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Air Ocean Airlines geht schon wieder die Puste aus

Air Ocean Airlines An-148
Air Ocean Airlines An-148, © Air Ocean Airlines

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KIEW - Mit zwei in Russland gebauten Antonow 148 war Air Ocean Airlines im Herbst 2021 an den Start gegangen. Zwei Monate lief der Flugbetrieb, nun aber muss die ukrainische Airline eine Pause einlegen: keine der Antonows sei aktuell verfügbar, sagt sie. Doch stimmt das auch?

Ist das Abenteuer schon vorbei? Oder kommt Air Ocean tatsächlich bald zurück? Aufgrund einer akuten Knappheit an Fluggerät sei man gezwungen, den Betrieb bis zum 15. März zu unterbrechen, teilte die neue ukrainische Airline am vergangenen Samstag auf ihrer Webseite mit.

Grund seien Verzögerungen bei der Lieferung neuer Maschinen - in Kombination mit "einer planmäßigen Wartung von derzeit in Betrieb befindlichen Flugzeugen."

Fluggäste, die im fraglichen Zeitraum auf einen Air Ocean-Flug gebucht waren, sollen ihr Geld zurückerhalten - können die Buchung laut Air Ocean aber auch"mit offenem Abflugdatum" aufrechterhalten und sich auf diese Weise 50 Prozent Rabatt auf ihre nächste Reservierung sichern. "Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten", so die Airline weiter.

Air Ocean Airlines ist ein privates Airline-Startup mit Sitz am Flughafen Kiew-Schuljany. Im vergangenen Jahr gegründet, nahm Air Ocean am 30. Oktober 2021 den Flugbetrieb auf und bediente mit ihren beiden An-148 die ukrainischen Inlandsziele Lwiw (Lemberg) im Westen, Saporischschja im Süden und Charkiw im Osten des Landes.

Dazu kam mit Czernowitz in der Bukowina eine weitere Destination, auf der Air Ocean jedoch nicht selbst flog, sondern Mitbewerber Motor Sich Airlines im Wet Lease operieren ließ. Ihre An-148, Kennzeichen UR-CTC und UR-CTF, hatte Air Ocean zuvor aus Russland bezogen. Dort waren die Jets vor etwa zehn Jahren auch gebaut worden - zu einer Zeit, als Russland und die Ukraine bei Luftfahrtprojekten noch gemeinsame Sache machten.

Eigentümer der beiden Antonows, die über Moldawien als Drittland zu Air Ocean stießen, ist laut Informationen des russischen Nachrichtenportals Kommersant die Leasingfirma CAL2 aus Zypern. CAL2 wiederum kaufte die Flugzeuge kurz vor der Übergabe an Air Ocean vom staatlichen russischen Leasinggeber Ilyushin Finance (IFC), der sie an die russische Fluggesellschaft Angara vermietet hatte.

Noch immer sind die Antonows in den Angara-Grundfarben lackiert. Die russische Flagge und das russische Kennzeichen am Heck sind lediglich mit Aufklebern überdeckt worden.

Gründe überzeugen wenig

Warum für (mutmaßlich) beide An-148 schon nach zwei Monaten im Dienst ein offenbar mehrwöchiger Wartungsaufenthalt ansteht, ist unklar. Zumindest wäre ein solches Wartungsintervall lange im Voraus bekannt und entsprechend planbar, weshalb die offizielle Begründung von Air Ocean zur Einstellung des Flugbetriebs eher fadenscheinig klingt.

Auch das Argument, die Ankunft neuer Flugzeuge verzögere sich, wirkt vorgeschoben. Denn zwar erwartet(e) Air Ocean tatsächlich bis Ende Januar eine dritte An-148 aus Russland. Aus vorherigen Ankündigungen der Airline geht jedoch hervor, dass diese primär zur Erweiterung des Streckennetzes gedacht war. Man sah sich bis vor Kurzem also noch in der Lage, die bestehenden Ziele auch weiterhin mit nur zwei Maschinen zu bedienen.

Neustart im März?

In der Ukraine vermuten manche Beobachter deshalb, dass Air Ocean für einen Weiterbetrieb schlicht das Geld ausgegangen sei - und man womöglich im Frühjahr, zum Beginn des Sommerflugplans, noch einmal einen Versuch wagen wird. Möglicherweise könnten die Besitzer der Airline auch zwischenzeitlich Unterschlupf beim ukrainischen Staat suchen.

Der will bekanntlich eine eigene Inlands-Fluggesellschaft ins Leben rufen und hätte bei einer Übernahme von Air Ocean zumindest schon mal Crews und Flugzeuge.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Air Ocean Airlines | 21.01.2022 15:08

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Beitrag vom 24.01.2022 - 15:18 Uhr
Vielleicht sind es auch einfach die russischen Teile im Flieger, die in der aktuellen politischen Situation nicht genutzt werden können. Aus gleichen Gründen mussten ja auch die ukrainischen An-124 und die An-225 aufwändig "entrussifiziert" und mit westlicher/ukrainischer Avionik ausgestattet werden, da russische Ersatzteile nicht mehr beschaffbar waren.


Kann ich mir nur schwer vorstellen. Es wurden zwar ein größerer Teil der Exemplare dieses Typs im russischen Woronesh (als man noch 'befreundet war) gebaut, aber der Flieger, inkl. der Triebwerke selbst ist eine ur- ukrainische, postsowjetische Entwicklung.

Ich denke es liegt eher schon an finanziellen Probleme der Airline.
Beitrag vom 24.01.2022 - 14:45 Uhr
Vielleicht sind es auch einfach die russischen Teile im Flieger, die in der aktuellen politischen Situation nicht genutzt werden können. Aus gleichen Gründen mussten ja auch die ukrainischen An-124 und die An-225 aufwändig "entrussifiziert" und mit westlicher/ukrainischer Avionik ausgestattet werden, da russische Ersatzteile nicht mehr beschaffbar waren.


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