Zwischenbericht vorgelegt
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WTO rügt USA für illegale Subventionen an Boeing

Boeing 787
Boeing 787, © The Boeing Company

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GENF / PARIS - Im Streit mit den USA um illegale Subventionen für die Flugzeugindustrie können EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich einen wichtigen Etappensieg verbuchen. In einem am Mittwoch vorgelegten Zwischenbericht der bereits vor Jahren eingeschalteten Welthandelsorganisation WTO werden nach Angaben des französischen Verkehrsministeriums massive regelwidrige Subventionen der USA an den Airbus-Konkurrenten Boeing beanstandet.

Der im Januar 2006 eingereichten Klage der Europäische Union sei in allen Kernpunkten stattgegeben worden, hieß es. Details wurden allerdings nicht genannt.

Der hunderte Seiten starke Zwischenbericht ist eine weitere Etappe in einer seit Jahren andauernden Auseinandersetzung zwischen den USA und der EU um illegale Beihilfen im Flugzeugbau. Beide Seiten werfen sich vor, Airbus und Boeing unfair zu subventionieren; in beiden Fällen laufen Prozesse bei der WTO.

Boeing sieht sich in Opferrolle

Der US-Flugzeugbauer Boeing fühlt sich allerdings weiterhin als Opfer und verteidigt erhaltene Beihilfen der US-Regierung. "Keine der Praktiken hat den marktverzerrenden Einfluss einer Anschubfinanzierung oder erreicht auch nur die schiere Größe der europäischen Subventionspraktiken", teilte der US-Konzern am Mittwoch bereits vor der Übergabe des Zwischenberichts mit.

Airbus hofft dagegen auf eine Beendigung des Streits. "Mit der Vorlage beider Berichte ist es nun an der Zeit, die gegenseitigen Schuldzuweisungen einzustellen und Verantwortung zu übernehmen", kommentierte Kommunikationschef Rainer Ohler am Abend. "Eine Grundlage für gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen in der weltweiten Flugzeugfertigung kann erst dann geschaffen werden, wenn wir den Rechtsstreit endlich einstellen und eine Verhandlungslösung suchen - für ein Verfahren, das schon lange keine rein transatlantische Angelegenheit mehr ist."

EU sieht sich im Streit mit Boeing bestätigt

In einer ersten Stellungnahme äußert sich die EU zufrieden. Die Analyse der WTO sei sehr gründlich, sagte EU-Handelskommissar Karel De Gucht am Mittwochabend in Brüssel. "Eine detaillierte Analyse ist nötig, aber ich bin immer mehr davon überzeugt, dass die Frage von Subventionen für Flugzeugbauer nur mit Verhandlungen gelöst werden kann", meinte der belgische Kommissar.

Im Fall der Klage der USA gegen die EU hat die Welthandelsorganisation bereits ihren Abschlussbericht vorgelegt. In ihm kam sie unter anderem zu dem Ergebnis, dass Teile der rückzuzahlenden Anschubfinanzierung für den Großflieger A380 illegale Exportsubventionen seien. Die Europäische Kommission legte gegen einen Großteil des Abschlussberichts vom 30. Juni Berufung ein. Der Zwischenbericht der WTO zur EU-Klage gegen die USA hätte eigentlich bereits im Juli 2008 vorliegen sollen. Mit dem Abschlussurteil wird nun im ersten Halbjahr 2011 gerechnet.
© dpa | Abb.: Boeing | 15.09.2010 13:28

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Beitrag vom 20.09.2010 - 16:57 Uhr
 http://www.aero.de/news-11088/WTO-Bericht-erwartet---Boeing-sieht-sich-als-Opfer.html
Zumindest mir erscheint hier durchaus auch etwas Humor angebracht,
zum Thema/Titel "WTO rügt USA für illegale Subventionen an Boeing".

Dazu nurmal Zitate aus Wiktionary zum Wort "Rüge":

"Bedeutungen: Ermahnung ohne negative Konsequenzen ...

Synonyme: Ermahnung, Rüffel

rügen, Synonyme: ermahnen, tadeln

Beispiel:

Hier gab es nichts zu rügen, bei dieser Lieferung war alles in Ordnung." :-)
Beitrag vom 18.09.2010 - 10:38 Uhr
Das beide "gesündigt" haben wird von den meisten Usern hier wohl akzeptiert. Der Streit wer der größere Sünder ist wird wohl bis auf weiteres endlos weitergehen mit Revisionen und Interpretationsdebatten. Für mich ist es sachlich völlig unmöglich das beide Kontrahenten eine gemeinsam anerkannte Basis für eine Beurteilung finden.

Es geht ja nicht nur um direkte nachweisbare Verstöße. Wenn beispielsweise ein Bundesland/Staat eine Forschungseinrichtung baut oder bezuschusst deren Forschungsergebnisse ausschließlich oder überwiegend einem Unternehmen dienen wie soll man das bewerten?. Auch simple Infrastrukturmassnahmen sind oft direkt auf den Nutzen einer Firma ausgerichtet auch wenn die Begründung oft anders lautet (z.B. Emssperrwerk Meyers-Werft) Zudem wird zunehmend international gefertigt und solche indirekten Zuschüsse gibt es in fast allen am Bau beteiligten Ländern. Das kann doch niemand mehr wirklich überblicken und dazu kommt noch die eigene "Interessenbrille" bei der Beurteilung.

China wird sich jedenfalls einen Dreck um solche WTO-Spielchen scheren und Boeing und Airbus sollten einen Vertragsfrieden schließen. Der Streit ist von der Zeit überholt worden.
Beitrag vom 16.09.2010 - 16:32 Uhr
Der WTO-Boeing-Bericht wird vermutlich ähnlich aufgebaut sein wie das Airbus-Verdikt.

Den WTO-Airbus-Bericht mit 1047 Seiten in feinem juristischen Englisch habe ich überflogen. Viele der „Findings“ lassen mächtig Interpretationsspielraum; die Zahlungen als solche werden zwar zweifelsfrei festgestellt, strittig ist aber häufig ob es sich um eine unzulässige Subvention gehandelt hat, oder noch schwieriger, wie hoch der unerlaubte Subventionsvorteil denn tatsächlich war; z. B. bei Zinsvorteilen.

Wollte man beide Berichte tatsächlich in Mark und Pfennig vor Gericht ausstreiten, wäre man das nächste Jahrhundert beschäftigt. Es bleibt also für EU und USA nur der Weg einer gütlichen Verhandlungslösung

Sobald eine Kopie des Boeingberichtes auftaucht, sollte man also nur vergleichen, ob die „Findings“ ähnlich oder gravierender als bei Airbus sind.

Die bisherigen Andeutungen zum Boeingbericht lassen vermuten, daß sich die Position von Airbus im Tankerdeal und bei anderen zukünftigen US-Rüstungsdeals verbessert.

Gruß Gustl


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