Streik
Älter als 7 Tage

Erneut Funkstille zwischen Lufthansa und Piloten

FRANKFURT - Unmittelbar vor der zwölften Runde des Pilotenstreiks bei der Lufthansa ist der Gesprächsfaden zwischen Unternehmen und Cockpit abgerissen. Lufthansa sagte eine für diesen Dienstag geplante Verhandlungsrunde über die Vergütung der rund 5.400 Piloten im Konzerntarifvertrag ab.

Das Angebot zur Erhöhung der Gehälter habe man zurückgezogen, teilte das Unternehmen in Frankfurt weiterhin mit.

Zuvor hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ihre Mitglieder aufgerufen, an diesem Mittwoch die Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa zu bestreiken. Das ist bereits die zwölfte Streikrunde seit dem April vergangenen Jahres.

Lufthansa A320 in Frankfurt
Lufthansa Airbus A320 in Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

Cockpit begründet den erneuten Streikaufruf mit an Lufthansa gescheiterten Verhandlungen über die Frage der Übergangsversorgung. Lufthansa will das nicht stehen lassen - man habe den Piloten zuletzt ein deutlich nachgebessertes Angebot unterbreitet, hieß es am Dienstag aus Frankfurt.

Volkens: Lufthansa ist Piloten substanziell entgegengekommen

"Die Streikankündigung der VC entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit", sagte Lufthansa-Personalvorständin Dr. Bettina Volkens. "Sie ist umso unverständlicher, da wir der VC in den vergangenen Tagen substanziell entgegengekommen sind."

So habe Lufthansa angeboten, dass Piloten der Lufthansa Passage, die vor dem 01. Januar 2014 bei Lufthansa eingestellt wurden, wie bisher bereits mit 55 Jahren in die Übergangsversorgung wechseln können. Dies sei eine der zentralen Forderungen der VC gewesen.

Das durchschnittliche Ausscheidealter sollte im Gegenzug stufenweise von heute 58 auf 61 Jahre angehoben werden, erklärte Volkens. Neueingestellte Piloten sollen ihre Übergangsversorgung davon unabhängig aus eigenen Mitteln ansparen - Lufthansa könne die Kosten dafür nicht weiter tragen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 17.03.2015 13:02

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Beitrag vom 17.03.2015 - 23:49 Uhr
Leute Leute... hier wird echt viel Schwarz-Weiß gemalt nach wie vor. Bei all der Diskussion mein Senf dazu: Bestehender Vertrag ist bestehender Vertrag, da ist nichts dran zu rütteln, egal auf welchem Planeten die LH Führungsriege lebt. Vehement auf der Übergangsversorgung für Neueinstellungen bis in alle Ewigkeit zu bestehen ist aber ebenso realitätsfern. Dass man so vehement auf diesem Punkt beharrt zeigt ja, dass man das Ganze als Vorwand für tiefgreifendere strategische Forderungen verwendet.

Bei aller Liebe und Solidarität: NUR für die neuen Kollegen die noch nichtmal einen Arbeitsvertrag haben legt man kein Unternehmen mit weit über 100.000 angestellten lahm.

Beide Seiten machen fehler, aber diese ewige Streikerei geht einem einfach auf die Nerven und so wirklich nachvollziehen kann man mittlerweile auch keine der beiden Seiten mehr. Bessere Öffentlichkeitsarbeit macht aber auf jeden Fall die LH Spitze...
Beitrag vom 17.03.2015 - 23:06 Uhr
Es ist dem (Durchschnittsdeuten) Kunden nicht zu erklären, warum er für ein ecoTicket je nach Ziel zwischen 10% (innerdeutsch) und über 100% (Langstrecke) seines Nettogehalts zahlen soll, damit die Piloten selbst im Vorruhestand ohne Probleme alle 4 mal im Jahr First-Class irgendwo hin fliegen könnten

Das ist doch reine Polemik, die Cockpitkosten (das beinhaltet alle Kosten, nicht nur das Gehalt sondern auch Simulatorstunden, Lizenzgebühren etc) machen ca. 4% des durchschnittlichen Ticketpreises aus. Angenommen die Cockpitkosten würden um 50% gesenkt werden würde ein Ticket anstatt 100 Euro, nur noch 98 Euro kosten.

In der Diskussion taucht immer mal wieder die Behauptung auf, dass die Übergangsversorgung ja kostenneutral sei, da die Nachfolgenden Piloten ja weniger verdienen und damit ja ein Pilot im Vorruhestand und ein neuer Pilot zusammen genausoviel bekommen wie der alte Pilot vorher.

Das ist fast richtig, im Schnitt kann man von annähernder Kostenneutralität sprechen. Ich erkläre das kurz, ein Kapitän im Endstufengehalt erhält 18000 Euro Brutto, ein neuer Kapitän 9000 Euro Brutto und der alte Kapitän in der Übergangsversorgung bekommt 60 % seiner Bezüge. Vereinfacht gesagt 10800, das addiert mit den 9000 des neuen Kapitäns ergibt 19800 Euro. Als erstes fällt natürlich auf, dass 1800 Euro mehr aufgebracht werden müssen. Hier darf man allerdings nicht vergessen, dass die begleitenden Kosten des Kapitäns in ÜV nicht mehr anfallen. Dazu gehören, Versicherungen, Simulatorstunden, medizinische Untersuchungen, Lizenzgebühren etc.

Denn hier gilt: Man verliert einen erfahrenen Captain (oder auch Senior FO) und bekommt einen grünen Copiloten der erst an seinen Job herangeführt wird und bezahlt trotzdem so viel wie für den Captain und muss noch zusätzlich einen Senior FO zum Captain befördern (der dann auch grad ne Gehaltserhöhung bekommt). An dieser Stelle sind bisher nur kurzfristige Einsparungen für 3 Jahre zu erwarten, danach hat es sich wieder eingependelt.

Jetzt müssen Sie mir aber erklären basierend auf welchen Zahlen Sie auf 3 Jahre kommen? Als Ersatz erhält man auch keinen grünen FO, sondern einen erfahrenen, klar auf der Kurzstrecke kommt ein neuer hinzu, aber der ist ja von allen Piloten im KTV der billigste. Bei dem neu zum Kapitän beförderten FO (Sie sprechen von Senior FO, kann aber auch ein anderer erfahrener FO werden, abhängig von der Seniorität) handelt es sich ja um den im obigen Beispiel aufgeführten Kapitän mit 9000 Euro.

Ich habe hier noch kurz eine Frage an diejenige die immer sagen, die Piloten haben sich die Übergangsversorgung selbst angespart: Warum stehen dann in der Bilanz 7,2Mrd.€ Rückstellungen der LH her?

Vorsicht, hier lohnt es sich genau zu zitieren! Es wird nicht davon geredet, dass die Piloten die ÜV selber angespart hätten, nein der Wert der ÜV ist in den früheren Tarifverhandlungen eingepreist worden. D.h. im Zuge der Verhandlungen zu anderen Tarifverträgen, z.B. für Vergütung oder Altersversorgung wurden Abstriche von Seiten der VC akzeptiert um die ÜV zu erhalten. Bezüglich der Pensionsrückstellungen sieht man einen starken Anstieg zwischen 2013 und 2014 von 4,7 auf 7,2 MRD Euro. Es lohnt sich auch hier genauer hinzuschauen. Dann stellt man fest, dass für alle LH Mitarbeiter weltweit die Rückstellungen angestiegen sind. Das ist den niedrigen Zinsen auf der einen Seite, aber vor allem dem schlechten Management des Renten-Trusts von Seiten LH geschuldet. Hier empfehle ich eine kurze Rückschau: LH hat sich vor über 10 Jahren dazu entschieden die Betriebsrenten in einen Trust auf Malta auszulagern, welcher das Kapital in Rentenfonds investiert. Da es sich um Renten handelt, muss die Eigentümerin des Trusts etwaige Verluste ausgleichen. Zur Deckung der Kosten muss der Trust eine Rendite von 6% erreichen, das hat dieser auch bravourös gemeistert und sogar einige Jahre über 10%. Momentan herrscht eine Niedrigzins Politik, sprich um die Deckung des Trusts zu sichern muss LH im Moment Kapital zuschießen. Wäre man vorausschauend mit dem Trust umgegangen, hätte man die Gewinne aus den Jahren mit über 10% Zinsen im Trust selber reinvestiert und hätte somit heute die Möglichkeit die Verluste auszugleichen. Stattdessen wurden die Gewinne verbucht und sind jetzt futsch...

Zum Thema „Es geht ja eigentlich um was anderes“
Um was denn? Ich bitte hier die VC mal Klartext zu reden. Geht aber wahrscheinlich nicht, da es da um Dinge geht die Arbeitnehmer bzw. deren Vertreter rechtlich gar nichts angehen und damit würde das Streiken aus diesem Grunde sogar einen Rechtsbruch darstellen.

Nein, beim Streik geht es um die ÜV, es gibt aber neben dieser Baustelle noch etliche weitere. LH hat ja munter Tarifverträge gekündigt und natürlich kann man auch Teile der ÜV diesmal wieder woanders einpreisen. Der Öffentlichkeit ist ja nicht annähernd das Ausmaß dieses Streits bekannt. LH möchte, wie die meisten anderen DAX Unternehmen auch, Produktion von der Marke trennen. Sodass der Kunde in eine LH Flugzeug einsteigt und das Produkt erlebt, wobei die Produzierenden aber Mitarbeiter der im Moment am günstigsten anbietenden Tochterfirma sind. Kennt man ja von der Post bzw. DHL z.B. Es hält der gelbe Sprinter vor der Haustür, DHL steht drauf, der Mitarbeiter (in DHL Uniform) arbeitet aber für HansWurst Logistik. Im folgenden Monat kommt der MA dann von ImmerBillig Logistik etc.

Zu Schlichtungen
Bisher gab es soweit ich weiß zwei Schlichtungsangebote:
Eines von der LH bei der sie das Problem der ÜV schlichten lassen wollten (Von VC abgelehnt, eine Begründung habe ich nicht gefunden, vllt. Kann die jemand nachreichen)
Eines von VC über eine Gesamtschlichtung (Von LH abgelehnt, mit der Begründung, dass da auch Punkte geschlichtet werden sollten die noch gar nicht verhandelt wurden)
Hier sehe ich persönlich die LH moralisch vorn

Die Moral würde ich hier raus lassen, die ist schon lange zu Grabe getragen worden! Die ÜV Schlichtung wurde von der VC nicht abgelehnt, sondern stattdessen wurde eine Gesamtschlichtung angeboten. Was macht es für einen Sinn jetzt ein halbes Jahr die ÜV schlichten zu lassen um dann nach dessen Abschluss direkt in den nächsten Tarifstreit zu gehen. Das Thema Altersversorgung ist ja auch noch ausstehend und dagegen sind die ÜV Probleme Peanuts.

Das sind bei einen Durchschnittseinkommen von 250.000€ ein produktiver Stundenlohn von ca. 140€.

250.000 Euro Durchschnittseinkommen gibt es für Piloten, aber nicht bei LH. Für solch einen Stundenlohn (140 Euro) müssen Sie nach China gehen, die zahlen tatsächlich so viel!
Beitrag vom 17.03.2015 - 22:51 Uhr
[quote=Sven381]Es ist dem (Durchschnittsdeuten) Kunden nicht zu erklären, warum er für ein ecoTicket je nach Ziel zwischen 10% (innerdeutsch) und über 100% (Langstrecke) seines Nettogehalts zahlen soll, damit die Piloten selbst im Vorruhestand ohne Probleme alle 4 mal im Jahr First-Class -irgendwo hin fliegen könnten[/quote]

Das ist doch reine Polemik, die Cockpitkosten (das beinhaltet alle Kosten, nicht nur das Gehalt sondern auch Simulatorstunden, Lizenzgebühren etc) machen ca. 4% des durchschnittlichen Ticketpreises aus. Angenommen die Cockpitkosten würden um 50% gesenkt werden würde ein Ticket anstatt 100 Euro, nur noch 98 Euro kosten.

[quote=Sven381]



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