Sonderverwaltung
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Alitalia trifft Vorbereitungen für harte Landung

Alitalia Airbus A330
Alitalia Airbus A330, © Alitalia

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ROM - Basta. Alitalia wird nach dem gescheiterten Rettungsversuch unter Fremdverwaltung gestellt. Das entspricht einer Insolvenzverwaltung. Das Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung in Rom gab am Dienstagabend einem Antrag des Managements auf "außerordentliche Sonderverwaltung" statt, wie aus einer Mitteilung hervorging.

Die Regierung ernannte per Dekret außerdem drei Kommissare. Sie müssen nun die Geschicke des seit Jahren in der Krise steckenden Unternehmens lenken - und ausloten, ob Alitalia die Wende schafft oder das Unternehmen aufgelöst werden muss. Die italienische Regierung will einen Käufer für die Krisen-Airline finden und lehnt eine Verstaatlichung der einstigen Staatslinie bislang ab. Der Flugbetrieb laufe weiter wie geplant, hieß es zuvor.

Im April hatte die Belegschaft in einer Abstimmung einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmaßnahmen abgelehnt. Die italienischen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad - der mit Abstand größte Aktionär - hatten daraufhin die im Plan vorgesehene Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro abgesagt.

Die Aktionäre hätten das Ergebnis mit "tiefem Bedauern" zur Kenntnis genommen, denn das Votum habe eine Sanierung und einen Neustart der Gesellschaft verhindert, hieß es am Dienstag.

Ohne die Unterstützung aller Beteiligten für eine Umstrukturierung sehe sich Etihad nicht in der Lage, weiter in das Unternehmen zu investieren, erklärte Vorstandschef James Hogan laut Mitteilung. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile hat sich für die Araber bislang als teures Zuschussgeschäft erwiesen.

"Wir haben alles getan, um Alitalia zu unterstützen (...), aber es liegt auf der Hand, dass diese Firma eine fundamentale und weitreichende Umstrukturierung braucht, um in Zukunft zu überleben und zu wachsen."

Eine Verstaatlichung der ehemaligen Staats-Fluglinie schloss die Regierung in Rom bislang aus. Sie will einen Käufer für die Krisen-Airline finden und stellte Alitalia für die Übergangszeit einen Brückenkredit von 300 bis 400 Millionen Euro in Aussicht.

Derzeit arbeite das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung an einem Dekret, das die Rahmenbedingungen für einen solchen Kredit festlege. Den Segen Brüssels braucht die Regierung dafür nicht, da dieser Schritt nicht als staatliche Beihilfe anzusehen sei, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission.

Italienische Medien spekulieren, dass die Laufzeit eines solchen Kredits länger sein und die Kreditsumme mit 500 Millionen Euro höher liegen könnte. Lufthansa hatte indes in der vergangenen Woche mitgeteilt, kein Interesse an einer Übernahme der Fluggesellschaft zu haben.

Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Billigflieger wie Ryanair und Easyjet waren in den vergangenen Jahren massiv auf den italienischen Markt gedrängt und hatten die ohnehin schon schwache Alitalia unter Druck gesetzt. Im Jahr 2015 hatte diese fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht, letztes Jahr sollen 460 Millionen Euro Miese aufgelaufen sein.

Experten halten die Perspektive für Alitalia für weitaus schlechter als etwa für die angeschlagene Air Berlin - auch weil die Belegschaft als wenig kooperativ gilt. Alitalia beschäftigt 12 500 Mitarbeiter.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Alitalia | 02.05.2017 12:57


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