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Beitrag vom 19.02.2013 - 22:53 Uhr
User1. FC Köln (TOGA)
User (137 Beiträge)
Ich habe diesen Montag in der polnischen Zeitung Dziennik gelesen, dass LOT nicht beabsichtigt, Schadenersatzforderungen vor Gericht gegen Boeing geltend zu machen, sondern dass LOT auf aktive Unterstützung bei der vorübergehenden Ersatzbeschaffung von 767 und 777 hofft.

Ich denke, in der aktuellen Situation wird LOT eine kurzfristige deutliche finanzielle Unterstützung einer Vertragsstrafe gegenüber vorziehen: Was nutzt mir das Recht auf Vertragsstrafe, die erst in mehreren Monaten fällig wird (zu dem Zeitpunkt, wann der Flieger planmäßig ausgeliefert werden sollte), wenn ich morgen in Konkurs bin? Wenn die EU die schon erteilte Finanzspritze als nicht rechtens zurück weisen sollte (wie im Falle Malev), dann war es das wohl mit Lot. Die entsprechenden Finanzmittel wird Lot kaum aus eigenen Mitteln zurück zahlen können. Die Entscheidung der EU soll polnischen Medienberichten zufolge noch im März fallen, jedoch bin ich mir dessen nicht sicher.

Daher wird der Lot möglicherweise kurzfrisig durch Boeing geholfen werden können. Lot verzichtet auf Vetragsstrafe in erheblichen Millionengrößenordnungen, bekommt dafür von Boeing die Ersatz-Maschinen für eine bestimmte Zeit extrem günstig zur Verfügung gestellt, oder finanzielle Hilfe von Boeing in anderer Form.

Vorteil Lot: Überleben zumindest kurzfristig gesichert
Vorteil Boeing: In Summe wird Boeing deutlich weniger zahlen, als der Lot Vertragsstrafe zustehen würde und die Maschinen müssten nicht storniert werden

Dieses Szenario ist zwar nur ein Gedankenspiel, aber von der Grundidee her gar nicht so unrealistisch.

Darüber hinaus frage ich mich allerdings, welche Gesellschaft derzeit an Lot Interesse haben sollte. LH? Wohl nicht wirklich.
Eine der Stärken von Lot ist das Osteuropa-Streckennetz. Da ist LH spätestens nach der AUA-Übernahme gut aufgestellt. Und mal sehen, wie sich Streckenstreichungen bei Lot diesbezüglich auswirken. Das ist also wohl kein Grund.
Als Füller für die LH-Verbindungen ab FRA und MUC? Vielleicht, dann aber nur um zu verhindern, dass Quatar und Emirates nicht noch mehr Passagiere aus Polen absaugen, denn beide sind dort inzwischen mit Kampfpreisen am Markt präsent. Bei der Lage von Lot ist das allerdings auch nicht wahrscheinlich.

TK hat gerade erst abgesagt.

Wenn überhaupt, dann scheint mir also fast ein Allianzwechsel auf Dauer wahrscheinlicher, mit einem Airline-Investor, der Osteuropa stärken will. Aber konkretes ist mir hierzu auch nicht bekannt. Was übrig bleibt, ist also zu spekulieren, ob es überhaupt weitergeht, und wenn ja, mit wem...gut sieht es leider für Lot nicht aus. Langfristig hat Polen sicherlich als Flugreisemarkt erheblich Potential. Die Frage ist aber, ob es dann die Lot noch gibt.

Gruß aus WAW

Dieser Beitrag wurde am 19.02.2013 23:17 Uhr bearbeitet.