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Beitrag 16 - 30 von 32
Beitrag vom 06.05.2020 - 15:03 Uhr
Userflydc9
User (795 Beiträge)
Ich muss gestehen, dass ich es schade finde, dass LH unverschuldet derzeit in der tiefen Krise sitzt und sich unsere Politiker leider einmal mehr nicht gerade mit einigem und wirtschaftsfreundlichem Verhalten hervortun. Aber ist die finanzielle Lage bei LH wirklich unverschuldet derart prikär?
Herr Spohr wird nicht müde permanent zu verkünden, dass der Konzern in den letzten Jahren ein Rekordergebnis nach dem anderen eingefahren hat. Das ist sehr erfreulich und kam dem Unternehmen, den Mitarbeitern, den Aktionären und auch der Umwelt durch modernere Flugzeuge zugute. Wenn ich mir nun allerdings die Geschäftszahlen von LH anschaue frage ich mich ob da so nachhaltig gewirtschaftet wurde wie gerne proklamiert wird. Seit 2014 gab es nach Steuern Gewinne von insgesamt mehr als 9 Milliarden €. Das nenne ich doch mal eine sehr ordentliche Zahl. Wie hat sich entsprechend die Eigenkapitalsquote verändert? Marginal, von 17,28% auf 23,37%, seit 2 Jahren fällt sie sogar wieder.
Ich versuche diese Situation gerne als Privatmann ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund zu verstehen. Sicherlich gibt es da inhaltliche Fehlannahmen, ich bitte diese dann sachlich zu korrigieren:
Ich kaufe als gut verdienender Privatmann ein Haus für 1 Millionen €. Nach einigen Jahren habe ich davon 172.800€ abgezahlt und plötzlich erhalte ich eine Gehaltserhöhung die mein Gehalt vervielfacht. Nach 5 Jahren des Lebens ins Saus und Braus mit schönen Autos, viel Urlaub und teurem Whisky stelle ich erstaunt fest, dass ich noch immer 765.300€ Schulden für den Hauskauf auf der Bank habe und wie es der Zufall will verliere ich meinen Job. Die laufenden Kosten sind jedoch hoch und ich kann den Kredit nach 3 Monaten schon nicht mehr bedienen denn die Reserven die ich mir unters Kopfkissen gelegt habe reichen nicht mehr aus und waren wohl zu wenig. Nun gehe ich zu Banken um eine Lösung zu finden. Dort wird meine allgemeine Qualifikation die es durchaus ermöglicht zukünftig wieder gutes Geld zu verdienen gemeinhin anerkannt, die Banken bieten mir Geld an, aber zu unterschiedlichen Konditionen:
- Bank 1 ist umweltorientiert, bietet mir ein Brückenkredit an, ich soll aber davon auch eine Photovoltaikanlage aufs Haus bauen und die Ölheizung durch eine moderne Wärmepumpe ersetzen. Das kostet natürlich Geld, aber dafür bekomme ich ja auch Geld.
- Bank 2 bietet mir auch Geld an, will dafür aber an der Gebäudenutzung mitreden. Ich soll einen Untermieter in meinen Hobbyraum aufnehmen und es wird mir verboten mir für die Laufzeit des Kredites einen neuen Flachbildfernseher zu kaufen, den Rasen darf ich nur noch von Hand mähen denn für einen Mähroboter wird mir auch kein Geld gegeben.
- Bank 3 ist mehr an meinem Einfluss auf die Nachbarschaft interessiert und bietet den Kredit an, wenn der Rentner von nebenan dessen Rente niedrig ist weiterhin einmal im Monat meine Hecke gegen Geld schneiden darf und die junge Dame aus der nächsten Straße muss auch weiterhin einmal die Woche vorbei kommen um den Haushalt sauber zu halten.

Dafür wollen alle Banken natürlich auch Zinsen, allerdings wenn ich den Text richtig verstehe 9% des Geldes welches am Monatsende noch auf dem Konto als Überschuss vorhanden ist wenn ich wieder einen Job habe. Ist am Monatsende nichts übrig bekommt die Bank auch nichts. Eigentlich kann ich damit also nicht so viel falsch machen.

Ich lade dann alle Bankvertreter auf meine Terasse ein und verkünde, dass ich zwar das Geld möchte, aber es mir verbiete, dass eine Bank irgendeinen Einfluss darauf ausübt was ich mit dem Geld mache. Das stößt bei den Bankvertreten natürlich nihct auf Jubelschreie, habe ich doch in der Vergangenheit bereits bewiesen dass Nachhaltigkeit nicht so ganz meine starke Seite ist. Ich möchte auch für den Kredit weder Zinsen zahlen, noch eine Dividende von 9% meines Überschusses am Monatsende denn wenn ich so viel Geld abgeben muss kann ich den Kredit ja nie vollends bedienen. Im prinzip möchte ich einfach nur das Geld ohne etwas dafür abgeben zu müssen oder mich irgendwie einzuschränken, oder besser gesagt einen Blankoscheck.

Wo ist da mein Denkfehler der das Verhalten der Lufthansa/des verschuldeten Hausbesitzers dermaßen ins schlechte Licht rückt? Bin ich der einzige Mensch dieser Welt, dessen finanzielle Reserven für mehr als 2 Monate ohne Einkommen trotz laufender Kosten ausreichen, vor allem wenn die Vorjahre das Geld in Strömen in die Kasse geflossen ist? Verschwiegen sei bei diesem Beispiel, dass die Bank dem Besitzer beim Verkauf des Hauses aus Bankbesitz dieses geschenkt hat.

Ja die Situation ist sehr speziell, unverschuldet und unvorhersehbar gewesen. Anders als Condor hatte LH in den letzten Jahren allerdings durchaus die Mittel den Konzern auf stabile Füße zu stellen und gegen solche Eventualitäten besser aufzustellen. Dass dies nicht gemacht wurde, mit Fuel Hedging zudem im Casino mit hohem Einsatz gepokert wurde dessen Verluste nun die Bank übernehmen soll, finde ich etwas unverständlich, oder um es mit den Worten von Herr Spohr zu sagen: "Das ist bitter. Das ist niederschmetternd. Das tut weh." Ein Champion der Lüfte, der in der Vergangenheit viel Konkurrenz verloren hat und seine monopolähnliche Stellung auf vielen Routen durchaus aktiv nutzt hätte da in meinen Augen mehr machen müssen. Dies wurde versäumt und ich kann auf den ersten Blick durchaus verstehen, wenn Politiker dafur sorgen möchten, dass die Staatshilfen nachhaltiger bei LH investiert sind als LH das Geld selbst genutzt hätte.


Gut geschrieben.
Das alles kann sich Spohr auf seine Kappe schreiben.
Auch wenn viele ihn in den Himmel heben. - er war nüchtern betrachtet nicht unbedingt die beste Wahl , als CEO der DLH ernannt zu werden. Vielleicht hätte er besser stinknormaler LH Pilot bleiben sollen
Beitrag vom 06.05.2020 - 15:32 Uhr
UserScheisse Fritz
Modellator
User (14 Beiträge)
Das alles kann sich Spohr auf seine Kappe schreiben.
Auch wenn viele ihn in den Himmel heben. - er war nüchtern betrachtet nicht unbedingt die beste Wahl , als CEO der DLH ernannt zu werden. Vielleicht hätte er besser stinknormaler LH Pilot bleiben sollen
Was ist das denn? Die Neiddebatte mal wieder?
Beitrag vom 06.05.2020 - 15:49 Uhr
UserLH_HON
User (17 Beiträge)
Ich denke nein.
Herr flydc9malklug möchte eher sein profundes Wissen mit uns teilen.
Die Frage ist nur, warum jemand, der alles weiss und kann, seine Zeit damit verbringt, Forenbeiträge zu verfassen, statt DAX Konzerne zu lenken.
@flydc9: rufen Sie doch mal in Frankfurt an. Kluge Leute sind da immer gern gesehen!
(Haben Sie sich schon einen Wetteinsatz überlegt?)
Beitrag vom 06.05.2020 - 21:17 Uhr
UserJumpfly
User (438 Beiträge)
Gordon schrieb:
"Dieser Hausbesitzer hat aber nicht in Saus und Braus gelebt - mit schönen Autos, viel Urlaub und teurem Whisky - er hat den Großteil seiner Gehaltserhöhung in die Moderniesierung seiner Heizung (weil dieses Haus in einer sehr kalten Gegend steht) und in seine Angestellten gesteckt.
Dummerweise steigen die Temperaturen - was noch niemals in den letzten 30.000 Jahren passiert ist - auf dauerhaft 40° an und seine Heizung nutzt ihm jetzt leider nichts mehr.
Hätte er nur mal in eine Klimaanlage investiert.

Sie, als Privatmann, hätten sich bestimmt gesagt: Ich lass das mal mit der Heizung, wer weiß, ob nicht noch mal eine Hitzewelle kommt ...."


Es spielt am Ende keine entscheidende Rolle wofür der Hausbesitzer sein Geld ausgegeben hat, er hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat und das bei Rekordeinnahmen in Serie. Der Hausbesitzer hat also nicht in Saus und Braus gelebt? Das Gehalt von Herr Spohr lag 2015 bei 2,59 Mio €, 2018 waren es schon 4,554 Mio €, das sind mal eben knapp 76% Gehaltserhöhung in 3 Jahren. Ist das bei Ihnen so üblich? Bei mir leider nicht.

Wenn ich mir also ein Haus kaufe und mich dafür ordentlich verschulde ist es also nach Ihrem Vernehmen nach sinnvoller sich weiter zu verschulden um das Haus zu modernisieren als evtl. zuerst mal einen Teil der Schulden zu begleichen? Mag in der Wirtschaft mit nicht haftbaren Managern heute Gang und Gäbe sein, bei Privatleuten ist es nicht der Fall.
SARS, Ebola, spanische Grippe (deutlich schlimmer als Covid19) sind nach Ihrem Kenntnisstand also etwa um die 30.000 Jahre her oder interpretiere ich Ihre Aussage falsch? Er hätte nicht besser in eine Klimaanlage investiert, sondern die Schulden getilgt und in der Hitzewelle nachts gelüftet.

Dieser Beitrag wurde am 06.05.2020 21:18 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.05.2020 - 21:52 Uhr
UserLP
User (397 Beiträge)
Es ist wieder sehr erfrischend hier.
Der eine kann’s nicht lassen, mit abwertenden Worten die ME 3 zu beschimpfen, dafür gibt’s von Jumpfly eine sehr lesenswerte Ausführung
Ob das alles eins zu eins anwendbar ist mag ich nicht einschätzen können. Aber sicher ist was wahres dran. So schnell wie das Ersparte weg ist beim "europäischen Champion".
(Wobei ich der LH ausdrücklich das Überleben wünsche.)
Wenn CS das Mitbestimmen des Staates nicht passt, kann er gern private Investoren befragen. Bei 10 Milliarden wird NIEMAND einfach so sagen: mach mal wie Du denkst, hier ist das Geld.
Beitrag vom 06.05.2020 - 22:11 Uhr
UserPLANEtruth
FQTV CC-Lover Selbstzahlen
User (698 Beiträge)

Gut geschrieben.
Das alles kann sich Spohr auf seine Kappe schreiben.
Auch wenn viele ihn in den Himmel heben. - er war nüchtern betrachtet nicht unbedingt die beste Wahl , als CEO der DLH ernannt zu werden. Vielleicht hätte er besser stinknormaler LH Pilot bleiben sollen


@flydc9: ...... das duerften auch Sie schon gemerkt haben, es gibt keinen "stinknormalen" LH Piloten! ;-)
Beitrag vom 06.05.2020 - 22:47 Uhr
UserJumpfly
User (438 Beiträge)
Bitte nicht falsch verstehen, ich wünsche der LH, dass sie die Krise überwindet und anschließend gestärkt aus ihr hervorgeht. Altlasten wie GWI sind schon weg, andere wie die EW Langstrecke operated by Brussels oder Sun Express Germany werden wohl folgen. Ich wollte nur meine Verwunderung über die knappen Notreserven bei LH in Kombination mit den doch sehr selbstbewussten Forderungen gegenüber dem Staat beim Thema Hilfe durch Steuergeld kund tun. Es war nicht meine Absicht damit LH Bashing zu betreiben oder jemanden vor den Kopf zu stoßen. Der Vergleich mit dem Privatmann hinkt sicherlich auch an gleich mehreren Ecken, dennoch ist er in Grundzügen hoffe ich verständlich.
Beitrag vom 07.05.2020 - 02:35 Uhr
UserNeilArmstrong
User (422 Beiträge)
Vielleicht liegt es ja auch ein wenig am durchaus arroganten Auftreten der LH- Spitze um Spohr, dass das bisjetzt nicht zum Abschluss gekommen ist.

Das Drohen mit "lieber Insolvenz als staatliches Mitreden" ist schon starker Tobak.

Man stelle sich vor, im Aufsichtsrat würden SPD- Mitglieder sitzen, dass dürfte Spohr & CO Magengeschwüre und schlaflose Nächte bereiten in Hinblick auf bevorstehende Entlassungen, Sozialpläne, Stilllegungen (GW), Gehaltsverhandlungen etc.

Vielleicht ist Ihr Auftreten arrogant. Denn es waren gerade die von Ihnen so gelobten aber vertrottelten Politiker mit ihrem "negativem" Wissen, welche die LH in die jetzige Situation brachten. Die sollen dann das Unternehmen besser führen können? Irre! Spohr vertritt nur das, was seine Aufgabe ist: die Interessen der Eigentümer und Mitarbeiter. Übrigens: das GG garantiert das Eigentum! (Art. 14 Abs. 1 GG)
Beitrag vom 07.05.2020 - 07:26 Uhr
Usermarbu
User (285 Beiträge)
Ich versuche diese Situation gerne als Privatmann ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund zu verstehen. Sicherlich gibt es da inhaltliche Fehlannahmen, ich bitte diese dann sachlich zu korrigieren:

Der wichtigste Satz aus ihrem ganzen Beitrag und gewiss keine Fehlannahme: Sie haben keinerlei betriebswirtschaftlichen Hintergrund und offen gesagt auch keinerlei Ahnung davon.
Sie schauen einfach nur auf "Gewinn" und EK Quote, faseln dann irgendwelches wirres Zeug und stellen komische Vergleiche auf. Merken Sie sich fürs Leben: Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.
Denken Sie ernsthaft die Gewinne bei LH wurden verprasst und versoffen? Es gibt wohl kaum Branchen die so Kapitalintensiv sind (und dementsprechend geringe Kapitalrenditen abwerfen) wie die Luftfahrt. Nicht umsonst der berühmte Satz "Wie wird man Millionär? Als Milliardär eine Airline gründen!".
Die Gewinne wurden investiert (also genau das Gegenteil von ihrem katastrophalen Vergleich). Vor allem in moderne Flugzeuge. Die kosten bei der Anschaffung richtig Geld - zahlen sich aber langfristig aus. Wie z.B eine Solaranlage um nochmal auf ihren dümmlichen Vergleich zu kommen. Unverschuldet ist es jetzt aber so dass man mit diesen teuren und modernen Flugzeugen quasi NICHTS mehr anfangen kann. So als würde morgen die Sonne aufhören zu scheinen - völlig unvorhersehbar - und ihre Solaranlage wird nutzlos.

TL;DR wenn man von irgendwelchen Dingen wirklich keinerlei Ahnung hat, keinen Kommentar dazu abgeben. Sonst macht man sich nur lächerlich
Beitrag vom 07.05.2020 - 07:40 Uhr
UserJumpfly
User (438 Beiträge)
Ich habe nie behauptet einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund zu haben, dennoch vielen Dank für die Bestätigung.
Da Sie meinen Beitrag gelesen haben werden Sie auch festgestellt haben, dass ich um eine sachliche Diskussion gebeten habe. Diese Fähigkeit scheint Ihnen verwehrt zu sein, schade dass es in diesem Forum sich leider sehr oft in die Richtung entwickelt, dass man lieber den Gegenüber verbal persönlich angehen muss als dass eine Diskussion ermöglicht wird. Die Anonymität des Internets scheint bei einigen leider die letzte Schranke des guten Benehmens einzureissen (falls sie jemals vorhanden war). Danke für Ihren dümmlichen Kommentar um es mit Ihren Worten zu schreiben.
Fakt war, ist und bleibt: LH hat Rekordgewinne eingefahren und ist nun nach guten 2 Monaten Corona pleite. Weitsichtige Planung sieht doch etwas anders aus, das können andere offensichtlich besser.

Dieser Beitrag wurde am 07.05.2020 07:41 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.05.2020 - 08:01 Uhr
UserLH_HON
User (17 Beiträge)
Ihre Verärgerung ob des Tons kann ich verstehen.
Inhaltlich liegt Ihr Vorgänger jedoch richtig.
Geflogen wird seit März nicht mehr. Jetzt ist es Mai und LH hat scheinbar immer noch Mrd. auf dem Konto.
Statt Ihrer 2 Monate sind es also doch eher an die 6 Monate.
Und jetzt mal ehrlich: welches Unternehmen übersteht 6 Monate (inkl. Miete, Versicherung, (Teil-)Personalkosten bei 0€ Geldzufluss?
Ich glaube: keine 5%
Das ist beim Gemüsehändler oder Bäcker ums Eck nicht anders. Das hat mit schlecht wirtschaften nichts zu tun.
Bislang war so ein Lockdown ein nie dagewesenes, nicht vordtellbares Szenario. 6 Monate Cash vorhalten fand ich einen plausiblen Wert.
Im Gegenteil: ich als Anleger (und vermutlich auch die Mitarbeiter) würde mich bedanken (bzw. abwandern), wenn ein Unternehmen sein Geld größtenteils auf tot auf die Bank legt, statt damit zu arbeiten. Da besteht doch ein Unterschied zum Privatmann.
Beitrag vom 07.05.2020 - 08:02 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
@Jumpfly


Es spielt am Ende keine entscheidende Rolle wofür der Hausbesitzer sein Geld ausgegeben hat, er hat mehr ausgegeben als er eingenommen hat und das bei Rekordeinnahmen in Serie.

Soweit ich weiß, wurde die Eigenkapitalquote von 13% (2014) auf 23% (2019) erhöht.

Der Hausbesitzer hat also nicht in Saus und Braus gelebt? Das Gehalt von Herr Spohr lag 2015 bei 2,59 Mio €, 2018 waren es schon 4,554 Mio €, das sind mal eben knapp 76% Gehaltserhöhung in 3 Jahren. Ist das bei Ihnen so üblich? Bei mir leider nicht.

Naja, ich weiß nicht, ob man es Saus und Braus nennen soll, wenn der Hausbesitzer dem Majordomus endlich das bezahlt, was die Majordomi (?) in der Nachbarschaft verdienen.
Das da große Prozentsätze herauskommen liegt eher am geringen Gehalt der Lufthansa VVs in früheren Jahren.
Aber interessant, dass sie dieses Beispiel bei über 30 Mrd. Euro Verbindlichkeiten aufführen.

Wenn ich mir also ein Haus kaufe und mich dafür ordentlich verschulde ist es also nach Ihrem Vernehmen nach sinnvoller sich weiter zu verschulden um das Haus zu modernisieren als evtl. zuerst mal einen Teil der Schulden zu begleichen? Mag in der Wirtschaft mit nicht haftbaren Managern heute Gang und Gäbe sein, bei Privatleuten ist es nicht der Fall.

Das Problem ist die geringe Rendite in der Airlinebranche. Man kann mit den Gewinnen Schulden verringern oder in Zukunftsfähigkeit investieren. Für beides reichen leider die Gewinne nicht. Die Lufthansa - wie die meisten Airlines - haben sich für die Zukunftsfähigkeit entschieden, wahrscheinlich weil man sich gesagt hat, dass ein schuldenfreies Unternehmen nichts nützt, wenn man gegen die Konkurrenz nicht mehr bestehen kann.
Man hat also das Haus sicherer gemacht, dafür aber Schulden in Kauf genommen.
Kann man anders machen, aber ganz blöd ist es auch nicht.

SARS, Ebola, spanische Grippe (deutlich schlimmer als Covid19) sind nach Ihrem Kenntnisstand also etwa um die 30.000 Jahre her oder interpretiere ich Ihre Aussage falsch?

Irgendwie schon. Gemeint ist natürlich, dass man ein Unternehmen wie die Lufthansa nicht nach dem Eintreten eines historisch unwahrscheinlichen Falls (weltweiter monatelanger Lockdown) ausrichten kann. Falsch! Kann man natürlich schon. Dann hat man aber im Wettbewerb sofort verloren.

Er hätte nicht besser in eine Klimaanlage investiert, sondern die Schulden getilgt und in der Hitzewelle nachts gelüftet.

Das ist das Problem. Lüften eines Hauses ist investitionsneutral. Das Abkühlen einer Fluggesellschaft leider nicht.

Dieser Beitrag wurde am 07.05.2020 08:04 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.05.2020 - 08:04 Uhr
UserLH_HON
User (17 Beiträge)
Und bzgl. andere können es besser:
Konkrete Frage: wer?
(gleiche Branche, bzw. ebenfalls 0€ Cashflow)
Wenn so jemand als CEO nicht versucht frühzeitig Wege für die Luquiditätssicherung zu finden, würde ich mir Sorgen machen!
Beitrag vom 07.05.2020 - 08:39 Uhr
UserEricM
User (5501 Beiträge)
Denn es waren gerade die von Ihnen so gelobten aber vertrottelten Politiker mit ihrem "negativem" Wissen, welche die LH in die jetzige Situation brachten.

Selbst wenn Deutschland entschieden hatte, dass sagen wir mal eine Million Tote durch Covid-19 akzeptabel seien und daher keine Reisewarnung ausgesprochen hätte, wäre LH heute in der exakt gleichen Lage in der sie auch real ist:

Fast keine Flüge zu fast keinen Zielen, weil die Grenzen weltweit zu sind und Ausländer (aus Sicht des Ziellandes, also wir) entweder gar nicht einreisen dürfen oder erstmal 2 Wochen in Quarantäne müssen.

Von daher halte ich eher Ihre ständigen unsachlichen Beschimpfungen von Politikern für "vertrottelt".
Beitrag vom 07.05.2020 - 09:17 Uhr
UserJumpfly
User (438 Beiträge)
@LH_HON und gordon
Vielen Dank für die sachlichen Antworten. Natürlich ist der Vergleich mit dem Privatmann nur bedingt sinnvoll und auch überspitzt dargestellt. Andererseits muss allerdings auch zugestehen, dass 0€ Cash Flow jetzt auch nicht stimmen. Es gab zahlreiche Rückholflüge (oft mit Passagieren die dann doppelt gezahlt haben), die Cargo hat ebenso Hochkonjunktur wie die Technik und Sparten wie beispielsweise IT arbeiten weiter wie immer. Man darf auch nicht vergessen, dass wir hier von 10 Milliarden für Lufthansa sprechen, Staatshilfen wie beispielsweise für Swiss und Austria werden dort getrennt verhandelt. Für das Geld kann man sogar in Berlin einen Flughafen bauen.
Unter der Annahme, dass LH die Staatshilfen wird zurückzahlen müssen hat man nun doch exakt die Position wie wenn man das Geld vorher auf Seite gelegt hätte, mit Ausnahme dass man sich die Zinsen gespart hätte wofür man ja auch schon das ein oder andere Flugzeug kaufen kann. Sollten die Annahmen stimmen, dass man sich in der Luftfahrt zwischen einer modernen Flotte mit Schuldenberg oder schuldenfrei entscheiden muss so wäre nun LH in einigen Jahren nach wie vor mit Schulden behaftet (nur die Staatshilfen zurückgezahlt) und hätte eine veraltete Flotte. Aus dieser Sicht wäre die Staatshilfe fragwürdig. Daher sehe ich diese Aussage nicht als ganz zutreffend an, bei einer Condor mag das stimmen, aber LH hat keine Altmetallflotte.
Ja die Eigenkapitalquote ist gestiegen, hatte ich ja auch geschrieben. Ist allerdings nun auch seit 2 jahren wieder rückläufig trotz Milliardengewinnen. Wäre dieses Geld zinsfrei wäre das ein guter Ansatz, ist es aber leider nicht. Man muss also einen gewissen recht großen Betrag erwirtschaften um erst einmal die Zinsen und die laufenden Kosten zu decken bevor man an Gewinn denken kann. Die Branche ist nicht margenstark, wenn man nun so viele Millionen pro Jahr auch noch auf Verzinsung ausgeben muss wird die Mrge nun nicht besser. Oder ist sie evtl. auch teilweise wegen der Überschuldungen so niedrig? Ein Unternehmen welches an der Börse keine 4 Milliarden wert ist mit 30 Milliarden Schulden, bald dann 40 Milliarden? Wie weit möchte man es denn ausufern lassen? Um es mit dem Privatmann zu vergleichen wäre dass eine 1 Mio € Immobilie die mit 10 Mio € beliehen ist. Ab wann kommt man denn dann an den Punkt an dem man entscheiden muss, dass das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich arbeitet? Wir kennen solche Auswüchse in Deutschland ja spätestens seit AB wo ohne Eigenkapital immer weiter expandiert wurde und andere Airlines aufgekauft wurden bis die Verbindlichkeiten einfach zu groß waren. Meiner Meinung nach wäre es für LH an der Zeit hier auf die Bremse zu treten. AUA hätte man nicht benötigt, hat bisher nur Geld gekostet und wird in den kommenden Jahren massive Investitionen benötigen. Bei Brussels sieht es nicht anders aus. Und dennoch hat man noch laut auf SAS oder Condor geschielt. Eine für mich fragwürdige Vorgehensweise.

Wer es besser macht als LH? Mit sehr zweifelhaften Methoden beispielsweise FR, aber ich würde gerne mit seriösen Konkurrenten vergleichen. Da fällt mir beispielsweise IAG ein. Neben der deutlich intensiveren Beschränkungen in den Kernländern Spanien und Großbritannien muss man dort deutlich mehr mit Billigfliegern konkurrieren und auch noch den Brexit vekraften. Man mag von Walsh halten was man will, aber von den Legacy Carriern in Europa finde ich IAG auch in den letzten Jahren stets vorne und bemerkenswert wie es dort geschafft wurde auch beispielsweise in Spanien umzustrukturieren. Vor IAG war Iberia wie Alitalia, stets im Minus, ineffizient und von Billigfliegern kurz vor den Ruin getrieben.

Es ist klar, dass LH nicht permanent 20 Milliarden in Cash im Keller liegen hat für den Fall dass mal eine Pandemie stattfindet. Logisch. Aber wenn das Unternehmen finanziell auf stabileren Beinen stehen würde wären Staatshilfen doch gar nicht nötig und LH könnte sich am Markt selbst finanzieren. Der Markt schätzt also LH derzeit nicht als kreditwürdig ein und das wäre ohne die Altlasten nur durch Corona sicherlich nicht der Fall. Alternativ kann es natürlich auch sein, dass der Markt LH durchaus Geld anbietet, allerdings zu Konditionen die nicht gefallen weshalb man sich nun an den Steuerzahler richtet um es möglichst für lau zu erhalten. Da wären wir dan allerdings wieder bei dem Thema Arroganz angekommen. Bleibt zu hoffen, dass LH die momentane Krise nutzt um die wichtigen Umstrukturierungen vorzunehmen. Es wird sicherlich Einschnitte für die Mitarbeiter geben, ebenso werden viele das Unternehmen verlassen müssen, aber anders geht es eben derzeit nicht.