COMAC C919
Älter als 7 Tage

Wird "Made in China" Airbus und Boeing gefährlich?

PEKING - November 2015 war ein großer Monat für Chinas Aerospace-Industrie - der staatliche Flugzeugkonzern COMAC lieferte sein erstes Passagierflugzeug aus, den 90-Sitzer ARJ21. Jetzt, im Mai 2017, steht COMAC an der Schwelle zum Erstflug eines Programms, das noch um einiges wichtiger ist.

Mit der C919 bricht China das Duopol der A320 von Airbus und 737 von Boeing. Am Freitag soll die C919 zum ersten Mal abheben und die ihre Leistungsfähigkeit demonstrieren. Der Markt für Standardrumpfflugzeuge ist enorm und wird allein in China auf mehr als 500 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Was wissen wir über die C919?


Die C919 ist für 158 bis 174 Passagiere in einer 3-3 bestuhlten Kabine ausgelegt. COMAC kauft für das Flugzeug vorerst westliche Triebwerke, das CFM LEAP-1C. Die LEAP-Triebwerksfamilie setzen auch Airbus und Boeing für die A320neo und 737 MAX ein. COMAC nennt die C919 "die Blume der chinesischen Industrie".

COMAC C919
COMAC C919, © COMAC

Wann wird diese Blume blühen?

Läuft ab jetzt alles nach Plan wird die C919 ab 2019 Passagiere fliegen. Doch es gab Verzögerungen - eigentlich sollte der Erstflug schon letztes Jahr stattfinden. Die Testphase der ARJ21 zog sich vom ersten Testflug bis zur Zulassung sechs Jahre. Mit der C919 werde man "deutlich schneller" am Ziel sein, verspricht COMAC.

Müssen sich Airbus und Boeing Sorgen machen?


Kurzfristig nicht, auf lange Sicht wird die C919 den Herstellern zumindest in China sicherlich Marktanteile abjagen. Immerhin entwickelt sich das Land gerade zum größten Airlinemarkt der Welt und wird 2024 an den Vereinigten Staaten vorbeiziehen.

Laut einer Boeing-Prognose für den weltweiten Absatzmarkt werden in China bis 2035 nicht weniger als 6.810 neue Verkehrsflugzeuge benötigt.

Wie passt die C919 in diesen Markt?

Standardrumpfflugzeuge bilden schon heute das größte Marktsegment in China, aber richtig spannend ist die Fernlichtperspektive: auf 535 Milliarden US-Dollar beziffert Boeing das absehbar zu verteilende Geschäftsvolumen - 75 Prozent aller Gesamtumsätze mit Verkehrsflugzeugen in China.

Wer sind die Käufer der C919?


COMAC, ausgeschrieben "Commercial Aircraft Corporation of China", liegen vor dem Erstflug Aufträge und Kaufzusagen von 23 Kunden für 570 C919 vor. Mit Ausnahme der Flugzeug-Leasingsparte von General Electric stammen alle Aufträge von Firmen aus China.

COMAC C919
COMAC C919, © COMAC

Das EIS der C919 wird in der Flotte von China Eastern Airlines stattfinden, der zweitgrößten Fluggesellschaft im Land.

Wird die C919 auch außerhalb Chinas fliegen?


So lautet zumindest der Plan. Chinas Luftfahrtbehörde will mit Europa und den Vereinigten Staaten bis Ende 2017 Airworthiness-Abkommen schließen, damit die C919 auch in diesen Märkten fliegen darf.

Wer ist an dem Flugzeug beteiligt?

Airbus und Boeing werden Marktanteile einbüßen, doch für 16 westliche Programmpartner - etwa Honeywell und das Triebwerkskonsortium CFM um Snecma und General Electric - bedeutet die C919 willkommenes Neugeschäft.

Weshalb ist China so spät dran?

China unternahm schon mehrere Anläufe auf eigene Airliner. Die Y-10 verlief nach Testflügen in den 1980er Jahren im Sand und auch die Lizenz-Produktion der MD-82 wurde abgeblasen, nachdem Boeing Chinas Technologiepartner McDonnell Douglas übernommen hatte.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: COMAC | 04.05.2017 09:32

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Beitrag vom 05.05.2017 - 05:31 Uhr
Das ist so wohl nicht ganz richtig. Die A320 Familie wird keineswegs in China in Lizenz gebaut. Vielmehr hat Airbus dort mit chinesischen Partnern eine zusätzliche Montagelinie errichtet (ähnlich wie jetzt auch in den USA), wo vormontierte Segmente aus Europa angeliefert und dort endmontiert werden.
Beitrag vom 04.05.2017 - 17:21 Uhr
Nicht abgeblasen hingegen wurde die Lizenzproduktion der Embraer-Regionaljets sowie der A320-Familie.

Das sollte man der Ehrlichkeit halber schon erwähnen - nicht nur, was nicht funktioniert hat.


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