 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.11.2016 - 12:58 Uhr
Die Verantwortung für dieses Desaster liegt allein beim Vorstand!
Weiter so - VC !!!
Und nicht einlullen lassen von all den Neidern hier...

Dieser Herr zeigt, wie die Hansens denken...immer wieder wird von Neidern gesprochen!
Es geht den Meisten hier ganz sicher nicht um Euer Gehalt! Für viele Eurer Gäste dürften Eure Gehälter Peanuts sein!
Es geht vielmehr darum, dass 100.000-de unter Euren wahnwitzigen Forderungen leiden!

Ihr seid einfach nicht mehr die Helden der Lüfte, wie es mal vor 2-3 Generationen war, als es keinen Autopiloten und FMS gab!
Wenn Ihr nur einmal registrieren würdet, was für ein hartes Leben viele Akademiker haben, würdet Ihr Euch zurücklehnen und Euer Leben genießen!
Mehr als ausreichend Zeit habt Ihr ja...


Und da war er wieder, der nicht angemessene Stil. Und das von einem Akademiker...
Und dann wundern Sie sich, dass Sie mit solchen Kommentaren von uns belächelt und nicht für voll genommen werden...


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