Guillaume Faury
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"Traurig, aber wir werden das A380-Aus nicht bereuen"

Guillaume Faury
Guillaume Faury, © Andreas Spaeth

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HAMBURG - Airbus Vorstandschef Guillaume Faury antwortet auf die Kritik von Emirates-Chef Sir Tim Clark aus seinem Interview mit aero.de. Teilweise stimmt er Clark zu - doch im Fall der A380 widerspricht Faury. Bereuen werde Airbus das vorzeitige Produktionsende der A380 nicht.

Die Order von Emirates über 50 Airbus A350 auf der Dubai Air Show wurde erst in allerletzter Minute Wirklichkeit. Das ganze ging so schnell, dass Airbus nicht einmal Zeit hatte, die entsprechende Pressemitteilung zur Verteilung in der Pressekonferenz zu drucken, auf der die Bestellung verkündet wurde.

Dies wurde jetzt am Rande einer Veranstaltung in Hamburg bekannt, auf der Airbus-CEO Guillaume Faury vor Journalisten des Mediennetzwerks Luft- und Raumfahrt auftrat.

Dabei hatten die Airbus-Verantwortlichen offensichtlich Dinge im Hinterkopf, die Sir Tim Clark, Chef von Emirates, kürzlich in mehreren Interviews geäußert hatte. Clark hatte gesagt, er gehe nicht von Emirates-Flugzeugbestellungen auf der Luftfahrtschau aus, und das war offenbar anfänglich auch der Fall.

Auch die eigentlich erwartete Bestellung von A330neo-Flugzeugen kam bisher nicht zustande, weil Clark nicht die von ihm gewünschten Triebwerke in angemessener Zeit erhält, wie er gegenüber aero.de kritisiert hatte. In dem Interview warf er den Herstellern allgemein vor, zu viel zu versprechen und zu wenig davon einzuhalten.

"Wir sind sehr dankbar darüber, dass sie bei uns 50 A350 bestellt haben," sagte Guillaume Faury jetzt in Hamburg gegenüber aero.de. "Ich glaube in Bezug auf die A350 enttäuschen wir nicht. Die Tatsache, dass Emirates gleich nach diesen Aussagen von Tim Clark die A350 bestellt, ist ein sehr starkes Bekenntnis und Beweis für die Stärke der A350."

Gefragt nach der allgemeinen Kritik Clarks ging Faury ausschließlich auf Airbus ein. "Wenn wir uns selbst anschauen, wo wir enttäuschen, dann sehen wir Schwierigkeiten im Hochfahren der Produktion unseres Blockbusters A320," so Faury.

"Ich denke nicht, dass wir auf der Produktseite enttäuschen, eher im Gegenteil. Aber es stimmt, wir stehen stark unter Druck die Produkte, die wir versprochen haben, schneller zu liefern - und damit hatten wir Schwierigkeiten, die wir jetzt versuchen zu überwinden."

Ein wichtiges Thema zwischen Emirates und Airbus ist das Ende der A380-Produktion 2021. Emirates wird insgesamt 123 A380 erhalten und betreibt heute schon mehr als die Hälfte der weltweiten A380-Flotte.

Sir Tim hatte prophezeit, Airbus werden den Tag bereuen, an dem das Programm beendet wurde. "Der Tag, an dem wir die Schließung bereut haben liegt schon hinter uns, das war zu Jahresbeginn", sagte Faury in Anspielung auf das im Februar verkündete Aus.

"Wir lieben die A380, die Passagiere tun es auch, und ich weiß, dass Tim Clark ein sehr persönliches und emotionales Verhältnis zur A380 hat wie wir auch. Und wo wir von Emotionen reden: ja, wir sind sehr traurig über die Situation. Aber werden wir das Programmende der A380 eines Tages bereuen? Ich glaube nicht."

Faury versucht, die derzeitigen und künftigen Vorzüge der A380 hervorzuheben. "Wir hätten niemals so eine erfolgreiche A350 gehabt wenn wir dafür nicht viele Dinge bei der A380 gelernt hätten. Deshalb ist die A380 in vielen Bereichen weiter am Leben, in jenen Technologien die wir in die A350 eingebaut haben - die offensichtlich ganz hervorragend in den heutigen Markt passt", betont der Airbus-Chef.

"Wenn es um Flugzeug-Architektur geht – werden wir nochmal ein Flugzeug mit einem Startgewicht von 500 Tonnen und mehr und vier Triebwerken sehen? Vermutlich nicht, weil Boeing die 747 auch herunterfährt und kein anderer Hersteller mit einem vierstrahligen Flugzeug in Sicht ist."

Guillaume Faury beharrt auch darauf, dass es richtig war, die A380 zu bauen. "Als Hersteller glauben wir, sie war ein Erfolg", verkündete er in Hamburg.

"Der kommerzielle Erfolg, den wir anvisiert hatten, ist leider nicht im erwarteten Maße eingetreten, weil sich die Welt verändert hat, weil die zweistrahligen Langstreckenjets im Stile der A350 sehr erfolgreich sind - die kommen mit der richtigen Flexibilität und Kapazität für Punkt-zu-Punkt-Flüge. Die Dinge haben sich vorwärts bewegt."

Und damit kann er leben, solange Airbus wettbewerbsfähige Produkte hat, die sich gut verkaufen. "Dies ist die Natur von Innovation, dass sie uns neue Lösungen bringt, mit denen wir uns verbessern. Wenn wir uns selbst von Zeit zu Zeit neu erfinden müssen, dann gehört das zu den Spielregeln."
© Andreas Spaeth, aero.de | Abb.: Airbus | 02.12.2019 15:19

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Beitrag vom 03.12.2019 - 21:49 Uhr
Was wollen sie uns allen beweisen, oder was haben sie für Fakten für das alles? marbu
Ist Boeing für sie der alleinige Heilsbringer?

Dieser Beitrag wurde am 03.12.2019 21:50 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.12.2019 - 20:22 Uhr
Ansonsten kann die AN124 bei den Stückkosten nichtmal mit einer 747-200 konkurrieren und die ist schon ein Dinosaurier
Haben Sie da genauere Zahlen oder ist das "einfach mal so"?
Beitrag vom 03.12.2019 - 20:00 Uhr
Boeing hat aber ein großes Ass im Ärmel: Die 747 ist der aktuell einzig neu verfügbare Frachter für übergroße Stücke. Daran würde wohl selbst eine 777XF nichts ändern. An übergroßer Fracht wird immer ein Bedarf bestehen und die aktuelle 747 Flotte kann nicht ewig weiter fliegen
Es gibt noch ein paar sehr brauchbare Modelle anderer Hersteller: z.B. AN-124. Die machen schon seit vielen Jahren einen guten Dienst und werden von Kunden aus aller Welt gebucht. Neue Triebwerke mit kleinerem Kerosinverbrauch und ein paar Updates könnten die Flieger interessant machen.

Und weil das Geschäft mit den Antonovs so gut läuft und die Wartung so günstig ist legt Volga Dnepr einige still ;)

Nachdem die lukrativen NATO Verträge ausgelaufen ist gibts für die Jungs nichts mehr zu holen außer hier und da sehr spezielle Einzelaufträge für extrem schwere Einzelstücke (Gasturbinen oder die Ge9x Triebwerke).
Ansonsten kann die AN124 bei den Stückkosten nichtmal mit einer 747-200 konkurrieren und die ist schon ein Dinosaurier


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