Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Flugschüler verlieren mit Lufthansa...

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Beitrag vom 03.07.2015 - 13:48 Uhr
UserA_380
User (132 Beiträge)
Um eins vorweg zu nehmen:
Das ist definitiv keine schöne Situation für die NFF und sie tun mir da auch leid. Durch Werbung seitns LH entstanden Erwartungen bei den NFF, die nun bei weitem nicht erfüllt werden.

An der Stelle hört mein Mitleid allerdings auch schon auf. Leider trifft man im aktuellen Meinungsbild unter den NFF schon auf eine Mentalität, mit der sich die VC-Piloten in den letzten anderthalb Jahren schon äußerst unbeliebt in der Bevölkerung gemacht haben.
Konkret findet man eine Arroganz und Erwartungshaltung, bei der von dem zukünftigen Arbeitgeber (der LH)erwartet wird, dass man zu besten KTV-Bedingungen angestellt wird und ja kein Bisschen an Nestwärme verlieren darf.
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Gebe ich Ihnen Recht, gerade die kapitalgedeckte Altersversorgung funktioniert mangels erzielbarer Rendite an den Kapitalmärkten nicht.

Der Markt hat sich jedoch gewandelt und eigentlich sollten alle NFF froh sein, dass sie bisher noch keinen cent für diese teure Ausbildung zahlen mussten, verglichen mit den tausenden Flugschülern, die sich den ATPL auf eigene Kosten finanzieren mussten. Hinzu kommt, dass sie sogar sehr gute Chancen haben, entweder eine komplett kostenlose Ausbildung genossen zu haben, oder im anderen Fall mittelfristig eine Anstellung zu marktüblichen Bedingungen zu erhalten... KTV wäre nämlich nicht marktüblich, sondern deutlich darüber. Stattdessen wird selbst bei EWG ein festes, mindestens durchschnittliches Gehalt gezahlt und kein Pay2Fly.
>

Die Schulung ist nichts wert da sie bei Lufthansa erst nach der Unterschrift des ersten Arbeitsvertrages beendet wird (Linetraining) und zudem lediglich eine Operator-gebundene MPL ist. In anderen Worten: keine Einstellung bei der Lufthansa = keine Möglichkeit die MPL später (nach dem Erreichen der Mindeststundenzahl) in eine ATPL umschreiben zu lassen.

Leider wird das Thema der Wartezeit während, nach oder vor der Ausbildung hier leider in ein falsches Bild gerückt.
Zum einen sollte erwähnt werden, dass Lufthansa da niemanden alleine lässt. Soweit ich weiß, wird jedem NFF, egal in welchem Stand der Ausbildung, angeboten, Wartezeiten mit gut bezahlten Praktika im LH-Konzern zu überbrücken. So ist man beschäftigt, lernt das Arbeitsumfeld oder weitere Bereiche des Konzerns kennen, verdient etwas Geld und kann sich so insgesamt weiterbilden. Ich kenne viele NFF, die dieses Angebot von der LH angenommen haben. Leider habe ich darüber hier noch gar nichts gelesen was mich denken lässt, dass die NFF, die sich beschweren, sich auch zu fein dafür sind, innerhalb des Konzerns mal über den Tellerrand zu schauen.
>

Nur weil Sie noch nichts drüber gehört haben heißt das nicht dass es nicht passiert. Sie werden sich wundern was weltweit ohne Ihr Wissen so passiert ;)

Es ist definitiv so dass viele anderweitig (Praktika, Kabine etc.) untergekommen sind.

Es mag nun vielleicht etwas absurd klingen aber als NFF sollte man sich auch mal über den Vorteil, die Chancen dieser langen Wartezeiten bewusst werden. 3 Jahre sind genügend Zeit, um eine Ausbildung oder ein Studium durchzuführen, für einen anerkannten Berufsabschluss. Dann hat man sogar im Fall von Loss-of-Licence im späteren Pilotenleben ein zweites Standbein. Und da man ja eh warten muss auf den Job im Cockpit momentan, würde man dadurch nichts verlieren und nur gewinnen. Vielleicht bricht man sich so aber einen Zacken aus der Krone.

Das ist sehr blauäugig gedacht. Es ja nicht so dass die Schulung 2 Jahre durchgezogen wird und dann eine mehrjährige Wartezeit bevorsteht. Die Schulung ist in 4 Phasen gegliedert. Zwischen diesen Phasen gab es immer wieder 3- bis 12-monatige Unterbrechungen. Die Ankündigung dass es weiter geht kam mitunter erst wenige Wochen vorher.

Jetzt erklären Sie mir doch bitte mal wie man da ein Studium unterbringen soll, ich bin mehr als gespannt auf Ihre Ausführungen dazu ;)
Beitrag vom 03.07.2015 - 14:12 Uhr
UserDubi
User (9 Beiträge)
Konkret findet man eine Arroganz und Erwartungshaltung, bei der von dem zukünftigen Arbeitgeber (der LH)erwartet wird, dass man zu besten KTV-Bedingungen angestellt wird und ja kein Bisschen an Nestwärme verlieren darf.

Dieser Punkt ist -- freilich unter dem Vorbehalt eines ausgewiesenen Bedarfs an FOs -- im Schulungsvertrag fixiert; dort ist (oder war zumindest bisher) ausdrücklich die Rede von einer Einstellung im KTV. Von Arroganz kann hier also keine Rede sein.

Der Markt hat sich jedoch gewandelt und eigentlich sollten alle NFF froh sein, dass sie bisher noch keinen cent für diese teure Ausbildung zahlen mussten, verglichen mit den tausenden Flugschülern, die sich den ATPL auf eigene Kosten finanzieren mussten.

Umgekehrt: wäre die heutige Situation für die NFF vorhersehbar gewesen, hätte sich manch einer gegen die Ausbildung bei LH entschieden und auf eigene Kosten die jetzt sehr viel nützlichere CPL gemacht. Andere wiederum hätten vielleicht einen ganz anderen Berufsweg eingeschlagen.

Hinzu kommt, dass sie sogar sehr gute Chancen haben, entweder eine komplett kostenlose Ausbildung genossen zu haben, ...

... die allerdings bis FO-Checkout auf dem Arbeitsmarkt auch keinen Cent wert ist. Wer jetzt geht, hat auf dem Papier nur eins: ein paar Jahre verloren (und übrigens KEINEN PPL in der Hand). Die erbrachten Schulungsleistungen werden nirgends anerkannt. Es gibt eine Reihe NFF, die ihre Ausbildung auf eigene Kosten fortsetzen würden, wenn es denn möglich wäre. Leider müssten sie bei einer anderen Schule ganz von vorn anfangen.


Es mag nun vielleicht etwas absurd klingen aber als NFF sollte man sich auch mal über den Vorteil, die Chancen dieser langen Wartezeiten bewusst werden. 3 Jahre sind genügend Zeit, um eine Ausbildung oder ein Studium durchzuführen, für einen anerkannten Berufsabschluss.

Das stimmt, klingt gar nicht absurd und deshalb ist auch schon mancher NFF vor Ihnen auf diese Idee gekommen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Wartezeiten kein bisschen planbar sind. Sie dürfen nicht glauben, dass irgendjemand wusste, dass er 3 Jahre oder länger warten würde. Man ist von vielleicht 1, höchstens 2 Jahren ausgegangen, um nachher immer weiter vertröstet zu werden. Und LH hat meines Wissens nie besonderes Verständnis dafür gehabt, dass man sich in der Zwischenzeit vielleicht sinnvoll beschäftigen oder zumindest seinen Lebensunterhalt bestreiten möchte. Dementsprechend lebt ein NFF in Wartezeit permanent auf Abruf, denn erfahrungsgemäß kommt das Jobangebot irgendwann recht kurzfristig hereingeschneit.

Dieser Beitrag wurde am 03.07.2015 14:13 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.07.2015 - 14:36 Uhr
UserTrijet
User (144 Beiträge)
Ab wann gilt eigentlich der Ausbildungsvertrag als erfüllt? Ab einer gewissen Erfahrung lässt sich ja die MPL auf einen "vollwertigen" ATPL umschreiben. Ist das schon mit Erfüllung des Ausbildungsvertrags seitens LFT möglich? Oder fehlen dem Kandidaten dann noch Flugstunden für den ATPL?
TK hat ja meines Wissens nach das Ausbildungskonzept von der LFT 1:1 übernommen und ich weiß von NFF, die sich erfolgreich auf TK umschreiben lassen konnten. Vielleicht werden in Zukunft noch mehr Airlines das MPL-Training der LFT für die eigene Ausbildung anrechnen. Dann kommt nämlich auch die LH ganz schnell in die Not, dass die Flugschüler plötzlich alle eine Chance haben zu flüchten.

Natürlich sind die Wartezeiten nicht planbar. Glücklicherweise sind die Studiengänge seit Bologna so modular aufgebaut, dass sich das Studium mit der Pilotenausbildung bei der LFT inzwischen sehr gut kombinieren lässt, da sich so auch kurzfristig leicht freigestellte Semester einrichten lassen, in denen dann die Pilotenlaufbahn weitergeht.
Hat man dann erstmal den Sprung in das Cockpit geschafft, ist es einem selber überlassen, ob man dann das angefangene Studium berufsbegleitend beendet oder eben weiter ausschließlich fliegt.
Ich bleibe dabei, dass ich das für eine gute Lösung halte.
Es soll aber nicht so klingen, dass ich hier jetzt eine große neue Idee präsentieren möchte - ich denke, dass die meisten der aktuell wartenden NFF auch genau diesen beschriebenen Weg gehen. Mich stört eben nur, dass in allen Meldungen zu diesem Thema immer der Eindruck vermittelt wird, dass alle NFF in ihrer Wartezeit faul zu Hause sitzen müssen.

In allen Bereichen ist es ja nun mal so, dass es immer die unflexibelsten und engstirnigsten Menschen sind, die sich am lautesten beschweren...
Beitrag vom 03.07.2015 - 17:11 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
Man benötigt 1500 Flugstunden, um den MPL in eine ATPL umschreiben zu lassen.
Beitrag vom 03.07.2015 - 20:13 Uhr
Userfbwlaie
User (4881 Beiträge)
@Viri,
es gibt noch den frozen ATPL. Mit dem kann man professionell arbeiten, weil man einen IFR-CPL hat. Mit einem type rating kann man dann auch bis 20t (?) als Captain fliegen.

Bevor man sich allerdings auf dem Markt einen Job suchen, benörigt man meist mehr als die 500 als vollwertiger Co auf dem Verkehrsflieger...

Mit 2000 Std bei z. B. Eurowings hat man schon etwas in der Hand. Bis der Überhang an NNFen abgebaut ist und der Marktwert steigt, dürfte man allerdings noch etwas warten müssen...



Beitrag vom 03.07.2015 - 20:36 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
@Viri,
es gibt noch den frozen ATPL. Mit dem kann man professionell arbeiten, weil man einen > IFR-CPL hat. Mit einem type rating kann man dann auch bis 20t (?) als Captain fliegen.

Den frozen ATPL bzw den CPL hat man aber nicht, wenn man die MPL Ausbildung macht. Den kriegt man nur über den "herkömmlichen" Weg einer Ausbildung an einer Flugschule.

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