Massive Ausfälle
Älter als 7 Tage

Air Berlin kämpft nach Krankmeldungen um Flugbetrieb

Air Berlin
Air Berlin am Flughafen Berlin-Tegel, © CC/GFDL

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BERLIN - Bei der insolventen Air Berlin fallen wegen Krankmeldungen vieler Piloten den zweiten Tag in Folge Flüge aus. Am Mittwoch wurden zunächst mindestens 30 Verbindungen gestrichen. Betroffen seien etwa der Flughafen Berlin-Tegel mit sieben und der Flughafen Düsseldorf mit fünf Ausfällen, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Die weiteren Streichungen verteilten sich auf verschiedene Airports. Köln/Bonn war nach dortigen Angaben mit neun Flügen der Gesellschaft Eurowings betroffen, die bei Air Berlin Maschinen mit Besatzung gemietet hatte. In Düsseldorf fielen fünf Verbindungen aus. In Stuttgart waren es mindestens zwölf Flüge, davon acht bei Eurowings. Es sei nicht ausgeschlossen, dass im Verlauf des Tages noch weitere Strecken gestrichen werden müssten, so die Air-Berlin-Sprecherin.

Bereits am Dienstag hatten sich etwa 200 Piloten von Air Berlin krank gemeldet. Mehr als 100 Flüge fielen aus, Tausende Passagiere waren betroffen.

"Ich wünsche mir, dass alle Beteiligten an den Gesprächen um die Zukunft von Air Berlin die Nerven behalten und versuchen, das Beste für die Beschäftigten zu erreichen", sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte, "den Flugbetrieb jetzt bestmöglich aufrechtzuerhalten und nicht die Kunden in Mitleidenschaft zu ziehen".

In einem internen Brief an die Piloten schrieben Vorstandschef Thomas Winkelmann und seine Kollegen Oliver Iffert und Martina Niemann am Dienstag: Es "liegen uns gegenwärtig 149 Krankmeldungen von Kapitänen und First Officers vor". Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Dieser Krankenstand habe sich bis zum Mittwochmorgen nicht verändert, sagte die Sprecherin.

Die Kosten für die Airline beliefen sich am Dienstag nach internen Berechnungen auf rund fünf Millionen Euro. Das Management sprach von einer existenzbedrohenden Situation und kritisierte, ein Teil der Belegschaft spiele mit dem Feuer.

Der Vorstand, die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Betriebsrat riefen die gesunden Mitarbeiter dazu auf, zur Arbeit zu kommen. Die Unternehmensführung betonte: "Wir laufen massiv Gefahr, den Investorenprozess, den wir mit dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begonnen haben, nicht mehr zu einem möglichst positiven Ende zu führen." Um Investoren nicht zu verschrecken und möglichst viele Arbeitsplätze retten zu können, sei es "entscheidend, den Flugbetrieb kurzfristig zu stabilisieren".

Die erneuten Turbulenzen kommen für Air Berlin reichlich ungelegen, schließlich drängt die Zeit für einen Verkauf. Bleibe es bei diesem Krankenstand, drohe vermutlich eine vollständige Liquidation der Fluggesellschaft, warnte der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus im Intranet des Unternehmens. Er soll die Airline sanieren und verhandelt mit der Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf. An diesem Freitag endet die Bieterfrist, eine Entscheidung soll am 21. September fallen.

Die seit Jahren verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Großaktionärin Etihad die Zahlungen eingestellt hatte.
© dpa | Abb.: CC/GFDL | 12.09.2017 20:30

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Beitrag vom 14.09.2017 - 14:20 Uhr
Merwürdigereweise habe ich auf einen Einsatz gestern und vorgestern gewartet aber passiert ist nichts. Aber gerne mal die Piloten in der Presse durch den Fleischwolf drehen.
Armes Deutschland

Vereinigung Cockpit (Pressestelle)
presse@vcockpit.de

PRESSEINFORMATION

Vereinigung Cockpit e.V.
Frankfurt, 14.09.2017


Airberlin – ein Blick hinter das Chaos

Nach den Flugausfällen bei Air Berlin wurden schnell die Piloten zu Schuldigen gestempelt. In der Öffentlichkeit war gar die Rede von wilden Streiks. Erst ein Blick hinter die Kulissen zeigt das wahre Bild.

Die Piloten der airberlin arbeiten seit Jahren für ein Unternehmen in wirtschaftlicher Schräglage. Genauso lange werden sie aufgrund zu ertragender aber erfolgloser Sparmaßnahmen mehr und mehr unter Druck gesetzt. Seit dem 15.08.2017 befindet sich airberlin nun in der Insolvenz und alle Mitarbeiter müssen um ihre Zukunft bangen. In dieser Situation wurde den Piloten am 11.09.2017 mitgeteilt, dass das airberlin-Management zwar mit potentiellen Partnern über Flugzeuge und Streckenrechte verhandeln wird, aber eine tarifliche Lösung zur Weiterbeschäftigung für die Mitarbeiter derzeit nicht angedacht sei. Die sich daraus ergebende Extremsituation in Bezug auf Existenzängste und der daraus resultierenden psychischen Belastungen führten unweigerlich dazu, dass sich der ein oder andere Pilot nicht mehr in der Lage sah, konzentriert seiner Arbeit nach zu gehen und einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten.

Da die Sparmaßnahmen bei airberlin die Personalsituation in allen Bereichen bis an die Grenze ausgedünnt hat, führte schon die Erhöhung des Krankenstandes von rund 10% zum Kollaps des Flugbetriebs.

Zum Unverständnis der VC, wurden am gestrigen Tage Flüge gestrichen, für welche Fluggerät und komplette Crew verfügbar waren. „Es stellt sich die Frage, ob z.B. die ebenfalls unter Personalknappheit leidende Einsatzzentrale den Flugbetrieb gar nicht so schnell wieder in die Normalität überführen konnte, letztlich jedoch die airberlin-Piloten dafür öffentlich verantwortlich gemacht werden sollen.“, so Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit.

Entgegen anderslautenden Berichten, gibt es keine besseren Vergütungstarifverträge für die Piloten der ex-LTU oder ex-dba. Das Tarifniveau der airberlin liegt in vergleichbaren Regionen, wie das von easyjet und Condor und damit weit entfernt von den in der Presse teilweise aufgeführten Gehältern. Condor und easyjet stehen in der Verantwortung, in ihren Geboten nicht nur Flugzeuge und Slots, sondern auch die Mitarbeiter der airberlin zu umfassen. Nur durch einen geregelten Übergang auch des Personals, haben sie die Gewissheit geschlossener Tarifverträge und können sich so mit ihren Mitarbeitern ganz auf den Wettbewerb am Markt konzentrieren.

Das weit darunterliegende Tarifniveau der Eurowings führt zu weiteren Ängsten bei den airberlin Piloten. Sollte die Eurowings sich tatsächlich für bis zu 50% des airberlin-Geschäfts interessieren, befürchten viele Piloten Gehaltseinbußen um die 30%.

„Eine ganz besondere Verantwortung kommt nach Eingang der Gebote aller Interessenten dem Generalbevollmächtigten Herrn Dr. Kebekus zu. Seine Aufgabe ist es nicht nur die Gläubiger möglichst zu befriedigen, sondern auch für geregelte Übergänge des Personals der airberlin zu sorgen. Die Managementfehler der letzten Jahre dürfen jetzt nicht einseitig auf das Personal abgewälzt werden.“ so Schulz weiter. „Die Vereinigung Cockpit wird mit Eingang der Gebote nochmals zu entsprechenden Verhandlungen auffordern.“
Beitrag vom 13.09.2017 - 13:13 Uhr
Das sehen hier aber viele anders ;-)
Das ist auch gutes Recht eine andere Sichtweise zu haben. Schreibe auch nur meine pers. Meinung.
Stimme ja allem zu. Ich sagte nur, dass soviele unterschiedliche Aspekte in einer Meldung bisher mir nicht unterkamen. Die Aussage an sich habe ich ja garnicht bewertet.

Sie erwähnt das Insolvenzverfahren aber auch, dass in dieser Zeit außer Versprechungen die sozialen Belange der Mitarbeiter überhaupt nicht thematisiert wurden. Das halte ich für die differenzierteste Aussage, die ich zum Thema in irgendeinem Medium gehört habe.

Zunächst einmal ist da die Rolle des Insovenzverwalters zu beurteilen. So bitter es für die Beschäftigten ist (so scheint mir die Rechtslage) hat er zunächsts einmal hauptsächlich die Aufgabe die vorhandenen Werte so gut wie möglich für die Gläubiger zu verwerten. Soziale Wohltaten sind da nicht drin und wovon sollten die auch bezahlt werden.

Das die Intessenten da allein durch abwarten wie sich die AB selbst zerlegt oder zerlegt wird in einer (zu) guten Position befinden ist leider Realität. Ryanair hat außer einer Presekonferrenz ja nichts zu bieten gehabt. Der denkt im Traum nicht daran sich sein (wie ich finde) fieses Geschäftsmodell kaputt zu machen. Was der an Al Italia interessiert würde mich wirklich interessieren. Die sind doch nicht seit Jahren sondern seit jahrezehnten ein Fass ohne Boden.
Beitrag vom 13.09.2017 - 12:13 Uhr
 https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/zdf-morgenmagazin-clip-16-314.html

Ab Minute 2
Wow!!! Endlich mal eine differenzierte Sichtweise!

Ich hoffe das ist schwarzer Humor.....

in dem ersten Satz sind bereits 2 Fehler, die diese Frau eigentlich ihren Job kosten sollten. Wenn ich schon GEZ finanzierte Journalistin bin, dann kann ich wenigstens meinen Job machen und mich vorher informieren.

AB ist nämlich nicht vor der Insolvenz sondern ist Insolvent, betreibt diese in Eigenregie und die Gehälter sind per Insolvenzausfallgeld gesichert. Es gibt also eine Arbeitspflicht - und keine Legitimation mal eben mittels Krankschreibung einen wilden Streik auszulösen.
Zweitens ist für ein Unternehmen wie AB in Krise das aktuell darum kämpft soviel wie möglich weiter betreiben zu können (wie auch immer) 200 wild streikende Piloten ein riesiges Problem - eines das tödlich sein kann.
Ich vergleiche das gerne mit Krieg: Denken sie 200 durchgebrochene sowjetische Panzer waren für die Wehrmacht ein Problem?
Ja. Das Kostet Geld, Vertrauen, Aussenwirkung, u.v.a. Zeit, und die ist dank begrenzter Mittel kritisch.
Steht AB nämlich erstmal, ist alles weg.


Die Schuld beim Management zu suchen ist richtig, aber AB hat da eine lange History- man hat zig eigner und manager gehabt, keiner hat es hinbekommen.
Geht mit dt. Löhnen und Kosten wohl leider nicht, hätte Hunold damals AB zur dt. FR oder Norwegian gemacht....


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